Die Macht der Drei. Dominik Hans
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Название: Die Macht der Drei

Автор: Dominik Hans

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Mundwinkel der Schwarzen rückten wieder bis an die Ohren. Jane bemerkte das Mienenspiel nicht. Nur langsam kehrten ihre Gedanken in die Wirklichkeit zurück.

      Anziehen … Das einfache schwarze Kleid, das sie trug, schien ihr das richtige … Schmücken, am Begräbnistage ihrer Mutter … Sie gab ihr den Auftrag, die Garderobe in den Schränken unterzubringen, und verließ den Raum, um nach unten zu gehen.

      Abigail machte sich daran, den Auftrag zu vollziehen. Stück für Stück nahm sie aus den Koffern. Dabei murmelte sie allerlei vor sich hin:

      »Hoho, mein Täubchen … sehr einfach, zu bescheiden. Keinen Samt, keine Seide. Nur so einfach … ist nicht der Geschmack von Mister Doktor … Liebt feine Damen … gelbe, rote Seide. Keine schwarzen Kleider …«

      Sie begann die Wäsche in die Fächer zu legen und fuhr in ihrem Selbstgespräch fort:

      »Wirst dich ändern müssen, mein Täubchen! Waren schon andere vor dir hier. Haben es auch gemußt. Taten alles, was Mister Doktor wollte, wenn Mister Doktor sie anguckte … anguckte mit den großen, heißen Augen.«

      Ihre Worte gingen in ein Kichern über, während sie die letzten Stücke in die Kasten einräumte.

      Inzwischen war Jane in den Speiseraum gekommen. Der junge Halbblutdiener servierte. Glossin wartete, bis er den Raum verlassen hatte, bevor er die Unterhaltung begann.

      »Meine liebe Miß Jane, meine Kur beginnt schon zu wirken. Sie sehen viel besser aus als heute früh.«

      »Sie mögen recht haben, Herr Doktor. Die Reise hat mich auf andere Gedanken gebracht. Ich könnte beinah zufrieden sein, wenn ich … Gewißheit über das Schicksal unseres Freundes Silvester hätte.«

      »Seien Sie zufrieden, meine liebe Miß Jane, daß unser Freund der Gefahr entronnen und jetzt nach menschlichem Ermessen in Sicherheit ist. Wenn Sie ihm etwas bedeuten, wird er gewiß von sich hören lassen.«

      »Er wird … er muß … er soll …«

      Jane stieß die Worte heftig hervor. Dr. Glossin schwieg, als ob ihn dieser Gefühlsausbruch erschreckt hätte.

      »Verzeihen Sie meine Heftigkeit, Herr Doktor. Ich sorge mich um das Schicksal eines Abwesenden und habe Ihnen noch nicht einmal für Ihre Güte gedankt.«

      Wenn Dr. Glossin bei allen diesen Reden etwas empfand, so verstand er es jedenfalls meisterhaft, seine Gefühle zu verbergen. Keine Muskel in seinen Zügen zuckte, während er die Konversation ruhig weiterführte. Er sprach von Janes Zukunftsplänen. Eine längere Erholung hier, dann eine Reise nach Europa. Dort müßten ja auch noch Verwandte ihres Vaters leben.

      »Ich hörte, Herr Doktor, wir sollen Krieg mit England bekommen. Da kann doch niemand nach Europa fahren.«

      Dr. Glossin nickte abwesend.

      »Zeitungsgeschwätz, meine liebe Miß Jane. Wir denken nicht an Krieg. Ich selbst fahre morgen wieder nach Europa. War vorgestern erst in England. Man spricht allerlei vom Kriege, weil die Zeitungen uns nervös machen. In Wirklichkeit denkt kein Mensch daran.«

      »Ich entdecke immer neue Seiten an Ihnen, Herr Doktor. Ich dachte, daß Sie nur zwischen Neuyork und Trenton zu tun haben. Dann haben Sie plötzlich noch dies schöne Besitztum in Kolorado, und jetzt höre ich gar, daß Sie zweimal in der Woche nach Europa fahren. Es muß schön sein, so in der Welt herumzukommen.«

      »Wenn man zu seinem Vergnügen reisen kann. Nicht, wenn man es wie ich als Pflichtmensch von Berufs wegen tun muß.«

      Ein leichter Seufzer entrang sich den Lippen des Arztes.

      »Ich hoffe, Miß Jane, in kurzer Zeit werde ich auch etwas Ruhe finden. Dann fahren wir gemeinschaftlich nach Europa, und ich zeige Ihnen die Schönheiten der Alten Welt.«

      Er hob sein Glas mit altem schweren Kaliforniawein und trank Jane zu.

