Die Bräutigame der Babette Bomberling. Alice Berend
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Bräutigame der Babette Bomberling - Alice Berend страница 7

Название: Die Bräutigame der Babette Bomberling

Автор: Alice Berend

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ dem Ladentisch stand, einen Schmuck für den sehr hübschen Hals einer jungen Dame verlangt. Man hatte ihm höflich zu dieser sehr feinen Goldschnur geraten, an der eine einzelne Perle wie ein aufgefangener Tautropfen hing. –

      In seinem Büro hatte Bomberling sie noch einmal ausgepackt. An seinem Schreibtisch, wo sich schwarze und braune Holzleisten türmten und Zeichnungen von Särgen und Grabstätten wenig Raum ließen, saß er und ließ die feine Kette durch seine runden Finger gleiten. Als er sie sorgsam zurückgebettet hatte in das feine Lederkästchen, lag ein Lächeln, nachdenklich und zufrieden, auf seinem Gesicht.

      Wo gehobelt wird, fallen Späne ab.

      Babette war froh mit der Perle.

      Als der Vater nach Haus kam, umarmte sie ihn und sagte:

      »Ich muß immer daran denken, daß sie tief unten im Meer, verborgen in einer Muschel, lag.«

      Und dann lief sie an den Flügel und spielte einen wilden Tanz.

      Bomberling stand mit Staunen und Stolz vor der blitzenden Tafel. Er bewunderte Anna. Woher nur verstand sie das alles?

      Er wußte nicht, daß in jeder Frau ein Stück Prinzessin steckt. Diese Tafel hatte Anna schon mit sechzehn Jahren gesehen. Als die Funken aus den Hufeisen stoben.

      Aber wo war Anna? Bomberling hatte sie im ganzen Kulturgebiet vergeblich gesucht. Endlich fand er sie in der Plättstube, wo die Kreidezeichnungen beider Elternpaare auf Reihen von Weinflaschen und garnierten Schüsseln niederstarrten.

      Hier stand Frau Bomberling mit Herrn Schütte. Herr Schütte war der Lohndiener. Frau Rätin hatte ihn ihrer Freundin empfohlen. Er war ein Diamant. Wo er half, blieb nichts zu wünschen übrig. Er tat restlos seine Pflicht.

      Eben war er gekommen. Er bat nun um die speziellen Wünsche der Gnädigen. Frau Anna sprach erregt in sein Gesicht, das glatt und unbeweglich wie eine Wachsmaske blieb und nur schmerzlich zusammenzuckte, wenn die gnädige Frau den französischen Namen eines Gerichts aussprach.

      Frau Anna war recht erleichtert, als Herr Schütte sie bald unterbrach und ihr mit einer dankbar ablehnenden Handbewegung zu verstehen gab, daß er schon genügend orientiert sei.

      Er verbeugte sich und ging, um seine weißen Handschuhe zu holen, zu seinem Überzieher, den er bescheiden hier an der Vorratskammer an einen Nagel gehangen hatte. Er mußte eine Weile suchen und sah sich nervös nach Frau Anna um, die immer noch, ganz ohne Grund, hier anwesend war. Denn die Taschen dieses Mantels waren tief. Nicht jeder ist seines Namens wert. Das Futter dieses Rockes verdiente seinen Namen in des Wortes weitester Bedeutung. Nur an der Peripherie des Mantels angenäht, hatte es manches Rebhuhn, manche Pastete und manche Flasche Wein umschlossen, ganz abgesehen von dem Überfluß an Obst, Zigarren und Konfekt, an den es beständig gewohnt war. Denn Herr Schütte hatte eine Familie zu Haus. Jeder Mann muß für die Seinen sorgen.

      Als Frau Anna ihren Gatten in der Tür erblickte, erschrak sie. Sie hatte ihm noch am Nachmittag telephonieren wollen, daß der Herr Regierungsrat vielleicht 48 Jahr sei. Entfernung mildert. August dies einfach ins Gesicht zu sagen, hatte sie von Tag zu Tag verschoben.

      Aber jetzt war keine Zeit mehr zu Privatunterhaltungen. Es konnte jeden Augenblick klingeln. Bomberling mußte sich rasch einen schwarzen Anzug anziehen. Frau Anna war schon lange stattlich und pompös.

