Die Begegnung. Anna Klein
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Название: Die Begegnung

Автор: Anna Klein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783745054170

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СКАЧАТЬ die Kraft. Das kann man auf das ganze Leben übertragen. Nur Ruhe allein jedoch ist tot, die Impulse sind das Wertvolle. Denken Sie nicht an Anspannung, sondern an Ihren Impuls. Dem muss man freien Raum geben. Dann entspannen Sie in Freude und Leichtigkeit.

      Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht!

      Liebe Grüße,

      Viktor

       Di. 12. Aug. 22.05 Uhr

      Ich weiß um diese Momente aus Yoga und Meditation, die zu Wachheit und Achtsamkeit führen. Ebenso um die Intuition, die dem Kognitiven vorausgeht und einen ersten Impuls setzt. Auch um die Erfahrung, sich dem zu nähern, und das zusammenzubringen. Scheint, als hätten wir Gesprächsstoff für mehr als einen Abend, denn das ist sicherlich ein weites Feld.

      Schlafen Sie gut.

      Lieben Gruß,

      Florentina

       Di. 12. Aug. 22.23 Uhr

      Ich habe noch 2 Fragen:

      1 Welchen Ursprung hat Ihr wunderschöner Name?

      2 Wenn denn schon nicht nach Mitternacht, was ich verstehe, was ist für Sie der ideale Gesprächszeitpunkt, vorausgesetzt, es ist ein idealer Gesprächspartner.

      Lieber Gutenachtgruß

      V.

       Di. 12. Aug. 22.31 Uhr

      Zu Frage 1.

      Es ist ein Ur-katholischer Name. Kommt aber ursprünglich aus dem Portugiesischen und bedeutet Blütezeit, was aber meinen Eltern sicherlich nicht bewusst war.

      Zu Frage 2.

      Jede Zeit ist recht, wenn es der richtige Gesprächspartner ist. Auch wenn wir uns noch nicht begegnet sind, würde ich mich über einen weiteren Anruf zu jeder Zeit freuen.

       Di. 12. Aug. 22.39 Uhr

      Ihre letzte Aussage gibt mir Mut. Ich bin an sich ein Briefschreiber. Das Tel. ist ein schwieriges Medium, wenn man sich nicht wirklich kennt. Die Augen, die alles sagen, fehlen. Ab dem Bayerischen Hof ist auch Tel. kein Problem mehr. Ich pflege ein Brieftagebuch, ein DIN A 5 Leuchtturm. Jede Partei schreibt einen Brief in Tagebuchform und schickt das Buch an den anderen, der ebenfalls in Briefform antwortet. Und dann geht es mit der Post wieder retour.

      Zur Vorbereitung unserer Begegnung im Bayerischen Hof sollte jeder von uns nachdenken, ob es minimalistische Erkennungszeichen gibt, die ein Erkennender komplex im Bruchteil von Sekunden zusammenfügt, ohne dass wir auf lästige Weise den Portier fragen müssen.

      Also jetzt rufe ich Sie, liebe Florentina, nicht mehr an, das verbietet ja schon die altrömische Provenienz Ihres Namens. Ich denke morgen, nach der 1. Messe. Ich selbst bin Protestant, gehe aber nur in katholische Kirchen, meistens wenn sie leer sind oder dort konzertiert wird.

       Di. 12. Aug. 22.46 Uhr

      Liebe Florentina

      ich wünsche Ihnen nochmals eine gottgesegnete Nachtruhe. Jetzt müssten Sie eigentlich schon tief schlafen.

      Viele liebe Grüße,

      V

      Viktor erhöhte den Druck, um seinem eigenen zu entkommen, der gegen Abend anstieg. Florentina spürte diese Intensität zu genau, als dass sie sich damit beschäftigen wollte. Sie nahm ihn auf und gab sich ihm hin. Sie gab ihn, für Viktor nicht zu vernehmen, zurück. Da waren keine Zeit und kein Raum. Geboren aus ihrer beider Not und Bedürftigkeit. Von denen der jeweils andere nichts wusste, nur ahnte. Diese gewollte Unkenntnis war die eigentliche Tragik. Die rote Linie war längst überschritten.

