Krieg und Frieden. Лев Толстой
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Название: Krieg und Frieden

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955011987

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СКАЧАТЬ fünf und sechs Uhr abends kam Kutusow in das Hauptquartier der Kaiser, und nachdem er eine kurze Zeit bei dem Kaiser von Rußland gewesen war, begab er sich zu dem Oberhofmarschall Grafen Tolstoi.

      Bolkonski benutzte diese Zeit, um zu Dolgorukow zu gehen und sich bei ihm nach den Einzelheiten der militärischen Operationen zu erkundigen. Er hatte gemerkt, daß Kutusow über etwas verstimmt und mit etwas unzufrieden war, und daß man auch im Hauptquartier mit dem Oberkommandierenden nicht zufrieden war, und daß alle diese Herren vom kaiserlichen Hauptquartier demselben gegenüber einen Ton anschlugen, als wüßten sie etwas, was andere Leute nicht wüßten. Darum lag dem Fürsten Andrei daran, mit Dolgorukow zu sprechen.

      »Nun, seien Sie willkommen, mein Lieber«, sagte Dolgorukow, der mit Bilibin beim Tee saß. »Morgen gibt's einen großen Festtag. Was macht denn Ihr alter Herr? Er ist wohl übler Laune?«

      »Daß er übler Laune wäre, kann ich nicht gerade sagen; er hat wohl nur den Wunsch, gehört zu werden.«

      »Man hat ihn ja im Kriegsrat angehört, und man wird ihn auch weiter anhören, wenn er sich entschließt, vernünftig zu reden; aber jetzt zu zögern und noch auf irgend etwas zu warten, jetzt, wo Bonaparte vor nichts solche Furcht hat wie vor einer Entscheidungsschlacht, das ist geradezu unmöglich.«

      »Sie haben ihn ja wohl gesehen«, sagte Fürst Andrei. »Nun, was ist dieser Bonaparte für ein Mann? Was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«

      »Ja, ich habe ihn gesehen und die Überzeugung gewonnen, daß er vor nichts in der Welt solche Furcht hat wie vor einer Entscheidungsschlacht«, sagte Dolgorukow noch einmal, der auf diese allgemeine Folgerung, die er aus seiner Zusammenkunft mit Napoleon zog, offenbar großen Wert legte. »Wenn er sich nicht vor einer Schlacht fürchtete, was hätte er dann für Grund gehabt, eine Unterredung zu verlangen, Unterhandlungen einzuleiten und, was die Hauptsache ist, zurückzuweichen, obgleich doch das Zurückweichen der gesamten Methode seiner Kriegführung zuwiderläuft? Glauben Sie mir: er hat Furcht, Furcht vor einer Entscheidungsschlacht. Sein Stündlein hat geschlagen; das kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen.«

      »Aber erzählen Sie doch: was ist er für ein Mann? Wie benimmt er sich?« fragte Fürst Andrei noch einmal.

      »Er trug einen grauen Rock und wünschte lebhaft, daß ich ›Euer Majestät‹ zu ihm sagen möchte; aber ich habe ihn zu seiner großen Kränkung mit keinem Titel angeredet. So ein Mensch ist das; weiter ist über ihn nichts zu sagen«, antwortete Dolgorukow und sah Bilibin lächelnd an.

      »Trotz meiner vollkommenen Hochachtung vor dem alten Kutusow«, fuhr er fort, »muß ich doch sagen: wir wären alle gar zu töricht, wenn wir jetzt auf etwas warten wollten und ihm damit die Möglichkeit gäben, davonzugehen oder uns zu täuschen, während wir ihn jetzt sicher in unserer Gewalt haben. Nein, wir dürfen Suworow und seinen Grundsatz nicht vergessen: nicht die Rolle dessen, der angegriffen wird, zu übernehmen, sondern selbst anzugreifen. Glauben Sie mir: im Krieg zeigt die Energie der jüngeren Leute oft richtiger den Weg als alle Erfahrung der alten Zauderer.«

      »Aber wenn wir ihn angreifen wollen, gegen welche Position sollen wir denn dann unsern Angriff richten?« sagte Fürst Andrei. »Ich bin heute bei den Vorposten gewesen; aber es war unmöglich, zu erkennen, wo er eigentlich mit seiner Hauptmacht steht.«

      Er hätte gern dem Fürsten Dolgorukow den Angriffsplan entwickelt, den er selbst entworfen hatte.

      »Ach, das ist ganz gleichgültig«, erwiderte Dolgorukow schnell, stand auf und breitete eine Landkarte auf dem Tisch aus. »Es sind alle Möglichkeiten vorhergesehen: wenn er bei Brünn steht ...«

      Und Fürst Dolgorukow setzte eilfertig und in unklarer Weise Weyrothers Plan einer Flankenbewegung auseinander.

