Dummes Mädchen, schlaues Mädchen - Ein Fall für Harald Steiner. Ansgar Morwood
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dummes Mädchen, schlaues Mädchen - Ein Fall für Harald Steiner - Ansgar Morwood страница 8

Название: Dummes Mädchen, schlaues Mädchen - Ein Fall für Harald Steiner

Автор: Ansgar Morwood

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844262780

isbn:

СКАЧАТЬ angegriffen. Ihr Meister konnte das Schlimmste verhindern.“

      „Wie hieß die Auszubildende?“ wollte Monika wissen.

      „Frau Mink,“ Monika nannte sich im Dienst immer noch Mink, was ihr Mädchenname war, „wie das Gör heißt, ist mir längst entfallen. Ich weiß nur, sie hat Angela später immer noch Probleme besorgt. Wohl weil ihr Meister sie nach dem Vorfall gefeuert hat.“

      Andreas Zeisler (34) zeigte sich von der Nachricht über Angelas Ermordung so sehr betroffen, dass er abrupt mit seinen kreativen Bemühungen an der Haarpracht einer seiner treuesten Kundinnen stoppte und sehr zum Missfallen dieser Madame eine seiner Gesellinnen anwies, die Prozedur fortzusetzen. Er bat Steiner, ihm in sein Büro zu folgen. Das war genauso elitär eingerichtet wie der Salon. Der Schreibtisch bestand aus einer massiven, durchsichtigen Glasplatte, die vollkommen aufgeräumt und sauber wirkte, als wäre sie noch nie benutzt worden. Sie wurde von einem filigranen, bronzenen Drahtflechtwerk getragen. Der Drehstuhl dahinter sah aus wie eine halbierte übergroße Eierschale aus weißem Kunststoff mit einem durchgehenden braunen Kordpolster als Sitz und Rückenlehne. Ganz ähnlich die beiden Besucherstühle vor dem Tisch. An sonstigem Mobiliar gab es noch einige Vitrinenschränke, deren Funktion auch nur dekorativer Art war. Zeisler bot dem Kriminalbeamten einen Platz an und setzte sich auf den Drehstuhl.

      „Ermordet, sagten Sie? Das kann doch gar nicht sein. Wer sollte sie denn ermorden wollen?“

      „Das fragen wir uns natürlich auch,“ erwiderte Harald. „Und um uns ein Bild über ein mögliches Tatmotiv zu machen, tauchen wir nun intensiv in ihr Umfeld ein. Zunächst einmal würde ich gerne von Ihnen wissen, was Sie über Angela Jahn zu erzählen haben.“

      „Da gibt es eigentlich wenig zu erzählen,“ äußerte sich Maître André. „Sie bewarb sich vor etwas mehr als zwei Jahren bei uns. Da hatte sie noch kurz vor der Meisterprüfung gestanden. Ich stellte sie auf Probe ein und stellte ihr eine Festanstellung in Aussicht, wenn sie den Meisterbrief erhalten würde. In der Regel rekrutieren wir unser Personal aus dem von uns selber ausgebildeten Lehrlingsbestand. Da weiß man dann genau, was man an ihnen hat. Dummerweise waren zu der Zeit unsere Lehrlinge nicht von der Geschicklichkeit, dass wir sie später hätten übernehmen wollen. Also kam uns die Angela ganz recht, und sie überraschte uns mit ihren Qualitäten, ihrem enormen Fleiß, ihrer Hingabe fürs Metier und ihrer besonders gelungenen Art, Kunden zu unterhalten. Wir boten ihr also eine Feststelle an und haben es nie bereut.“

      „Sie sprechen laufend im Plural. Wen meinen Sie mit wir und uns?“ interpellierte der Hauptkommissar.

      „Wir, das sind meine Frau und ich. Hetty, also meine Frau, ist Mitinhaberin und arbeitet halbtags im Salon mit. Momentan ist sie nicht hier,“ erklärte Zeisler.

      „Schön, dann fahren Sie bitte fort.“

      „Angela machte sich so gut, dass wir ihr auf Dauer immer mehr Verantwortung anvertrauten. Normalerweise schlossen wir den Salon immer im Januar und im Juli jeweils während zwei Wochen wegen unserer Urlaube. Doch dann haben wir versucht, das Geschäft unter ihrer Regie während unserer Abwesenheit offen zu lassen und waren angenehm vom Resultat überrascht, da die Umsätze konstant geblieben waren. Tja, und dann lernte sie diesen Heiko kennen, mit dem sie dann auch zusammengezogen ist. Der Nille war offenbar für sie die Liebe ihres Lebens, denn schon nach einigen Monaten, - das war etwa vor vier Wochen, bat sie uns -, ihre Stelle nur noch halbtags wahrnehmen zu dürfen. Begeistert waren wir wahrlich nicht, aber eine Angela halbtags hier zu haben, war immer noch besser als gar keine Angela. Es trat dann ein, was wir befürchteten, nämlich dass Angela diesen Nille heiraten und sich ganz aus der Branche zurückziehen wollte. Zum Glück hat sie uns rechtzeitig vorgewarnt, zum Letzten des Februars auszuscheiden. So hätten wir uns nach Ersatz für sie umsehen können.“ Andreas Zeisler grübelte kurz. „Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie und wo Angela getötet wurde.“