      »Auf baldige gemeinschaftliche glückliche Fahrt.«

      Das Mahl ging seinem Ende entgegen. Dr. Glossin benutzte die letzte Viertelstunde, um Jane ihr Leben für die nächsten Tage auszumalen.

      »Wir haben hier Pferd und Wagen. Sie können Ausfahrten unternehmen. Bobby …« – er wies auf den Diener – »kann nicht nur servieren, er ist auch ein geschickter Fahrer. Er kennt die schönsten Wege in der Umgebung. Benutzen Sie die kleine, aber gute Bibliothek im Herrenzimmer … Ich vergaß, sie ist verschlossen. Darf ich Ihnen den Schlüssel … nein, noch besser. Ich werde sie Ihnen an Ort und Stelle zeigen.«

      Er geleitete Jane in das anstoßende Zimmer und schloß selbst die verglasten Regale auf, welche mehrere hundert mit gutem Geschmack ausgesuchte Werke enthielten.

      »Das ist die Hauptsache, meine liebe Jane, daß Sie sich nicht in den müßigen Stunden von Gedanken und Erinnerungen übermannen lassen.«

      Dr. Glossin hatte bei den letzten Worten ihre Hände ergriffen. Ohne daß er ein Wort weitersprach, spürte Jane, daß er für heute Abschied von ihr nahm, fühlte gleichzeitig, wie in verstärktem Maße Ruhe und Wunschlosigkeit über sie kamen.

      Dr. Glossin schritt durch den Vorraum des Hauses, um zu seinem Flugschiff zu gehen. Wenn er am nächsten Morgen wieder in England sein wollte, hatte er Grund zur Eile. Abigail trat ihm in den Weg. Verschmitzt grinsend.

      »Darf die neue Lady ausgehen, Mister Doktor?«

      Es lag eine ganze Geschichte in dieser Frage. Wie viele mochten hier gewesen sein, denen man den Ausgang verweigert hatte. Glossin warf der Negerin einen Blick zu. Ganz langsam hob er den rechten Arm. Die Schwarze krümmte sich vor dem drohenden Schlage.

      »Ich sage dir, du schwarzes Vieh, die junge Dame ist meine Nichte. Wehe dir, wenn du …«

      Er ließ den Arm sinken und schritt hinaus.

      Sie saßen auf der mit Waldrebe umsponnenen Veranda des Truworhauses am Torneaelf. Durch Ranken und Reben ging die Aussicht auf den hundert Meter tiefer dahinströmenden Fluß und die gegenüberliegenden, mit Tannen bestandenen Berge. Zu dritt saßen sie hier: Erik Truwor, der Schwede, Soma Atma, der Inder, und Silvester Bursfeld aus deutschem Blute.

      In diesem Hause war Silvester heimisch. Hier war er zusammen mit Erik Truwor aufgewachsen, und die alten Mauern hatten die Spiele der Knaben und die Arbeit der Jünglinge gesehen. Bis dann die Studienjahre Silvester nach Deutschland führten, seine Ingenieurtätigkeit ihn in Europa und Amerika umhertrieb. Erik und Silvester widmeten sich der Technik. Die Art ihres Studiums, die Weise, wie sie die Wissenschaft trieben, war von Anfang an verschieden. Silvester versenkte sich schon als Student in die physikalischen Probleme. Er trieb die Wissenschaft um der Wissenschaft halber, von einem unersättlichen Forschungsdrang beseelt. Im Gegensatz dazu betrachtete Erik Truwor die Technik von Anfang an nur als ein Mittel zum Zweck, das menschliche Leben leichter und angenehmer zu gestalten, neue Lebensmöglichkeiten zu schaffen.

      Diese verschiedenartige Auffassung der beiden Freunde kam auch äußerlich zum Ausdruck. Silvester blieb fünf Studienjahre in Charlottenburg. Erik Truwor studierte bald in Charlottenburg, bald in Genf, Paris und Karlsruhe. Etwas anderes kam hinzu. Erik Truwor war ein reicher Erbe. Silvester Bursfeld, als Pflegesohn in das Haus Truwor aufgenommen, war ohne Vermögen. Als Olaf Truwor die Augen schloß, bot Erik seinem Freunde die Hälfte der Erbschaft an. Silvester schlug es aus. Er nahm nur, was er noch während der Studienzeit für seinen Lebensunterhalt benötigte, und außerdem das Anerbieten, das Truworhaus jederzeit als sein Vaterhaus zu betrachten und zu benutzen.

      Atma СКАЧАТЬ