Claus Störtebecker. Georg Engel
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Название: Claus Störtebecker

Автор: Georg Engel

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sehe, Ihr versteht mich nicht,« meinte er gelassen. »Löscht das Licht und schlaft Euch aus. Und noch eins, Liebwerter, habt die Gewogenheit und wollet nicht schnarchen. Morgen mehr.«

      Der Hauptmann aber zerrte seine niedrigen Lederstiefel ab und knallte sie böse gegen die Wand.

      Mitten in der Nacht erlosch die feurige Lache auf dem Meere. Plötzlich und unvorhergesehen, als hätte ein Riesenfuß den Brand zertreten.

      In dem Boot aber, das dicht umwölkt an den Strand glitt, da flüsterte eine feine Wisperstimme:

      »Laß uns den Zufall anbeten, schöner Knabe. Fürwahr, eine mächtige Gottheit. Sollte auf dieser lieblichen Insel oder in dem Palaste deiner Väter mein Glück eine erfreuliche Wendung nehmen, dann gelobe ich den wechselnden Horen hundert Ochsen. Du staunst, schöner Fischer? Warum? Weil du mich in Lumpen erblickst. Laß dir bedeuten, die Kinder des Zufalls spielen heute mit Bettlerpfennigen und morgen mit Szeptern und Kronen. Pah, ich schlief schon in den Betten eines Königs.«

      »Wer bist du?« atmete Claus fast unhörbar. Angeschmiedet hing er an seinen Rudern und wagte kaum durch eine Bewegung die Rede seines Gastes zu unterbrechen. Und als es von neuem fein und wisperstimmig aus dem milchigen Schwaden heraustönte, da mußte sich der Bursche besinnen, ob jetzt ein Mann oder ein Weib spräche.

      »Wer ich bin?« lachte es zierlich, und eine zarte weiße Hand glitt für einen Augenblick aus dem Nebel. »Wenn du Magister probandus des Kollegiums zu Paris wärest, du Holder, du hättest keine schwierigere Aufgabe ersinnen können. Doch immerhin, laß uns untersuchen. Laut Testimonium logicum ist das ‘ich’ von dem ‘bin’ abhängig. Prüfen wir hingegen die Frage nach jure praesente, dann, mein schöner Telemach, dann wäre ich Strandgut, von dir gefunden und nach Gutdünken zu verwenden. Darum gestatte mir, das Examen mit der Gegenfrage zu schließen: Was gedenkst du mit mir Hungrigem zu beginnen?«

      Claus Beckera rührte sich nicht. Sprachlos, kaum einen erstickten Laut in der Kehle, starrte er zu der feingliedrigen Gestalt hinüber, und nur wenn sich die Wolle des Nebels ein wenig zerfaserte, dann wagte sein scheuer Blick über das zerrissene braune Schifferwams des Fremden zu streifen, der so unverständliche Dinge vorbrachte. Glühende Neugier peinigte ihn, ob jene beschmutzten Lumpen wirklich einen Mann verbargen. Weiß Gott, das war zweifelhaft. Gar zu weich und zärtlich zeichneten sich mädchenhafte Glieder unter den Fetzen ab, und man brauchte nur die an einigen Stellen der Blöße hervorglänzende weiße Haut zu betrachten oder die langen gelben Haare, die ein schmales bartloses Antlitz einschlossen, um von neuem der Unsicherheit zu verfallen. Und dann noch eins. Wie kam der Landstreicher zu der dicken goldenen Kette um seinen entblößten Hals? Wie zu dem köstlichen Schlangenreif um die rechte Handfessel? Nein, nein, Claus regte sich nicht, denn die Unsicherheit betäubte ihn. Hatte er womöglich ein Weib in der Höhle zwischen den Kreidefelsen gefunden?

      Mit einem vieldeutigen Lächeln nahm der Fremde diese heimliche Untersuchung auf, dann aber schien ihn Ungeduld anzuwandeln, und plötzlich, als ob ihm daran läge, sich ein für allemal zu offenbaren, riß er sich hastig die enganschließende lederne Kappe vom Haupt. Zu gleicher Zeit jedoch sprang er zur Höhe und raffte einen langen, verkorbten Hieber an sich, wie er wohl nur in Welschland gebraucht wurde.

      Was war das?

      Der Fischerjunge fiel beinahe rücklings in den Stern seines Bootes. Diese ungestüme, kräftige Bewegung, die das Fahrzeug, obschon es bereits zwischen den Steinen eingeklemmt lag, zum Zittern brachte – und dann vor allen Dingen die breite blutige Narbe auf der Stirn des Fremden, sie warfen alle Vermutungen des Unerfahrenen über den Haufen. Gott bewahre, nun stand es fest – vor ihm, auf den Hieber gestützt, wiegte sich trotz allem ein Mann und offenbar kein ungefährlicher, denn unter den sanften Brauen des Fremden begann ein mißtrauisches, unstetes Flackern aufzuleben. Und jetzt, jetzt bemerkte Claus erst, sein Gast besaß doppelfarbige Augen, ein blaues und ein schwarzes, wodurch eine unheimliche Zwiespältigkeit hervorgerufen wurde. Denn während der blaue Stern unverändert lachte, schien aus dem dunklen eine drohend ernste Frage auf den Sitzenden herniederzublitzen.

