Die Harfenjule. Klabund
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Название: Die Harfenjule

Автор: Klabund

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ haut alle Trümpfe auf den Tisch, unbeirrt um das Wogen und Treiben der Menge. Braut und Bräutigam verlieren sich im Gedränge, ach, wie mancher erwacht am nächsten Morgen mit einer ihm bis dato unbekannten Braut.

      Mutter Natur, wie groß ist deiner Erfindungen Pracht! Vor lauter Staub sieht man die Erde nicht. Tief geladen, mit Klumpen von Menschen beladen, sticht ein Haveldampfer in See. Schon dämmert es. Ueber den Föhren erscheint die sternklare, himmlische, die schweigsame Nacht.

      Grabinschriften

      Der Pferdedieb

      Hier ruht der ehrenwerte General Don Ferdinando D'Or. (Er bekleidete nämlich diese Charge im Staate Ecuador.) Seine Brust war bedeckt mit Ehrenzeichen und Symbolen. (Die er auf zahlreichen Fahrten sich zusammengestohlen.) Erschüttert steht ganz Ecuador an seiner Bahre. Er starb glorreich im dreiundfünfzigsten Jahre. In offener Feldschlacht (infolge eines Rückenschusses) mußt er ins Jenseits wandern, (weil er sein eigenes Pferd verwechselte mit einem andern.)

      Pierrot

      Hier ruht Pierrot, der leichte Schwerenöter. Ach, er ist tot! Der Himmel, böt er auch alles auf, ihn wieder zuerwecken: Er bliebe doch bei einem Herzen stecken. Doch weit in tausend Frauenherzen verstreute Pierrot sein Leben. Es hat in seiner Brust tausend Herzen gegeben. Und ob auch manche Frau ihr Herz als Sühne bot: Pierrot ist tot, ganz tot, er ist entsetzlich tot.

      Die Jungfrau

      Hier ruht die Jungfrau Emma Puck aus Hinterstallupeinen, eine Mutter hatte sie eine, einen Vater hatte sie keinen. In Unschuld erwuchs sie auf dem Land wie eine Lilie. Da kam sie in die Stadt zu einer Rechnungsratsfamilie. Hier hat sich erst ihr wahres Herz gezeigt, indem sie gar nicht mehr zur Jungfrau hingeneigt. Bald kam das erste Kind. Was half da alles Greinen! Männer hatte sie viel, aber einen Mann hatte sie keinen.

      Zu Amsterdam

      Zu Amsterdam bin ich geboren, meine Mutter war ein Mädchen ums Geld. Mein Vater hat ihr die Ehe geschworen, war aber weit gefehlt.

      In einer dunklen Gasse, sah ich zum erstenmal das Sonnenlicht. Ich wollte es mit meinen Händen fassen, und konnt' es aber nicht.

      Ein junger Mann kam eines Tages, und küßte mich und rief mich seinen Schatz. Sie legten bald ihn in den Schragen, ein anderer nahm seinen Platz.

      Wir sind im Frühling durch den Wald gegangen und sahen Hirsch und Reh. Die Bäume blühten und die Vögel sangen, vierblättrig stand der Klee.

      Ein jeder hat mir Treu' in Ewigkeit geschworen, war aber weit gefehlt. Zu Amsterdam hab' ich mein' Ehr' verloren, ich bin ein Mädchen um's Geld.

      Die Wirtschafterin

      Drei Wochen hinter Pfingsten, da traf ich einen Mann, der nahm mich ohne den geringsten Einwand als Wirtschafterin an.

      Ich hab' ihm die Suppe versalzen und auch die Sommerzeit, er nannte mich süße Puppe und strich mir ums Unterkleid.

      Ich hab' ihm silberne Löffel gestohlen und auch Bargeld nebenbei. Ich heizte ihm statt mit Kohlen mit leeren Versprechungen ein.

      Ich habe ihn angesch … so kurz wie lang, so hoch wie breit. Er hat mich hinausgeschmissen; es war eine wundervolle Zeit …

      Drei wilde Gänse –

(Volkslied)

      Drei wilde Gänse, die flogen über See. Da schoß der Jäger alle drei, und was einmal ins Wasser fiel, kommt nimmer in die Höh'.

      Drei junge Mädels, die führte ein Kavalier aus, und wenn erst ein Mädel mal Sekt genascht, Liebe genascht, Hiebe genascht – die kommt nicht mehr nach Haus.

