Die erste Liebe. Иван Тургенев
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Название: Die erste Liebe

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ Schritte ließen sich hinter mir hören; ich blickte mich um – mein Vater war es, der mir mit seinem gewohnten raschen und leichten Gange entgegenkam.

      – Ist das die junge Fürstin? fragte er mich.

      – Das ist sie.

      – Kennst Du sie denn?

      – Ich habe sie heute morgen bei ihrer Mutter gesehen.

      Der Vater blieb stehen, drehete sich rasch auf den Absätzen herum und ging zurück. Als er bis zu Sinaïde gekommen war, grüßte er sie höflich. Sie grüßte ihn gleichfalls? ein Ausdruck von Erstaunen glitt über ihr Gesicht und sie ließ das Buch sinken. Ich sah, wie sie ihm mit den Augen folgte. Mein Vater kleidete sich immer elegant, nach eigenem Geschmacke und einfach; niemals aber war mir seine edle Gestalt vortheilhafter erschienen, niemals hatte sein grauer Hut das unmerklich dünner gewordene Lockenhaar besser bedeckt, als heute.

      Ich wollte nochmals Sinaïde entgegengehen; sie blickte mich aber nicht einmal an, hatte das Buch wieder vorgenommen und entfernte sich.

      VI

      Den ganzen Abend und folgenden Morgen verbrachte ich in einem Zustande trüber Entmuthigung. Ich versuchte es, erinnere ich mich, etwas zu arbeiten, nahm den Kaidanow vor – doch gedankenlos schweiften meine Blicke über die weitläufigen Zeilen und Seiten des berühmten Lehrbuches hin. Zehn Mal hintereinander las ich die Worte: »Julius Cäsar zeichnete sich durch kriegerischen Muth aus,« – ich verstand nichts und warf das Buch fort.

      Vor dem Essen rieb ich mir wieder Pomade in’s Haar und legte meinen neuen Rock und die Halsbinde an.

      –– Wozu das? fragte die Mutter. – Noch bist Du nicht Student und Gott weiß, ob Du das Examen bestehen wirst. Vor Kurzem erst ist Dir die Jacke gemacht worden! Soll die denn fortgeworfen werden?

      – Es werden ja Gäste kommen, stammelte ich halb in Verzweiflung.

      – Unsinn!l schöne Gäste! Ich mußte mich fügen. Der Rock ward gegen die Jacke vertauscht, die Halsbinde nahm ich jedoch nicht ab. Die Fürstin nebst Tochter erschienen eine halbe Stunde vor der Tafel. Die Alte hatte über das grüne, mir bereits bekannte Kleid einen gelben Shawl geschlungen und sich eine altmodische Haube mit feuerrothem Bande ausgesetzt. Sie fing sogleich von ihren Wechseln an, stieß Seufzer aus, klagte über ihre dürftigen Umstände, brachte verschiedene Anliegen vor, und genirte sich nicht im Geringsten: sie nahm ihre Prisen mit ebendemselben Geräusche, drehte sich und kutschte ebenso auf ihrem Stuhle hin und her, wie zu Hause. Es schien ihr gar nicht einzufallen, daß sie Fürstin sei. Dagegen benahm sich Sinaïde mit strengstem Anstande, ja fast hochmüthig, wie eine echte Fürstentochter. Ihr Gesicht drückte eine kalte Gemessenheit und Würde aus, so daß ich irre an ihr wurde und ihre Blicke, ihr Lächeln nicht wiederzuerkennen vermochte, obgleich sie mir auch in dieser neuen Gestalt bezaubernd erschien. Sie hatte ein leichtes Barègekleid mit hell-blauen Streifen an; das Haar fiel, nach englischer Sitte, in breiten Locken längs den Wangen herab: diese Frisur paßte zu dem kalten Ausdrucke ihres Gesichtes. – Mein Vater saß während der Tafel neben ihr und unterhielt seine Nachbarin mit der ihm eigenen feinen und ruhigen Höflichkeit. Von Zeit zu Zeit blickte er sie an – und dann und wann sie ihn, doch in eigenthümlicher, fast feindseliger Weise. Die Unterhaltung führten sie in französischer Sprache; – mein Erstaunen erregte, erinnere ich mich, Sinaïde’s reine Aussprache. Die Fürstin legte sich auch während der Tafel, ebenso wenig wie vorher, den geringsten Zwang an, sie aß viel und lobte die Speisen. Meine Mutter fühlte sich sichtbar belästigt durch sie und antwortete ihr mit einer gewissen mitleidigen Geringschätzung; dann und wann verzog mein Vater leicht das Gesicht. Sinaïde gefiel meiner Mutter auch nicht. – Das ist ein stolzes Ding, – sagte sie am folgenden Tage.

