Gesammelte Werke. Джек Лондон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 72

Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026884484

isbn:

СКАЧАТЬ dichten, scharfen Schwarzpulverrauches erhob sich an der Treppe, und über sie sprang Wolf Larsen hinunter. Beide Männer waren verwundet, und jetzt wurden sie noch dazu von Wolf Larsen verprügelt, weil sie sein Verbot übertreten und sich noch vor Beginn der Jagd kampfunfähig gemacht hatten. Sie waren in der Tat recht erheblich verwundet, und als Wolf Larsen sie verprügelt hatte, ging er als rauher Wundarzt daran, sie zu behandeln und zu verbinden.

      Ich diente ihm als Assistent, während er die Schußwunden reinigte, und ich sah, wie die beiden Männer seine rohe Behandlung ohne Betäubungsmittel ertrugen und sich nur durch ein Glas reinen Whiskeys aufrecht hielten.

      In der ersten Hundewache kam es zu einer Schlägerei in der Back. Ursache waren die Tratschund Klatschgeschichten, die schon die Veranlassung zu Johnsons Schlägen geworden waren, und aus dem Lärm, den wir hörten, und den verprügelten Leuten, die wir am nächsten Tag sahen, erkannten wir, daß offenbar die eine Hälfte der Besatzung die andere gründlich vermöbelt hatte.

      In der zweiten Hundewache wurde der Tag mit einer Schlacht zwischen Johansen und dem mageren, wie ein Yankee aussehenden Jäger Latimer beendet. Sie wurde herbeigeführt durch einige Bemerkungen Latimers über das Schnarchen des Steuermanns im Schlafe, und obwohl Johansen Prügel bekam, hielt er doch wieder die Back für den Rest der Nacht wach, während er selbst, selig schlummernd, im Traum den Kampf immer wieder ausfocht.

      Ich selbst wurde von einem Alp geplagt. Der ganze Tag hatte einem schrecklichen Traum geglichen. Eine Roheit war der andern gefolgt, flammende Leidenschaft und kaltblütige Grausamkeit hatten die Leute getrieben und sie zu Beleidigung, Mord und Totschlag angefacht. Meine Nerven waren zerrüttet, ja, meine Seele war erschüttert. Daß ein Mensch seine Wut an einem andern auslassen konnte, indem er ihn zuschanden schlug und ihm das Blut abzapfte, das war etwas seltsam und furchtbar Neues für mich. Und mir schien, daß ich keine Ahnung von dem wirklichen Leben gehabt hatte. Ich lachte bitter und glaubte in Wolf Larsens unheilverkündender Philosophie eine viel treffendere Erklärung für das Leben finden zu können als in meiner eigenen.

      Und ich erschrak, als ich mir der Richtung meiner Gedanken bewußt wurde.

      Die Vernunft sagte mir, daß die Prügel, die Thomas Mugridge erhalten, etwas Böses waren, und dennoch mußte ich mich bei dem Gedanken daran freuen.

      Ich war eben nicht mehr Humphrey van Weyden. Ich war Hump, der Kajütsjunge auf dem Schoner Ghost. Wolf Larsen war mein Kapitän, Thomas Mugridge und die übrigen meine Kameraden, und der Stempel, der ihnen allen aufgeprägt war, hatte auch mich gezeichnet. drei Tage verrichtete ich neben meiner eigenen Arbeit auch die von Thomas Mugridge, und ich schmeichele mir, daß ich sie gut tat. Ich weiß, daß sie Wolf Larsens Beifall fand, während die Matrosen in der kurzen Zeit meines Regiments vor Zufriedenheit strahlten.

      „Der erste saubere Bissen, seit ich an Bord bin", sagte Harrison zu mir, als er mir die Töpfe und Pfannen von der Back wieder an die Kombüsentür brachte. „Tommys Fraß schmeckt immer nach ranzigem Fett, und ich wette, er hat, seit wir Frisko verließen, das Hemd nicht gewechselt."

      „Ich weiß, daß er es nicht getan hat", sagte ich.

      „Und ich wette, er schläft sogar darin", fügte Harrison hinzu.

      „Die Wette verlierst du nicht", stimmte ich ihm lebhaft bei. „Er hat das Hemd in der ganzen Zeit noch nicht ein einziges Mal vom Leibe gehabt."

      Aber drei Tage waren alles, was Wolf Larsen dem Koch zugestand, um sich von den Wirkungen der erhaltenen Prügel zu erholen. Am vierten wurde er, noch lahm und wund und kaum imstande, die Augen zu öffnen, beim Kragen gepackt und aus seiner Koje zur Arbeit geschleppt. Er jammerte und weinte, aber Wolf Larsen hatte kein Mitleid.

      „Und sieh zu, daß du uns keinen solchen Fraß mehr auftischst", schärfte er ihm zum Schluß ein. „Kein Fett und keinen Dreck, vergiß das nicht, und hin und wieder ein reines Hemd, oder du wirst gekielholt. Verstanden?"

