Gesammelte Werke. Robert Musil
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Robert Musil

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026800347

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СКАЧАТЬ Saikes. Ihre Präsenz füllt die Vorstellung immer weiter aus, die er sich von ihrem Leben unter diesem Manne macht. Der Leichtsinn, mit dem er sich selbst behandelt, entsetzt Pauline. Und doch zieht er alles an, was Gegenströmung in ihr ist. Wie beide Strömungen in der Gegenwart liegen.

      Eline langweilt sich u. kann sich im entferntesten nicht in Paul verlieben. Sie findet ihn lächerlich. Sie hat recht. Aber glücklicher sind die Menschen, die unrecht haben.

      Sie findet einen Flieger, der wie aus Bronze ist. Sie möchte sich einen Tag lang in ihn verlieben. Aber er ist ein Dummkopf. So fliegt sie bloß. Und kreist verzweifelt über der Villa, in der Peter u Pauline wenn nicht glücklich, so doch verrückt sind.

      Sommer in der Stadt

[1920 oder später]

      Ich konnte mich überhaupt nicht entschließen zu verreisen. Immer zwischen zwei drei Regentagen kommt ein halber Sommertag, wo die Lachen am Himmel stehn und die Sonne freundlich dazwischen schwimmt. Ich treibe durch die Stadt; selbst für einen Ausflug in der Umgebung ist nicht genug kosmische Energie, in dieser vom Regnen kalt erschlafften Luft. Durch die schmalen geknickten Gassen der innern Stadt gleitet man dahin wie eine Gondel. Jemand ruft mich an. Leise im Vorbeigleiten plätschert es an die Bordwand des Bewußtseins, setzt sich durch, ich stehe, denke lange nach ..:.. oh ja: Der

      Alle menschliche Traurigkeit kann sich in den durchgetretenen Knien einer Hose sammeln. Sein Gesicht sah aus wie ein mit der Sichel geschnittenes Kornfeld. Sie waren einst miteinander in die Schule gegangen, nach dem Abiturium wurde er plötzlich Schauspieler. Ich erfuhr erst viel später davon. Nichts hatte auch darauf hingedeutet. Er war ein nüchterner verläßlicher Bursche gewesen und selbst zu der Zeit, wo wir alle dichteten, das wußte ich noch, hatte er sich bloß Uhland zum Muster genommen und machte sehr vernünftig aufgebaute Balladen. Er hatte immer etwas Amerikanisches in seiner Art dachte ich dann, etwas von diesem in gleicher Weise hintereinander Hausknecht und Redakteur, Rechtsanwalt und Eisenbahnschaffner, Teewirt und Prediger sein. Aber er war die ganze Zeit über zweimal Regisseur, einmal Pächter eines kleinen Provinztheaters u. sonst immer Schauspieler gewesen. Er war verheiratet gewesen, solange er jung war und es ihm nicht übel ging, und er hatte in dieser ganzen Zeit, Gott weiß warum, seine Frau kein einzigesmal betrogen; jetzt wo er geschieden war, hatte er kein Geld um es nachzuholen und die Haare hatten schon ihm auszugehn begonnen. Und ich, sagte ich, mein Gott, die Zeit ist ungeeignet für hochwertige Arbeit Ich habe, antwortete er, deine Bücher gelesen. Als ich Regisseur in Reichenhall war. Sie sind doch nicht das Richtige. – Ich fühlte, daß er keine Widerrede erwartete, ja daß er nicht einmal von meinen Büchern, sondern von etwas anderem mir Unbekannten sprach, u. so sagte ich bloß ja ja – und nach einer Weile: Du bist jung, gut erhalten, frei, du lebst jetzt hier gewiß aus dem Vollen und hast eine sehr vernünftige Verachtung für Bücher überhaupt. «Lebst? Pah, warf er einer vorübergehenden jungen Frau ins Gesicht – dieses gemeine Leben, was hast du davon Und dann habe ich auch kein Geld. Was? So? Das teilt bloß meinen letzten Kreuzer mit mir um unermüdet wie eine Henne .. Das saugt dich aus und gibt dir nichts, nichts, nichts. Ich habe meine Ideale». Ich verstand nicht gleich. «Ich habe sie, verstehst du, habe, habe sie, wie man einen Hut hat, ein Stück Geld, einen Tramwayschein.» «Hast du vielleicht zu lange nichts gegessen? meinte ich besorgt, man kann doch nicht Ideale in der Tasche tragen. «Plakate», stieß er hervor und sah umher, ob er nicht welche sähe. «Ich habe den unmittelbaren, heißen Besitz meiner Gefühle wiedererlangt, wie man ihn nur in der Kindheit hat. Komm morgen mit mir.» Ich hatte keine Ahnung, was er meinte, aber mir war seltsamerweise, als ob ich ihn verstünde. Ich sagte: du sammelst? .. Flächenkunst? Aber ich wußte, daß es das nicht war.

