PLÖTZLICH ZAUBERER. Scott Meyer
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Название: PLÖTZLICH ZAUBERER

Автор: Scott Meyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Magic 2.0

isbn: 9783958351554

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СКАЧАТЬ eine Liste mit den Orten an, zu denen sich Martin bereits teleportiert hatte. Bestimmte Orte und Zeiten konnte er nun auch als Favoriten markieren, damit er sie einfacher wiederfinden konnte.

      Der dritte Reiter war mit ?! bezeichnet. Dieser hatte drei Tasten. Der Zweck der ersten Taste war es, Menschen zu beweisen, dass er tatsächlich die Macht hatte, die er nun besaß. Wenn er sie betätigte, würde die App knapp einen Meter zu seinem Höhenmeter hinzufügen. Die Taste war mit Schweben bezeichnet. Er hatte allerdings noch keinen Weg gefunden, seinen Höhenmeter so zu modifizieren, dass er auf dem geänderten Wert bleiben konnte. Darum würde die App stattdessen immer wieder etwa zehn Mal pro Sekunde den neuen Höhenmeter angeben. Dadurch würde er so lange in der Luft bleiben, bis er erneut auf die Taste drückte. Er hatte es ausprobiert, und die Erfahrung war ehrlich gesagt sehr unangenehm gewesen, aber nichts, womit er nicht umgehen konnte.

      Auf der zweiten Taste stand Zuhause. Ein Tastendruck würde ihn wieder zurück in sein Apartment bringen. Die dritte Taste war leuchtend rot und darauf stand Flucht. Darüber hatte er sich einige Gedanken gemacht.

      Martin war sich sicher, dass nichts, das er tat, unmoralisch war. Denn er hatte schließlich niemanden verletzt. Er hatte nur sich selbst geholfen. Außerdem war er ziemlich sicher, dass nichts, was er getan hatte, wirklich illegal war. Wer machte schon Gesetze darüber, ob man Raum und Zeit nach seinem eigenen Willen beugen durfte? Aber er war sich auch sicher, dass er in große Schwierigkeiten geraten würde, sobald jemand herausfand, was er hier tat. Wenn er Glück hatte, würden sie ihn vielleicht einfach nur ins Gefängnis werfen und seine Entdeckung für sich behalten. Wenn er Pech hatte, würde man ihn allerdings als Außerirdischen bezeichnen und dann sezieren. Er wusste, dass er einen Fluchtplan brauchte, wenn irgendetwas schiefgehen sollte. Er versuchte, an einen Ort zu denken, an den er verschwinden und wo ihn keine Regierung oder Konzerne finden würden. Er wusste, dass das heutzutage ein echtes Problem war, aber er wusste auch, dass genau darin die Antwort lag. Heutzutage. Er könnte in die Vergangenheit fliehen und niemand, der heute lebte, würde dort an ihn herankommen können.

      Martin war klar, dass die Dinge, die er mithilfe der Datei tun konnte, für jeden, der es miterlebte, wie Magie aussehen mussten. Wenn er also in die Vergangenheit flüchtete, dann musste es eine Zeit sein, in der man an die Existenz von Magie glaubte. Auf diese Weise würden die Menschen hoffentlich anstelle von: »Magie! Das muss ein Trick sein! Lasst ihn uns zusammenschlagen, bis er uns das Geheimnis erzählt«, brüllen: »Magie! Ich habe davon gehört! Allerdings habe ich es nie selbst gesehen!« Der Trick bestand darin, eine Zeit zu finden, in der der nächste Satz nicht lautete: »Lasst ihn uns verbrennen!«

      Er versuchte, an die beispielhafte Geschichte eines Zauberers zu denken, der verehrt worden war. Die einzigen Namen, die ihm einfielen, waren Houdini und Merlin. Houdini war gestorben, nachdem ihn ein Fan in den Bauch geschlagen hatte. Das schien ihm nicht sehr vielversprechend. Merlin war der Zauberer von König Artus gewesen und wahrscheinlich frei erfunden. Selbst wenn eine reale Person Basis dieser Geschichte gewesen war, so hatte diese mit Sicherheit keine magischen Kräfte besessen. Merlin war wahrscheinlich nur ein Schamane gewesen, gut darin, mysteriös zu wirken. Er hatte daraus insofern Kapital geschlagen, als dass er ein Leben mit einem gewissen Ansehen geführt hatte und zu einer Legende geworden war, die bis heute andauerte. Das würde reichen, dachte sich Martin.

      Bestimmt war das Leben im Mittelalter nicht sonderlich angenehm, aber es zwang ihn ja niemand, für immer dortzubleiben. Es schien einfach nur ein sicherer Ort zu sein, zu dem er im Notfall flüchten und sich entspannen konnte. Wenn es sich als Albtraum herausstellen sollte, konnte er immer noch so lange in der Zeit weitergehen, bis er einen Ort fand, der ihm mehr zusagte.

