Der falsche Tote. Carlo Fehn
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Название: Der falsche Tote

Автор: Carlo Fehn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844293241

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СКАЧАТЬ Pytlik und sein Gesprächspartner hatten schon sehr früh während der Proben einen guten Draht zueinander gefunden. Irgendwann hatten sie sich auf das »Du« geeinigt.

      »Es ist halt einfach so: Wenn du am Ende des Monats in deine Bilanz schaust oder auf dein Konto, dann siehst du vielleicht, wie erfolgreich du bist oder warst, aber du bekommst ja erst einmal nichts dafür. Und wenn du dann im Golfclub oder bei diesem oder jenem Verein unter deinesgleichen bist, dann ist es nicht nur so, dass du nichts dafür bekommst, sondern du auch einfach nur eine Nummer bist unter vielen. Dieser Mensch, Werner Schuster – und da meine Schwester unglücklicherweise mit ihm verheiratet ist, weiß ich das ja noch umso mehr, mehr als ich es als sein Vertriebschef weiß – hat ganz viel Geld und – was auch immer das heißen mag – auch so etwas wie Macht. Aber eine Sache, die er für sein Ego einfach braucht, bekommt er jedes Jahr einmal, wenn wir unsere Aufführungen machen.«

      »Applaus?«, hatte Pytlik mitgedacht.

      Constantin Becker schmiss die Kippe auf den Parkplatz, pustete den Rauch aus und schaute Pytlik an.

      »Applaus! Beifall! Anerkennung! Würdigung! Nenn es, wie du magst, Franz! In die Gesichter der Zuschauer zu sehen und dort die Bestätigung zu bekommen, was ich für ein toller Mensch bin, alle klatschen für das, was ich getan habe. Das ist diesem Typen einfach besonders wichtig und deshalb macht er das auch jedes Jahr.«

      Nach einer kurzen Pause fuhr Constantin Becker fort.

      »Aber für mich ist jetzt Schluss! So gerne ich das bisher auch gemacht habe, weil es ganz einfach auch einmal eine Herausforderung ist und dich ganz anders beansprucht, als wenn du immer nur Sport treibst. Für mich ist das Maß jetzt voll.«

      »Und die Anderen?«, wollte Pytlik wissen.

      »Was ist mit denen? Ich habe festgestellt, dass die sich ja völlig wegducken, wenn der Schuster auch nur den Mund aufmacht. Liegt das wirklich daran, dass die alle bei ihm arbeiten und Angst haben, er könnte sie rausschmeißen?«

      Constantin Becker hatte sich noch eine Zigarette angezündet, Pytlik hatte dankend abgelehnt. Becker drehte sich einmal kurz in alle Richtungen, um sicher zu sein, dass Beide noch alleine waren. Dann trat er einen Schritt näher zu Pytlik heran.

      »Weißt du, ich bin wohl so ziemlich der Einzige, der von Werner nichts zu befürchten hat. Das liegt aber nicht daran, dass ich sein Schwager bin, das würde den nicht im Geringsten stören. Aber der weiß ganz genau, dass die Millionen, die übers Jahr bei ihm aufs Konto fließen, zum großen Teil aus meiner Arbeit resultieren. Und deswegen würde der einen Teufel tun und mich einfach feuern. Aber alle anderen Mitarbeiter sehen in ihm tatsächlich einen Tyrannen und von denen geht keiner gerne früh auf die Arbeit, das kann ich dir garantieren.«

      Becker kam noch ein Stück näher zum Hauptkommissar. Bevor er sich auf den Weg zurück in die Gaststube machte, ließ er Pytlik mit einem Rätsel stehen.

      »Wenn du wirklich mal wissen willst, was das für ein Drecksack ist, dann frag mal jemanden nach der Geschichte mit Hanna Steiger.«

      »Was ist mit dieser Hanna Steiger?«, schickte Pytlik die Frage noch hinterher, doch Constantin Becker reagierte nicht mehr und verschwand kurz darauf im Gasthof.

      ***

      Nachdem Pytlik wieder am Tresen Platz genommen hatte, bekam er gerade noch mit, wie Constantin Becker sein Bier zügig austrank, mit dem Hinweis »Passt so« einen Schein auf die Theke legte und sich von Pytlik und Anton Hofer verabschiedete.

      »Nix für ungut, Franz! Aber ich denke, für heute reicht es mir.«

      Pytlik wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Becker, der bereits aufgestanden war, seinen Kopf in Richtung des Gangs zum Festsaal hob.

