Und dennoch .... Gisela Raeber
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Название: Und dennoch ...

Автор: Gisela Raeber

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783748502753

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      Anschließend beauftragte die GTZ sie damit, ein modernes Organisationssystem für den neuen Büroleiter umzusetzen. Es ging vor allem darum, das Ablagesystem zu überarbeiten, Ordner zu sortieren und neu zu beschriften. Das war zwar keine umwerfend spannende Arbeit, überbrückte aber die Zeit und brachte ebenfalls etwas Geld ein.

      In der benachbarten Zentralafrikanischen Republik besaß die GTZ im Dzanga-Sangha Park eine Lodge, die noch in den Anfängen steckte. An diesem Projekt war der WWF ebenfalls beteiligt. Hier lag ein neuer und wesentlich anspruchsvollerer Auftrag für Nel. Sie sollte die ersten Touristen betreuen und die vorgeschlagenen Programme evaluieren. Die Gäste machten mit den einheimischen Pygmäen stundenlange Streifzüge durch den Urwald, beobachteten Tiere oder wohnten der Palmweingewinnung bei. Das absolute Highlight war eine eindrucksvolle Saline, wo der WWF eine große Aussichtsplattform für etwa zwanzig Personen eingerichtet hatte. Salinen sind durch ihre Mineral- und Salzvorkommen ein magischer Anziehungspunkt für Waldelefanten, Büffel, Bongos, Antilopen und unzählige Vögel, die man von der Plattform aus beobachten konnte. Dort arbeitete Nel einige Monate, empfand es als einen Traumjob. Sie verstand sich auch recht gut mit einem jungen Schweizer Ehepaar, das im National-park arbeitete.

      Wenig später wurde die Lodge privatisiert und von einer deutschen Pächterin übernommen. Sie war allerdings selten vor Ort, sondern organisierte und dirigierte alles von der Hauptstadt Bangui aus. Deshalb brauchte sie einen Manager, der sich um Lodge und Gäste kümmerte.

      „Können Sie das vorübergehend für die ersten vier bis fünf Wochen machen?” fragte sie Nel, „bis ich einen Einheimischen für den Posten finde? Auf die Dauer sind Sie mir nämlich zu teuer!“

      „Diplomatie ist wohl nicht gerade ihre Stärke.” dachte sich Nel bei dieser Bemerkung.

      Die Schwierigkeiten fingen an. Nel hatte fast keinen Spielraum mehr. Für alles musste sie bei der neuen Pächterin die Bewilligung einholen. Das Essen wurde in Bangui vorgekocht, eingefroren und per Flugzeug geschickt. Gut war es auch nicht, und der ansässige Koch war sauer. Kreativität wurde nicht mehr gefragt. Speisen aufwärmen war nicht sein Ding.

      Einmal in der Woche wollte die Chefin alle Einzelheiten mit Nel per Funk regeln, aber Nel bekam dann immer nur ihren Assistenten an die Strippe.

      Sie stritten sich wegen aller möglichen Kleinigkeiten. Dann wurde Nel auch noch Geld aus der Kasse gestohlen, als sie einmal dringend nach draußen gerufen wurde und das Büro abzuschließen vergaß.

      „Na gut, das ziehe ich Ihnen einfach von Ihrem Gehalt ab!” meinte die Chefin aus der Hauptstadt kaltblütig.

      Die ständigen Reibereien und Ärgernisse mit dieser Frau führten schließlich dazu, daß Nel den Job auf-gab. Sie kündigte und fuhr wieder zurück nach Yoka-douma.

      Ihre Schweizer Freunde brachten sie bis zur Grenzstation. Dort musste sie eine Piroge nehmen, die sie in einer Stunde ans andere Flussufer übersetzte. Für die Zollbeamten hatte sie einen Kasten Bier dabei. Der beschleunigte die Formalitäten.

      Im nächsten Ort fragte sie bei den ansässigen Holzfirmen nach, ob sie in einem ihrer Lastwagen bis Yokadouma mitfahren könne. Das wurde dann für den nächsten Tag organisiert.

      Inzwischen war ihr hundselend zumute, sie fühlte sich schwach und hatte Kopf- und Gliederschmerzen. Schweißausbrüche wurden von Schüttelfrost abgelöst.

      Dazu kam hohes Fieber. Malaria.

      Sie hatte schon vorher Malaria gehabt und wusste, daß es auch diesmal vorübergehen würde.

      Zu Hause angekommen, kurierte sie sich erst einmal aus. Und dann musste sie feststellen, daß Olaf sie betrog....

