Moreau. Klabund
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Название: Moreau

Автор: Klabund

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Geruch der vielen Männer betäubt ihn.

      Wie ihn einst der Erdgeruch betäubte, als er mit Jeannette ins Gras sank.

      Wie roch eigentlich Jeannette?

      Er wußte es nicht mehr.

      Oder: doch. Sie duftete wie leichter, ganz leichter Südwind.

      Die Männer nahmen ihn in ihre Mitte.

      Er war nun selbst ein Mann.

      Das machte ihn stark.

      Jeden Morgen um fünf tönte die Reveille.

      Er sprang zur Tür und sah nach dem Wetter.

      Rosengrau dämmerte der Osten. Der Horizont lag leer und unausgefüllt da wie ein schlaffer Schlauch.

      Der Schritt der Schildwache tickte wie eine Uhr regelmäßig im Hof.

      Ein alter Korporal stand am Brunnen und wusch sich.

      Er stand vollkommen nackt, mit weißem, triefendem Bart wie Poseidon.

      »Ah, mein kleiner Moreau. Sieh da. Gut geschlafen?«

      Moreau hatte schlecht geschlafen.

      Moreau hatte geträumt.

      Die Narbe auf meiner Stirn läßt mich nicht ruhen.

      Ich muß wie Jesus Christ mein Kreuz tragen.

      »Korporal, bitte, betrachten Sie meine Stirn. Blutet sie nicht?«

      Der Korporal prustete sich an ihn heran.

      »Du träumst, mein Junge.«

      Moreau trat an den Brunnen. Er pumpte sich einen Kübel voll.

      Wie er ihn hochhob, war die Sonne aufgegangen, und ihm schien, als gösse er sich die Sonne übers Genick, so brannte ihn das eiskalte Wasser.

      Moreau war ein Soldat des Königs.

      Eines Tages sah er ihn von ferne: ein matter Mensch mit eleganten, nachlässigen Augen und einem funkelnden Dreispitz.

      Seine linke Hand hing bösartig wie eine Schlange über den Wagenschlag.

      Zu seiner Seite saß eine dicke, blond und rosa bemalte Puppe.

      Ein dünnes Lächeln war ihm mit ganz feinem Pinsel um die Mundwinkel gezogen.

      Moreau grüßte.

      »Seine Mätresse«, sagte Moreaus Kamerad, ein welterfahrener Spanier kreolischen Geblütes, und spuckte aus. »Er hat hundert. Oder auch tausend. Wie es ihm beliebt. Und es beliebt ihm.«

      »Sind sie alle so dick?« fragte Moreau betroffen und schon angewidert von einer Majestät, die ihm einst dünkte, wie ein Gestirn über den Menschen zu schweben.

      »Sie sind alle so dick«, schnaubte der Spanier. »Und die meisten sind noch viel dicker.«

      Ein fades, süßliches Aroma strömte durch die Allee.

      »Sind das die Linden?« fragte Moreau.

      »Junge: die Linden blühen noch nicht. Das ist die Mätresse des Königs, die so duftet.«

      Moreau trat hinter eine Hecke und erbrach.

      Der Spanier wiegte sich erheitert in den Hüften.

      Moreau dachte, was für einen ehrlichen starken Geruch die fünfzig Mann in seinem Schlafsaal haben.

      Sie riechen, wie Männer riechen sollen. Wie es die Natur ihnen zugeeignet hat.

      Was sollte er mit Frauen: er, ein Soldat, der den Geruch der Erde, der Männer, des Weines, des Blutes und der Pferde liebte?

      Er würde nie mehr eine Frau berühren.

      Er erinnerte sich an Jeannette.

      Aber Jeannette war dürr wie ein Knabe gewesen.

      Und sie hatte geduftet: fern und leicht wie ein leiser Südwind.

      Einige Tage später brachte der Spanier, der immer allerlei Neuigkeiten wußte, eine Nachricht in die Kaserne, die nur vorsichtig und im Flüsterton verbreitet werden durfte.

      Moreau erfuhr sie nachmittags in einer Taverne, wo er mit dem alten Korporal und einem jungen Fähnrich, namens Rapatel, beim Roten hockte und würfelte.

      Un … deux … trois …

      Moreau knallte den Becher auf die Tischplatte.

      Dix-huit.

      »Achtzehn Holla Das ist meine Zahl, achtzehn Augen beim Würfeln Achtzehn Jahre bin ich alt«

      »Und achtzehn Mädchen hast du lieb«, scherzte der junge Fähnrich.

      Moreau verdunkelte sich.

      Der Fähnrich errötete hilflos. Da kam der Spanier, griff nach dem Becher, schlug um: sechzehn.

      »Ludwig XVI.«

      Er warf sein Gesicht in Falten und murmelte hinein:

      »Es ist der letzte Ludwig, glaubt mir.«

      Moreau stand auf:

      »Ich bin ein Soldat des Königs.«

      Der Spanier erregte sich nicht sonderlich und lachte tief aus der Brust heraus:

      »Da bist du was Besonderes. Hör' zu.«

      Sein Gesicht fiel wieder in Falten. Seine Stimme wisperte wie eine Grille:

      »Der König hat gestern seinen Kammerdiener Maurice erstochen. Er beschuldigte ihn delikater Beziehungen zur Gräfin Saiten.«

      Moreau taumelte an die Wand.

      »Die Gräfin Saiten – war das jene dicke Dame im Wagen, vorgestern?«

      Der Spanier feixte.

      »Dieselbe, die dir Magenbeschwerden verursachte. Eine Deutsche. Eine Deutsche kann einem schon Magenbeschwerden verursachen. Ein dummer Kerl, dieser Maurice, verliebt sich in einen garnierten Schweinskopf.«

      Moreau lehnte hilflos an der steinernen Wand.

      Er löste sich auf in den Stein, der ihn stützte.

      »Erstochen sagst du?« Moreau weinte wie ein Kind. »Der König hat seinen Diener erstochen?«

      »Erstochen«,flüsterte der Spanier unter seinem Hut. »Es ist eine böse Zeit.«

      Moreau zog seinen Degen und warf ihn schmetternd auf den Tisch, daß die Flasche barst und der Wein wie Blut über den Stahl rann.

      »Ich bin nicht mehr des Königs Soldat. Der König hat meinen Degen entweiht. Entweiht die Waffe des reinen Kampfes. Ich bin Soldat. Aber kein Mörder. Und diene keinem Mörder. Brüder, lebt wohl«

      Er СКАЧАТЬ