      Und ich pfeife auf meine Jungfernschaft, und ich pfeife auf mein Leben. Der Kerl, der sie mir genommen hat, um eins und um zwei und um drei bei der Nacht, der kann sie mir nimmer geben.

      Geh, schenk mir doch 'n Fuffzger, geh, schenk mir doch 'ne Mark. Ich will mich mit Schnaps besaufen, ich will mir eine Villa kaufen oder einen Sarg …

      In Lichterfelde Ost

      Ich hab' einmal ein Mädel gehabt in Lichterfelde Ost. Das war wie Frau Venus selber begabt. Sie hat mich mit Lust und Liebe gelabt in Lichterfelde Ost.

      Sie hatte das schönste schlankeste Bein in Lichterfelde Ost. Und wollt' ich besonders zärtlich sein, so schlug ich ihr eins in die Fresse hinein in Lichterfelde Ost.

      Da kam ein feiner Kavalier in Lichterfelde Ost. Sie wurde sein Glück, sein Stück, sein Tier, sie sank mit ihm und er mit ihr in Lichterfelde Ost.

      Man brachte sie in das Krankenhaus in Lichterfelde Ost. Und als sie nach Monaten kam heraus: Sie sah wie der Tod von Basel aus in Lichterfelde Ost.

      Jetzt bietet Papierblumen sie feil – noch knapp in Lichterfelde Ost. Zuweilen kauf' ich ihr welche ab. Die leg' ich ihr übers Jahr aufs Grab in Lichterfelde Ost.

      Im Obdachlosenasyl

      Ich war'n junges Ding, man immer frisch und flink, da kam von Borsig einer, der hatte Zaster und Grips. So hübsch wie er war keiner mit seinem roten Schlips. Er kaufte mir 'nen neuen Hut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß, ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat. Schwamm drüber. Tralala.

      Ich immer mit'n mit. Da ging der Kerl verschütt. Als ich im achten schwanger, des Nachts bei Wind und Sturm, schleppt ich mich auf'n Anger, vergrub das arme Wurm. Es schrie mein Herz, es brannte mein Blut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies, unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat, Schwamm drüber. Tralala.

      Jetzt schieb ich auf'n Strich. Ich hab'nen Ludewich. In einem grünen Wagen des Nachts um halber zwee, da ha'm sie mich gefahren in die Charité. Verwest mein Herz, verfault mein Blut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat, Schwamm drüber. Tralala.

      Krank bin ich allemal. Es ist mir allens ejal. Der Weinstock, der trägt Reben, und kommt 'n junger Mann, ich schenk' ihm was für's Leben, daß er an mich denken kann. Quecksilber und Absud, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat. Schwamm drüber. Tralala.

      Er hat als Jöhre

      Er hat als Jöhr von fuffzehn Jahren mir einst am Wedding uffjetan. Wir sind nach Köpenick jefahren und sahen die Natur uns an. Ick zog mir aus die rote Jacke. Er hat für mich det Bier berappt, doch nach neun Monaten, au Backe, es hat jeschnappt, es hat jeschnappt.

      Mein Emil is ne kesse Nummer, er hat schon manchen abgekehlt, doch fürcht' er sich vor jedem Brummer, so jut is er, so zart beseelt. Mir is weiß Gott schon allens piepe, ick lag bei ihm im Bett – da trappt es uff der Treppe … der Polype … es hat jeschnappt, es hat geschnappt …

      Im Hof der ollen Zuchthausschenke steht blutbespritzt ein Podium, der dove Pastor macht Menkenke, man sieht sich noch im Kreise um. Im Mauereck blüht blauer Flieder, die Zunge klebt wie angepappt, da saust des Henkers Beil hernieder, es hat jeschnappt, es hat geschnappt …

      Ich baumle mit de Beene

      Meine Mutter liegt im Bette, denn sie kriegt das dritte Kind; meine Schwester geht zur Mette, weil wir so katholisch sind. Manchmal troppt mir eine Träne und im Herzen puppert's schwer; und ich baumle mit de Beene, mit de Beene vor mich her.

      Neulich kommt ein Herr gegangen mit 'nem violetten Shawl, und er hat sich eingehangen, und es ging nach Jeschkenthal! Sonntag war's. Er grinste: »Kleene, wa, dein Port'menée is leer?« und ich baumle mit de Beene, mit de Beene vor mich her.

      Vater sitzt zum 'zigsten СКАЧАТЬ