Название: Butler Parker 145 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740933678
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»Woher, zum Teufel, hat man von Ihrem Besuch in diesem Denkmalamt gewußt?« fragte Mike Rander. Der etwa vierzigjährige Anwalt war groß, schlank und glich einem bekannten James-Bond-Darsteller. Seine Bewegungen waren lässig und geschmeidig zugleich. Mike Rander, mit dem Parker vor Jahren zusammen war, wirkte auf den ersten Blick vielleicht ein wenig phlegmatisch, doch das täuschte. Wenn es sein mußte, konnte er in Sekundenschnelle zum harten Einzelkämpfer werden.
Nach seiner Rückkehr aus den Staaten war er von Lady Simpson quasi vereinnahmt worden und verwaltete nun das riesige Vermögen der älteren Dame. Der Anwalt besaß zwar eine Praxis in der Curzon Street, doch die vielen Abenteuer der Lady hinderten ihn daran, sie auch voll auszuüben.
Mike Rander hatte sich im altehrwürdigen Fachwerkhaus in Shepherd’s Market in der Nähe von Hyde Park eingefunden und Myladys Gesellschafterin und Sekretärin mitgebracht.
Kathy Porter, achtundzwanzig Jahre alt, etwas über mittelgroß, schlank und sportlich aussehend, unterstützte Mike Rander bei der anfallenden Arbeit. Sie war eine ungewöhnlich attraktive Erscheinung, hatte braunes Haar mit einem leichten Rotstich und ein exotisch geschnittenes Gesicht, wozu die hohen Wangenknochen und die etwas mandelförmig geschnittenen Augen beitrugen.
Kathy Porter war in fast allen Künsten fernöstlicher Verteidigungskunst beschlagen und konnte sich fast ohne Übergang in eine wilde Pantherkatze verwandeln, wenn man sie angriff. Das allerdings sah man ihr keineswegs an. Sie glich eher einer zurückhaltenden, fast schüchternen Frau.
Lady Agatha, Kathy Porter, Mike Rander und Butler Parker hielten sich im großen Wohnraum auf. Der Butler hatte Tee serviert und wartete nun auf Myladys Antwort. Mike Rander hatte sich an die ältere Dame gewandt, als er seine Frage gestellt hatte.
»Das war eine gute Frage, mein lieber Junge«, schickte Lady Agatha voraus, »und Mr. Parker wird sie beantworten. Sie wissen ja, daß ich mich mit Spekulationen nie abgebe.«
»Dann reiche ich meine Frage an Sie weiter, Parker«, meinte der Anwalt lächelnd, »woher wußte man von Ihrem Besuch in diesem Amt für die Denkmalpflege? Sie werden ihn ja nicht gerade per Radio angekündigt haben.
»Meine telefonische Ankündigung von Myladys Besuch erfolgte etwa eine Stunde zuvor, Sir«, antwortete der Butler, »meine Wenigkeit sprach mit dem Sekretär nicht über den Weg, Mike.«
»Sie glauben, daß er diesen Schläger engagiert hat?«
»Zeit genug hatte er bestimmt.«
»Und Mr. Stokers ist schlank und mittelgroß«, fügte der Butler hinzu, »ihm fehlt allerdings das, was man wohl eine Glatze zu nennen pflegt.«
»Unwichtige Details«, entschied die ältere Dame wegwerfend, »er wird sich eben eine Perücke übergestülpt haben. Erst vor einigen Tagen sah ich im Fernsehen einen Kriminalfilm, in dem man auch mit solch einem Trick arbeitete. Doch damit kann man eine Lady Simpson nicht täuschen!«
»Wie beruhigend, daß Sie sich an Spekulationen nicht beteiligen«, sagte Rander spöttisch, doch Agatha Simpson nahm dies gar nicht wahr. »Eben«, erwiderte sie nur«, man muß sich stets an Tatsachen halten, nur auf sie allein kommt es an, wenn man als Kriminalist erfolgreich sein will.«
»Sie haben dem Burschen doch auf die Beine zurück verholfen, Parker«, erinnerte da der Anwalt, »haben Sie bei dieser Gelegenheit etwas in seinen Brusttaschen gefunden?«
»Nichts, Sir, wenn man von einem Wettschein mal absieht, der allerdings längst verfallen ist.«
»Dann haben wir doch den Namen dieses Kerls, oder?«
»Möglicherweise, Sir«, redete der Butler weiter, »auf dem Wettschein steht der Name eines gewissen Dick Locton.«
Parkers Fingerfertigkeit konnte sich mit der eines professionellen Taschendiebes durchaus messen. Ja, er arbeitete wohl eleganter und schneller. Als er den Schläger gehoben hatte, war Parker natürlich nicht untätig geblieben und hatte die Innen- und Außentaschen des Jacketts des Untersetzten geschickt durchforscht.
