Mann und Weib. Уилки Коллинз
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Название: Mann und Weib

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ an Windygates, und dazu kam, daß Du hier und nicht dort warst. Die Blitze waren wirklich fürchterlich auf der Haide. Hätte ich eines von den großen Pferden vor dem Wagen gehabt, würde es unfehlbar scheu geworden sein, aber das Pony schüttelte sein allerliebstes Köpfchen und lief ruhig weiter. Es bekommt aber auch jetzt sein Bier dafür, wenn es das getrunken hat, wollen wir uns eine Laterne geben lassen, in den Stall gehen und es liebkosen.« Inzwischen bin ich hier, liebes Kind, durchnäßt von einem fürchterlichen Gewitter, was mir aber ganz einerlei ist, und fest entschlossen, mir selbst Beruhigung über Deinen Zustand zu verschaffen, der mir ganz und gar nicht einerlei ist, und das muß und soll geschehen, ehe ich heute Abend zu Bett gehe.« – Mit Gewalt drehte sie Anne bei diesen Worten so, daß sie ihr bei dem Schein der Kerzen grade in’s Gesicht sehen konnte. Kaum hatte sie das gethan, als der Ton ihrer Stimme sich änderte: »Ich wußte es!« sagte sie. »Nie hättest Du ein so wichtiges Geheimnis; Deines Lebens vor mir geheim gehalten, nie hättest Du mir einen so kalten Brief geschrieben, wie Du ihn in Deinem Zimmer zurückgelassen hast, wenn Alles bei der Sache in Ordnung gewesen wäre. Das habe ich gleich gesagt und jetzt bin ich fest davon überzeugt. Warum hat Dein Mann Dich gezwungen Windygates Hals über Kopf zu verlassen? Warum huscht er in der Dunkelheit zum Zimmer hinaus, als ob er sich fürchte gesehen zu werden? Anne, Anne! was ist geschehen! Warum empfängst Du mich so?«

      In diesem kritischen Moment erschien Mrs. Inchbare wieder mit den ausgewähltesten Kleidungsstücken die ihre Garderobe zu bieten vermochte. Anne war froh über diese Unterbrechung. Sie nahm die Lichter und ging voran in das Schlafzimmer. »Zieh erst Deine nassen Kleider aus, nachher wollen wir weiter reden,« sagte sie. Noch keine zwei Minuten hatte sie die Thür hinter sich geschlossen, als an dieselbe geklopft wurde. Anne gab Mrs. Inchbare einen Wink, sich in ihrer Beschäftigung mit Blanche nicht zu unterbrechen, schlüpfte rasch in’s Wohnzimmer und schloß die Schlafstubenthür hinter sich. Sie fühlte sich unaussprechlich erleichtert, als sie den indiscreten Bishopriggs vor sich sah. »Was wollen Sie?« fragte sie.

      Ein Blick aus Bishopriggs Auge genügte, um ihr zu sagen, daß er eine vertrauliche Mission an sie habe. Seine Hand zitterte, sein Athem duftete nach Branntwein. Langsam zog er einen kleinen Streifen Papier mit einigen darauf geschriebenen Zeilen aus der Tasche.

      »Von ihm! Sie wissen schon,« erklärte er scherzend; »ein kleines Billetdour von Ihrem Liebsten! Ein arger Sünder Ihr Liebster. Die junge Dame im Schlafzimmer da, ist wohl die, um deretwegen er Ihnen untreu geworden ist. Mir ist die ganze Sache klar, Sie können mir kein X für ein U machen, ich war selbst in jüngeren Jahren ein schwacher Mensch; aber seien Sie ruhig, der Sünder ist wohl aufgehoben, ich habe bestens für seinen Comfort gesorgt. Ich handle väterlich an ihm, gerade wie an Ihnen. Bishopriggs kann man vertrauen, wenn eine kleine menschliche Schwäche ein Bischen geschont sein will!«

      Während der Weise diese tröstlichen Worte sprach, las Anne die auf dem Papierstreifen stehenden Zeilen.

      Sie waren von Arnold und lauteten so: »Ich bin im Rauchzimmer des Gasthofes, es hängt von Ihnen ab, ob ich dableiben soll; ich glaube nicht, daß Blanche eifersüchtig sein würde, wenn ich ihr meinen Aufenthalt hier im Gasthofe erklären könnte ohne das Vertrauen, das Sie und Geoffrey in mich gesetzt haben, zu verrathen. Wenn es nach mir ginge, würde ich gleich zu ihr gehen. Das Verstecken ist mir fürchterlich, aber doch möchte ich um keinen Preis Ihren Zustand noch schlimmer machen, als er ist. Denken Sie zunächst an sich selbst, ich gebe es Ihnen anheim; Sie brauchen dem Ueberbringer nur zu sagen, »warten« und ich weiß, daß ich hier bleiben soll, bis ich Weiteres von Ihnen höre Anne sah von dem Papier auf.

      »Bitten Sie ihn zu warten!« sagte sie, »bis ich ihm etwas Weiteres sagen lasse.«

      »Mit den besten Grüßen und Küssen,« fügte Bishopriggs als nothwendigen Commentar der Botschaft hinzu. »O, für einen Mann von meiner Erfahrung ist das ja das einfachste von der Welt. Sie können keinen besseren Vermittler haben, als Ihren ergebenen Diener Sam Bishopriggs. Ich verstehe Sie Beide aus dem Grunde.«

      Dabei legte er seinen Zeigefinger an seine feurige Nase und ging davon.