      »Na da schau her! Das passt doch wie abgesprochen. Vielleicht nimmt der Herr Regisseur ja meinem Platz neben dir ein. Einen schönen Abend noch.«

      Constantin Becker verließ mit einem Augenzwinkern und nachdem er sich mit einer Handbewegung auch von den anderen Kolleginnen und Kollegen am langen Tisch verabschiedet hatte, den »Maxschacht«. Pytlik hatte sich nach Beckers Hinweis reflexartig umgedreht, so dass Werner Schuster natürlich mitbekommen haben musste, dass er von Becker darauf hingewiesen worden war. Aber es war ihm egal. Er nahm sein Glas Bier und trank einen großen Schluck. Kaum dass er das Glas wieder abgesetzt hatte, knallten neben ihm diverse Ordner auf die Theke und tatsächlich ließ es sich Werner Schuster nicht nehmen, sich neben Pytlik zu setzen. Als dieser zur Begrüßung die Hand Schusters auf seiner Schulter spürte, wusste er wohl, was dies zu bedeuten hatte.

      »Herr Hauptkommissar! Darf ich übrigens Franz sagen? Ich bin der Werner.«

      Damit hatte Pytlik jetzt zwar nicht gerechnet, aber immerhin hatte sein Eindruck nicht getäuscht, dass Werner Schuster die Sache von vorhin aus der Welt schaffen wollte. Und Pytlik war ehrlich gesagt auch daran gelegen. Immerhin war er eingeladen worden, bei der Theatergruppe mitzuspielen und jetzt wollte er nicht der Spielverderber sein, der auf den letzten Drücker alles kaputt machte. Er reichte Schuster die Hand.

      »Ich bin der Franz!«

      »Ich habe noch mal kurz darüber nachgedacht, wegen vorhin«, begann Werner Schuster. »Ja, du hast schon in gewisser Weise Recht. Aber du musst das auch verstehen: Die Proben sind bisher sehr gut gelaufen und ich bin auch ehrlich gesagt sehr überrascht, wie gut du deine Sache machst, nachdem du vorher noch nie auf der Bühne gestanden hast. Aber als Regisseur und Leiter der Gruppe hast du da natürlich gerade an so einer Generalprobe immer das Gefühl, es könnte doch noch besser gehen. Verstehst du das?«

      Pytlik verstand es zwar nicht, aber er nickte artig. Anton Hofer hatte mittlerweile auch Werner Schuster ein Bier hingestellt.

      »Prost, Franz!«

      »Prost, Werner! Prost, Toni!«

      Die Gläser klirrten.

      »Sag mal, Toni, am Sonntag müssten wir dann am besten nachmittags noch mal die Waffe mit der Platzpatrone testen. Damit das auch wirklich funktioniert. Können wir das vielleicht so nach der Mittagszeit machen?«

      »Klar«, antwortete Anton Hofer belanglos und das Gefühl vermittelnd, dass man deswegen eigentlich kein Aufheben machen musste.

      »Die Waffe ist da und ich habe auch einige Platzpatronen. Wir können das mittags testen und abends mache ich dann eine ins Magazin und dann habt ihr die Waffe für die Vorstellung. Kein Problem!«

      »Gut, gut! Ich möchte das vorher einfach nur noch mal testen. Nicht, dass es dann vielleicht eine Ladehemmung oder sonst irgendetwas gibt. Ich kenne mich damit ja nicht aus. Da bist du ja der Fachmann.«

      Die nächsten drei Bier wurden von Smalltalk und Auszügen aus den jeweiligen Lebensläufen von Werner Schuster und Franz Pytlik begleitet. Es war bereits kurz vor Mitternacht, als Werner Schuster bekundete, nach Hause gehen zu wollen. Auch Pytlik schaute auf seine Armbanduhr.

      »Toni, sind Sie doch so gut und rufen mir ein Taxi!«

      Erst jetzt bemerkte Pytlik, dass rechts von ihm am Kopfende der Theke schon seit einiger Zeit eine Frau saß, von der er wusste, dass sie nicht zur Schauspielgruppe gehörte, die aber allem Anschein nach auch alleine im »Maxschacht« war. Sie nahm ihr Weißweinglas, deutete einen Gruß in Richtung Pytlik an und trank dann auf eine irgendwie vornehme Art und Weise. Dabei lächelte sie sehr sympathisch und ließ den Blick nicht vom Hauptkommissar ab. Werner Schuster klopfte СКАЧАТЬ