      Ich hatte viel Zeit nachzudenken und es fielen mir bis zum nächsten Tag einige merkwürdige Erinnerungen ein. Mein Onkel Hermann erzählte mir einmal, als ich ein Kind war, von einem seiner Reitpferde, das krank war. Schenk es mir, bat ich, wenn es doch krank ist. Und er sagte lächelnd, der gute Spaßonkel, ja, wenn es krepiert sein wird. Ich wußte nicht, was krepieren heißt, ich dachte, daß sei irgend ein Ereignis des gewöhnlichen Pferdelebens. Ich hatte meine Bitte mit einer zaghaften, kecken, durch irgend etwas in seiner Erzählung ermutigten Begehrlichkeit vorgebracht, von ihrer Vergeblichkeit eigentlich überzeugt und mit einemmal schoß ein Blutstrom wie aus der Erde bis in meine Haare hinauf, ein unbändiges Glück, ein Rausch, der nicht tanzte, nicht lachte, sondern vor Unbändigkeit ganz stillstand. Wie ihn keine Frau erzeugt. Bis mir mein guter Onkel erklärte, was krepieren sei. Ein andermal – ausgeschnittene Löwen – Und das drittemal war es ein Papppferd wie eine Bonbonière. – Noch später wirkliche Pferde mit dem Schimmer jenes Gefühls empfunden.

      So war ich nicht erstaunt, als mein Freund mich am nächsten Tag, da wir uns .. trafen, mit den Worten empfing: Flächenkunst hast du gesagt? Kunst? Eben das nicht. Kunst ist die entscheidende Abirrung. – Sie gehen, Vorstadt, ohne viel zu finden. – Meine Familie war auf dem Land, meine Freunde waren auf dem Land. Niemand in der Stadt kannte mich. Ich schämte mich mit meinem Freund Plakate zu suchen, aber es verführte mich wie eine Heimlichkeit. Es war ein [?] Tun.

      Naiv ist dieses Plakat? Gewiß. Aber nun versuch, es einmal ganz ernst zu nehmen, gewissermaßen wörtlich; es ist gar nicht naiv, es greift dir bis in die Seele hinein.

      Ausbeute von ihm als schlecht bezeichnet.

      In einem einfachen Wirtshaus zieht er Tarockkarten heraus u. beginnt mit ihnen. Da weigere ich mich. Jetzt spielt er sein Höchstes aus: den Wurstlprater.

      Vorrede: Regensommer.

      Wenn man aufs Land geht setzt man die Ungeduld des Winters im Tennisspielen u. Bergsteigen fort. Die wahre Naivität liegt in der Stadt. Das empfindsame Verhältnis zu den Gegebenheiten. Sie ist entleert u. andrerseits tauchen seltsame Menschen still an die Oberfläche. / Eines Tags stand plötzlich der Entschluß in mir fest, Tante M. zu besuchen

      [Gelegenheitsdiebe]

[Ohne Titel – 1920 oder später]

      Mutter Anfang 40 Sohn Anfang 20. – Die Frau Gesicht dem Sommersprossen einen unbestimmt dunkelgelblichen Ton geben. Aufgeschnittener Mund. Mittelgroßer knochiger Körper, an dem Kleider nicht gerade hängen noch sitzen. Vor Jahren, als der Junge noch klein war, hatte sie einen Anstand mit dem Gericht gehabt – wegen einer Nachbarin. Hausdiebstahl – Das war aber auch das einzigemal daß sie erwischt wurde. Wegen dieser dummen Gans – wie die immer das Maul vollgenommen u. affektiert gesprochen hat!

      Der Junge ist weniger professional als daß er systematisch Gelegenheiten ausnutzt. Er geht nicht in Kaschemmen – er hat wohl ein bischen prahlerische Verhältnisse mit einem Ladenfräulein, das er als sehr geehrtes Fräulein behandelt, mit einem Milchmädel u. mit einer Kokotte (?) – aber eigentliches Vergnügen macht es ihm nicht. Er trägt gern auffallende englische Stoffe u. Lackschuhe; nicht um als Kavalier zu gelten, sondern – nicht wahr weil wir halt Sinn für was solid Elegantes haben. – Seine Augen stehen etwas weit auseinander u liegen wie in perspektivischer Verkürzung klein in den Höhlen – Die zwei führen das idealste Familienleben, denn ihm ist die Mutter mit ihrem ruhigen Urteil wirklich ein Vorbild u. er kann Achtung vor ihr haben.

      Vater war Beamter in irgend einer Rechnungsabteilung – Sohn besuchte 3 Klassen des Gymnasiums. Dann starb Vater. Mutter allein konnte sich nicht halten. Sie haben aber kleine Pension u. stehlen nur gelegentlich. Sohn ist auch materiell an Mutter gewiesen, wegen Pension – Scheu vor Diebsbanden udgl. Eigenbrötler – Angst vor dem Militär – im Gefängnis war ihm schrecklich die Disziplin, das schroffe Wesen der Aufseher, nicht weniger aber die Späße der Gefangenen.

      Er blickt zur Mutter auf – aber es bleibt doch dabei etwas leer in ihm, sie ist verbittert.

      Die Mutter

[Nach 1920]

      Sie mißhandelt den Mann, mißachtet ihn. Aber sorgt eifersüchtig für sein Wohl. Wobei sie ihm schadet. Er schuldbewußt u. dankbeladen. Das Minerl, СКАЧАТЬ