      Es wurde zu einer brutalen Annäherung nach dem Vermeidungsprinzip eines Absturzes – auf beiden Seiten. Florentina verspürte ein leichtes Unbehagen, das jedoch nicht stark genug ausgeprägt war, um sich zu entsagen. Sie ging sogar noch einen Schritt weiter. Sie verweigerte sich der Kontrolle.

      Vor Viktor baute sich eine Drohkulisse auf, an der Florentina vollkommen unbeteiligt war, ebenso wie an seinem späteren Schweigen. Es drohte der Absturz, den er nur mit Florentinas Anwesenheit hinauszögern oder gar abwenden konnte. Selbst die getroffenen Verabredungen wurden zu Schreckgespinsten. Je näher der Abend im Bayerischen Hof kam, um so bedrohlicher wurde er für Viktor.

       Mi. 13. Aug. 09.10 Uhr

      Lieber Viktor,

      zunächst einen guten Morgen.

      Auch ich liebe es, Briefe zu schreiben. Auch ich habe immer ein kleines Leuchtturmbuch in meiner Tasche. Für Notizen, Gedanken, Fragmente, Ideen ... Darf ich fragen, mit wem Sie das Prinzip des Brieftagebuchs praktizieren? Telefonate in unserem Stadium sind sicherlich eine kleine Herausforderung. Vielleicht aber können wir zusätzlich als Kompromiss Emails nutzen, da unsere Kommunikation doch in einen Modus von mehr Tiefe geht und mir bei SMSs der Eindruck des Gesamten fehlt.? Und damit die Intensität und auch Ästhetik. Es bekommt etwas Flüchtiges, was mich ein Stückweit irritiert.

      Einen lieben Gruß,

      Florentina

       Mi. 13. Aug. 14.42 Uhr

      Liebe Florentina,

      das Brieftagebuch mache ich mit meiner Tochter Konstanze, die seit 5 Jahren in New York lebt. Ihre Ausführungen zur Ästhetik moderner Kommunikation kann ich nur teilen. Ich hatte bisher keinen privaten Email Account. Nun ist er da: [email protected].

      Mit lieben Grüßen,

      Viktor

      Nur zu gern ließ Viktor sich auf Florentinas Vorschlag ein, der schon eher einer Forderung glich. Dieses Medium eröffnete ihnen beiden ungleich größere Möglichkeiten der akut notwendigen Nähe bei gleichzeitigem Schutz für Viktor.

      Für Florentina sollte es zur Spielwiese einer ungezügelten Fantasiewelt werden, die sie glaubte zu beherrschen. Die sie unvorsichtig werden ließ, die ihr jegliche Skepsis nahm, die alle Zweifel zerstreute. Und wenn doch, spielte sie ihre Stärke des Verstehens aus, nicht aber die des Verstandes. Sie ließ sich auf ihn ein. Er brauchte sie. Zumindest für den Moment. Da war kein Aufwand zu groß. Und doch lag in allem keine Absicht. Gerade diese Absichtslosigkeit ließ jeden Argwohn unzumutbar werden. Getragen von Fürsorge, auch Respekt, einer geheimnisvollen Vertrautheit, abgeschirmt von der Außenwelt. Eben jene unverbindliche Verbindlichkeit, die unverpflichtete Verpflichtung, das unmissverständliche Verständnis, das nicht verstandene Verstehen und die unmöglichen Möglichkeiten. Mit ihren E-Mails würden sie alle Zweifel überschreiben und zugleich tot schweigen.

      Viktor ahnte es. Florentina wusste es nicht.

       Mo. 18. Aug. 07.42 Uhr

      Guten Morgen, lieber Viktor

      bist Du gut nach Hause gekommen? Wie СКАЧАТЬ