      Martin forschte ein wenig nach. Sehr wenig. Denn er erwartete nicht, dass er die Fluchttaste je nutzen müsste. Die Möglichkeit wollte er sich eben nur offenhalten. Zunächst hatte er kurz die Idee gehabt, selbst zu versuchen, Merlin zu werden. Irgendjemand muss es ja tun, dachte er. Diese Idee starb aber schmählich innerhalb der ersten paar Minuten seiner Nachforschungen. Denn niemand wusste genau, wann, wo, wie lange oder ob Merlin überhaupt je gelebt hatte. Das Einzige, worin alle Experten übereinzustimmen schienen, war, dass Merlin und die anderen Charaktere aus der Artuslegende wahrscheinlich im sechsten Jahrhundert gelebt hatten. Das war keine besonders angenehme Zeit, um darin zu leben. Martin ließ also wieder von der Idee ab. Stattdessen startete er eine Suche mit dem Satz: Die beste Zeit, um im mittelalterlichen England zu leben. Das dritte Suchergebnis in der Liste war ein Link zu Amazon. Dort gab es ein Buch mit dem Titel Die besten Jahre, um im mittelalterlichen England zu leben von Gilbert Cox. Martin las die Produktbeschreibung:

      In seinem bahnbrechenden Werk plädiert der beliebte Historiker und Fernsehmoderator Gilbert Cox dafür, dass der Zeitraum zwischen 1140 und 1160, und zwar nach der Schlacht von Hastings, vor dem Mord an Thomas Becket und weit vor dem Schwarzen Tod, die absolut beste Zeit war, um im mittelalterlichen England zu leben.

      Das reicht mir, dachte Martin. Er entschied sich für die Mitte und trug 1150 als Fluchtdatum und Dover als Ort ein, weil die weißen Klippen der einzige Orientierungspunkt in England waren, die ihm einfielen. Kurz zog er auch Stonehenge in Erwägung, aber er wollte sich nur ungern inmitten einer Gruppe von Druiden materialisieren.

      Wie gesagt, die Fluchttaste war nur eine reine Vorsichtsmaßnahme, doch wie sich herausstellen würde, würde er sie innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden benutzen müssen.

      Kapitel 5

      Martin war glücklich, wieder zur Arbeit zu gehen. Nachdem er das ganze Wochenende in seinem Apartment eingepfercht gewesen war, sich über komplizierte Dinge Gedanken gemacht und sich mit Computercodes herumgeschlagen hatte, war es richtig schön, mal wieder raus und unter Menschen zu kommen, auch wenn sein Job nur Datenerfassung war. Dort saß er zwar wieder an einem Computer, aber es war nicht notwendig, dabei nachzudenken. Er war allein in seiner Zelle des Großraumbüros, aber das war kein wirkliches Alleinsein. Es war gerade privat genug, um ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt zu bekommen, aber man konnte leicht dabei erwischt werden, wie man sich gerade an einer Stelle kratzte, die einem peinlich war.

      Er fuhr also zur Arbeit. Sein Auto war eine sonnige, kleine Insel der Ruhe inmitten eines anschwellenden Flusses des Elends. Der typische morgendliche Pendelverkehr.

      Martin machte sich keine Gedanken mehr über die philosophischen Konsequenzen seiner Entdeckung. Er war mittlerweile so weit gekommen, es auf folgende Art zu sehen: Einige sagten, das Universum wurde von Gott geschaffen, und wir waren machtlose Bauern, die seinen Launen ausgesetzt waren. Andere sagten, das Universum sei nur durch einen glücklichen Zufall entstanden, und wir waren machtlose Flecken in einem gewaltigen, desinteressierten Ozean. Martin konnte nun beweisen, dass die Welt von einem Computerprogramm geschaffen worden war. Das machte jedoch keinen Unterschied, denn wer hatte das Programm geschaffen? Gott? Der Zufall? Er kannte die Antwort nicht, und so dachte er auch nicht weiter darüber nach. Der Unterschied war, dass die Menschen weder machtlose Bauern noch machtlose Flecken waren. Menschen waren machtlose Unterprogramme – zumindest alle außer Martin! Machtlosigkeit schien auf einmal gar nicht so schlecht zu sein, wenn man sie nur bei anderen Leuten sah.

      Martin hatte einen Plan. Er würde einfach so weiterleben wie bisher, aber ohne Geldsorgen und mit der Fähigkeit an seinen freien Tagen überall hingehen zu können, wohin es ihm beliebte. Er würde ein Leben führen, um das ihn Milliardäre beneiden würden. Totale Freiheit und totale Anonymität; und das Beste daran war, dass er gar nichts Großartiges zu ändern brauchte. Alles, was er dafür tun musste, war sich bedeckt zu halten. Man konnte sich gar nicht zurückhaltender benehmen, als er es ohnehin schon tat. Er würde seinen Job, sein Auto und sein Apartment behalten. Nichts davon war besonders großartig, aber das könnte sich ja mit der Zeit ändern. Zunächst einmal war der einzige Weg nach vorne, allen Fortschritt zu stoppen.

      Als er in das Großraumbüro ging, wirkte СКАЧАТЬ