Philipp Porter Kurzgeschichten. Philipp Porter
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Название: Philipp Porter Kurzgeschichten

Автор: Philipp Porter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741881190

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СКАЧАТЬ Sie.“

      „Welcher Wagen?“

      Innerlich schüttele ich den Kopf. Seine Kollegen wimmeln nur so draußen im Regen herum, aber keiner hat sich einmal die Mühe gemacht festzustellen, wie Ulf wohl hierher gekommen ist.

      „Sein Wagen, ein dunkelblauer Mercedes, E-Klasse. Er steht auf dem Besucherparkplatz, hier gleich um die Ecke.“

      „Und du hast keine Ahnung, was er von dir wollte?"

      Ich schüttele den Kopf. Diesmal sichtbar. Ich habe wirklich keine Ahnung. „Er war Journalist. Er ist immer hinter irgendetwas her gewesen. Ich habe für ihn schon das eine oder andere Mal ermittelt. Aber gefährlich war es nie.“

      Ackermann starrt verloren aus dem Fenster in die Dunkelheit hinein. Ich hingegen möchte keine Zeit verlieren.

      „Ich würde mich gerne in Ulfs Wohnung und in seinem Wagen umsehen. Auch die letzten Telefonate, die er geführt hat, würden mich interessieren.“

      Ackermann starrt noch immer aus dem Seitenfenster. Hat er nicht verstanden oder will er nicht? Ich winke mit meinem Handy. Es soll so viel heißen, dass ich jederzeit nochmals telefonieren könnte, wenn ich nur wollte. Ein kurzes Nicken von ihm. Gute Freunde werden wir wohl nie werden.

      Die Durchsuchung von Ulfs Wagen ergab nichts. Einige Akten, Artikel und Aufzeichnungen, die ohne einen konkreten Hinweis kaum zu verwerten waren.

      In Ulfs Wohnung sah es anders aus. Anscheinend war er einer mächtigen Gaunerei auf der Spur gewesen. Die schon lange zurückliegende Weinpanscherei mit Glykol in den Achtzigern war wohl Kinderkacke gegen das, was Ulf herausgefunden hatte. Wenn ich seine Unterlagen richtig einschätzte, waren wohl einige der renommiertesten Winzer der Moselregion mit involviert. Ein mächtig heißes Eisen. Wohl zu heiß für einen Journalisten aus der hiesigen Region.

      Ulf wusste aber, dass ich solchen brisanten Fällen nicht aus dem Wege ging – ich liebte sie sogar. Daher wohl auch sein Anruf. Ackermann dachte wohl das Gleiche, nur sah man ihm an, dass er schon jetzt Bauchschmerzen bei dem Gedanken bekam. Er lebte hier und er kannte mit Sicherheit die Herren auf der Liste, die er gerade in den Händen hielt.

      „Kumpels?“, frage ich salopp und bekomme umgehend die passende Reaktion auf meine provokativ gestellte Frage. Doch einhundertvierzig Kilo, auf zwei Meter zehn, wirft man nicht so einfach um. Ich bewege mein Kinn vorsichtig hin und her.

      „Schade, dass wir nicht alleine sind", brumme ich leise und gehe, ohne zu fragen, ob ich darf. Hier kann ich für meinen alten Freund sowieso nichts mehr tun.

      Da ich mich in Trier nicht gut auskenne, nehme ich erst einmal Kurs auf die Porta Nigra, die ganz in der Nähe ist. Ich werde für die nächsten Tage ein Zimmer benötigen und daher muss ich mich irgendwo einbuchen. Würde Ulf noch leben, hätte ich dieses Problem nicht.

      Als ich an dem alten Stadttor vorbeifahre, ermahne ich mich selbst, einmal nachzulesen, was es mit diesem alten, düsteren Bauwerk wohl auf sich hat. Soweit ich mich erinnern kann, wurde es in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts ohne Mörtel gebaut. Mehr weiß ich nicht. Ich werfe dem Bauwerk einen anerkennenden Blick zu, als ich an ihm vorbeikomme, und fahre über die Nordallee in Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke davon.

      Kurze Zeit später begebe ich mich in den Dschungel der Trierer Einbahnstraßen. Ich mag diese Stadt nicht sonderlich. Auto fahren, wenn man sich nicht auskennt, ist eine Qual.

      Nach einigem Suchen finde ich den Deutschherrenhof in der gleichnamigen Straße. Hier war ich vor einer kleinen Ewigkeit schon einmal, und wo es mir gefallen hat, da gehe ich gerne wieder hin. Die Zimmer sind gemütlich, die Betten groß und das Essen ausgesprochen gut.

