Adams Söhne. Adolf von Wilbrandt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Adams Söhne - Adolf von Wilbrandt страница 19

Название: Adams Söhne

Автор: Adolf von Wilbrandt

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ einen Freiherrn fühle, ich soll im Parterre stehen bleiben, wo die Schneider und Schuster steh’n? Nein, mein Lieber, mein Platz ist in der Loge, bei den hohen Herrschaften. Aber um da hinzukommen, um mich da einzuwohnen, muss ich hübsch mit Talent meine Rollen spielen, – zuweilen den Bedienten, zuweilen den verruchten Kerl; – nun Gott sei Dank, ich habe das Talent.«

      Wittekind richtete sich auf und ging langsam vom Fenster weg, gegen die Tür. Mitten im Zimmer jedoch blieb er wieder steh’n. Er sagte dann mit etwas bewegter Stimme, doch bedächtig:

      »Aber du verlangst wohl nicht, dass ich dich beneide. Was mich betrifft, so würd’ ich lieber in dem Hundestall vor meiner Haustür verfaulen, als für so eine ›Loge‹ mein bisschen Selbstgefühl, meinen alten Aberglauben an Freiheit, Wahrheit, Menschenwürde opfern. … Aber das führt zu weit. Und über den breiten Fluss hinüber, bei so ungünstigem Wind, verstünden wir uns doch nicht. Also nehmen wir einander lieber wie wir sind, und damit holla. – Nur noch eine Frage!«

      »Bitte!« erwiderte Waldenburg mit vollendeter Artigkeit, und mit jenem diabolischen, behaglichen Schmunzeln, als wären sie im schönsten Einverständnis, als sagten sie sich lauter gute Dinge.

      »Wenn ich nun deine Aufrichtigkeit missbrauchte?«

      »Bei wem?« fragte Waldenburg zurück. »Da, wo es mir schaden könnte, da verkehrst du nicht; die andern amüsiert oder ärgert es, ohne mir zu schaden.«

      Nach kurzem Schweigen erwiderte Wittekind:

      »Nun, eine gewisse Größe ist in deinem Zynismus; das muss man dir lassen. – Ich fragte selbstverständlich nur so beispielsweise; denn ich missbrauche keines Menschen Aufrichtigkeit. – — Also gute Nacht. Morgen willst du fort. Wir sind dann wieder weit auseinander, wie bisher; und sehr oft werden wir uns wohl nicht seh’n!«

      Waldenburg lächelte:

      »Warum nicht? Als Männer von Geist können wir uns ja über hundert Dinge vortrefflich, unterhalten, wenn wir auch über das hundertunderste verschiedener Meinung sind —«

      »Über das Erste, Waldenburg.«

      »Nun gut, über das Erste. Dann fangen wir morgen bei dem Zweiten an, wo wir uns versteh’n. Willst du morgen in Salzburg mein Gast sein? Ich gehe ins Hotel N… . Ein sehr angenehmes Haus. Du würdest vermutlich die Gräfin Lana bei mir seh’n —«

      »Die Frau des früheren Ministers?«

      »Ja. Eine ausgezeichnete Frau: – sie kann dir vielleicht einmal nützlich sein —«

      Wittekind musste lächeln.

      »Ich danke«, sagte er. »Ich brauche sie nicht.«

      »Auch fändest du mit ihren Tilburgs die Blasse, die Amerikanerin, die dir gar nicht so übel zu gefallen scheint, du tugendhaftere Mensch.«

      »Warum dürfte sie einem tugendhaften Menschen nicht gefallen?« fragte Wittekind. Er kam übrigens einen Schritt zurück, da er sich der Tür schon wieder genähert hatte.

      Auf seinen Hut blickend setzte er hinzu:

      »Was ist sie eigentlich? Witwe oder verheiratet?«

      »Baronin Tilburg versichert, dass sie Witwe ist«, antwortete Waldenburg, ohne eine Miene zu verziehen. »Infolgedessen kommst du?«

      »Ich danke«, sagte Wittekind.

      Ein Missgefühl schüttelte ihn plötzlich. Sie bei ihm zu seh’n … Nein! – — Er ging wieder zur Tür.

      »Ich möchte jetzt mit meinem Sohn einige Tage allein sein«, setzte er darauf hinzu.

