Final Game. Valuta Tomas
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Название: Final Game

Автор: Valuta Tomas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Five Dogs

isbn: 9783742749260

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СКАЧАТЬ flüstert Precious vorsichtig.

      »Mum!« Erst als sie zaghaft an Sams Hand rüttelt, weiß die Südländerin, dass sie gemeint ist. Blitzschnell blinzelt sie ihren Schock weg, lässt Precious’ Hand los, dreht sich um und schließt die Tür. Mit dem Gesicht zur Tür versteckt, atmet sie noch ein paar Mal tief durch, bevor sie sich in das Zimmer zurückdreht. Sie hofft dadurch den Anblick besser verarbeiten zu können. Als sie ihre Frau aber wieder dort liegen sieht, überfährt sie ein neuer Schock. Sie muss sich zusammenreißen um nicht in Tränen auszubrechen.

      Precious geht hingegen mit sicheren Schritten an das Bett. Sie greift nach Neves Hand und nimmt sie in ihre eigene.

      »Hallo Mummy«, flüstert sie vorsichtig.

      »Sie kann dich nicht hören«, reißt Sam Precious' hoffnungsvolle Blase mit kalter Stimme auseinander. Was ist los mit ihr? Sie kann doch nicht einfach … .

      Precious blickt kurz zu ihr zurück und lässt daraufhin Neves Hand los. Sie geht ein paar Schritte rückwärts und setzt sich auf den dortigen Stuhl. Ihre Augen ruhen auf ihrer Mutter, die vor ihr im Bett liegt und nichts von alldem mitbekommt.

      Nur langsam wagt sich Sam an das Bett heran. Sie wollte ihre Frau nie wieder in einem Krankenhausbett sehen. Und jetzt? Jetzt ist alles sogar noch viel schlimmer, als sie sich das jemals hätte vorstellen können. Ihre Frau liegt dort mit offenem Brustkorb und ist mit einer Maschine verbunden, die ihren Herzschlag nachahmt. In ihrem Hals steckt ein bestialischer Plastikschlauch, nur um der Lunge Luft zuzuführen. Nadeln über Nadeln verabreichen ihr irgendwelche Medikamente, Geräte messen irgendwelche Ströme oder sonstiges. Das was da liegt ist doch kein Mensch. Das ist eine Ansammlung von unterschiedlichen Plastiksorten in ebenso unterschiedlichen Farben und Funktionen. Und für diesen Zustand ist nur Sam alleine verantwortlich. Sie hat ihre Frau in dieses Bett gebracht, sonst niemand. Neve wollte diesen Zustand nicht. Sie wollte nicht, dass Sam geschockt an ihrem Bett steht und um sie bangen muss. Sie wollte auch nicht, dass Precious sie so sieht. Neve hat soweit vorausgedacht und im Sinne ihrer Familie entschieden. Und Sam?

      Neve hatte Recht. Sam ist ein Egoist. Ein verdammter Egoist.

      Wütend über sich selbst, tritt Sam von der anderen Seite an das Bett heran. Sie nimmt ebenfalls Neves Hand in ihre. Kurzzeitig erschrickt sie. Neve fühlt sich so kalt an. Sofort blickt sie zu einem der Monitore. Neves Körpertemperatur ist etwas niedriger als normal, aber nicht besorgniserregend.

      Sam blickt zu ihrer Frau zurück. Sie schluckt. Langsam beugt sie sich hinunter. Wie damals im New Yorker Krankenhaus gleitet sie an Neves Ohr. Als sie den Duft ihrer Frau riechen kann, überfällt sie ein wohliger Schauer.

      »Es tut mir leid, Neve.« Sie schluckt ein weiteres Mal.

      »Es tut mir leid, dass du jetzt hier liegst. Ich hätte dich gehen lassen sollen, aber … .« Benommen von der Situation und ihren eigenen Worten, schaut sie flüchtig über den Tubus hinweg zu Precious, die noch immer auf dem Stuhl sitzt und ihre Mutter regungslos anschaut.

      »Aber ich konnte das nicht. Ich konnte es einfach nicht.« Alleine der Gedanke daran, dass sie ohne Neve hätte sein müssen, treibt ihr die Tränen in die Augen. Ihr ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Eine Gänsehaut kriecht ihren Rücken hinauf, Übelkeit steigt auf.