      „Die Tat wurde gestern kurz vor 18 Uhr in der Schindlergasse verübt. Der Täter hat sie angerempelt, beschimpft und ohne Vorwarnung dreimal auf sie eingestochen. Sie verstarb wenige Minuten später. Der Angreifer flüchtete. Es gibt aber einige interessante Aufnahmen, auf denen man den Kerl sehen kann, wenn auch nicht sehr deutlich, und Phantombilder, die anhand von Zeugenaussagen angefertigt wurden.“ Steiner legte eine Auswahl der Bilder, die mit der Kamera gemacht worden waren, und der Phantombilder auf die Glasplatte. Zeisler nahm sie und betrachtete sie Stück für Stück.

      „Sieht aus, wie ein Ausländer. Bei uns kann der Mann nicht Kunde gewesen sein. Mit so einem ungepflegten Bart hätte er unseren Salon nie verlassen dürfen. Das wäre ja Geschäftsschädigung hoch drei.“

      „Also kennen Sie diesen Typen nicht?“

      „Parbleu!“ empörte sich der Maître. „Weder in unserem Salon noch in unserem privaten Umfeld verkehren Leute, die mit Messern auf junge Damen einstechen.“

      Blöder Snob, dachte Harald. „Bleiben wir noch eben bei Ihrem persönlichen Wissen über Angela Jahn. Gab es vor oder zeitgleich zu Nille andere Verehrer Angelas?“

      „Aber ich bitte Sie, Herr Hauptkommissar,“ gab sich Zeisler weiterhin arrogant. „Wir schnüffeln nicht hinter unserem Personal her. Dass sie mit Heiko Nille liiert war, wussten wir in erster Instanz von ihr selber. Später machten wir dann auch persönlich seine Bekanntschaft, da er sich dann auch seine Haare bei uns stylen ließ. Ein äußerst umgänglicher Mensch, muss ich zugeben. Ich glaube nicht, dass sie bei ihm in die falschen Hände geraten war. Außerdem denke ich, dass sie in den beiden Jahren, die sie bei uns war, bevor sie Heiko kennen lernte, keine tiefer gehenden Männerbekanntschaften gehabt hat. Dass dem nicht so gewesen sein dürfte, dafür gab es zwei Indikationen. Erstens ist sie nie mit diesem besonderen Blick morgens zum Dienst erschienen…“

      „Besonderer Blick?“ hakte Steiner nach, der sehr wohl wusste, was gemeint war.

      „Nun, diese glasig glücklichen Augen, die Frauen manchmal so haben.“ Dem Meister schien dieses Thema wenig zu behagen. „Na ja, und die zweite Indikation, die Männerbekanntschaften für eher unwahrscheinlich erscheinen lassen, leitet sich aus dem Getuschel der weiblichen Angestellten ab. Frauen können selten etwas für sich behalten. Schon am Tag, nachdem Nille in Angelas Leben getreten war, wussten meine Frau und ich darüber Bescheid, weil es die Angela den anderen Mädchen gesagt hatte und die es meiner Frau kolportierten. Hätte sie vorher eine ähnliche Bekanntschaft gemacht, wäre mir das wohl auch zu Ohren gekommen.“

      „Stichwort die anderen Mädchen. Wie war denn das Verhältnis zwischen Angela und ihren Kolleginnen? Gab es Unstimmigkeiten? Man könnte sich vorstellen, dass ihre Kolleginnen ihr bei ihrer exponierten Stellung auch mit Neid begegneten.“

      „Meine Frau und ich dulden keine Streitigkeiten im Salon. Käme so etwas vor, würden wir sofort dazwischen gehen. Das wissen die Angestellten. Das impliziert aber auch, dass ich Ihnen nichts Sinniges darüber sagen kann, ob es nicht doch Eifersüchteleien gegeben hat.“

      „Sie gingen also davon aus, Frau Jahn wollte zum ersten März aus Ihren Diensten treten, um sich fürderhin besser ihrem zukünftigen Gatten widmen zu können.“

      „Aber sicher doch,“ zeigte sich Zeisler ungehalten. „Der Mann hat doch genug Geld, eine Frau unterhalten zu können, von der er erwarten darf, dass sie rund um die Uhr für ihn da ist.“

      „Interessante Einstellung,“ äußerte sich der Hauptkommissar. „Also ist bei Ihnen nie der Verdacht aufgekommen, die Frau Jahn könnte sich als Frisöse selbständig haben machen wollen?“

      „Wie kommen Sie denn darauf? Mit einem einigermaßen begüterten Ehemann wäre das doch bestimmt abwegig, da überflüssig gewesen.“

      „Finden Sie? Da bin ich aber anders informiert.“ СКАЧАТЬ