Salambo. Гюстав Флобер
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Название: Salambo

Автор: Гюстав Флобер

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ reichte über die Decke hinweg. Vom Nabel hing an einer Schnur ein riesiges Ei herab. An der andern Wand neigte sich der Körper hinab, mit dem Kopfe nach unten, so daß die Fingerspitzen den Steinboden berührten.

      Um weiterzugelangen, schlugen sie einen hängenden Teppich zurück. Der Luftzug blies ihr Licht aus.

      Nun irrten sie in den labyrinthischen Räumen des Gebäudes umher. Plötzlich fühlten sie etwas Weiches unter ihren Füßen. Funken knisterten und sprühten. Sie schritten wie durch Feuer. Spendius betastete den Boden und erkannte, daß er kunstfertig mit Luchsfellen ausgeschlagen war. Dann war es ihnen, als ob ein dickes, kaltes, feuchtes und klebriges Seil zwischen ihren Beinen hinglitt. Durch schmale Spalten im Mauerwerk drangen dünne weiße Lichtstrahlen. In diesem Dämmerdunkel schritten sie weiter. Da erkannten sie eine große schwarze Schlange. Sie schoß schnell vorbei und verschwand.

      »Hinweg!« schrie Matho. »Da ist sie … ich fühl es … sie kommt!«

      »Ach was!« entgegnete Spendius. »Sie ist nicht mehr hier!«

      Blendendes Licht zwang sie jetzt, die Augen niederzuschlagen. Dann erblickten sie rings an den Wänden eine Unmenge von Tierkarikaturen mit erhobenen Tatzen, die sich in geheimnisvollem, fürchterlichem Wirrwarr durcheinander drängten: Schlangen mit Füßen, geflügelte Stiere, Fische mit Menschenhäuptern, die Früchte verzehrten, Krokodile, aus deren Rachen Blumen sprossen, und Elefanten mit erhobenem Rüssel, die kühn wie stolze Adler durch die blaue Luft schwebten. In gräßlicher Kraftentfaltung reckten alle ihre unvollständigen oder verdoppelten Glieder, und auf ihren hervorschießenden Zungen schienen sie ihre Seele ausspeien zu wollen. Alle Formen und Gestalten waren hier dargestellt, just als wäre die Büchse der Urkeime plötzlich geborsten und hätte sich über die Wände dieser Halle ergossen.

      Zwölf Kugeln aus blauem Kristall standen im Kreise an den Wänden, von Ungeheuern in Tigergestalt getragen. Ihre Augen quollen weit vor, wie die der Schnecken.

      Ihre stämmigen Leiber krümmten sich, und ihre Köpfe wandten sich dem Hintergrunde zu, wo auf einem zweirädrigen Elfenbeinwagen die göttliche Astarte thronte, die Allbefruchterin, die zuletzt Erschaffene.

      Von den Füßen bis zum Bauche war ihr Leib mit Fischschuppen, Federn, Blumen und Vögeln bedeckt. Als Ohrgehänge trug sie silberne Zimbeln, die ihre Wangen berührten. Ihre großen Augen blickten starr, und auf ihrer Stirn glänzte, in ein unzüchtiges Symbol gefaßt, ein leuchtender Stein, der den ganzen Saal erhellte und über der Tür in roten Kupferspiegeln widerstrahlte.

      Als Matho auf eine Steinfliese trat, gab sie unter seinen Füßen nach, und plötzlich begannen die Kugeln sich zu drehen, die Ungeheuer zu brüllen. Dazu erklang Musik, eine Melodie, rauschend wie die Harmonie der Sphären: Tanits wilde Seele brauste durch den Raum. Matho hatte das Gefühl, als erhebe sie sich, als sei sie hoch wie die Halle, als breite sie die Arme aus. Plötzlich schlossen die Ungeheuer ihre Rachen, und die Kristallkugeln standen wieder still.

      Eine Zeitlang klangen noch unheimliche Töne durch die Luft, bis sie endlich verhallten.

      »Und der Mantel?« fragte Spendius.

      Er war nirgends zu erblicken. Wo war er? Wie sollte man ihn finden? Wenn ihn die Priester nun versteckt hatten? Matho empfand einen Stich durch das Herz. Er kam sich wie genarrt vor.

      »Hierher!« flüsterte Spendius. Eine Eingebung leitete ihn. Er zog Matho hinter den Wagen der Tanit, wo eine Spalte, eine Elle breit, die Mauer von oben bis unten durchschnitt.