      Ohne einen Augenblick länger zu zögern, öffnete Anne die Schlafzimmerthür, fest entschlossen, Arnold aus seiner schrecklichen Lage zu befreien und Blanche die Wahrheit mitzutheilen.

      »Bist Du es?« fragte Blanche. Bei dem Ton ihrer Stimme fuhr Anne schuldbewußt zurück. »Ich komme gleich zu Dir,« antwortete sie und schloß die Thür zwischen sich und Blanche aufs neue. Nein! Es ging nicht! Etwas in Blanches gleichgültiger Frage oder vielleicht etwas in Blanches Gesicht wirkte auf Anne wie eine geheimnißvolle Warnung, die sie an der Schwelle ihres Geständnisses zurückhielt. In diesem Augenblick machte sich die eiserne Kette der Verhältnisse wieder fühlbar und Anne blieb bei dem ihr so verhaßten erniedrigenden Betrug. Konnte sie Blanche die Wahrheit über sich und Geoffrey mittheilen? Und wenn sie das nicht that, konnte sie es rechtfertigen, daß Arnold im Geheimen zu ihr nach Craig-Fernie gekommen war? Ein Schuldbekenntniß vor einem unschuldigen Mädchen, die Gefahr, Blanche’s Achtung für Arnold zu erschüttern, ein Scandal im Gasthofe, in den die Anderen mit ihr verwickelt werden würden, – das war der Preis, um den sie enden mußte, wenn sie ihrem ersten Impulse folgte und geradezu erklärte: »Arnold ist hier!« Das war unmöglich. Blanche durfte, koste es was es wolle, mochte ihr gegenwärtiger Jammer enden wie er wollte, wenn die Täuschung einmal entdeckt werden würde, die Wahrheit nicht erfahren, Arnold mußte versteckt bleiben, bis Blanche fort war. Anne öffnete die Thür zum zweiten Mal und ging wieder in’s Schlafzimmer Blanche hatte bei ihrer Toilette eben eine Pause gemacht und war in einer vertraulichen Unterhaltung mit Mrs. Inchbare begriffen. In dem Augenblick, als Anne eintrat, befragte sie die Wirthin eifrig über den unsichtbaren Gatten ihrer Freundin; sie sagte gerade: »Bitte, sagen Sie mir, wie sieht er aus?«

      Die Fähigkeit scharf zu beobachten, ist so ungewöhnlich und selbst da, wo sie vorhanden ist, so selten mit der Gabe verbunden, die beobachteten Personen und Dinge genau zu beschreiben, daß Anne’s Besorgnisse vor den Folgen einer etwaigen Antwort Mrs. Inchbare’s auf Blanches Fragen aller Wahrscheinlichkeit nach sehr grundlos waren. Aber gleichviel, ob mit Recht oder Unrecht, hatte sie nichts Eiligeres zu thun, als die Wirthin auf der Stelle zu entfernen. »Wir dürfen Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Mrs. Inchbare,« sagte sie, »ich will Fräulein Lundie schon behilflich sein« Da Blanche sich auf diese Weise verhindert sah, irgend etwas Näheres von der Wirthin zu erfahren, so wandte sie sich ohne Weiteres wieder an Anne, indem sie sagte:

      »Ich muß etwas über ihn erfahren. Ist er schüchtern vor Fremden? Ich hörte wie Du mit ihm drinnen vor der Thür flüstertest. Du fürchtest doch nicht, daß ich es ihm in diesem Anzuge anthun werde?« Blanche, die jetzt Mrs. Inchbare’s beste Gewänder, ein altmodisches seidenes Kleid mit hoher Taille von sogenanntem Flaschengrün, das vorne in die Höhe gesteckt war und hinten weit herabhing, angethan, einen kleinen orangefarbigen Shawl über die Schultern gehängt, und sich ein Handtuch, um ihr naß gewordenes Haar zu trocknen, turbanartig um den Kopf gewunden hatte, war in diesem Aufzuge die sonderbarste und niedlichste Erscheinung die es geben konnte.

      »Um des Himmels willen,« sagte sie lustig, »erzähle Deinem Manne nicht, daß ich in Mrs. Inchbare’s Kleidern stecke, ich muß plötzlich vor ihn hintreten, ohne daß er durch ein Wort darauf vorbereitet wäre, was für eine wunderliche Figur ich spiele. Wenn mich doch Arnold so sehen könnte!« Da sah sie im Spiegel, vor den sie sich eben gestellt hatte, Anne’s Antlitz, und fuhr über den Ausdruck desselben entsetzt zusammen. »Was ist Dir?« fragte sie, »Dein Aussehen erschreckt mich!«

      Anne begriff, daß den Fragen Blanches ein für allemal ein Ende gemacht werden müsse. So klar sie diese Nothwendigkeit aber auch erkannte, so scheute sie doch davor zurück, Blanche eine Unwahrheit in’s Gesicht zu sagen, während sie es doch unmöglich fand, ihr die Wahrheit zusagen, so lange Arnold Brinkworth mit ihr unter demselben Dache weilte. Ich könnte ihr die Wahrheit schreiben, dachte sie. »Schreiben?« – Als sie sich das noch einmal fragte, fuhr ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf; sie öffnete die Thür zum Wohnzimmer und trat, von Blanche СКАЧАТЬ