»Mein Plan steht fest«, verkündete Agatha Simpson, »nach Einbruch der Dunkelheit, Mr. Parker, werde ich mir dieses Subjekt kaufen und doch noch verhören. Und dann werde ich erfahren, daß der Schläger von diesem Denkmalssekretär gekauft wurde. Es ist doch völlig klar, wer die Fackel ist und wer die Brände legt. Ich werde dem Lümmel umgehend das Handwerk legen!«
*
Lady Agatha befand sich in einer Stimmung, die man nur als äußerst aufgekratzt bezeichnen konnte. Sie freute sich bereits im vorhinein auf den Besuch des Pubs, der sich »Sunrise« nannte.
»Habe ich alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen?« erkundigte sie sich bei Butler Parker. Die ältere Dame erschien unten in der großen Wohnhalle ihres Hauses und trug eines ihrer zu weiten Tweed-Kostüme. Auf dem Kopf saß eine eigenwillige Hutschöpfung, eine Mischung aus Sturzhelm und Napfkuchen. Dieses dennoch fast zarte Gebilde wurde von zwei langen Hutnadeln gehalten, die an kleine Bratspieße erinnerten. An ihrem linken Handgelenk hing der perlenbestickte Pompadour, ohne den sie nie das Haus verließ.
»Mylady pflegen stets alle erforderlichen Vorbereitungen zu treffen«, beantwortete der Butler die Frage seiner Herrin. Er war wie üblich gekleidet und machte einen ungemein würdevollen Eindruck. Parker trug über dem schwarzen Zweireiher seinen in gleicher Farbe gehaltenen Covercoat. Auf dem Kopf saß die schwarze Melone, am linken, angewinkelten Unterarm hing der altväterlich gebundene Regenschirm.
»Die Kinder müßten jetzt bereits in Soho sein, nicht wahr?«
»Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Mylady«, versicherte Josuah Parker. Mit dem Ausdruck »Kinder« meinte Agatha Simpson selbstverständlich Kathy Porter und Mike Rander. Die ältere Dame nickte und setzte sich in Bewegung. Sie hatte den verglasten Vorflur noch nicht erreicht, als das Telefon läutete. Butler Parker begab sich an den Apparat, hob ab und meldete sich.
»Hier spricht die Fackel«, sagte eine verzerrte Männerstimme, »genau Sie wollte ich sprechen, Parker.«
»Mr. Parker, wenn ich bitten darf«, gab der Butler zurück, »soviel Zeit muß sein.«
»Sperren Sie die Ohren auf, Mr. Parker«, redete die verzerrte Stimme weiter, »Sie und Ihre Lady mischen sich da in Dinge, die Sie einen Dreck angehen. Ist das klar?«
»Keineswegs und mitnichten«, sagte Parker, »durch Ihre diversen Brandlegungen zerstören Sie Kulturgüter, die unersetzbar sind. Dem muß Einhalt geboten werden, wenn man es so höflich umschreiben darf.«
»Sie werden sich die Finger verbrennen und noch mehr: Ich werde Ihnen einen guten Rat geben.«
»Sie fühlen sich in Ihren Aktivitäten gestört, falls Mylady versucht, Ihnen das Handwerk zu legen?«
»Überschätzen Sie sich bloß nicht, Mr. Parker«, entgegnete die verzerrte Stimme, »hören Sie, es gibt da doch einige Landsitze von Ihrer Lady, die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen, oder?«
»Dem kann und soll nicht widersprochen werden.«
»Passen Sie auf, dort wird’s bald brennen.«
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