      Sie drangen in einen kleinen kreisrunden Saal, der so hoch war, daß man das Gefühl hatte, sich im Innern einer Säule zu befinden. In der Mitte schimmerte ein großer schwarzer Stein, halbkreisförmig wie ein Sessel. Über ihm loderte ein Feuer. Hinter ihm ragte ein kegelartiges Stück Ebenholz empor, mit einem Kopf und zwei Armen.

      Dahinter hing etwas wie eine Wolke, in der Sterne funkelten. Aus tiefen Falten leuchteten Figuren hervor: Eschmun mit den Erdgeistern, wiederum einige Ungeheuer, die heiligen Tiere der Babylonier und andre, die den beiden unbekannt waren. Das Ganze breitete sich wie ein Mantel unter dem Antlitz des Götzenbildes aus. Die langen Enden waren an der Wand hochgezogen und mit den Zipfeln daran befestigt. Es schillerte blau wie die Nacht, gelb wie das Morgenrot, purpurrot wie die Sonne. Es war über und über bestickt, durchsichtig, lichtfunkelnd und duftig. Das war der Mantel der Göttin, der heilige Zaimph, den kein Mensch anschauen durfte.

      Sie erbleichten beide.

      »Nimm ihn!« gebot Matho endlich.

      Spendius zauderte nicht. Auf das Götzenbild gestützt, machte er den Mantel los, der zu Boden glitt. Matho hob ihn auf. Dann steckte er seinen Kopf durch den Halsausschnitt und breitete die Arme aus, um das Gewebe besser zu betrachten.

      »Fort!« rief Spendius.

      Matho blieb keuchend stehen und starrte auf den Boden.

      Plötzlich rief er aus:

      »Wenn ich jetzt zu ihr ginge? Ich habe keine Furcht mehr vor ihrer Schönheit! Was vermöchte sie gegen mich?

      Jetzt bin ich mehr als ein Mensch! Ich könnte durch Flammen schreiten, über das Meer wandeln! Begeisterung reißt mich fort! Salambo! Salambo! Ich bin dein Herr und Meister!«

      Seine Stimme dröhnte. Er erschien Spendius höher von Gestalt und wie verwandelt.

      Geräusch von Schritten ward hörbar. Eine Tür ging auf, und ein Mann erschien, ein Priester mit hoher Mütze. Er riß die Augen weit auf. Ehe er aber eine Bewegung gemacht, war Spendius auf ihn losgestürzt, hatte ihn mit beiden Armen umschlungen und ihm seine Dolche in die Seiten gestoßen. Dumpf schlug der Kopf des Ermordeten auf die Fliesen. Dann standen sie eine Weile ebenso unbeweglich, wie der Tote dalag, und lauschten. Man vernahm nichts als des Windes Stimme durch die offene Tür.

      Sie führte auf einen engen Gang. Spendius betrat ihn. Matho folgte. Sie befanden sich fast unmittelbar an der dritten Umwallung, zwischen den Seitenhallen, in denen die Priesterwohnungen waren.

      Hinter den Zellen mußte ein kürzerer Weg zum Ausgange führen. Sie beschleunigten ihre Schritte.

      Am Rande des Springbrunnens kniete Spendius nieder und wusch sich das Blut von den Händen. Die Frauen schliefen noch. Der smaragdene Weinstock glänzte. Sie setzten ihren Weg fort.

      Unter den Bäumen lief jemand hinter ihnen her, und Matho, der den Mantel trug, fühlte mehrmals, wie jemand von unten ganz sacht daran zupfte. Es war ein großer Pavian, einer von denen, die im Tempelbezirk frei herumliefen. Er zog an dem Mantel, als wüßte er, daß es sich um einen Raub handelte. Sie wagten nicht, ihn zu schlagen, aus Furcht, er möchte laut schreien. Plötzlich besänftigte sich sein Ärger, und er trabte wiegenden Ganges mit seinen langen herabhängenden Armen neben ihnen her. An der Umfriedung schwang er sich mit einem Satze in einen Palmbaum.

      Als sie die letzte Mauer hinter sich hatten, lenkten sie ihre Schritte nach dem Schlosse Hamilkars. Spendius begriff, daß es erfolglos war, Matho davon abbringen zu wollen.

      Sie gingen durch die Gerberstraße, über den Muthumbalplatz, den Gemüsemarkt und den Kreuzweg von Kynasyn. An einer Mauerecke fuhr ein Mann vor ihnen zurück, erschreckt durch den glänzenden Gegenstand, der die Finsternis durchstrahlte.

      »Verdeck den Zaimph!« riet Spendius.

      Andre Leute kreuzten ihren Weg, bemerkten sie aber nicht.

      Endlich erkannten sie die Häuser von Megara.

      Der Leuchtturm auf der äußersten Mole erhellte den Himmel weithin СКАЧАТЬ