      Gegen die verräterischen Tränen ankämpfend, vergräbt Sam ihr Gesicht in Neves Halsbeuge. Sehnsüchtig atmet sie den Duft ihrer Frau ein. Sie konnte sie nicht gehen lassen, unter keinen Umständen. Niemals!

      »Was ist das, Mommy?« Precious’ Stimme reißt Sam in die kalte Gegenwart zurück. Schniefend nimmt sie den Kopf hoch und blickt hinter sich. Precious steht einen Schritt hinter ihr und schaut sich den Perfusor an. Angestrengt schluckt sie. Sie schaut zu Neve zurück und streicht ihr sanft über die Wange.

      »Das nennt man einen Perfusor. Es ist eine Spritzenpumpe, die verschiedene Medikamente in Mummys Körper pumpt.«

      »Und welches Medikament ist das da?« Precious’ kleine Hand zeigt auf eine der Spritzen. Ohne richtig hingesehen zu haben, antwortet Sam »Ich weiß es nicht«.

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und das da?«

      »Ich weiß es nicht.«

      Precious bohrt ihrer Mutter unermüdlich und erbarmungslos diese Fragen zwischen die Rippen, die sie beim besten Willen nicht beantworten kann. Und weil sie das nicht kann, und weil sie für Neves Zustand verantwortlich ist, spürt Sam Wut in sich aufsteigen.

      Angestrengt blickt sie zu Neve hinunter. Precious geht währenddessen um das Bett herum. Anstatt sich auf den Stuhl zu setzen, bleibt sie vor den Maschinen stehen.

      »Und was ist das da für eine komische Maschine?«

      »Ich weiß es nicht, Precious.« Nervosität steigt in Sam auf.

      »Was steht da auf dem Bildschirm?«

      »Keine Ahnung.« Sam spürt, dass ein merkwürdiges kribbeln in ihr aufsteigt.

      »Was dreht sich da so komisch?«

      »Woher soll ich das wissen?« Sams Stimme wird gereizter.

      »Was ist denn das rote da?«

      »Precious!« Mit einem Mal schreit Sam so laut durch das Zimmer, dass sie sich selbst davor ängstigt. Erschrocken hebt sie den Kopf und schaut zu ihrer Tochter hinüber. Die steht mit ausgestrecktem Finger vor eine der Maschinen und schaut ihre Mutter mit großen Augen eingeschüchtert an. Als Sam erkennen kann, dass Tränen in Precious aufsteigen, wird ihr bewusst was sie getan hat.

      »Oh Gott Precious, es tut mir leid. Entschuldige bitte.« Sofort eilt Sam um das Bett herum und zieht Precious an sich.

      »Entschuldige, Schatz. Ich … ich bin einfach nur kaputt. Meine Nerven sind etwas angespannt. Ich wollte dich nicht anschreien. Entschuldige bitte.«

      »Ist schon gut.« Precious zögert keine Sekunde. Bestätigend zu ihrer Aussage umarmt sie ihre Mutter fest. Durch Precious' Bewegung weiß Sam, dass sie zu Neve schaut.

      »Und Mummy schläft wirklich ganz tief und fest? So fest wie sie neulich bei mir im Bett geschlafen hat?« Sam schnauft angestrengt.

      »Fester, viel viel fester. Nur die Ärzte können sie wecken. Aber das geht im Augenblick noch nicht. Das habe ich dir doch erklärt.«

      »Ja«, nickt Precious.

      Sam geht aus der Hocke, streicht Precious über den Haufen Haare und zeigt auf die Maschinen.

      »Soll ich dir erklären was ich weiß? Auch wenn das nicht wirklich viel ist?« Freudig nickt Precious wild mit dem Kopf und folgt wissbegierig dem Finger ihrer Mutter. Dieser wandert etwas planlos über den kleinen Bildschirm.

      »Also, die Zahlen zeigen an, wie hoch oder niedrig Mummys Körpertemperatur ist. Im Moment ist sie zu niedrig, aber das ist nicht schlimm. Das da ist der Blutdruck.« СКАЧАТЬ