Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers. Александр Дюма
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СКАЧАТЬ zuweilen einen Monat von Hause entfernt, – seinen Dienst, sagen wir, der streng war, und dessen Pflichten er gewissenhaft erfüllte, verrichtete er, der Mann, den man nie hatte lachen sehen, mit einem ewigen Geträller im Munde. Allerdings war das Lied, das er mehr brummte, als sang, ein gräßliches Lied, welches bei Balmy und Jemappes denjenigen, die es hörten, den Tod brachte.

      Dieses Lied war die Marseillaise.

      Als die Bourbonen auf das Kaiserreich folgten, fuhr der Vater fort, sein Lied zu singen; doch man war so sehr daran gewöhnt, den Einen nicht zu sehen, ohne das Andere zu hören, daß man nicht darauf merkte.

      Hatte er nicht den Dienst auf der Küste, und nach 1815 als der Friede mit England unterzeichnet war wurde sein Geschäft minder beschwerlich, – hatte er nicht den Dienst auf der Küste, so trug er Sorge für die Kinder, und nie sorgte eine Kammerfrau oder die Gouvernante von vornehmen Hause besser für Fürstenkinder.

      Die Kinder waren immer gleich gekleidet; ihre Tracht hatte etwas Milltärisches; sie trugen Seemannsjacken mit einer doppelten Reihe von runden Knöpfen, wie sie die Husaren haben, dunkelfarbige Beinkleider und Holzschuhe im Winter, weiße Beinkleider und Halbstiefel im Sommer.

      Nur waren die Holzschuhe von einer besonderen Zierlichkeit, welche den Kindern ungemein schmeichelte, weil sie dieselben von ihren Kameraden unterschied; das Vordertheil war oben mit einem Stücke Leder, alten Stiefelschäften entlehnt, bedeckt und mit englischer Wichse glänzend gemacht. Es versteht sich, daß der alte Grenadier seine Wichse selbst bereitete und sie aus ihm bekannten Ingredienzien, Wohlthätern und Freunden des Leders, das sie erhielten und weich machten, zusammensetzte.

      Alle Jahre um Ostern legten die Kinder die Holzschuhe ab und bekamen dafür ein Paar neue lederne Halbstiefel.

      Diese Schuhe mußten bis zum Winter halten.

      Wie war aber auch der Vater besorgt für diese Jacken mit den messingenen Knöpfen, für diese Holzschuhe mit ledernem Besatze, für diese an Ostern neue Halbstiefel, welche an Allerheiligen abgetragen, aber immer noch glänzend waren.

      Jeden Morgen war er vor Tagesanbruch auf, Jacken und Beinkleider, Holzschuhe oder Halbstiefel wurden aus dem Hause getragen, Schuhe oder Halbstiefel gewichst, Beinkleider und Jacken gebürstet. Knöpfe mit der größten Geduld polirt.

      Alles das glänzte in der aufgehenden Sonne. Dann ließ man die Kinder ausstehen. Im Winter wie im Sommer setzte man sie ins kalte Wasser, und mit rother Haut im Winter, mit weißer im Sommer schlüpften sie in ihre Kleider.

      Gehen wir nun vom Hauptbewohner zum Hause über.

      Das Haus verdient wohl eine besondere Erwähnung.

      Das wird ein Gemälde von Gerhard Dow oder Mieris sein, welches, wie wir hoffen, geduldig auf einen Stich von Tallot warten macht.

      II

Das Haus des Vaters

      Das Innere des Hauses bestand aus einer großen Stube und einem Cabinet.

      Diese Stube wurde durch einen ungeheuren Kamin geheizt.

      Dieser Kamin war geschmückt mit einer Pendeluhr mit einer Zwiebel in der Mitte; auf jeder Seite dieser Pendeluhr, und die Augen auf sie geheftet, bockten zwei Löwen von Tannenholz mit krausen Mähnen, Troddelschweifen, und einen angenehmen Harzgeruch um sich her verbreitend. Ein wenig davon entfernt, – die Pendeluhr war immer der Mittelpunkt dieser Schmückung, – erhoben sich zwei messingene Leuchter, glänzend wie Spiegel, und in diesen Leuchtern waren zwei Kerzen, welche nur ein einziges Mal angezündet gesehen zu haben das Kind sich erinnert; wir werden sagen, bei welcher Veranlassung. Die Garnitur wurde vervollständigt durch eine Flasche und eine kleine chinesische Vase.

