Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
isbn:
Wie hätte man es ihm sagen sollen, dass es ein vergeblicher Kampf sein würde. Er hätte es nicht begriffen. Er war ja Nichtraucher, er trank kaum, ab und zu mal ein Bier, mal ein Gläschen Wein. Er lebte solide, bewegte sich viel in frischer Luft, arbeitete in seinem geliebten Garten.
Das Wie, Warum und Woher musste rätselhaft bleiben.
»Verstehen werde ich es nie«, sagte Frau Kögler leise zu Dr. Norden. Tränen hatte sie schon lange nicht mehr. Leergebrannt waren ihre Augen. »Ich habe die Kinder zu meinen Eltern geschickt, Herr Doktor. Wie lange soll mein Mann sich denn noch so quälen?«
Ich muss jetzt an sie denken, dachte Dr. Norden. Die Kinder brauchen sie. Ihm ist nicht mehr zu helfen, aber Sterbehilfe leisten durfte er auch nicht.
»Wäre es nicht besser, wir würden Ihren Mann wieder in die Klinik bringen?«, fragte er.
»Nein. Die guten Jahre habe ich mit ihm gelebt, und wir waren glücklich. Jetzt will ich bei ihm sein bis zum letzten Atemzug. Ich halte schon durch, Herr Doktor.«
»Sie müssen auch mal schlafen, Frau Kögler«, sagte Dr. Norden behutsam.
»Ich lege mich jetzt ein bisschen hin«, erwiderte sie. »Ich weiß jetzt ja, wie lange die Spritze wirkt. Es geht jetzt, weil die Kinder nicht da sind. Sie verstehen es halt auch nicht, Herr Doktor. Wer soll es verstehen …«, ihre Stimme bebte.
»Uns Ärzten sind leider Grenzen gesetzt«, sagte Daniel heiser.
»Er war doch ein so guter Mensch«, sagte sie und merkte gar nicht, dass sie schon in der Vergangenheit sprach. »Wenn er jetzt einmal bei Bewusstsein ist, ist er so verändert.«
»Das bringt diese Krankheit mit sich. Leider. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts Tröstliches sagen kann.«
Er wusste genau, was diese Frau nun schon Monate durchmachte, körperlich und seelisch.
»Sie müssen regelmäßig die Stärkungsmittel nehmen«, ermahnte er sie. »Ich habe Ihnen wieder etwas mitgebracht. Denken Sie auch an sich, an Ihre Kinder. Sie haben so nette Kinder.«
»Sie werden auch einmal aus dem Hause gehen und dann – nein, ich will nicht jammern«, sagte sie, den Kopf in den Nacken legend. »Ich danke Ihnen, dass Sie immer gleich kommen.«
Das war nun das Wenigste, was er tun konnte. Am Nachmittag würde er wieder hier sein, wieder eine Spritze geben. Wie oft noch?
*
Bei ihm daheim ging es fröhlicher zu. Der kleine Danny sorgte für Heiterkeit. Er war fix auf den Beinen und schwatzte nun auch schon alles nach, wenn manchmal auch nur seine Mami verstand, was er meinte. Aber Danny hatte schon einige Worte, die er sehr kategorisch aussprach. Mami, Papi, Lenni und Fon, womit der das Telefon meinte, und wenn es klingelte, meinte er immer, Opi oder Omi müssten es sein.
»Fon«, rief er, als es läutete. Fee war gerade auf die Terrasse gegangen, um sich zu überzeugen, ob man heute damit rechnen könnte, dass sich der Nebel lichtete.
»Omi?«, fragte Danny, als sie den Hörer aufnahm. Sie schüttelte den Kopf, als eine ihr fremde weibliche Stimme an ihr Ohr tönte.
Miriam Perez? Der Name kam ihr bekannt vor, aber sie wusste nicht sofort, in welche Zeit sie ihn einordnen sollte.
»Hier spricht Felicitas Norden«, sagte sie. »Mein Mann macht Krankenbesuche. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
Darauf folgte eine Erklärung, der sie voller Spannung lauschte.