      Fürst Andrei wollte Einwendungen machen und seinen eigenen Plan darlegen, der ja auch vielleicht ebensogut war wie Weyrothers Plan, aber den Fehler hatte, daß Weyrothers Plan bereits genehmigt war. Sowie Fürst Andrei angefangen hatte, die Nachteile jenes Planes und die Vorzüge seines eigenen zu erörtern, hörte Fürst Dolgorukow ihm nicht mehr zu und blickte zerstreut nicht mehr auf die Landkarte, sondern nach dem Gesicht des Fürsten Andrei.

      »Übrigens wird heute noch bei Kutusow ein Kriegsrat abgehalten«, sagte Dolgorukow. »Da können Sie das ja alles vortragen.«

      »Das werde ich auch tun«, sagte Fürst Andrei und trat von der Karte zurück.

      »Worüber machen Sie sich denn eigentlich Sorgen, meine Herren?« sagte Bilibin, der bisher mit heiterem Lächeln ihrem Gespräch zugehört hatte und sich jetzt offenbar anschickte, einen Scherz zu machen. »Ob es nun morgen einen Sieg oder eine Niederlage gibt, der Ruhm der russischen Waffen ist außer Gefahr. Abgesehen von unserm Kutusow ist kein einziger höherer russischer Truppenführer dabei. Die Führer sind: der Herr General Wimpffen, Graf Langeron, Fürst Liechtenstein, Fürst Hohenlohe und endlich Prischprschiprsch, wie ja alle polnischen Namen klingen.«

      »Still, still, was haben Sie für eine böse Zunge!« sagte Dolgorukow. »Es ist übrigens nicht wahr; es sind schon jetzt außer Kutusow noch zwei Russen dabei, Miloradowitsch und Dochturow, und es würde auch noch ein dritter dabei sein, Graf Araktschejew, wenn er nicht so schwache Nerven hätte.«

      »Aber ich glaube, Michail Ilarionowitsch ist vom Grafen Tolstoi wieder herausgekommen«, sagte Fürst Andrei. »Ich wünsche Ihnen Glück und Erfolg, meine Herren«, fügte er hinzu, drückte dem Fürsten Dolgorukow und Bilibin die Hand und ging hinaus.

      Bei der Heimfahrt konnte sich Fürst Andrei nicht enthalten, den schweigsam neben ihm sitzenden Kutusow zu fragen, was er über die morgige Schlacht denke.

      Kutusow blickte seinen Adjutanten finster an und antwortete nach kurzem Schweigen:

      »Ich glaube, daß wir die Schlacht verlieren werden, und das habe ich auch dem Grafen Tolstoi gesagt und ihn gebeten, es dem Kaiser mitzuteilen. Nun, und was meinst du, hat er mir geantwortet? ›Mein lieber General, ich habe mich um den Reis und die Koteletts zu kümmern; die Kriegsangelegenheiten, das ist Ihre Sache.‹ Ja, so hat man mir geantwortet.«

      XII

      Zwischen neun und zehn Uhr abends kam Weyrother mit seinen schriftlichen Plänen in Kutusows Quartier, wo ein Kriegsrat angesetzt war. Alle höheren Offiziere waren aufgefordert worden, zum Oberkommandierenden zu kommen, und außer dem Fürsten Bagration, der ausrichten ließ, daß er nicht kommen könne, waren alle zur bestimmten Stunde erschienen.

      Weyrother, der die gesamte Disposition für die bevorstehende Schlacht entworfen hatte, bildete mit seiner Lebhaftigkeit und Raschheit einen scharfen Gegensatz zu dem verstimmten, schläfrigen Kutusow, der nur ungern die Rolle des Vorsitzenden und Leiters im Kriegsrat übernommen hatte. Weyrother fühlte sich offenbar als das Haupt der Bewegung, die bereits eine unaufhaltsame geworden war. Er hatte Ähnlichkeit mit einem eingespannten Pferd, das mit einer Fuhre bergab läuft. Ob er zog oder vorwärts gedrängt wurde, wußte er selbst nicht; aber er jagte mit größtmöglicher Schnelligkeit dahin, ohne daß er jetzt noch Zeit gehabt hätte, zu überlegen, wohin diese Bewegung führen werde. Weyrother war an diesem Abend zweimal zum Zweck persönlicher Rekognoszierung bei der feindlichen Vorpostenkette gewesen, zweimal bei den Kaisern von Rußland und von Österreich, um ihnen Bericht zu erstatten und die nötigen Mitteilungen zu machen, und dann noch in seiner Kanzlei, wo er die Disposition in deutscher Sprache diktiert hatte. Sehr erschöpft kam er jetzt zu Kutusow.

      Er war offenbar so sehr mit seinem Plan beschäftigt, daß er sogar den schuldigen Respekt gegen den Oberkommandierenden vergaß: er unterbrach ihn mehrmals und sprach hastig und undeutlich, ohne ihm ins Gesicht СКАЧАТЬ