Alfried Krupp: Ein Lebensbild. Frobenius Herman
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Название: Alfried Krupp: Ein Lebensbild

Автор: Frobenius Herman

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066114541

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СКАЧАТЬ Interessen vertheidigenden österreichischen Metallfabrikanten auf die Dauer nur dadurch würde Stand zu halten sein, daß er auf österreichischem Boden festen Fuß faßte. Zur Gründung einer eigenen Fabrik daselbst fehlten ihm die Mittel, es blieb also nur der Ausweg, mit einem österreichischen Kaufmann nahe persönliche Beziehungen herzustellen. Er fand einen solchen in Alexander Schöller, einem geborenen Dürener, welcher seit 1833 in Wien eine Großhandlung besaß. Mit diesem vereint gründete Alfred Krupp im Jahre 1844 in Berndorf bei Leobersdorf eine Metallfabrik unter der Firma Krupp und Schöller. Die technische Leitung übernahm Krupp’s jüngerer Bruder Hermann. Bald blühte die Fabrik zu einem Werk ersten Ranges empor und ward dadurch erweitert, daß Hermann Krupp in Gemeinschaft mit Schöller auch eine Bessemer-Stahlfabrik, Aktiengesellschaft in Ternitz, und eine Nickelfabrik zu Losoncz in Ungarn gründete.

      In auffallendem Maaße begann die Essener Fabrik sich in diesen Jahren zu entwickeln; während ihr Areal im Jahre 1838 nur 2,87 ha umfaßte (weniger als in Friedrich Krupp’s letzten Lebensjahren), war es 1844 auf 4,53 ha angewachsen und die Arbeiterzahl stieg im Jahr 1843 auf 99, im folgenden auf 107 und 1845 sogar auf 122 Köpfe. Es ist hieraus ersichtlich, wie unablässig der Fabrikherr bemüht war, die Werkanlagen zu erweitern, die Leistungsfähigkeit der Fabrik zu steigern, wie selbstlos er jede Verbesserung der Einnahmen lediglich in deren Interesse verwendete und sein persönliches Wohlbehagen deren Förderung stets hintanstellte. Es ist hier der eigenthümliche Zug in Krupp’s Geschäftsleitung bereits deutlich erkennbar, welcher bis in die letzten Lebensjahre zu der mächtigen Entwickelung der Gußstahlfabrik so wesentlich beitrug, von den Einnahmen, so bedeutende Höhen sie auch erreichten, nie etwas zu kapitalisiren oder im persönlichen Interesse zu verwenden, sondern stets zu Verbesserungen und Erweiterungen der Fabrikanlagen zu benutzen. Stetig wuchsen mit der Eroberung neuer Produktionsgebiete, in deren Auffinden Krupp unermüdlich war, auch die Anforderungen bezüglich Beschaffung der Rohmaterialien, bezüglich der Räumlichkeiten und maschinellen Anlagen für ihre Ver- und Bearbeitung, bezüglich der Bedürfnisse der wachsenden Arbeitermasse. Da waren stets dringende Wünsche zu befriedigen, und der Gedanke scheint Krupp nie gekommen zu sein, seine persönlichen Bedürfnisse einmal denen der Fabrik voranzustellen oder einen ausführbaren Erweiterungsbau aufzuschieben, um eine Summe für sich und seine Familie zu kapitalisiren. Seine Fabrik erschien ihm stets die beste Kapitalsanlage und selbst die eigene Arbeitskraft und seine werthvollsten Erfindungen hielt er für am besten belohnt und verzinst, wenn er sie lediglich in den Dienst der Fabrik stellte. Wie er in dem ersten Dezennium unter dem Zwang der Noth jeden Pfennig für diese hatte ausgeben müssen, so geschah es weiter mit den großen Summen, die er später vereinnahmte, und dabei half ihm sein unerschütterliches Vertrauen in die Ausbeutungs- und Entwickelungsfähigkeit der väterlichen Erbschaft, sowie sein Bewußtsein einer unerschöpflichen Erfindungsgabe und nie erlahmenden Arbeitskraft auch den Zeiten ernster wirthschaftlicher Krisis ohne Reservefonds entgegenzutreten und sie siegreich zu überwinden.

      Hierbei kam ihm eine zweite Geschäftsregel wesentlich zur Hilfe, welche auch ein charakteristisches Merkmal seiner Geschäftsführung von Anfang an gewesen ist, und in dem Bestreben basirt, alle Bedürfnisse der Fabrik möglichst selbst mit deren eigenen Mitteln zu befriedigen. Was an Werkzeugen erforderlich war, suchte er selbst herzustellen und sparte damit den sonst in die Taschen anderer Fabrikanten fließenden Verdienst. Dieses System der Selbstfabrikation hat er stetig durchgeführt und in einem so großartigen Maßstabe entwickelt, wie es sich wohl nirgends wiederholen möchte, wie es allerdings auch nur mittelst der Einführung dieser Regel von Anfang an und mittelst der enormen hierfür verfügbar zu machenden Geldmittel ausführbar war. In Zeiten der Krisis war er aber hierdurch fast ganz unabhängig von anderen Lieferanten und entging allen durch solche etwa auszuübenden Pressionen und seinen Kredit gefährdenden Maßnahmen.

