Die reisegeplagte Reliquie. Denise Remisberger
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Название: Die reisegeplagte Reliquie

Автор: Denise Remisberger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783748595502

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      «Das ist auch der ideale Ort, um so was auszuleben.»

      14

      «Ich suche meinen Pass», kommentierte Felix das hysterische Gewühle in seiner Tasche, während der Camper in der Warteschlange vor der Schweizer Grenze still stand.

      «Was klickt denn da so?», flüsterte Jacques plötzlich, weil er ein starkes Kribbeln im Nacken verspürte, das ihm normalerweise kundtat, dass etwas aussergewöhnlich Wichtiges stattfand.

      «Ach, das ist nur meine Schutzkugel. Hier», und Felix drückte Jacques die hochheilige Reliquie unbekümmert in die Hand.

      Als er endlich seinen Pass aus der rappelvollen Tasche gezogen hatte und Jacques die Kugel wieder aus der Hand genommen und verstaut hatte, fühlte er sich ganz wohl, trotz des grimmigen bärtigen Zöllners, der gerade durch das heruntergelassene Fenster auf Jacques’ Seite hereinstierte.

      Ganz im Gegensatz zum Herrn Pfarrer, der gleich zu explodieren drohte und sich nur unter mühsamstem Zusammenreissen davor bewahren konnte, die ersehnte Kugel dieser fremden Tasche zu entreissen und damit über alle Berge zu türmen. Er atmete vertieft durch, solange, bis sich sein Zustand stabilisiert hatte.

      «Darf ich dich mal in eurem besetzten Haus besuchen kommen, Felix, oder sind dort Pfarrer unerwünscht?»

      «Klar darfst du kommen. Nein, gar nicht unerwünscht. Für religiöse Streitgespräche nehmen wir uns gerne die Zeit. Wenn dich mein Hang zum Hinduismus nicht zu sehr stört?»

      «Nein, ganz und gar nicht. Wenn ich etwas als störend empfinde, dann ist das die Katholische Kirche. Aber auch nicht wirklich. Schliesslich haben wir uns durchgesetzt. Mit uns muss gerechnet werden.»

      15

      «Jacques, wo bleiben Sie denn?», tönte der gut genährte katholische Sankt Galler Prior salbungsvoll ins teure Handy.

      «Hans-Peter, ich habe die Reliquie nicht.»

      «Was?!» Jetzt schrie die Sankt Galler Konkurrenz. Das Salbungsvolle war gewichen wie der Teufel selbst.

      «Aber ich weiss, wo sie ist.»

      «Dann holen Sie sie!»

      «Langsam, langsam. Alles auf Erden braucht seine Zeit.»

      «Ich zahle Ihnen das Doppelte für den heiligen Gegenstand», flüsterte Hans-Peter und schaute sich mit konspirativem Blick um, in der ständigen Angst, belauscht zu werden.

      «Ich brauche nur Zeit, Hans-Peter, und die können Sie nicht kaufen. Alles kann die Katholische Kirche eben nicht mit Geld erwerben», fügte er hämisch hinzu. «Ich melde mich zu gegebener Zeit.»

      Und dann legte Jacques seinen Telefonhörer auf die Gabel. Sachte, aber bestimmt.

      Die Sache fing an, ihm diesen gewissen Spass zu bereiten, den sich seine Glaubensschwestern und -brüder aus früheren Jahrhunderten nicht hatten leisten können.

      16

      «Bin ich müde», stöhnte Felix und liess sich erschöpft auf eine der Bänke im Hybridium fallen.

      «Na, Hauptsache, du bist hier», bemerkte Ulrich aus seiner Ecke heraus und erinnerte sich mit Schrecken an die Geschlossene Abteilung im Burghölzli, die einem Gefängnis durchaus gleichkam.

      Raiuk, der Wolfshund, lag in seinem Riesenkorb, während Hexe Heribert, den Fremden, anbellte.

      Solange Heribert hier festsass, interessierte sich gar niemand für den Inhalt von Felix’ Tasche.

      «Verdammt», fluchte Aristo aus dem oberen Stockwerk, da ihm das Wachs ausgegangen war. Er hatte vorgehabt, eine der zahlreichen Konzertbesucherinnen der Grotta in sich verliebt zu machen mittels Puppenzauber. Nun musste er schauen, wo er blieb. Sie hatte ihn nämlich noch nie bemerkt, und das konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Schliesslich fiel er auf, schliesslich war er speziell, wie konnte sie ihn nur übersehen?

      Senda legte die Karten.

      «Aristo, sie liebt einen anderen», las sie heraus und schrie die Deutung in Richtung oberes Stockwerk.

      «Der kann mich mal», brummelte Aristo aus den von unten uneinsehbaren Räumen.

      Heribert hatte absolut keinen blassen Schimmer, wieso sie das jetzt alle wussten, fühlte sich aber ausser Stande, irgendetwas hier anzuzweifeln. Schliesslich war er nicht die Inquisition, sondern musste Drogen finden. Ganz zu Schweigen von der prophezeiten Freundin, die er bald haben würde.

      Der Vorhang, der die Türe verhängte, wurde zurückgeschoben und eine ältere Frau trat ein. Ihre Klamotten sahen eigentlich genauso aus wie die der jungen Freaks an diesem Ort, nur passten sie wirklich zu ihr, da sie damals dabei gewesen war, in den wilden Sechzigern: ins lange schwarze Haar geflochtene Perlenschnüre, Altsilberschmuck, eine violette Weste, mit Stickereien verziert, eine smaragdgrüne Bluse und Blue Jeans, die oben knalleng und vom Knie an abwärts sehr weit geschnitten waren. An den Füssen trug sie braune Stiefel mit schwindelerregend hohen Absätzen.

      «Tante Vreni!», rief Senda und eilte auf die Frau zu. «Setz dich.»

      «Tschai?», lächelte Biffi hinter dem Tresen hervor und ordnete seine langen Dreadlocks.

      «Ja, gerne.» Nach dem Zeremoniell der Seebestattung von Teresas Mutter war Vreni noch nicht ganz zurück auf dieser Erde und konnte einen heissen Gewürztee gut gebrauchen, um sich wieder zu akklimatisieren.

      Vreni Anderegg entspannte sich bei «Riders on the Storm», während Heribert auf eine ganz abstruse Idee kam.

      17

      «Sie könnte die Dealerin sein», erklärte Heribert Klaun im Büro von Neo Klägeli, stehend, während Neo sass.

      «Und warum? Weil sie in meinem Alter ist?» Da war Neo Klägeli allergisch. Er stand kurz vor der Pensionierung und er wusste nicht, ob er sie verkraften würde, machtlos, wie er dann sein würde.

      «Nein, weil sie ein Hippie ist.»

      «Hippies sind keine richtigen Dealer. Sonst wären sie nicht so mausarm und würden in irgendwelchen Wohnwagen hausen.»

      «Das hat mit der politischen Einstellung zu tun, nicht mit dem Einkommen», ereiferte sich Heribert Klaun.

      «Haben sie denn eines, ein Einkommen?»

      «Sie verkaufen immerhin selbstgemachten Schmuck, führen alternative Cafés, organisieren Flohmärkte, legen Platten auf und handeln eben mit Drogen, die sie eigentlich legalisieren wollen, nur sind sie nicht legalisiert.»

      «Das bringt alles nicht viel ein. Vor allem nicht, wenn sie das Haschisch selber aufrauchen. Weisst du, Heribert, richtige Dealer findest du eher bei den Jungen. Aber vor allem bei den altgewordenen Yuppies. Meine Erfahrung.»

      «Eben, СКАЧАТЬ