Sammelband "Tatort Hunsrück" Teil 1. Hannes Wildecker
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Название: Sammelband "Tatort Hunsrück" Teil 1

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783750209398

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СКАЧАТЬ hatte man stets in schlichtender Mission in den Hunsrück ausgesandt. Als er das erste Mal das Vorzimmer des Bürgermeisters betrat, traf es ihn wie ein Blitz und Conny ging es ebenso. Es war Liebe auf den ersten Blick. Noch am selben Abend hatte Jerry Conny ausgeführt und seit jenem Tag waren sie ein unzertrennliches Paar. Geheiratet hatten sie nie, obwohl sie eine gemeinsame Tochter hatten: Maggie. Sie war zwölf.

      Eine Ehe? Warum eigentlich nicht? dachte Conny in stillen Momenten und gab sich danach selbst die Antwort: Es ist uns nicht wichtig. Wir gehören zusammen, auch ohne Trauschein. Aber vielleicht wird er mich ja irgendwann fragen …

      „Wenn es keiner merkt, werde ich dich von meinem Feldtelefon aus anrufen“, hörte sie wie durch einen Schleier seine Stimme, die sie in die Gegenwart zurückrief.“

      „Feldtelefon? So etwas gibt es heute noch“, lachte Conny und legte ihre Stirn in Falten. „Du nimmst mich auf den Arm!“

      „Nein, nein, das war doch nur ein Scherz“, lachte nun auch Jerry. „Ich werde mich über mein Handy melden. Öfter, als dir lieb sein wird.“

      Jerry knöpfte die Jacke seiner Uniform zu und zog die Krawatte gerade. Conny sah ihm dabei zu und betrachtete ihn lächelnd von Kopf bis Fuß.

      Eine stolze Erscheinung, stellte sie wieder einmal fest. Jerry war über einen Kopf größer als sie selbst und war mit Muskeln bepackt, wie es die meisten US-Soldaten waren, die dem Sport frönten, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Und dennoch konnte er zärtlich sein, wenn sie sich dabei auch manchmal allzu zerbrechlich vorkam, wenn er seine Arme um sie schlang.

      Sie mochte es, wenn er eine Strähne seines schwarzen Haupthaares mit den Fingern der rechten Hand durchforstete, um sich mit der anderen seine Dienstmütze aufzusetzen und darauf zu achten, dass gerade diese Strähne darunter verschwand.

      „Gib Meg einen Kuss von mir, morgen, wenn sie aufwacht und ihren Vater vermisst“, sagte Jerry plötzlich entschlossen und packte seine Reisetasche aus dunkelbraunem dickem Stoff. Früher, als er noch in der Ausbildung war und auch später als unterer Dienstgrad hatte er immer einen Seesack mit sich herumgeschleppt. Mit einem Ruck hob er die Tasche an und warf den Trageriemen über seine Schulter. „Zwei Wochen gehen schnell vorüber. Mach`s gut, Liebes.“

      Jerry beugte sich nach vorne und zog Conny zu sich heran, um sie ein letztes Mal zu küssen, doch er verharrte in der gebeugten Stellung. Etwas war plötzlich anders. Es war Conny, die in einen Armen erstarrte, es waren ihre aufgerissenen Augen, die an ihm vorbeisahen, als habe sie den Teufel gesehen.

      Jerrys Kopf bewegte sich langsam in die Richtung, in die Conny mit starrem Blick sah und sein Atem stockte. Er hatte manch gefährliche Situation während seiner Militärzeit erlebt. In Afghanistan war er mit seinen Kumpels in eine Falle geraten, die nahezu ausweglos erschien. Doch sie hatten sich freigekämpft. Mit ihren Waffen. Dort hatten sie Waffen. Griffbreit. Geladen. Sie spürten das kalte Eisen, es machte sie stark.

      Manches Handgemenge hatte er auch in seiner Heimat zu seinen Gunsten bestritten. Da ging es meist um Frauen. Das war lange her, lange vor Conny. Nie ging er Problemen oder Aggressionen aus dem Weg. Darauf war er gedrillt worden, es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen.

      Heute war es anders. Er hatte keine Waffe in der Hand. Waffen hatten die anderen. Die, die er nicht hatte kommen hören. Die nun in seiner Wohnung standen. Bewaffnet. Vier an der Zahl. Ihre Gesichter bedeckten Wollmützen mit Sehschlitzen.

      Jerry erfasste die Gestalten mit einem Blick. Soldaten waren es keine. Wären es Soldaten gewesen, er hätte es gerochen. Er konnte Soldaten riechen, darauf war er gedrillt. Das hier waren keine. Das bestätigte auch ihre Kleidung. Normale Straßenkleidung, dachte er. Einbrecher, Räuber. Ein Überfall. Sie wollten sein Geld. So musste es sein.