      Unermüdlich war Krupp eifrigst bemüht, seine Kenntnisse zu erweitern und als geeignetstes Mittel hierzu suchte er die zahlreichen Reisen auszunutzen, die er im Geschäftsinteresse unternehmen mußte. Namentlich war es in England, in dem Lande des Welthandels und der ausgedehntesten Industrie, wo er offenen Auges beobachtete und forschte, wo ihm die Gewißheit wurde, daß sich für sein vorzügliches Material auch ein weiter Wirkungsbezirk erschließen müßte; er selbst äußerte später, daß er hier erst einen Begriff davon bekommen habe, „welch einen umfassenden Markt eine gute Sache sich erwerben kann”. Weniger hoch schlug er das an, was er in technischer Beziehung, als in geschäftlicher, in Großbritannien lernte. Aber seinen großen Gegner und Konkurrenten auf dem Gebiete der Eisentechnik lernte er gründlich kennen und abschätzen; er fand mit klarem Blick den Punkt, wo er den Hebel einzusetzen habe, um ihn aus dem Sattel zu heben, und diesem nächsten Ziele steuerte er mit aller Energie zu.

      Wesentlichen Vortheil zog er aus seinen Reisen für seine Sprachkenntnisse, indem er in der englischen wie in der französischen Sprache sich vollkommene Fertigkeit erwarb. Dabei wußte er aus seinem Verkehr mit den bedeutendsten deutschen Technikern, aus dem eifrigen Studium der fachwissenschaftlichen Litteratur, aus allem dem Neuen und Entwickelungsfähigen, das er mit scharfem Auge entdeckte, eine praktische Verwerthung für seine Fabrik zu ziehen und erfreute sich im Kreise seiner Berufsgenossen bald einer angesehenen Stellung dank der Entwickelung seines Werkes, seiner geschäftlichen und technischen Kenntnisse, sowie seiner zunehmenden Erfolge auf dem Gebiete der Eisentechnik.

      Im Jahre 1844 ward ihm die erste größere öffentliche Anerkennung zu Theil, indem ihm für seine Fabrikate auf der Berliner Ausstellung vaterländischer Gewerbserzeugnisse die goldene Medaille verliehen wurde.

      Eine ernste Krisis brachte das Jahr 1848 dem aufblühenden Werke. Der wirthschaftliche Rückgang, welcher in Folge der unglücklichen politischen Verhältnisse in allen Kulturstaaten sich geltend machte, drohte auch der Gußstahlfabrik verhängnißvoll zu werden. Die Arbeiterzahl mußte auf 72 Köpfe vermindert werden, und nur ein großes persönliches Opfer konnte über die Nothwendigkeit hinweg helfen, noch eine größere Anzahl entlassen zu müssen. Krupp ließ das gesammte ererbte Silberzeug der Familie einschmelzen, um mit den hierdurch geschafften Baarmitteln der Fabrik über die schwerste Zeit hinweg zu helfen. Seitdem ward im Hause Krupp niemals wieder Silbergeräth benutzt. Nach Alfrieds Bestimmung durfte fortan nur Neusilbergeräth beschafft und zwar aus der Fabrik des Bruders in Berndorf bezogen werden.

      Von kurzer Dauer war die Krisis. Im folgenden Jahre konnten wieder 107 Arbeiter beschäftigt werden, und ihre Zahl stieg von da an ganz außerordentlich, so daß sie im Jahre 1850 auf 237 und 1852 auf 340 sich belief. Der Grund ist einerseits wohl in dem allgemeinen mächtigen Aufschwung zu suchen, welchen die ganze vaterländische Industrie noch 1848 im Kampfe gegen die der Franzosen und Engländer nahm. Wenn wir aber sehen, wie Alfried Krupp gerade in den ersten Reihen der Kämpfer sich auszeichnete, wie er allen anderen voran eilte, um dem Auslande auf dem Weltmarkte den Rang abzugewinnen, so müssen es wohl noch besonders günstige Ereignisse sein, welche dem jungen Adler die Flügel lösten und ihm den Impuls gaben zum muthigen Fluge himmelan.

       Und das Jahr 1848 bezeichnet allerdings einen außerordentlich wichtigen Wendepunkt nicht nur in der Entwickelung seiner Fabrik, sondern vor allem in dem eigenen Werdegang Krupps. Bisher war er noch immer gebunden gewesen durch die Verpflichtung, als Chef des Hauses die Interessen seiner Geschwister ebenso gut wie die seinigen zu wahren, und er war zu pflichttreu, als daß er sich zu Wagnissen hätte hinreißen lassen, welche das Vermögen der Geschwister etwa durch seine Schuld gefährdet hätten; er war an große Vorsicht in allen seinen Unternehmungen gebunden. Nun war im Jahre 1844 der Bruder Hermann ausgeschieden und 1848 trat auch der zweite Bruder Friedrich aus dem Verbande; Alfried übernahm vom 24. Februar ab die Fabrik auf seine alleinige Rechnung. Die hierbei nothwendige Vermögensauseinandersetzung mag auch nicht ohne Einfluß auf die erwähnte wirthschaftliche Krisis gewesen sein.

      Mit diesem 24. Februar ward er nun frei von jeder Rücksichtnahme auf anderweitige Interessen, er hatte nur noch eine Verantwortung, die vor sich selbst und vor dem idealen Bild seiner Lebensaufgabe, das er tief in der Brust trug. Diesem Treue zu wahren, dessen hellen Glanz durch keine Handlung zu beeinträchtigen, ihm zum Siege und zur allgemeinen Anerkennung zu helfen, das ward allein die Richtschnur seiner Handlungen. Das löste СКАЧАТЬ