Название: GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf
Автор: Dieter Krampe
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741829895
isbn:
Alle erheben sich auf Kommando. Im großen Schankraum hört man nur das leichte Knacken des Kaminholzes im Kachelofen.
Anschließend wird der Vorstand gewählt. Wie nicht anders erwartet erhielten Ludwig Geiger 12 Stimmen, Wilhelm Gruber 11 Stimmen. Mit acht Stimmen bekam Kreszentia Schönauer (63), Heilpraktikerin aus Anatswald, in einer Stichwahl zwei Stimmen mehr als der ebenfalls nominierte Sohn des ehemaligen Vorsitzenden, Dominik Steingasser (28), Besitzer des Kutschbetriebs und Ponyhofs aus Dummelsmoos, und nimmt ab heute auch offiziell den dritten Platz im Vorstand ein. Für Steingasser bleibt daher nur der eher einflusslose Posten als Jugendbeauftragter der Gruppe.
Insgesamt gesehen war die Wahl eine ziemliche Schlappe für die kommende Generation, die zwar auch voll hinter den Traditionen des Vereins steht, aber doch auch Neues fordert, da man ja nicht „ewig gestrig umeinander schleichen“ kann, wie sich der Unterlegene oft äußert.
Nach der überfälligen Wahl kommt Ludwig Geiger zum Hauptthema des Abends: Gestaltung des Museumsdorfes, Tauschhandel von Gelände im Oytal gegen neues RECHTLER-Gebiet in der Birgsau und als brandneues Thema die Erweiterung des Museumsprojektes zur Umgestaltung des Oytals, gemäß der Sitzung mit den Investoren und der Marktgemeinde.
Die ersten beiden Punkte werden schnell abgehakt, sie waren so ja praktisch schon Anfang des Jahres vereinbart. Die Vorstellung, die ruhige Oase der Ruhe südlich des Nebelhorns wird in ein lärmiges, von Autos und Menschen geflutetes Oytal verwandelt, lässt dann aber eine brisante Diskussion, besser schon Wortschlacht, aufkommen, deren Höhepunkt ein kleines Handgemenge zwischen den Kontrahenten wird. Nach einer Stunde beruhigen sich die Gemüter langsam wieder. Die Aussicht, ohne eigene Investitionen am Gewinn des Erlebnisparks „Hohenstein“ beteiligt zu werden, führt dann schnell dazu, dass das Meinungsbild augenscheinlich zur Befürwortung tendiert.
Ludwig Geiger spricht nun ein Machtwort: „Leute, Leute, nun lasst doch alle mal die Kirche im Dorf. Wir müssen uns heute Abend doch noch nicht endgültig entscheiden. Ich muss nur wissen, ob ich die Möglichkeit unserer Beteiligung nicht von vorne herein ausschließe, dann sind wir nämlich aus dem Spiel und wir können unsere finanziellen Anteile am Museumsdorf und an der Modifizierung des Birgsautals knicken.“
Er schaut zur Uhr. „Also gebt mir jetzt mal ein Handzeichen, wenn ihr „DAFÜR“ seid!“
Neun Hände heben sich empor. Gegenprobe: fünf dagegen, eine Enthaltung des jungen Steingassers.
Kapitel 14 - Hotel Dolde 14.02., 20:45
Michael und Rosemarie Gruber sitzen in der Küche ihres Hotels. Vor ihnen liegt das Gutachten des von ihnen beauftragten Sachverständigen Dr. Klöbner aus Kempten: Totalschaden an der „Schnatossi-Bar“, Teilabriss des Traditionshotels, da die Brandmauern an der Südseite der „Dolde“ ersetzt werden müssen.
Das heißt für die beiden und für die meisten ihrer Angestellten, dass bis Weihnachten, also fast ein ganzes Jahr lang, alles ruht. Zudem schreibt ihre Feuerversicherung, dass zunächst ein weiterer Sachverständiger die Ursache des Brandes untersuchen wird. Die anfangs angenommene Brandursache, ein defekter Gasheizstrahler, wird angezweifelt, da es Zeugen für eine Brandstiftung bzw. unsachgemäßer Handhabung gibt. Zudem ermittelt erneut die Kripo Kempten.
