Endstation Containerhafen. Adrienne Träger
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Название: Endstation Containerhafen

Автор: Adrienne Träger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783745094305

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СКАЧАТЬ Anfall bekam, wenn ihm etwas nicht passte. Dass er am Vormittag eher guter Laune gewesen war, hatte Handerson erstaunt. Er hoffte, dass sich an diesem Gemütszustand in der Zwischenzeit nicht allzu viel geändert hatte. Zwar mochte er Hans Schreiber nicht besonders, aber es schien ihm an seiner Kollegin doch etwas gelegen zu haben. Zumindest hatte er zutiefst erschüttert gewirkt, als Handerson ihm die Nachricht überbracht hatte, dass die Vermisste wahrscheinlich tot sei. Ein miesepetriger Weidmann war vermutlich das Letzte, das der arme Kerl jetzt brauchte. Handerson öffnete die Bürotür und die beiden traten ein.

      „Ach, ihr seid das. Dann kommt mal mit.“

      Sie folgten Weidmann ins Untergeschoss, wo er ein Kühlfach aufzog und die Leiche aufdeckte.

      „Und?“, fragte er Schreiber.

      Der nickte und seufzte. „Ja, das ist Monique van Leeuwen.“ Ihm rollte eine kleine Träne über das Gesicht, als Weidmann die tote Frau wieder zudeckte und in das Kühlfach zurückschob.

      „Äh, Herr Schreiber, wir müssten Frau von Leeuwens Angehörige informieren. Wissen Sie, wie wir sie erreichen?“

      Schreiber sah Björn an. „Moniques Eltern sind vor einigen Jahren verstorben und Geschwister hatte sie keine. Die letzten Jahre hat sie auch alleine gelebt.“

      Handerson nickte stumm und begleitete Schreiber nach draußen. Vor dem Institut stand eine Bank. Schreiber ließ sich darauf sinken, verbarg das Gesicht in seinen Händen und fing an, zu weinen. Handerson wusste nicht genau wieso, aber er konnte dem Impuls nicht widerstehen, dem Journalisten die Schulter zu tätscheln.

      Carlshaven, Büro der Mordkommission, 15. März 2016, 8 Uhr

      „Guten Morgen, ihr Lieben, habe ich irgendetwas verpasst?“, fragte Anna, die am Vorabend von ihrer Fortbildung zurückgekommen war. Hektor lief schwanzwedelnd auf sie zu, um „hallo“ zu sagen. Sie kraulte ihm zur Begrüßung den Kopf.

      „Yepp, dank Hektor haben wir einen neuen Fall“, antwortete Peter.

      „Wie? Was meinst du mit ‚dank Hektor‘?“

      „Wir waren gestern mit Pjotr auf dem alten Militärgelände in Kaiserbad und Hektor hat da eine Leiche gefunden.“

      „Ne, komm, du verarscht mich doch. Pjotr hat da Geruchsartikel ausgelegt, das zählt nicht.“

      „Der Köter hat da tatsächlich eine Leiche gefunden“, schaltete sich Handerson ein. „Und Peter dachte wohl zuerst, das Vieh hätte keine Lust zu suchen. Hat Pjotr zumindest erzählt.“

      Peter warf ihm einen giftigen Blick zu. Er wusste, dass Handerson eher ein Katzen- denn ein Hundeliebhaber war, aber dass sein Vorgesetzter sich so abfällig über seinen treuen Partner äußerte, gefiel ihm gar nicht.

      „So, so, du hast also eine Leiche gefunden? Braver Hund.“ Anna streichelte ihm anerkennend über den Kopf. Hektor genoss es sichtlich, gelobt zu werden und im Mittelpunkt zu stehen.

      „Aber bevor wir dich auf den neuesten Stand bringen, erzähl doch mal, wie die Fortbildung war. Worum ging es da noch gleich?“

      „Um illegale Einwanderung. Das war total interessant“, Anna ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Ihr letzter Fall hatte die Mordkommission zu einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber geführt, weshalb Anna begonnen hatte, sich für das Thema zu interessieren. Seit Januar hatte sich die Situation in Amberland zudem dramatisch verändert. Es kamen immer mehr Menschen, um Asyl zu beantragen. Vermutlich hatte sich herumgesprochen, dass Amberland eine Alternative zu Deutschland darstellte, wo die Stimmung in Bezug auf die steigenden Asylbewerberzahlen immer gereizter wurde.

