Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке. Эрих Мария Ремарк
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СКАЧАТЬ sitzt ihm das Frühjahr in den Knochen. Da muss er ja immer irgend etwas Neues haben.”

      „Kann sein”, sagte ich. „Komm, ich helf dir etwas.”

      Wir murksten herum, bis es dunkel wurde. „Schluss jetzt’’, sagte Köster. Wir wuschen uns.

      „Ich gehe mal nach Hause”, sagte ich. „Briefe schreiben und sowas. Muss auch mal sein – ”

      „Bist du krank?” fragte er besorgt.

      „Ach wo, keine Spur. Habe vielleicht auch den Frühling etwas in den Knochen.”

      Ich schlenderte nach Hause. Aber als ich in meinem Zimmer saß, wusste ich auch nicht, was ich anfangen sollte. Unschlüssig wanderte ich umher. Ich verstand jetzt nicht mehr, weshalb ich eigentlich hierhergewollt hatte.

      Draußen brannten schon die Laternen: aber es war noch nicht dunkel genug, – sie sahen aus, als frören sie. Ich kramte unter meinen Büchern nach dem Zettel mit der Telefonnummer. Schließlich, – anrufen konnte ich ja mal. Hatte es doch sogar halb und halb versprochen. Wahrscheinlich war das Mädchen auch gar nicht zu Hause.

      Ich ging zum Vorplatz, wo das Telefon stand, hob den Hörer ab und sagte die Nummer. Während ich auf Antwort wartete, fühlte ich, wie eine weiche Welle, eine leichte Erwartung aus der schwarzen Muschel sich hoben. Das Mädchen war da. Als ihre dunkle, etwas rauhe Stimme geisterhaft plötzlich in Frau Zalewskis Vorzimmer zwischen Wildschweinsköpfen, Fettgeruch und Küchengeklirr leise und etwas langsam, als dächte sie vor jedem Worte nach, sprach, verschwand auf einmal meine Unzufriedenheit. Ich hängte wieder an, nachdem ich, anstatt mich nur zu erkundigen, eine Verabredung für übermorgen abgemacht hatte. Plötzlich erschien mir alles nicht mehr so stumpf. „Verrückt”, dachte ich und schüttelte den Kopf.

      III

      Am Dienstag vormittag saßen wir vor unserer Werkstatt im Hof und frühstückten. Der Cadillac war fertig. Lenz hielt ein Blatt Papier in der Hand und schaute uns triumphierend an. Er war unser Reklamechef und hatte Köster und mir gerade ein Inserat vorgelesen, das er für den Verkauf des Wagens verfasst hatte. Es begann mit den Worten: „Urlaub an südlichen Gestaden im Luxusgefährt” und war ein Mittelding zwischen einem Gedicht und einer Hymne.

      Köster und ich schwiegen eine Weile. Lenz hielt uns für überwältigt. „Das Ding hat Poesie und Schmiss, was?” fragte er stolz. „Im Zeitalter der Sachlichkeit muss man romantisch sein, das ist der Trick. Gegensätze ziehen einander an.”

      „Nicht, wenn es sich um Geld handelt”, erwiderte ich.

      „Automobile kauft man nicht, um Geld anzulegen, Knabe”, erklärte Gottfried abweisend. „Man kauft sie, um Geld auszugeben; und da beginnt bereits die Romantik, wenigstens für den Geschäftsmann. Für die meisten Leute hört sie sogar damit auf. Was meinst du, Otto?”

      „Weißt du – “ begann Köster vorsichtig.

      „Wozu lange reden”, unterbrach ich ihn, „das ist ein Inserat für einen Kurort oder eine Schönheitscreme, aber nicht für ein Automobil.”

      Lenz öffnete den Mund.

      „Augenblick”, fuhr ich fort, „Uns hältst du ja doch für befangen, Gottfried. Ich mache dir deshalb einen Vorschlag: fragen wir mal Jupp. Das ist die Stimme des Volkes!”

      Jupp war unser einziger Angestellter, ein Junge von fünfzehn Jahren, der eine Art Lehrlingsstelle bei uns hatte. Er bediente die Benzinpumpe, besorgte das Frühstück und räumte abends auf. Er war klein, übersät mit Sommersprossen und hatte die größten abstehenden Ohren, die ich kannte.