      – Und es giebt da Etwas – stolz zu thun – »avec sa mine de grisette!«

      – Du hast vermuthlich keine Grisetten gesehen, bemerkte mein Vater.

      – Und dafür sei Gott gedankt!

      – Ganz recht, . . . aber wie kannst Du dann so urtheilen? Auf mich gab Sinaïde nicht im Geringsten Acht. Bald nach dem Essen empfahl sich die Fürstin.

      – Ich werde auf Ihre Protection bauen, Marja Nikolajewna, Peter Wassiljitsch, sagte sie mit flehendlichem Tone zu meinen Eltern. – Was soll ich machen! Es gab auch für mich Zeiten, ach! – die sind vorbei! Da sitze ich – man nennt mich Durchlaucht – setzte sie mit widerlichem Lachen hinzu, – eine schöne Ehre! – goldene Tressen und Nichts zu essen. – Mein Vater verbeugte sich ehrerbietig und begleitete sie bis zur Thüre des Vorzimmers. Ich stand dabei, in meinem kurzen Jäckchen, und stierte, gleich einem zum Tode Verurtheilten, den Fußboden an. Sinaïdes Benehmen gegen mich hatte mir den Gnadenstoß gegeben. Wer beschreibt aber mein Erstaunen, als sie mir, an mir vorübergehend, hastig und mit dem früheren freundlichen Ausdrücke im Gesichte, zuflüsterte: kommen Sie zu uns heute Abend um acht Uhr, hören Sie, aber bestimmt . . . Ich erhob die Hände – sie war aber schon fort, nachdem sie eine weiße Schärpe über den Kopf geworfen hatte.

      VII

      Punkt acht Uhr betrat ich, im Rock und die Haare in die Höhe gestrichen, das Vorzimmer des Nebengebäudes, welches die Fürstin bewohnte. Der alte Diener blickte mich finster an und erhob sich ungern von seiner Bank. Aus dem Gastzimmer erschallten heitere Stimmen. Ich öffnete die Thüre und trat befremdet zurück. Mitten im Zimmer, auf einem Stuhle, stand die junge Fürstin und hielt einen Männerhut vor sich; um den Stuhl drängten sich fünf Herren. Sie waren bemüht in den Hut zu greifen, während die junge Fürstin denselben emporhob und heftig schüttelte. Als sie mich gewahr wurde, rief sie: »wartet, wartet! ein neuer Gast, man muß auch ihm einen Zettel geben,« – sprang behend vom Stuhl und faßte mich beim Rockaufschlage.

      – So kommen Sie doch, sagte sie, was stehen Sie da? Messieurs, erlauben Sie, daß ich Sie vorstelle: dieß hier ist Monsieur Woldemar, der Sohn unseres Nachbarn, Hier, – fuhr sie zu mir gewendet und der Reihe nach auf die Gäste weisend, fort – Graf Malewsky, Doctor Luschin, Poet Maidanow, Kapitän außer Diensten Nirmatzky und Belowsorow, Husar, den Sie bereits gesehen haben.

      Ich war dermaßen verwirrt, daß ich Niemandem meinen Gruß entbot; im Doctor Luschin erkannte ich jenen schwarzhaarigen Herrn wieder, der mich im Garten so unbarmherzig angefahren hatte, die Uebrigen waren mir unbekannt.

      – Graf! fuhr Sinaïde fort – schreiben Sie für Monsieur Woldemar einen Zettel.

      – Das ist gegen alles Recht, entgegnete mit leichtem polnischen Accente der Graf, ein sehr hübscher und elegant gekleideter junger Mann mit braunen Haaren, ausdrucksvollen schwarzen Augen. einem feinen, weißen Näschen, und einem dünnen Schnurbärtchen über dem kleinen Munde. – Der Herr hat an unserem Pfänderspiele nicht theilgenommen.

      – Das ist ungerecht, wiederholten Belowsorow und der Kapitän außer Diensten, ein Mann von etwa vierzig Jahren, ganz von Pockennarben entstellt, kraushaarig wie ein Neger, mit gekrümmtem Rücken, krummen Beinen und in aufgeknöpftem Uniformrock ohne Epauletten.

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