Название: Das Todesnetz des Ian Degry
Автор: Torben Stamm
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742735782
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Eine Vorstellung, die ich alles andere als prickelnd finde.
Warum?
Ganz einfach: Ich habe immer eher komplizierte Jobs angenommen. Diese werden besser bezahlt und dadurch muss man nicht im Akkord ran.
Im Schnitt waren das vielleicht alle sechs Wochen ein Job.
Bedeutet zwei Jobs in drei Monaten.
Acht Jobs im Jahr.
Bei jedem Job kann etwas schief gehen.
Zeugen, Autopannen, die Liste ist lang.
Aber man kann die Fehlerwahrscheinlichkeit eindämmen.
Unterm Strich musste ich meinen Kopf für acht Jobs pro Jahr hinhalten, wobei ich persönlich dafür sorgen konnte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass etwas dazwischen kommt, möglichst gering blieb.
Und jetzt?
Jetzt muss ich phasenweise jede Woche einen Job delegieren!
Nachdem Gregor Gian Mateo ersetzt hatte, stand erstmal der Frühlingsputz an: Mögliche Konkurrenten ausschalten, hier und da ein Zeichen setzen… Es war eine elende Plackerei. Natürlich mussten wir auch ein paar alte, hochkarätige Berufskollegen erledigen, die es mit ihrer Loyalität zu meinem verstorbenen Vorgänger Figerd übertrieben haben – oder ihrem Ehrgeiz.
Das alles hat die Killer-Szene mächtig durcheinandergewirbelt.
Die alte Generation hat ordentlich geblutet, im wahrsten Sinne des Wortes.
Also ist frisches Blut nachgekommen.
Und damit muss ich mich jetzt rumschlagen.
Ankunft
Ryan Ferdinand ließ der drängelnden, hektischen Masse den Vortritt, die es nicht erwarten konnte, den Zug zu verlassen, um zu einem Meeting oder sonst was zu rennen.
Er hatte Zeit.
Er hatte keine Termine.
Langsam stieg er aus dem Zug, den Lederkoffer in der rechten Hand, und sah sich um: Der Bahnhof hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Auf dem Boden klebten Kaugummis, Graffitis verunzierten die Wände und es roch latent nach Urin.
Ryan Ferdiand musste trotzdem lächeln: Endlich wieder zuhause.
First shot
Phil wischte sich den Mund ab.
Oh scheiße! Ich bin tot!
Ihm war klar, dass das hier kaum gut ausgehen konnte.
Was soll ich machen?
Vor ihm lag die Leiche von Walt Gouren. Den hatte er erledigt, wie er sollte.
Ein Schuss in den Hinterkopf.
Saubere Arbeit – bis dahin!
Aber dann…
Informationen
Es war bereits dunkel, als Ian den Wagen auf dem Parkplatz hinter der Tankstelle abstellte.
Edgar Svenson stieg in dem Moment in Ians Wagen, als der gerade den Motor ausschaltete.
„Abend“, sagte der wortkarge Schwede, während er die Tür zuzog.
„Hi.“ Ian wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen: Diese Treffen waren notwendig, aber er fühlte sich nie wohl dabei.
Svenson gehörte zur städtischen Polizei. Sie durften nicht zusammen gesehen werden, weswegen sie ihre Treffen so diskret und selten wie möglich abhielten.
„Du wolltest mich sprechen“, stellte Ian fest, womit er eigentlich sagen wollte: Jetzt mach schon, ich habe nicht ewig Zeit.
Svenson nickte: „Ja.“
Er wartete eine Weile. Nicht, weil er Ian provozieren wollte: Er wusste, zu wem er ins Auto eingestiegen war. Nein, es war einfach seine Art, alles bedächtig zu machen. Das war auch der Grund, warum Ian ihm als Quelle vertraute: Svenson war ebenso gründlich wie er selbst.
„Sie wollten, dass ich Sie darüber informiere, wenn etwas passiert.“
„Und ist etwas passiert?“
„Nein.“
Ian stutzte: „Und warum sitzen wir dann hier?“
„Weil etwas passieren wird.“
Ian unterdrückte ein Stöhnen, das diese Unterhaltung nur weiter verlängert hätte. Svenson fuhr fort: „Es wird etwas passieren, davon ist auszugehen.“ Er nickte bedächtig. „Alles deutet darauf hin.“
„Wie kommen Sie darauf?“ Es fiel Ian zunehmend schwer, sich zu kontrollieren. Er hatte genügend Stress, da…
„Es ist jemand mit dem Zug heute Mittag angekommen.“
Jetzt hatte Svenson Ians ungeteilte Aufmerksamkeit: „Wer?“
Svenson wartete einen nervtötenden Augenblick, dann sagte er: „Ryan Ferdinand.“
Ian spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Er musste nicht fragen, wer Ryan Ferdinand war.
Jeder kannte diesen Namen.
Und das hatte einen Grund.
***
Die zweite Nachricht, die Ian Degrys Stresslevel in die Höhe jagte, erhielt er am nächsten Morgen wie alle Leser der örtlichen Tageszeitung als kleine Randnotiz: Haus abgebrannt!
Ian saß mit einem Kaffee am Küchentisch, von dem er vor Schreck etwas verschüttete, woraufhin er die Zeitung fallen ließ: „Scheiße!“, rief er und sprang auf, um sinnfrei an seiner Jeans herumzuwischen.
Resigniert schüttelte er den Kopf. Die Hose würde er wechseln müssen.
Er griff nach der Zeitung und überflog die kurze Notiz, die eigentlich nur beinhaltete, dass ein Einfamilienhaus abgebrannt war. Die Polizei ging von einem Unfall aus. Der Besitzer wurde noch vermisst, aber vielleicht war er einfach nur auf einer Geschäftsreise.
Das eigentliche Problem war die Adresse.
Diese Adresse hatte er erst vor Kurzem Phil Szwan auf einem Zettel präsentiert.
Also: Warum war das Haus des Mannes abgebrannt, den Szwan töten sollte, und warum konnte die Polizei den Besitzer, also das СКАЧАТЬ