Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох
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Название: Gesammelte Werke von Sacher-Masoch

Автор: Леопольд фон Захер-Мазох

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207350

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СКАЧАТЬ meine Liebe groß wurde an ihrer Liebe, und groß und immer größer. Meine Liebe und ihre Liebe wuchsen so wie Zwillinge.

      Pana Nikolaja küßte ich die Hände, meinem Weib die Füße und biß oft nur so hinein, daß sie schrie und mich ins Gesicht trat.

      Jetzt verstand ich, warum man niederkniet und anbetet das Weib mit dem Kinde, aber sie haben auch aus ihr eine Jungfrau gemacht, die Hausthiere unseres Herrgottes.

      Sehen Sie, das Mädchen ist so eine Sklavin ihres Hauses. Mancher Vater rechnet sie so zu seinen Gütern. Aber die Frau – jeden Augenblick kann sie mich verlassen. Hab’ ich Recht? Sie wählt wie ich wähle. Da stehen sie die Jungfrau auf den Altar. Große Dummheit. Dann sagen sie »Du holdes Kind!« Also ein so buttergelbes Entchen da, ist meines Gleichen. Thun Sie mir den Gefallen und bedenken Sie das.

      Die Liebe von Mann und Weib ist die Ehe; ich meine die Ehe wie die Natur sie schließt.

      Ueberhaupt, was hat man?

      Belieben Sie nur, dieses Leben etwas zu betrachten. Ein seltsamer Text und – –.«

      Er horchte einen Augenblick auf das Lied der Bauernwache.

      »Und da die Melodie dazu.

      Da haben die Deutschen ihren Faust; und auch die Engländer haben so ein Buch. – Bei uns weiß das jeder Bauer. Es ist wie eine Ahnung, die über ihn kommt, was das Leben ist.

      Was macht unser Volk so melancholisch?

      Die Ebene.

      Sie gießt sich aus wie das Meer und wogt im Winde wie das Meer. Der Himmel taucht in sie – wie in das Meer – sie umgibt den Menschen schweigend wie die Unendlichkeit; fremd wie die Natur.

      Er möchte zu ihr sprechen und von ihr Antwort bekommen. Wie ein Schrei des Schmerzes entringt sich das Lied seiner Brust und stirbt unbeantwortet wie ein Seufzer.

      Da ist es dem Menschen so seltsam. Gehört er nicht zu ihr? Hat sie ihn nicht geschaffen? hat sie ihn unterworfen nur? – hat er sie verlassen? stößt sie ihn von sich?

      Sie gibt ihm keine Antwort.

      Aus seinem Grabe wächst ein Baum; Sperlinge schreien auf den Aesten – soll das eine Antwort sein?

      Er sieht den Ameisen zu, wie sie in langen Karawanen, mit Eiern beladen, durch den warmen Sand ziehen und zurück; da hat er seine Welt. – Ein Wimmeln auf dem kleinsten Raum, ein rastloses Bemühen um – Nichts. Er fühlt sich verlassen, ihm ist als könnte er jeden Augenblick vergessen, daß er lebt.

      Da spricht im Weibe die Natur zu ihm: »Du bist mein Kind. Du fürchtest mich wie den Tod, aber hier bin ich wie du. Küsse mich! Ich liebe dich, komm, schaffe mit an dem Räthsel des Lebens, das dich ängstigt. Komm! ich liebe dich!« –

      Er schwieg eine Weile. Dann fuhr er fort.

      »Ich und Nikolaja, wie glücklich waren wir. Wenn die Eltern kamen oder die Nachbaren, da hätten Sie sehen sollen, wie sie kommandirte im Haus und Alles gehorchte ihr. Die Dienstleute duckten so wie die Enten auf dem Wasser, wenn sie nur auf sie hinsah. Einmal wirft mein junger Kosak ein Dutzend Teller hin. Trägt sie richtig bis an das Kinn hinauf, wirft sie hin; mein Weib die Peitsche vom Nagel. Nun – wenn die Herrin ihn peitscht, sagt er, will er täglich ein Dutzend Teller zerbrechen – verstehen Sie; und beide fangen an zu lachen.

      Da kamen auch die Nachbaren.

      Zu mir waren sie alle heiligen Zeiten gekommen, das heißt etwa zu Ostern auf ein Geweihtes, aber jetzt suchten sie es etwa gut zu machen. Alle kamen sie, sag’ ich Ihnen.

      Da war der pensionirte Leutnant Mack, er kannte den Schiller auswendig, war aber sonst ein guter Mensch. Es war nur das Unglück mit ihm, daß er gerne trank. Wissen Sie, nicht daß er etwa so besoffen wurde und man ihn unter das Sopha werfen konnte. Was meinen Sie, da stellte er sich Ihnen mitten in das Zimmer der kleine dicke rothe Kerl und deklamirte Ihnen allenfalls den Kampf mit dem Drachen und wenn er nüchtern war – bedenken Sie – erzählte er uns so die ganzen französischen Kriege. Sagen Sie selbst, was war da zu machen.

