Название: Pommerles letztes Schuljahr
Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783746730950
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»Mütterchen, ist alles richtig eingetroffen?«
»Bei mir zufälligerweise, ja. Aber das besagt natürlich nicht …«
»Da ist vielleicht doch etwas Wahres an dem Zauber der Andreasnacht?«
»Aber Pommerle! – Das könnte wohl der Jule glauben, der heute noch auf den Berggeist Rübezahl schwört, aber du brauchst diese törichten Dinge wirklich nicht zu glauben.«
»Na – ich könnte doch auch mal am Andreasabend an die Türen des Hühnerstalls klopfen.«
»Mit siebzehn Jahren würden wir dich noch nicht heiraten lassen, mein liebes Kind. Vor dir liegen noch zahlreiche Pflichten, die du zu erfüllen hast.«
»Hast recht, Mütterchen – es war ja nur ein Spaß. – Aber klopfen könnte ich deshalb doch einmal gehen!«
»Meinetwegen – wenn es dir Spaß macht, so geh und klopfe!«
Am Nachmittag schrieb Pommerle dem Jule einen beruhigenden Brief. Er brauche nichts zu fürchten, sie bliebe ihm eine Freundin bis ans Lebensende, sie freue sich, daß er seine liebe Appi bekomme und würde den achtundzwanzigsten Dezember nicht vergessen. Sie habe schon lange ausgerechnet, wie viele Tage noch vergehen würden, bis sie ihren Jule wiedersehe.
»Englisch brauchst Du aber nicht für Italien, mein lieber Jule. Es müßte denn sein, daß Du Deine Hochzeitsreise nach England oder Amerika machen willst. Doch müßtest Du bis dahin noch sehr viel lernen, denn ich habe in Deinem Englisch manchen Fehler gefunden. Befasse Dich lieber mehr mit der deutschen Sprache, damit Dir das Briefschreiben keine Qual wird, damit Du Dich vergnügt vor dem Standesamt hängen siehst. ›Hängen‹, lieber Jule! Sonst hat mir Dein Brief sehr viel Freude gemacht. Immer in Liebe Dein getreues Pommerle.«
Am nächsten Tage mußte Pommerle natürlich von der Andreasnacht in der Schule erzählen. »Heute haben wir den achtundzwanzigsten November. Es wäre also morgen, daß uns der Herzallerliebste erschiene«, rief Ilse Torlege.
»Ich weiß das alles schon lange«, ergänzte Wanda Horgitt. »Ich habe schon im vorigen Jahre den Andreasspruch gesagt; leider ist mir im Traume niemand erschienen. Darum bin ich noch ledig.«
»Menschenskind«, schrie Karin, »willst du etwa mit fünfzehn Jahren schon ’ne Ehefrau werden? Das wäre ja ein Unsinn! – Aber sag uns mal den Spruch!«
»Am Abend, ehe man ins Bett steigt, muß man das Sprüchlein sagen. Dreimal nacheinander, sonst nützt es nichts. – Das Sprüchlein lautet:
O heiliger Andreas mein,
laß mir den Herzallerliebsten erschein’n,
wie er geht – wie er steht – wie er steht – wie er geht,
wie er mit mir zum Traualtar geht!
Soll ich mit ihm glücklich sein,
laß ihn erscheinen mit Kuchen und Wein,
soll ich mit ihm leiden Not,
laß ihn erscheinen mit Wasser und Brot.
Soll ich mit ihm ziehn durch’s Land,
gib ihm den Wanderstab in die Hand.«
»Noch mal – noch mal«, riefen alle. »Den Vers müssen wir lernen.«
Wanda wiederholte ihn; zeilenweise sprachen ihn die jungen Mädchen nach.
»Jetzt kann ich den Vers«, sagte Pommerle.
»Ich weiß einen besseren«, meinte Elfriede Bauer. »Man weiß gleich, was man für einen bekommt. – Aber das geht nur in Erfüllung, wenn man einige Zweiglein von der Andreastanne hat.«
»Andreastanne – die kenne ich nicht«, meinte Pommerle.
»Die Rottanne heißt in manchen Gegenden auch Andreastanne.«
»So! – Na, ein paar Zweige einer Rottanne können wir uns leicht beschaffen, sie wachsen hier genug.«
»Und was geschieht, wenn wir die Zweige haben?« forschte Karin. »Wir brauchen vierzehn kleine Zweiglein. An jedes wird eine Nummer gebunden. Mit geschlossenen Augen muß man einen Zweig ziehen, und weiß, was für einen Ehemann man bekommt.«
»Das verstehe ich nicht«, meinte Pommerle. »Man muß natürlich den Andreasvers wissen.«
»Schon wieder einen Vers«, murrte Ilse.
»Bei meinem Vers stimmt es immer. Meine Tante hat durch eine Andreastanne ermittelt, wen sie einmal heiraten wird. Sie hatte die Nummer sieben gezogen und bekam einen Lehrer.«
»Dann sage uns rasch deinen Vers.«
»Also, paßt gut auf. Mit Nummer eins fängt er an, und mit Nummer vierzehn endet er:
Einer, der die Regimenter führt,
Einer, der die Jura hat studiert,
Einer, der das grüne Feld bestellt,
Einer, der nichts tut, doch hat er Geld.«
»Den nehme ich!« rief Wanda. »Ich wünschte, ich zöge Nummer vier! Das wäre so recht nach meinem Geschmack!«
»Ich habe viel bessere auf Lager. Dir würde ich die Nummer vierzehn gönnen!«
»Also, laß hören!«
Elfriede Bauer fuhr fort:
»Einer, der der edlen Kunst verfallen,
Einer, der im Sport steht über allen,
Einer, der auf dem Katheder sitzt,
Einer, der bei einem Handwerk schwitzt,
Einer, der in seinem Laden steht,
Einer, der des Nachts auf Raub ausgeht,
Einer, der die Kranken macht gesund,
Einer, der mit finstern Mächten ist im Bund,
Einer, der des Amtes Bürde trägt,
Einer, der die Frau belügt und schlägt!«
Bei der letzten Zeile hatte sich Elfriede zu Wanda gewandt. »Da hast du deinen Zukünftigen! Nummer vierzehn!«
»Und СКАЧАТЬ