      Herr Schütte, der jetzt die Handschuhe angezogen hatte, sagte mit dem vornehmen Flüsterton, der ihm eigen war:

      »Verzeihung, gnädige Frau, man läßt es nicht zum Klingeln kommen. Ich begebe mich jetzt auf die Diele. Höre ich Schritte auf der Treppe, öffne ich. Ich muß die Herrschaften bitten, sich in den Salon zu begeben.«

      Frau Anna bat höflich, ob sie noch einen raschen Blick in die Küche werfen dürfe. Herr Schütte erlaubte es mit einem bedauernden Achselzucken.

      Als Frau Anna den Korridor zurückgeeilt kam, sagte Herr Schütte, ob die gnädige Frau nichts dagegen habe, wenn er beim Einschenken die Marke der Weine in die Ohren der Gäste flüstre. Er sei das so gewohnt.

      »Muß das sein?« fragte Frau Anna und starrte erschreckt in die rasierte Unbeweglichkeit vor ihr.

      Herr Schütte nickte wortlos.

      Frau Anna schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie unsicher, sie glaube, nur der Sekt habe einen festen Namen.

      Herr Schütte beruhigte sie. Das schadete gar nichts. Er murmele überhaupt nur ganz erstklassige Marken.

      Damit verbeugte er sich und öffnete die Tür des Salons.

      Ein tüchtiger Diener erspart manches.

      Beruhigt rauschte Frau Anna hinein.

      Bomberlings warteten.

      Erst schien es, wie wenn alle die Einladung vergessen hätten. Aber dann kamen sie rasch hintereinander.

      Zuerst Hilde Wegner und ihr Bruder Fritz in Uniform. Dann Paul mit schönen Blumen. Hinter ihm Bomberlings Lagerchef, ganz frisch vom Frisör. Am Arm führte er seine junge Frau, die in Trauer war. Sie sagte entschuldigend, daß sie ihre Großmutter verloren habe und eigentlich noch keine Festlichkeiten mitmachen dürfe. Aber diese kleine Abendgesellschaft sei ja kein großes Vergnügen.

      Inzwischen war ein Studienfreund Hermanns gekommen, der vor jedem eine tadellose Verbeugung mit Hackenklappen gemacht hatte. Und endlich die Frau Geheimrätin mit ihrem Neffen, dem Geheimen Regierungsrat Gustav Koberstein.

      Wenn es nicht nötig gewesen wäre, noch auf Onkel Albert und Tante Helene zu warten, hätte man sofort zu Tisch gehen können.

      Babette saß auf einer Stuhllehne und beobachtete den neuen Bekannten, der sich neben den Vater gesetzt hatte und sich mit diesem unterhielt.

      Er war groß und hager. Seine Nägel waren blank wie seine Lackschuhe. Seine Stirn reichte bis ins Genick.

      Babette schnupperte ein wenig in die Luft. Dann rutschte sie rasch vom Stuhl. Sie wollte Hilde Wegner erzählen, daß sich der Herr Regierungsrat parfümiere.

      Hermann und sein Freund verständigten sich mit einem Blick der Bewunderung über das Monokel des Herrn Rats, das fest, wie angeleimt, unter den Augenbrauen saß. Der Kerl war ein Kavalier. Ohne Frage. Inzwischen erzählte der Herr Regierungsrat, lässig in seinen Stuhl zurückgelehnt, diesem Sargfabrikanten vor allen Dingen erst einmal, daß er ein Kerl sei, der unglaublich schnell Karriere gemacht habe. Mit fabelhafter Fixigkeit, die ihm sobald keiner nachmachen werde.

      Das war nicht zu Unrecht behauptet. Der Zufall läßt sich schwer wiederholen, und er war es gewesen, der den Herrn Koberstein so rasch hatte avancieren lassen. An einem Vormittag nämlich, als sich Herr Koberstein wieder einmal bodenlos langweilte, hatte er auf die leere Hälfte eines Aktenstückes, das er bearbeiten sollte, ein großes schönes Fragezeichen gezogen. Mit einem dicken Buckel, wie ein Gläubiger, und einer schlanken Taille, wie ein hübsches Mädchen. Und darunter einen Punkt, voll und rund wie die Erde. Gerade als er fertig damit war, wurde die Tür aufgerissen, und sein Vorgesetzter kam herein. Vergebens versuchte Herr Koberstein die Frucht seiner unverlangten Zeichenkunst zu verstecken.

      »Sie haben etwas Fragwürdiges gefunden? Geben Sie her.«

      Was einmal über uns verhängt ist, geschieht auch. Die Akten wurden geprüft. Herr Koberstein hatte eine große Unterschleifung aufgedeckt und seiner Behörde einen großen Dienst geleistet.

      Es gehört zu den meisten СКАЧАТЬ