»Da wird Daniel sich freuen«, sagte sie. »Kommen Sie doch gegen zwölf Uhr zu uns, da wird er sicher daheim sein. In der Praxis hat er ja kaum Zeit … Aber nein, mir macht das gar nichts aus. Es wäre nett, wenn Sie mit uns essen würden.«
So ganz frei von Eifersucht war Fee noch immer nicht, wenn sich ab und zu ein weibliches Wesen in Erinnerung brachte, das eine Rolle in Daniels Vergangenheit gespielt haben mochte, aber ihre Devise war, jeder etwaigen Gefahr ins Auge zu blicken, und sie war schnell bereit, eine Einladung auszusprechen, um ihre Großzügigkeit zu beweisen. Nicht immer zur Freude ihres Mannes, wie sie schon öfter mit Genugtuung bemerken konnte, aber sie wusste dann wenigstens Bescheid, und die paar überaus Anhänglichen, die nicht wahrhaben wollten, dass Daniel ein glücklicher Ehemann war, blieben, eines Besseren belehrt, fern. Fee war sehr diplomatisch, und als Daniel dann kam und sie von Miriams Anruf berichtete, beobachtete sie ihn genau.
»Miriam? Das ist doch nicht möglich«, sagte er kopfschüttelnd. »Es ging doch das Gerücht, dass sie tödlich verunglückt sei.«
»Wann?«, fragte Fee aufmerksam.
»Schon vor Jahren, bevor wir heirateten, Fee. Guter Gott, jetzt interessiert es mich wirklich, wie dieses Gerücht aufkommen konnte. Dieter wird auch überrascht ein. Wir studierten zur gleichen Zeit. So viel ich weiß, war sie zuletzt in Beirut.«
»Vielleicht ist sie weg von dort, weil die Unruhen sind«, meinte Fee. »Da geht es ja unheimlich zu. Man sollte es nicht für möglich halten, dass manche Menschen Kriege einfach provozieren müssen.«
»Gerangel hat es zu allen Zeiten gegeben«, sagte Daniel. »Jetzt erfahren wir nur alles. In früheren Zeiten gab es nicht so gute Nachrichtenübermittlungen. Hitzköpfe prallen überall aufeinander, in den Familien, am Arbeitsplatz. Wie sollte es dann unter den Völkern zu verhindern sein. Ich bin jetzt wirklich gespannt, Fee, was Miriam nach München zurückführt und was an jenem Gerücht wahr gewesen ist.«
Sie brauchten nicht lange zu warten. Ein bisschen erstaunt war Daniel jedoch, dass Miriam in einem Wagen vorfuhr, der von einem Chauffeur gesteuert wurde. Nicht etwa ein Taxi war es, sondern einer von jenen ganz komfortablen Wagen, wie Generaldirektoren oder Minister sie zu benutzen pflegten.
Miriam war allerdings auch erstaunt gewesen, als Jonas diesen Wagen zu seinem Haus beordert hatte.
»Hermannke kann auf Sie warten, Miriam«, hatte er erklärt. »Er bekommt jetzt ohnehin ein paar freie Tage.«
Ihr war es richtig peinlich, so bei den Nordens vorzufahren, um Daniel dann ihre missliche Situation schildern zu müssen. Aber vorerst wurde sie herzlichst begrüßt, auch von Fee. Daniel stellte fest, dass Miriam sich sehr verändert hatte, wenn er das auch nicht laut sagte.
»Denk bloß nicht, dass ich eine Erbschaft gemacht habe, weil ich mit so einem feudalen Wagen vorfahre«, erklärte sie rasch. »Ich bin ganz unverhofft zu dieser Ehre gelangt.«
»Aber du willst doch nicht nur ein paar Minuten hierbleiben«, meinte Daniel. »Dazu gibt es doch wohl zu viel zu erzählen.«
»Allzu lange will ich deine kostbare Zeit nicht in Anspruch nehmen, Daniel und ich hoffe, dass Sie keine falschen Schlüsse gezogen haben, als ich anrief, Frau Norden.«
»I wo«, erwiderte Fee, »Daniels Freunde sind auch meine Freunde.«
»Und du brauchst nicht so formell zu sein, Miriam. Das ist Fee.«
Danny kam auch und wollte guten Tag sagen. Lenni hatte СКАЧАТЬ