      Wir holten ihn heran. Lenz las ihm das Inserat vor. „Würdest du dich für so einen Wagen interessieren, Jupp?” fragte Köster.

      „Einen Wagen?” fragte Jupp zurück. – Ich lachte. „Natürlich einen Wagen”, knurrte Gottfried. „Meinst du ein Heupferd?”

      „Hat er Schnellgang, von oben gesteuerte Nockenwelle und hydraulische Bremsen?” erkundigte Jupp sich ungerührt.

      „Schafskopf, es ist doch unser Cadillac”, fauchte Lenz.

      „Nicht möglich”, erwiderte Jupp und grinste von einem Ohr zum andern.

      Lenz verschwand missmutig in der Bude, um dem Inserat bei aller Wahrung seines poetischen Schwunges doch etwas mehr technischen Halt zu geben.

      Ein paar Minuten später erschien Oberinspektor Barsig plötzlich in der Hoftür. Wir empfingen ihn mit großen Ehren. Er war Ingenieur und Sachverständiger der Phönix-Autoversicherung, ein wichtiger Mann, um Reparaturen zugewiesen zu bekommen. Wir standen glänzend mit ihm.

      „Ich bringe Ihnen eine gute Nachricht. Sie können den Ford abholen. Die Direktion hat bewilligt, dass Sie die Reparatur machen.”

      „Großartig”, sagte Köster. „Wir können sie gut brauchen.”

      Barsig stand auf und verabschiedete sich. „Denken Sie an”, sagte er im Gehen, „die Frau, die mit in dem Ford war, ist vor ein paar Tagen doch noch gestorben. Hatte nur Schnittwunden. Wahrscheinlich zuviel Blut verloren.”

      „Wie alt war sie denn?” fragte Köster.

      „Vierunddreißig”, erwiderte Barsig. „Schwanger im vierten Monat. Mit zwanzigtausend Mark versichert.”

* * *

      Wir fuhren gleich los, um den Wagen zu holen. Er stand bei einem Bäckermeister. Der Mann war nachts halbbetrunken damit gegen eine Mauer gerast. Nur seine Frau war verletzt worden; er selbst hatte nicht einen Kratzer abbekommen.

      Wir trafen ihn in der Garage, als wir den Wagen zum Abschleppen fertig machten. Langsam kam er heran. „Wann ist der Wagen fertig?” fragte er.

      „In ungefähr drei Wochen”, erklärte Köster.

* * *

      Wir fuhren los. Draußen zeigte Lenz auf die Sitze des Fords. Sie hatten große schwarze Flecken. „Das Blut seiner toten Frau. Und ein neues Verdeck herausgeschunden[40]. Beige. Zarte Farben. Alle Achtung. Dem trau ich auch zu, dass er die Versicherungssumme für zwei Tote rausholt. Die Frau war ja schwanger.”

      Köster zuckte die Achseln. „Er sagt sich wahrscheinlich, dass das eine mit dem andern nichts zu tun hat.”

      „Möglich”, sagte Lenz. „Es soll ja Leute geben, für die sowas direkt ein Trost im Unglück ist. Uns kostet es glatt fünfzig Mark von unserm Verdienst.”

* * *

      Nachmittags ging ich unter einem Vorwand nach Hause. Ich war um fünf Uhr mit Patrice Hollmann verabredet, aber ich sagte in der Werkstatt nichts davon. Nicht, dass ich es verbergen wollte; aber es kam mir auf einmal ziemlich unwahrscheinlich vor.

      Sie hatte mir ein Cafe als Treffpunkt angegeben. Ich kannte es nicht; ich wusste nur, dass es ein kleines, elegantes Lokal war. Ahnungslos ging ich hin. Aber ich prallte erschreckt zurück, als ich eintrat. Der Raum war überfüllt mit schwätzenden Frauen. Ich war in eine typische Damenkonditorei geraten.

      Mit Mühe gelang es mir, einen Tisch, der gerade frei wurde, zu ergattern. Unbehaglich blickte ich umher. Außer mir waren nur noch zwei Männer da und die gefielen mir nicht.

      „Kaffee, Tee, Schokolade?” fragte der Kellner und wedelte mit seiner Serviette eine Anzahl Kuchenkrümel СКАЧАТЬ



<p>40</p>

herausschinden – здесь: выколотить , выторговать