Sophienlust 310 – Familienroman. Bettina Clausen
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Название: Sophienlust 310 – Familienroman

Автор: Bettina Clausen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sophienlust

isbn: 9783740963583

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СКАЧАТЬ sich: Die Mutti in den Armen des fremden Mannes.

      »Und was ist dann passiert?«, wollte Ingrid wissen.

      »Mutti hat mich geschlagen, weil ich hereingekommen bin.« Doris begann zu weinen.

      Heidi kam zu ihr. »Weine doch nicht, Doris.«

      Doris schnüffelte und fuhr sich über die Augen.

      »Reden wir lieber von etwas anderem«, schlug Ingrid vor. »Erzähle uns von deinem Vati, Doris. Was macht er? Warum ist er nie zu Hause?«

      »Weil er auf einem Schiff fährt«, erzählte Doris stolz.

      »Wirklich?« Heidis Augen glänzten vor Aufregung. »Ist er ein Kapitän?«

      »Wenn er auf einem Schiff fährt, dann ist er ein Matrose«, sagte Ingrid.

      Doris widersprach ihr. »Er ist – jetzt hab ich’s vergessen. Aber ihr könnt ihn ja morgen fragen, wenn er kommt.«

      Heidi setzte sich auf Doris’ Bett. »Warst du auch schon einmal auf einem Schiff?«

      »Noch nicht. Aber irgendwann nimmt mich Vati einmal mit. Das hat er mir versprochen.«

      *

      Eric verbrachte den Rest des Tages in seinem Stammlokal. Die leere Wohnung ertrug er nicht. Er bestellte sich ein Bier, einen Klaren und ein Wiener Schnitzel.

      Der Wirt selbst bediente ihn. Die beiden kannten sich seit vielen Jahren.

      »Auch wieder einmal im Lande, Herr Peters?«

      »Ja, drei Wochen Urlaub. Trinken Sie einen Klaren mit mir?«

      »Danke, gern.« Der Wirt schenkte ein. »Wie geht’s der Familie?«

      Eric musste lachen. »Meine Tochter liegt mit Mumps im Krankenhaus, meine Frau ist mir davongelaufen. Prost!«

      »Prost«, sagte der Wirt erschrocken und kippte den Schnaps hinunter. »Das tut mir leid, Herr Peters.«

      »Das mit der Frau oder das mit der Tochter?«, fragte Eric in einem Anflug von Zynismus.

      »Beides, Herr Peters.«

      Eric winkte ab. »Meiner Frau traure ich nicht nach, und Doris wird wieder gesund.«

      »Und wo werden Sie das Kind lassen?«, fragte der Wirt und traf damit den Kern des Problems.

      Eric seufzte.

      »Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Ich möchte Doris nicht in ein Heim geben, aber«, er zuckte mit den Schultern, »eine andere Lösung fällt mir nicht ein.«

      Der Wirt wusste, dass Eric keine Verwandten hatte. »Wenn Sie wollen, höre ich mich einmal um. Es gibt doch oft alleinstehende Frauen, die gern ein Pflegekind annehmen würden.«

      Eric nickte. »Das wäre eine Möglichkeit. Auf jeden Fall besser als ein Heim. Wenn Sie etwas hören …«

      »Sage ich Ihnen Bescheid.« Der Wirt stand auf und ging in die Küche. Zehn Minuten später bekam Eric sein Schnitzel.

      Während er aß, dachte Eric an Doris. Er war froh, dass sie es so leicht aufgenommen hatte. Dass sie der Mutter nicht nachtrauerte. Denn er wollte nicht, dass das Kind einen seelischen Knacks bekam. Das war Senta nicht wert. Sie war nicht einmal wert, dass er noch einen einzigen Gedanken an sie verschwendete. Deshalb beschloss er, sofort die Scheidung einzureichen. Grund genug hatte er.

      Später, beim Betreten des Hauses, fasste Eric einen Entschluss. Er würde die viel zu große Wohnung aufgeben und eine kleinere mieten, würde die neue Wohnung selbst einrichten und alle Erinnerungen an Senta auslöschen.