      Olaf

      Olaf hatte sich eine Einheimische angelacht. Es war nicht das erste Mal, und wieder wich er einer Auseinandersetzung aus.

      „Warum? Warum?” fragte Nel ein ums andere Mal. „Was findest du bei ihr, das ich dir nicht geben kann? Liebst du mich nicht mehr? Bin ich langweilig? Musst du eine emotionale Lücke füllen oder dein Ego bestätigt sehen? Soll ich ausziehen?“

      Auf all diese Fragen gab Olaf keine Antwort. Stattdessen verschwand er hinter seinen Akten und Berichten.

      Olaf war zehn Jahre älter als sie. Er hatte immer sehr an seiner Mutter gehangen, die schon früh Witwe wurde. Sicherlich fühlte er sich für sie verantwortlich, hatte wohl auch ein schlechtes Gewissen, da er seit langem im Ausland lebte und nur selten seine Mutter in Deutschland besuchen konnte. Auch deshalb hatte es schon öfter Auseinandersetzungen gegeben.

      Beruflich war Olaf sehr zuverlässig und engagiert. Er liebte Afrika und passte sich dank seiner eigenen Genügsamkeit und Flexibilität dem Kontinent und seinen Herausforderungen sehr gut an. Die Arbeit bedeutete ihm alles und musste immer mehr als perfekt verrichtet werden. Das führte dazu, daß er nur sehr wenig Zeit zu Hause verbrachte, und wenn er da war, war er mit sich selbst beschäftigt, in sich gekehrt und eigenbrötlerisch. Immer seltener unternahmen sie Dinge gemeinsam.

      Als extrem introvertierter Mensch konnte er seine Gefühle nicht zeigen, wollte es wohl auch nicht. Das lastete auf Nel. Sie fühlte sich oft wie ein Möbelstück, das man mehr oder weniger benutzt oder nach Bedarf hin und her schiebt.

      Sie meinte, es passe eigentlich gar nicht ins Bild, daß er ständig Frauen um sich herum brauchte und so von einer Liebschaft in die andere flatterte. Er hatte vielleicht Nel gegenüber zeitweise ein schlechtes Gewissen, aber entweder störte es ihn nicht oder er ignorierte es einfach. Er versuchte auch nie, sich zu rechtfertigen.

      Das Thema konnte einfach nicht diskutiert werden. Nel, die gerne reinen Tisch machte, fühlte sich frustriert.

      Die Situation bescherte ihr schlaflose Nächte, und eines Morgens entschloss sie sich zu einen Streifzug durch den Wald aufzubrechen. Der würde ihr gut tun und vielleicht helfen Ordnung in ihre wirren Gedanken zu bringen.

      In der Nacht hatte es leicht geregnet. Vereinzelte Dampfschwaden stiegen vom Boden auf und lockere weiße Nebelfetzen glitten wie Gespenster durch die Baumwipfel. Nel schnupperte, sog die würzige Luft ein. „Es riecht grün.” dachte sie. Sie ordnete undefinierbare Gerüche nach Farben ein. Bald würde die Sonne den zarten Dunst zerreißen, ihre Strahlen zwischen den Zweigen hindurchfallen, und alles würde gelb riechen.

      Nels hohe Schuhe sanken in dem lockeren, humusreichen Boden ein. Ihre Gedanken verloren sich im gedämpften Licht. Vogelgezwitscher und vereinzeltes Kreischen bezeugten, daß der Wald bereits seit langem erwacht war. Friede überkam sie.

      "Die Natur macht sich keine Sorgen. Weshalb mache ich mir welche?“ fragte sie sich. „Die Welt ist so schön, und ich bin jung. Es wird schon wieder weitergehen.“

      Sie dachte daran, wie leicht die Trennung von Klaus gewesen war. Ob sie von Olaf auch so leicht loskäme?

      Er hatte ihr geholfen, in Afrika Fuß zu fassen, sie vertraute ihm. Sie mochte ihn. Er hatte diese fürsorgliche Art, war großzügig und nahm Nel absolut nichts übel.

      Aber die Liebe hatte sie bei ihm auch nicht gefunden. Und es lag sicherlich nicht daran, daß er voll in seinem Beruf aufging. Was sie verband war die Leidenschaft zu diesem Land. Nähme man die weg, wären sie sich fast Fremde.

      Nel sah ein, daß es ein Fehler wäre, die Beziehung weiterhin aufrechtzuerhalten. Sie fühlte sich stark für einen Neuanfang.

      Zweifel

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