      Thomas Mugridge kroch über den Fußboden der Kombüse, und ein kurzer Stoß der Ghost brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Bei dem Versuch, es wiederzuerlangen, faßte er nach der eisernen Stange um den Herd, die die Töpfe am Herunterrutschen hindern sollte, griff aber daneben, und seine Hand landete mit ihrer ganzen Fläche auf der heißen Herdplatte. Es zischte, der Geruch von verbranntem Fleisch verbreitete sich, und er stieß ein Schmerzensgeheul aus. „O Gott, o Gott, was hab ich getan?" wimmerte er, indem er sich auf den Kohlenkasten setzte und vor Schmerz hin und her rückte. „Warum muß ich so schwer geprüft werden, ich, der keiner Fliege je etwas zuleide getan hat?" Die Tränen rannen über seine geschwollenen Wangen, und sein Gesicht war vor Schmerz verzogen. Ein wilder Ausdruck fuhr darüber hin. „Oh, wie ich ihn hasse! Wie ich ihn hasse!" knirschte er.

      „Wen?" fragte ich, aber der arme Wicht weinte wieder über sein Mißgeschick.

      „Ich hab nie Glück gehabt, nie auch nur das kleinste bißchen Glück! Wer war da, um mich in die Schule zu schicken, mir ein Stück Brot in den hungrigen Schnabel zu stecken oder die blutige Nase zu wischen, als ich noch ein kleiner Junge war? Wer hat je was für mich getan, he? Wer, frage ich?"

      „Mach dir nichts daraus, Tommy", sagte ich und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Faß Mut. Ende gut, alles gut. Du hast noch ein langes Leben vor dir und kannst aus dir machen, was du willst."

      „Das ist Lüge! Verdammte Lüge!" schrie er mir ins Gesicht und schleuderte meine Hand fort. „Es ist Lüge, und das weißt du. Ich bin aus Resten und Abfall gemacht. Für dich ist es nicht schwer, Hump. Du bist als feiner Herr geboren. Du hast nie erfahren, was es heißt, sich hungrig in Schlaf zu weinen, während dein Magen knurrt, als ob eine Ratte darin säße. Es kann nicht gut werden. Und wenn ich morgen Präsident der Vereinigten Staaten würde, wie könnte das den Hunger stillen, den ich früher gelitten habe? Wie könnte es wohl, frage ich? Ich bin für Leiden und Sorgen geboren. Ich habe mehr durchgemacht als zehn andere zusammen, jawohl! Ich habe mein halbes Leben im Krankenhaus gelegen. Ich hatte Fieber in Aspinwall, in Havanna, in New Orleans. Ich wäre fast an Skorbut gestorben und faulte sechs Monate daran in Barbados, Pocken in Honolulu, beide Beine gebrochen in Schanghai, Lungenentzündung in Alaska, drei gebrochene Rippen und eine innere Quetschung in Frisko. Und jetzt bin ich hier. Schau mich an! Schau mich an! Meine Rippen wieder vom Rücken losgeprügelt. Ich werde Blut spucken, ehe die Sonne wieder aufgeht. Wie sollte das anders für mich werden, frage ich? Wer sollte es gutmachen? Gott? Ach, Gott muß mich gehaßt haben, als er meinen Heuerkontrakt für die Reise durch seine blühende Welt unterschrieb!"

      Seine Diagnose war indessen richtig gewesen, denn er wurde von Anfällen gepackt, in denen er Blut brach und starke Schmerzen hatte. Und er schien recht zu haben: Gott haßte ihn zu sehr, um ihn sterben zu lassen, denn er wurde schließlich wieder gesund und war boshafter als je.

      Es vergingen noch mehrere Tage, ehe Johnson an Deck kroch und mutlos an seine Arbeit ging. Er war noch krank, und mehr als einmal beobachtete ich, wie schmerzhaft es für ihn war, zu einem Toppsegel hinaufzuklettern, und wie er sich krümmte, wenn er am Steuerrad stand. Aber das schlimmste war: Sein Mut schien gebrochen. Er kroch vor Wolf Larsen und lag vor Johansen beinahe auf dem Bauch vor Furcht. Anders Leach. Der ging an Deck umher wie ein junger Tiger und schleuderte offen seine haßerfüllten Blicke auf Wolf Larsen und Johansen.

      „Ich werde schon mit dir fertig werden, du plattfüßiger Schwede!" hörte ich ihn eines Nachts an Deck zu Johansen sagen.

      Der Steuermann verfluchte ihn in der Dunkelheit, und im nächsten Augenblick traf irgendein Wurfgeschoß mit scharfem Stoß die Kombüse. Noch einige Flüche ertönten, ein höhnisches Lachen, dann war alles still. Ich stahl mich hinaus und fand ein schweres Messer, das über einen Zoll tief in dem festen Holz steckte.

      Einige СКАЧАТЬ