      Nach einer heißen Dusche und einer ausgiebigen Rasur erinnert mich mein knurrender Magen an feste Nahrung. Ich nehme mein Handy und gehe ins Restaurant. Während ich auf mein Essen warte, erledige ich einige Anrufe. Ackermann wird sicherlich ein Stück seiner Schreibtischplatte abbeißen, wenn er entsprechende Order von seinem Chef bekommt. Ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.

      Das Steak Madagaskar und der trockene Rotwein schmecken vorzüglich. Während ich genüsslich kaue, summt mein Handy und dreht sich dabei langsam auf der hölzernen Tischplatte im Kreis. Ich schaue mit einem Seitenblick aufs Display. „Trierer Vorwahlnummer. Es muss Ackermann sein“, geht es mir durch den Kopf, während ich ein paar Pfefferkörner auf ein Stück Fleisch schiebe. Doch ich habe keine Lust mit ihm zu reden. Ich will mir den Appetit nicht mit einem unnötigen Gespräch verderben. Er muss sich wohl oder übel damit abfinden, dass ein Privatschnüffler volle Akteneinsicht bekommen wird.

      Beim letzten Bissen schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: „Der Hinweis!“ Von Ulf in den Sand gemalt. Ich nehme mein Handy und suche das Bild aus dem Speicher heraus. Auf dem kleinen Display ist aber fast nichts zu erkennen.

      Auf meinem Zimmer lade ich das Bild in meinen Laptop hoch. Nach ein paar kleinen Korrekturen, mit meinem neuen Bildbearbeitungsprogramm, ist es scharf. Ich lasse das Bild um die eigene Achse rotieren.

      „Was soll das sein? Was hat Ulf da mit seinen Fingern in den Sand gemalt?“, frage ich mich selbst.

      Es sind vier zusammenhängende Bögen und ein Einzelner, links von den anderen. Ich stelle das Bild auf den Kopf und wieder zurück. Doch eines weiß ich: Ulf hat auf mich gewartet und dies ist ein Hinweis. Leider kann ich nichts damit anfangen.

      Mein Handy summt erneut. Ich schaue aufs Display. Die gleiche Nummer. Ich melde mich. Und wie erwartet ist es Ackermann. Er sitzt bei der Staatsanwaltschaft und will mich sehen. Sofort!

      Ich erkläre ihm, wo ich mich eingebucht habe, und er beschreibt mir den Weg zu sich. Keine fünfhundert Meter zu Fuß. Fünf Minuten später sitze ich vor ihm.

      Der Staatsanwalt an seiner Seite sagt außer einem „Schönen guten Abend" nichts. Ackermann führt das Wort und er redet viel. Er erklärt mir, was 1985 alles los war mit den Österreichern und den Weinabfüllern in Deutschland, und versucht sich dann in Chemie. Diethylenglykol, mit Zuckertest im Wein nicht nachweisbar, bleibt nur bei mir hängen. Mich interessiert aber, was Ulf in Trier herausbekommen hat. Doch hier schweigt Ackermann beharrlich.

      „Noch mal meine Frage an dich, Jo: Was wollte Ulf Wegmeier von dir?“

      Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Geben Sie mir die Akten und ich sage es Ihnen vielleicht.“

      Ackermann schüttelt energisch den Kopf. „Keine Chance. Auch wenn du hundert Mal telefonierst. Von mir bekommst du nichts!"

      Die Hand, die sich auf Ackermanns Arm legt, bringt ihn etwas aus der Fassung. Die leisen Worte des Staatsanwaltes ganz und gar. Ohne einen Kommentar fliegt ein Aktenordner über den Schreibtisch hinweg und landet vor meinen Füßen.

      Nach einer halben Stunde weiß ich mehr. Sehr viel mehr. Ulf hätte sich eine neue Bleibe suchen müssen. In Trier hätte er keinen Stein mehr auf den anderen bekommen. Ich nicke Ackermann zu und werfe den Ordner zurück.

      „Viel Spaß“, sage ich nur, nehme einen Stift aus einer Schale und ein Stück Papier von einem Stapel Notizblätter. Mit schnellen Zügen zeichne ich auf das Stück Papier, was Ulf in den Sand gemalt hat. Ich schiebe den Zettel über den Schreibtisch hinweg. „Können Sie mir sagen, was das ist?“, frage ich den Staatsanwalt.

      Ackermann starrt auf den Zettel. „Was soll das?“, fragt er aggressiv. Instinktiv weiß er, dass mir etwas bekannt ist, das ihm offensichtlich СКАЧАТЬ