      »Nun, wie du willst! – Von Salzburg zieh’n wir dann an die Ostsee, ins Bad; ganz in deine Nähe. Bist immer willkommen, alter Freund; – ich sage das nur als avis au lecteur. Denn du wirst wohl nicht kommen. Du bleibst nun also bis ans Lebensende auf dem schmalen Pfade der Tugend; und auf dem festen Land. Ich brauche mehr Platz – und ein weniger solides, ein etwas lockeres Element. Mein alter guter Wahlspruch ist halt: Vogue la galère

      »Also noch einmal: wohl bekomm’s!« sagte Wittekind mit ernstem Lächeln, und bot ihm zum Abschied die Hand.

      Waldenburg schlug ein.

      »Leb’ wohl, Idealist! Leb’ wohl, ›wahrer Mensch‹!« – —

      Wittekind verließ das Zimmer. Er sehnte und freute sich, in das seine zu kommen, und zu seinem Jungen. Leise ging er über den halbdunklen Vorplatz; nur ein Lämpchen brannte an der Wand. Im Hause war es still.

      Als er aber in sein Zimmer trat, in dem der unsichtbar gewordene Mond noch durch die erhellte Luft wirkte, sah er, dass er zu spät kam. Berthold lag schon im Bett, und in tiefem Schlaf; durch die Stille horchend konnte Wittekind seine ruhigen, gleichen Atemzüge hören.

      VI. Kapitel

      Die Sonne schien früh in die Zimmer der ›Gemse‹, so viele ihrer nach Osten lagen; sie schien auch auf die Betten von Vater und Sohn, doch ohne sie zu wecken. Als Wittekind, spät eingeschlafen, nach einer traumreichen Nacht spät genug erwachte, schlief Berthold noch immer fort. Der Vater staunte, lag noch eine Weile, wartete und träumte; endlich stand er auf. Er kam in den Garten hinunter, um dort am Felsen zu frühstücken; Kathi trat ihm morgenfrisch entgegen und überreichte ihm einen Brief.

      »Den hat der lange Herr mit den halbeten Augen für Sie dagelassen«, sagte die Schelmin; »denn er ist schon fort. Und der Herr von Saltner ist auch schon in die Stadt hinunter.«

      Wittekind öffnete das Billet; es war von Waldenburgs Hand, gleichmäßig und sauber geschrieben.

      ›Lieber Freund, das Schicksal hat gesprochen, wie gewöhnlich in Gestalt einer Frau! Unsere sehr verehrte Malade imaginaire, die Baronin Tilburg, hat in aller Frühe Botschaft herausgeschickt: ihre Nerven verlangen ungestüm nach Salzburg. Ich gehorche. Wir brechen auf. Adieu! An deiner Ostsee, hoff’ ich, sehen wir uns wieder!‹

      Wittekind lächelte über die ruhelosen Nerven der Baronin; dann gab es ihm auf einmal einen starken, schmerzhaften Ruck. Frau von Tarnow war also fort; die weiße Sklavin dieser Baronin, mit der philosophischen Geduld und den unergründlichen Augen. Wozu sollte er sich verhehlen dass sie ihm einen Eindruck gemacht hatte, wie seit langen Jahren keine Frau. Ein paar Stunden lang; wie ein Frühlingstag im Winter war sie vorübergezogen; nun beginnt wieder die öde Zeit, wo der eintönige, kalte Schnee Vergangenheit und Gegenwart bedeckt. Er wird sie vergessen, wie so manches andere; – aber was heißt das: vergessen? Nur umso leerer wird sein Leben sein…

      Aus so trüben Gedanken, einer ungewohnten Last auf seinem gesunden Herzen, weckte ihn der Morgengruß seines lieben Jungen, der nun endlich erschien. Berthold hatte blühende Wangen, fast wie ein so recht ausgeschlafenes Kind; ein tröstlicher Anblick für das Vaterauge. Auch der lustigen Kathi, die ihnen das Frühstück brachte, schien diese Rosenblüte seiner verjüngten Schönheit aufzufallen; sie sah ihn wieder mit offenherziger Bewunderung an. Aber sie hätte auch eine schöne Wachsfigur oder ein edles Pferd nicht harmloser angeseh’n; dieser zarte Jüngling war für sie aus einer andern Welt. Leise summend ging sie ins Haus zurück; Bertholds Augen folgten ihr mit nicht so ganz unbefangener Freude.

      »Du bist mir noch eine Erklärung schuldig«, sagte Wittekind, als sie nun in dem kühlen Felsenschatten allein saßen; das ganze Gärtchen war um diese Stunde leer. »Warum du gestern diesen gewaltigen Hunger hattest; – und in Grödig, beim Wiederseh’n, СКАЧАТЬ