„Ja mei, Rosi, am besten, man nimmt sich gleich a Strick und erschießt sich damit.“ Michael Gruber schlägt die Hände vors Gesicht.
„Red´ nicht so einen Schmarrn, Michi. Da haben wir schon ganz andere Krisen gemeistert.“
„Ja, da waren wir auch noch jung. Aber jetzt scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben.“
„Komm, trink erst mal einen Schluck. Du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“
„Und gerade jetzt. Ich kann die Konzession für die Bewirtung im neuen Museumsdorf übernehmen, aber die Investitionen dafür kann ich mir schließlich nicht aus den Rippen schneiden. Und die Volksbank will mir so ohne Weiteres keinen Kredit mehr gewähren.“
„Dann lässt du halt die Finger davon. Sei froh, dass uns und den Hotelgästen beim Brand nichts passiert ist. Vielleicht war das sogar ein Zeichen, ein Fingerzeig von oben.“
„Das neue Gasthaus „Hohenstein“ wird bestimmt eine Goldgrube. Dann können wir das Hotel hier ganz neu gestalten, mit mehr Zimmern, einem Hallenbad und einem großzügigen Spa-Bereich.“
„Michi, bis wann musst du denn da zusagen?“
„Bald, Rosi, sehr bald, wenn die Planungen durch alle Gremien sind.“
Michaels Handy läutet: „Ja hier Hotel Dolde. Sie wünschen?“
„Ja, hallo, ich möchte im März mit einer Gruppe nach Oberstdorf reisen und benötige sieben Doppel- und drei Einzelzimmer“, quakt eine hohe Stimme.
„Leider, leider, Herr ….?“ Gruber wartet, dass der Gegenüber seinen Namen sagt. Aber es herrscht absolutes Schweigen. „Egal, leider haben wir in den nächsten Monaten keine Zimmer mehr frei.“
„Das ist aber schade, Herr Gruber. Oder ist Ihr Hotel dann immer noch geschlossen?“
Der Anruf kommt Michael immer komischer vor, er schaut fragend seine Frau an. „Ja, genau, woher wissen Sie das, auf unserer Internetseite ist es noch gar nicht vermerkt. Aber Sie haben Recht, wir müssen kleine Renovierungsarbeiten ausführen lassen.“
„Oha, und das in der Skisaison. Da gehen Ihnen ja bestimmt viele Einnahmen flöten.“ Plötzlich verändert sich die Stimme: „Aber vielleicht kann ich dir helfen, Gruber?“
Jetzt fällt es ihm wie Schuppen aus den Haaren. „Das kann doch nur wieder dieser Vasiljevs sein, dieses alte lettische Schwein aus der Fiskina in Fischen.“, flüstert er sich selber zu. „Kennen Sie mich? Wie war noch Ihr Name?“
„Tu nicht so blöd. Mein letztes Angebot für die Konzession am Schattenberg: Damit du wenigstens deinen Schaden von deiner Versicherung wieder bekommst, biete ich dir einen Beweis, wer der Brandstifter war. Dafür bekomme ich die Konzession. Überlege es dir noch mal gut. Schreib deine Abtretung auf ein Schreibmaschinenblatt und unterschreibe. Dann komm´ um 22:00 Uhr zum Illersprung. Da findest du ein kleines Päckchen in einer Plastiktüte. Das gehört dir, wenn du deinen Brief in der Tüte zurücklässt.“
Michael Gruber hat atemlos zugehört. Jetzt legt er das Handy auf den Tisch.
„Wer war´s denn“, fragt Rosemarie eher beiläufig, da sie in Gedanken wieder bei der Lösung ihrer Probleme angekommen ist.
„Weiß ich nicht. Irgend so ein Blödmann, der mich aufziehen wollte.“
Michael steht auf. „Ich bin müde, Rosi. Ich verschwinde nach oben.“ Rosemarie antwortet nicht, nickt nur. Michael steigt die Treppe zu ihrer Privatwohnung hinauf, die nicht vom Brand in Mitleidenschaft gezogen ist.
Auf dem Flur klopft er an der Tür zum Zimmer seines 24-jährigen Sohnes.
„Bist du noch wach, Max?“
Kapitel 15 - Illersprung 14.02., 22:00
Die СКАЧАТЬ