      Dann kam der Baron Schebicki. Kennen Sie ihn nicht? – Eigentlich hieß der Alte Schebig, Salomon Schebig. War ein Jude, ging mit dem Bündel, kaufte und verkaufte, machte den Lieferanten für das Aerar, kaufte ein Gut und nannte sich Schebigstein. Heißt einer Lichtenstein, sagte er, warum soll ich nicht heißen Schebigstein? Und der Sohn wurde Baron und nennt sich Raphael Schebicki. Lacht Ihnen immerfort. Sagen Sie ihm »Erweisen Sie mir die Ehre mich zu besuchen;« – lacht er so und sagen Sie ihm »Belieben da ist die Thüre Paschol!« – lacht er auch so. Und jeder hübschen Frau will er gleich Kleider bringen von Brody und einen Shawl von Paris; trinkt immer nur Wasser, geht täglich ins Dampfbad, trägt eine große goldene Kette auf der rothen Sammetweste und macht immer das Kreuz vor der Suppe und nach Tisch.

      Dann der Edelmann Domboski; ein langer Pole mit rothen Augen, schwermüthigem Schnurrbart und leeren Taschen; der immer für die armen Emigranten sammelt, jeden den er das zweitemal sieht ungestüm an sein Herz drückt und zärtlich küßt; wenn er ein Glas zu viel hat ungezählte Thränen vergießt, »Noch ist Polen nicht verloren« singt, jeden einzeln unter den Arm nimmt, um ihm die ganze polnische Verschwörung anzuvertrauen; wenn er endlich lustig ist, ein »Vivat, lieben wir uns!« ausbringt und aus den schmutzigen Schuhen der Frauen trinkt.

      Der hochwürdige Herr Maziek, so ein gerechter Landpfarrer, der fand für Alles einen Trost, für Geburt, Tod und Heirath. Am meisten pries er jedoch, die selig im Herrn entschlafen. Auch die Kirche habe sie durch das Symbol einer höheren Taxe ausgezeichnet. Wenn er etwas behaupten wollte, sagte er stets »Fegefeuer,« wie ein anderer »bei Gott!« oder »mein Ehrenwort.« Dann der gelehrte Thaddeus Kuternoga, der seit elf Jahren das Doktorat machen will und denken Sie, noch dazu der Philosophie. Der Gutsbesitzer Leon Bodoschkan, ein wahrer Freund und andere lustige Edelleute.

      Lustig! Lustig wie ein Schwarm Bienen, aber vor ihr hatten sie Respekt.

      Auch die Frauen kamen so zu ihr; gute Freundinnen, die schwatzen, süß lächeln, jede Minute schwören und dann – nun, wir kennen das. Also wir lebten so mit den Nachbaren und ich war stolz auf meine Frau, wenn sie so aus ihren Schuhen tranken und auf sie deklamirten; aber sie sah die Leute gleich so an: »was bemüht ihr Euch?« – Wir waren auch lieber allein.

      So eine große Wirthschaft, wissen Sie, man hat seine Sorgen und seine Freuden. Sie nahm sich der Sache an. Wir wollen selbst regieren, sagte sie, und nicht unsere Minister. Da war der Minister der Mandatar Kradulinski, ein alter Pole. Ein Mensch von einer Consequenz, sag’ ich Ihnen – er hatte nie ein Haar am Kopfe und nie eine Rechnung in Ordnung. Dann der Förster Kreidel. Ein Deutscher, wie Sie merken. Der war klein, hatte kleine Augen, große durchsichtige Ohren und einen großen durchsichtigen Windhund.

      Meine Frau hielt ihnen das Gespann zusammen. Na! ich glaube, die Peitsche hätte sie ihnen gegeben, wenn sie nicht gefahren wären, wie sie es wollte.

      Aber die Bauern dafür. Wenn wir so durch die Felder gingen. »Gelobt sei Jesus Christus!« – »In Ewigkeit. Amen!« so fröhlich sag’ ich Ihnen. Beim Erntefest, da strömte es nur in unsern Hof, die Schnitter, das Volk. Meine Frau stand auf der Treppe und sie legten ihr den Erntekranz zu Füßen. Jauchzten, sangen, tanzten; sie nahm ein Glas Branntwein: »Bleibt gesund!« und trank es aus.

      Die Füße, sag’ ich Ihnen, küßten sie ihr nur.

      Da ritt sie auch mit mir. Ich hielt ihr die Hand hin, sie trat nur hinein СКАЧАТЬ