Gesammelte Werke: Romane, Erzählungen, Dramen & Gedichte (Über 200 Titel in einem Buch). Franz Werfel
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СКАЧАТЬ durchquert den Gürtel der Myrten- und Rhododendronbüsche. Müßte er nicht an die nächsten Stunden denken, an die Nacht, an ein sicheres Versteck? Denn so wie er jetzt lebt, kann kein sterblicher Mensch über die Dämmerung hinausleben. Nichts fragt in ihm. Seine Füße tragen ihn die gewohnten Wege. Der Dreizeltplatz. Die Zelte sind nicht nur aus wasserdichtem, sondern auch aus feuerfestem Stoff verfertigt und haben sich daher den Flammen widersetzt. Nicht einmal im Innern hat das Feuer Glück gehabt. Die Betten stehen unversehrt. Gabriel geht an Juliettens Zelt vorüber, ohne sich aufzuhalten. Vor der Stadtmulde macht er unentschlossen halt. Es zieht ihn nach Norden, in die große Stellung, zu seinem Werk. Dann aber nimmt er die andre Richtung, gegen die Haubitzgruppe. Vielleicht ist er sogar ein wenig neugierig, ob den Marineinfanteristen die Sprengung der Geschütze gelungen ist. Zwischen Stadtmulde und Haubitzkuppe liegt der große Friedhof. Vierhundert Gräber haben in der mageren Erde dennoch Platz gefunden. Die aus der ersten Zeit tragen unbehauene Kalkblöcke und Platten mit schwarzgemalten Inschriften. Die späteren sind nur mehr durch leere Holzkreuze bezeichnet. Gabriel tritt zu Stephan. Der Aufwurf des Grabes ist noch ziemlich frisch. Wann haben sie ihn nur gebracht? Am dreißigsten Tage, und heute ist der einundvierzigste. Und wann war es, als er mich hier oben schlafend überraschte? Jetzt überrasche ich ihn wieder. Und wir sind wie damals allein auf dem Musa Dagh. Gabriel rührt sich nicht fort, denkt aber nicht nur an Stephan, sondern an hundert Begebnisse der Kampfzeit. Nichts stört die große Ruhe in ihm. Kaum merkt er, daß die Sonne untergeht.

      Als es auf einmal kalt und dunkel wird, rüttelt er sich aus seiner Versunkenheit auf. Was war das? Fünf Schiffssirenen, in verschiedenen Tonlagen durcheinander, drohend, lang, doch unendlich fern. Gabriel reißt seinen Mantel vom Boden auf. Jetzt haben sie mein Fehlen entdeckt. Jetzt rufen sie mich. Auf die Schüsselterrasse! Ein Feuer anzünden! Vielleicht, vielleicht! Das Leben rast in ihm. Beim ersten Schritt aber fährt er zurück. Auf der Erde kriechend nähert es sich in einem Halbkreis. Sind es die wilden Hunde? Doch keine Augen glühn in der Dämmerung. Der kriechende Halbkreis erstarrt, zehn Schritt entfernt. Gabriel tut, als merke er nichts, blickt in die Luft, macht einen Schritt zurück und duckt sich hinter Stephans Hügel. Doch unvermutet blitzt es von der Seite auf, eins, zwei, dreimal.

      Gabriel Bagradian hatte Glück. Die zweite Türkenkugel durchschmetterte ihm die Schläfe. Er klammerte sich ans Holz, riß es im Sturze mit. Und das Kreuz des Sohnes lag auf seinem Herzen.

      Nachbemerkung des Autors

       Inhaltsverzeichnis

      Dieses Werk wurde im März des Jahres 1929 bei einem Aufenthalt in Damaskus entworfen. Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoß, das unfaßbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen. Die Niederschrift des Buches erfolgte in der Zeit vom Juli 1932 bis März 1933. Zwischendurch, im November, gelegentlich einer Vorlesungsreihe in verschiedenen deutschen Städten, wählte der Verfasser das fünfte Kapitel des ersten Buches zum Vortrag, und zwar genau in der vorliegenden Form, die sich auf historische Überlieferung des Gespräches zwischen Enver Pascha und Pastor Johannes Lepsius stützt.

      Breitenstein, Frühjahr 1933

      F. W.

      Die Geschwister von Neapel

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel Domenica Pascarellas Sonntagsgesang

       Zweites Kapitel Die Welt draußen

       Drittes Kapitel Ein Tag des Zornes

       Viertes Kapitel Ein Abend der Gnade

       Fünftes Kapitel Zufällige Begegnungen

       Sechstes Kapitel Der Sündenfall

       Siebentes Kapitel Aschermittwoch

       Achtes Kapitel Der Camposanto

       Neuntes Kapitel Die Schwestern ohne Brüder

       Zehntes Kapitel Die heilige Nonne [Lauro und Annunziata]

       Elftes Kapitel Weißes Blut [Ruggiero und Iride]

       Zwölftes Kapitel Die Flaschenpost im Ozean [Placido und Grazia]

       Dreizehntes Kapitel Ein dreizehnter November

       Vierzehntes Kapitel Der Retter am Ende des Weges

       Fünfzehntes Kapitel Das Blutopfer

       Sechzehntes Kapitel Der neue Bund

       Siebzehntes Kapitel Aufrichtung und Verzicht

       Achtzehntes Kapitel Und wieder ein Sonntag

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