      Die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes waren zunehmend überlastet und mussten teilweise zeitweilig geschlossen werden. Seitdem schossen Notunterkünfte für Flüchtlinge wie Pilze aus dem Boden. Vereine, Schulen und Elternverbände begannen, sich gegen die Umwidmung städtischer Turnhallen zu wehren aus Sorge, die Kinder könnten keinen Sport mehr machen. Während in den meisten westeuropäischen Ländern seit einigen Tagen kaum noch Flüchtlinge ankamen, da die Balkanroute von einigen Staaten vor gut einer Woche geschlossen worden war, blieb der Flüchtlingsstrom nach Amberland konstant, da die Menschen sehr schnell einen neuen Weg gefunden hatten, wenn sie nicht sowieso schon auf einer anderen Route unterwegs gewesen waren.

      „Wusstet ihr, dass weltweit derzeit fast sechzig Millionen Menschen auf der Flucht sind?“

      Peter war beeindruckt. „Sechzig Millionen? Das ist ja fast so viel, wie Amberland an Einwohnern hat!“

      „Und gut die Hälfte davon ist unter achtzehn Jahre alt. Von den sechzig Millionen kommen ungefähr 0,3 Prozent nach Deutschland und nach Amberland kommen etwa 0,05 Prozent. Also zumindest war das bis vor kurzem so; jetzt, wo die Balkanroute dicht ist, könnte sich das Verhältnis umkehren.“

      „Nullkommairgendwas? Das ist aber wenig. Wo bleibt denn der Rest davon?“

      „Die meisten Flüchtlinge beherbergt die Türkei, gefolgt von Pakistan, dem Libanon, dem Iran, Äthiopien und Jordanien. Nach Europa oder in die USA kommen nur ganz wenige. Weltweit werden 86 Prozent aller Flüchtlinge von so genannten ‚Entwicklungsländern‘ aufgenommen. Sollte man ja nicht meinen. Und dann jammern hier einige EU-Staaten herum, wobei doch jeder weiß, dass die Leute dort gar nicht hinwollen, sondern sie nur zur Durchreise nutzen. Einer der Referenten war ein Kollege vom Grenzschutz. Der hat uns in seiner Präsentation unter anderem gezeigt, was die Leute so an die Schleuser bezahlen müssen, wenn die zum Beispiel von Syrien weg wollen. Über die Grenze rüber in den Libanon sind das nur zwanzig bis einige hundert Euro, aber wenn die Menschen nach Europa wollen, dann kostet das bis zu 10.000 und mehr.“

      Peter pfiff leise durch die Zähne. „Kein Wunder, dass die die Leute auf klapprige Bötchen setzen und im Mittelmeer fast ersaufen lassen, wenn das so gut bezahlt ist.“

      „Der Kollege sagte, dass die Schleuser mit Drogenschmuggel viel mehr Geld verdienen könnten. Und wenn ich das richtig verstanden habe, wird wohl zumindest ein Teil der Summe auch erst bezahlt, wenn die Leute an der nächsten Station ankommen. Wenn die Kundschaft im Mittelmeer absäuft, ist das also irgendwie schlecht fürs Geschäft. Aber das Ganze ist wohl nicht so risikobehaftet wie Drogenschmuggel.“

      „Apropos ‚Flüchtlinge‘ — was ist eigentlich aus dieser komischen Sicherheitsfirma geworden?“, fragte Handerson.

      „Oh, hast du das nicht gelesen? Da war doch neulich ein ganz großer Bericht in der Zeitung“, antwortete Peter. „Die sind pleite. Nach dem Skandal haben die keine Aufträge mehr bekommen.“

      „Ich frage mich sowieso, wie die Typen eigentlich da arbeiten konnten“, schaltete sich Anna ein. „Laut Bewachungsverordnung darfst du den Job gar nicht machen, wenn du Mitglied in einer verfassungsfeindlichen Organisation bist oder warst. Da muss das Ordnungsamt richtig gepennt haben.“

      „Na ja, ich habe ja selbst im Computer nachgeschaut. Die waren nicht vorbestraft. Hätte das Amt im Führungszeugnis irgendwelche Vorstrafen mit ausländerfeindlichem Hintergrund entdeckt, hätten die vielleicht weitergebohrt, so aber eben nicht. Und die Wächtermeldung macht ja das Unternehmen und nicht der Mitarbeiter selbst, daher konnten die auch keine Bekanntschaft mit der Einstellung dieser Herren machen.“

      „Und wieso dieser komische Heimleiter da in der Position gearbeitet hat, ist mir auch schleierhaft“, sagte Anna. „Aber das hat man nun davon, wenn man als Bundesland nur die Finanzen sieht und dann einen Dienstleister СКАЧАТЬ