      Damit begann er noch am gleichen Abend. Alles, was Senta gehört hatte, packte er in einen Koffer. Außer ihren Schmuck und ein paar Kleidern hatte sie nichts mitgenommen. Da lagen noch Kosmetikartikel von ihr. Pullover, Röcke, Bücher. Eric räumte alles weg. Gleichzeitig räumte er seine eigenen Sachen auf. Dabei fand er ein altes Fotoalbum. Auf dem Teppich sitzend blätterte er es durch. Er lachte über Bilder aus seiner Schulzeit und wurde plötzlich ernst. Da war ein Porträt, das eine ganze Seite einnahm. Es zeigte ein wunderschönes Mädchengesicht. Claudine Stoll, seine große Liebe. Wie lange war das schon her?

      Eric rechnete nach. Claudine war damals achtzehn gewesen, er vierundzwanzig. In all den Jahren später war er nie wieder so verliebt gewesen.

      Eric blätterte weiter: Claudine im Badeanzug, im Abendkleid, auf einer Schaukel im Garten und in seinen Armen. Die Aufnahme hatte eine Freundin von ihr gemacht. Eric erinnerte sich noch genau daran.

      Warum haben wir bloß nicht geheiratet, dachte er. Wir wären bestimmt glücklich geworden. Natürlich waren wir beide damals noch jung und unerfahren, aber voller Hoffnungen.

      Ob sie verheiratet ist und Kinder hat? Eric erinnerte sich, dass sie schon damals von Kindern geschwärmt hatte, ihm war das zu früh gewesen. Er hatte sich erst einmal die Welt ansehen und Erfahrungen sammeln wollen. Doch jetzt wusste er, dass es ein Fehler gewesen war, Claudine nicht sofort zu heiraten.

      Seufzend klappte Eric das Album zu. Das Porträt von Claudine hatte er herausgenommen. Er schob es in den Rahmen, in dem vorher Sentas Foto gewesen war. Während er Claudines Bild betrachtete, erinnerte er sich an tausend Kleinigkeiten. An ihre Art zu lachen und dabei den Kopf zurückzuwerfen.

      An einen gemeinsamen Sommerurlaub in den österreichischen Bergen. Damals hatte er ihr ewige Treue geschworen, und Clau­dine hatte ihn ausgelacht.

      Honigblond und lang war ihr Haar gewesen, ihre Augen grün.

      Eric überlegte: Ich bin jetzt fünfunddreißig. Also muss Claudine jetzt neunundzwanzig sein. Wie viele Kinder mag sie haben? »Ich will mindestens drei haben«, hatte sie immer gesagt. Und jedes Mal hatte er einen Schreck bekommen. Heute wäre ich froh, wenn ich drei Kinder von ihr hätte, dachte Eric. So ändert man sich.

      Er stand auf, um zu Bett zu gehen.

      *

      Doris biss in ein Brötchen mit Butter und Marmelade. Während sie kaute, hörte sie sich an, was Heidi erzählte.

      »Und einen Bernhardiner haben wir auch. Er heißt Barri. So groß ist er.« Heidis Hand zeigte waagrecht aus dem Bett.

      »So groß?« Doris hörte auf zu kauen. »So große Hunde gibt es ja gar nicht.« Fragend schaute sie zu der älteren Ingrid hin.

      Die nickte. »Natürlich gibt es so große Hunde. Bernhardiner sind so groß.«

      Doris vergaß ihr Brötchen, bis ihr der Honig an den Fingern herunterlief. »Huch.« Sie begann zu lecken. Dabei fragte sie: »Habt ihr noch mehr Hunde?«

      »Noch zwei, und außerdem zwei Kaninchen. Sie gehören mir. Weißt du, wie sie heißen? Schneeweißchen und Rosenrot. Wenn du mich einmal besuchst, darfst du mit ihnen spielen«, erlaubte Heidi großzügig. Dann aß sie die Marmelade ohne Brot und fuhr sich schnell über den Mund, als die Schwester hereinkam.

      »Seid ihr alle satt?«

      Drei der Mädchen nickten. СКАЧАТЬ