      „Auf den Boden, Alter! Und die da auch!“, schrie plötzlich der, der am nächsten zu ihnen stand und offensichtlich der Anführer war. „Und keine krummen Sachen! Vergiss alles, was dir dein Militär beigebracht hat. Es wird dir nichts nützen!“

      Jerry Thompson richtete sich aus seiner gebückten Stellung auf und schob mit einer starken Armbewegung Conny hinter sich, wobei er sie mit seinem breiten Körper fast vollends verdeckte. Er sah in das Gesicht des Sprechers und starrte in ausdruckslose Augen. Sie waren grau und eiskalt.

      „Was wollt Ihr? Geld? Wertsachen?“, versuchte Jerry die Situation von vorneherein zu entschärfen, indem er Bereitwilligkeit zu demonstrieren versuchte. Seine Gedanken überschlugen sich. Conny! Ihr durfte nichts geschehen. Und Maggie! Mein Gott, Meg! dachte er panisch. Ihre Tochter war oben, in ihrem Zimmer hinter der Balustrade. Er betete zu Gott, dass sie schliefe.

      Mit einem Blick versuchte Jerry die Situation einzuschätzen. Vor ihm standen vier Männer, das konnte er anhand ihrer Kleidung und der Staturen feststellen. Alle trugen Wollmasken mit Sehschlitzen über dem Kopf und alle waren bewaffnet. Unterschiedlich bewaffnet.

      Der ihm am nächsten Stehende war offensichtlich ihr Anführer. Er hatte eine Pistole in der Hand. Ein großes Kaliber, das konnte Jerry sofort erkennen, dafür hatte er ein Auge. Der Mann hinter ihm hatte einen Baseballschläger dabei und von dem Moment an, als der Anführer das erste Wort gesprochen hatte, klopfte er sich damit rhythmisch in die Handfläche. Jerry konnte sich sein provozierendes Grinsen unter der Maske förmlich vorstellen.

      Der Anführer der Gruppe trat einen Schritt näher und wiederholte seine Aufforderung. Der Mann hinter ihm, derjenige, der den Baseballschläger in seinen Händen hielt, folgte ihm langsam.

      „Ich sagte: auf den Boden!“, zischte der Anführer

      „Was wollen Sie?“, fragte Jerry erneut und mit einem Mal wurde ihm die Situation erst so richtig deutlich. Hier standen vier fremde Männer in seiner Wohnung, bedrohten ihn und Conny mit ihren Waffen und er konnte nichts dagegen tun. Conny stand hinter ihm und hielt sich an seinen kräftigen Armen fest. Er spürte, wie sie zitterte.

      Was wollten diese Männer? Ihn berauben? Nein, dann hätten Sie ihre Forderungen bereits gestellt. Seine Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Er hatte keine Feinde. Weder hier im Privatleben noch beim Militär. Das waren auch keine Soldaten, die da vor ihm standen. Soldaten sahen anders aus, auch ohne Uniform. Selbst wenn sie diese Masken trugen, konnte Jerry ihnen ansehen, ob es Soldaten waren. Soldaten gingen anders, Soldaten standen anders da. Soldaten verbreiteten eine Soldaten-Aura. Die dort vor ihm standen, das waren irgendwelche Galgenvögel, Verbrecher. Vielleicht waren sie geflohen. Aus irgendeinem Gefängnis? Jerry überlegte. Das nächste Gefängnis von hier aus befand sich 20 Kilometer entfernt. Er verwarf den Gedanken gleich wieder. Vier Personen, die gleichzeitig flüchten konnten? Wohl kaum.

      Er kam nicht zu weiteren Überlegungen.

      „Ich sagte: Auf den Boden!“, hörte er erneut die Stimme des Anführers und seine Gedanken jagten durch den Kopf. Er konnte nicht zulassen, dass Conny und seiner Maggie etwas zustößt. Er musste handeln. Und er handelte.

      „Lauf weg!“, rief er und stieß Conny nach hinten weg, um gleichzeitig den Angriff nach vorne zu suchen. Während er seine Umhängetasche von sich warf, stürzte er mit gesenktem Kopf, gleich einem Football-Spieler, nach vorne und rammt ihn in den Magen des Anführers, der sofort in der Körpermitte abknickte und zu Boden ging. Seine Pistole polterte auf den Boden und Jerry setzte zu einem Hechtsprung nach der Waffe an.

      Der Baseball-Schläger traf ihn mitten im Gesicht. Er traf ihn mit voller Wucht. Das Bersten des Schädelknochens erfüllte den Raum. Noch bevor Jerry den Fußboden erreichte, war er bereits tot. Aus einer weit klaffenden Öffnung, dort, wo sich vorher sein Gesicht befunden hatte, sickerte das Blut und breitete sich zu einer Lache unter seinem Kopf aus.

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