      Alles Feuergeräth war von Eisen und glänzte wie der Lauf des Carabiners und der Pistolen des Vaters; das Feuergitter war ein Viertelsreif der einst als Beschläge an einem Rade gedient hatte; der Schlosser hatte ihn in der Schmiede neu bearbeitet, die Löcher durch Hammerschläge verstopft, und ihn, seine gewölbte Form beibehaltend, damit er allein stehen konnte, polirt.

      Ein ungeheures Bett von Eichenholz hob sich, von der Thürschwelle aus, in der Perspective gesehen, mit seinen grünen Sarschevorhängen von einer Wand ab, welche nie mit einer Tapete bedeckt gewesen und nur mit Sand und Kalk getüncht war. Von Zeit zu Zeit zog eine kleine Muschel, ein Ueberrest von einer erloschenen Welt, die einst diesen Sand bewohnt hatte, das Auge der Kinder an, und diese belustigten sich damit, daß sie dieselbe mit der Spitze eines Messers aus der Wand ausgruben und vertilgten.

      In der andern Ecke, parallel mit dem großen Bette, war das schmälere und besonders kürzere Bett der zwei Kinder, welche beisammen schliefen.

      Ein großer Tisch von massivem Mahagoniholz stand mitten in der Stube; er war umgeben von Strohstühlen mit blau-grau angemaltem Gestell. Zwölf Stühle waren unveränderlich aufgestellt: drei um den Tisch; sieben längs der Wand, einer vor einem Secretär, an welchem der Vater seine Berichte schrieb, und einer beim Kamin, einem hölzernen Bänkchen gegenüber.

      Wurden diese Stühle aus irgend einem Grunde, wegen eines Besuches, eines Frühstücks, eines Mittagsmahles oder einer einfachen Erfrischung, verrückt und der Grund war verschwunden, so nahmen die Stühle unveränderlich wieder den gewohnten Posten ein, und man hätte glauben sollen, sie kehren, wie in den Zauberstücken, von selbst an ihren Platz zurück.

      Vier Rahmen von schwarzem Holze, welche vier Stiche, die Vier Jahreszeiten vorstellend, enthielten,« bildeten die artistische Zierrat der vier Wände.

      Die militärische Zierath bildete eine Trophäe aus dem Carabiner, den Pistolen und dem Säbel des Vaters bestehend.

      Ein großer eichener Schrank vervollständigte das Mobiliar.

      Als die Mutter gestorben war, – ihr Tod mußte sich im Jahre 1811 ereignen, – als die Mutter gestorben war und der Vater den Dienst auf der Küste bekam, schloß man das Haus, und die zwei Kinder wurden in Pension zu zwei Demoiselles gegeben, welche eine Schule in Caen hatten: man nannte sie Mademoiselle Meulan und Mademoiselle Poupinette.

      Die zwei Kinder, welche hinzukamen, schliefen in einem Zimmer mit den zwei alten Jungfern.

      Doch, wie gesagt, diese Abwesenheiten hörten mit dem Kaiserreiche auf. Der Friede erlaubte den Küsten, sich ganz allein zu bewachen, oder wenigstens, sich mit ihren gewöhnlichen Wachen zu begnügen, und die längsten Dienstrunden dauerten nur vierundzwanzig, achtundvierzig, höchstens zweiundsiebzig Stunden.

      Während dieser Stunden brachten die Kinder den ganzen Tag bei den zwei Schullehrerinnen zu: aber man führte sie am Abend zurück, und sie schliefen in dem großen Bette, was ein Fest für sie war.

      Oft kam der Vater bei Nacht nach Hauses doch halb vermöge des guten Schlafes, der der Wiederherstellungsengel der Kräfte der Kindheit ist, halb vermöge der Vorsichtsmaßregeln, die der alte Soldat, zärtlich wie eine Mutter, nahm, um seine zwei Söhne nicht aufzuwecken, bemerkten diese die Rückkehr des Vaters erst am andern Morgen, wenn sie auf dem Boden die kothige Verlassenschaft des Douanier sahen; auf dem Mahagonitische gewahrten sie seinen Säbel, seinen Carabiner, seine Pistolen, und im Bette der Kinder den Douanier selbst, dessen auf einen Stuhl gelegten Beine um anderthalb Fuß über die Matratze hinausgingen und ihnen durch die Vergleichung noch viel größer schienen.

      Und dann erhoben sich die Kinder halb nackt, stiegen geräuschlos aus dem großen Bette, näherten sich dem kleinen und betrachteten mit großen Augen den republikanischen Riesen, erstaunt, wie jene Bauern von Virgil beim Anblick der gewaltigen Knochen, die die Pflugschaar aus den fruchtbaren Ebenen zog, welche Schlachtfelder gewesen waren.

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