      »Höre, mein Täubchen,« sprach der Fremde nachdrücklich, und auch das feine Wispern war aus seiner Stimme verschwunden, »ich habe dir die opinio vulgi, die Treuherzigkeit des gemeinen Haufens, geglaubt, als ich aus meiner Zurückgezogenheit in deinen Kahn sprang. Ich habe nicht angenommen, daß du ein Fuchs bist, der einem hinten herum in die Beine fährt. Solltest du aber trotzdem einen derartigen Scherz planen, dann, mein Prinz, würde ich sehr gegen meinen Willen die Leitung dieses Kahnes übernehmen müssen, denn ich verstehe mich, wie ich dir schon andeutete, gar nicht übel auf das Rudern, und wir würden auffallend rasch in den acherontischen Gewässern anlangen. Begreifst du mich?«

      Schlank, mädchenhaft hing die biegsame Figur, die fast um einen Kopf geringer war als die von Claus Beckera, an ihrer ausländischen Waffe, aber über das blasse, bartlose Antlitz lief zugleich ein so verbissener, warnender Zug, die gepflegte Rechte zuckte so bedeutsam an der dicken goldenen Kette, daß Claus, er wußte selbst nicht warum, von dem Gedanken gestochen wurde, man könnte dies Zierstück wohl auch dazu verwenden, jemandem den Hals abzuschnüren.

      Allein der Junge fürchtete sich nicht, keck flog er empor, und als er sich jetzt, um ein Haupt überragend, neben dem Fremden aufreckte, da leuchtete ihm von der Stirn stolz und rein der Helferwille der Jugend. Betroffen mußte der Landstreicher die unwillkürlich edle Art seines Fährmanns anerkennen, und während er seine zwiespältigen Augen eindringlich auf dem anderen ruhen ließ, drehte er nachdenklich und prüfend an seinen gelben Haaren. Er schien kein geringer Menschenkenner zu sein.

      »Du kommst nur zu gemeinen Leuten,« sprach Nikolaus mit Aufgebot seiner hellen Vernunft, damit das Abenteuer nicht vollkommen Herr über ihn würde, »und deine schönen Worte gefallen mir wohl, obwohl ich sie nicht verstehe, denn mein Verstand ist ungelehrt.« Hier schwankte seine Stimme zwar ein wenig und seine Fäuste wollten sich ballen, doch sofort gewann sein frisches Wesen wieder die Oberhand. Ja, er konnte seinen Gast jetzt sogar freimütig anlächeln. »Wenn es aber wirklich deine Absicht ist, bei uns eine Weile als Fischerknecht zu bleiben, weil du dich, wie du sagst, vor den Nachstellungen der Reichen und Mächtigen verkriechen mußt – wenn das alles wahr ist, dann will ich meinen Vater wohl dahin bringen. Denn, kuck, Fremder, du gefällst mir, und da wir selbst bedrückte und gepeinigte Leute sind, so kennen wir Hunger und Peitsche zu gut, als daß wir Verfolgten und Bettlern nicht gern weiterhelfen sollten. Nur eines« – und er wandte sich mit der ganzen Offenheit eines um Freundschaft Werbenden an den kleinen strohblonden Mann und streckte ihm die Hand entgegen, »sage mir, du meinst es doch redlich?«

      Über den Nebeln war rot und blendend ein schmaler Abschnitt der Frühsonne in die Höhe gebrochen. Davon ränderten sich die schwarzen Wolken, und ein sengender Strahl spielte in das Boot hinein. Doch den Strohblonden schien die unerwartete Helligkeit zu stören, ungewiß scheuerte er sich hin und her, und während er sich ungemütlich in seine Lumpen hüllte, da warf er erst noch einen spähenden Blick auf die menschenleere Küste, bevor er endlich mit raschem Griff die dargebotene Rechte des Knaben an sich riß. Aber die zarten Finger preßten, daß Claus hätte schreien mögen.

      »Komm Kleiner,« sprach es wieder mit einer kosenden Mädchenstimme, »du verstehst dein Handwerk, bist ein Menschenfischer, wie ihn der Götze von Rom nicht besser brauchen könnte. Und willst du ein Zeichen dafür, wie sehr du meine arme Seele geangelt hast – hier – hier – « Ohne Besinnen sprengte er die goldene Kette vom Halse und drückte sie gemeinsam mit dem Hieber seinem Führer in den Arm. »Gib mir ein Stück Brot dafür, süßer Telemach. Aber schnell, schnell, denn mich lüstet nach einer Streu im Winkel des Stalles.«

      Wohlwollend, fast zärtlich streichelte er dem verdutzten Jungen die Wange, dann duckte sich der Kleine und fuhr wie ein Wind an den Strand der Sassen.

      IV

      Es СКАЧАТЬ