Zu viel riskiert. Irene Dorfner
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Название: Zu viel riskiert

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783750226494

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СКАЧАТЬ auch noch genüsslich darin zu bohren. Aber Christl hielt das aus, schließlich war sie unendlich froh darüber, dass sie ihren Mann vom Hals hatte und endlich tun und lassen konnte, was sie wollte – und nur das zählte. Christl hatte ihren Gatten keine Sekunde vermisst. Werner war ein Hallodri gewesen und hatte nichts anbrennen lassen. Das allein war schon schlimm genug, wäre er nicht auch noch ein fieser Choleriker gewesen. Am liebsten wäre sie gegangen, aber das konnte sie nicht. Seit ihrer Hochzeit war sie immer finanziell von ihm abhängig gewesen. Früher war sie eine selbständige Frau mit Träumen und Zielen gewesen, die Werner alle zunichte gemacht hatte. Vor der Hochzeit im Jahr 1975 war alles perfekt gewesen. Alle hatten sie um diesen hübschen, charmanten und wortgewandten Mann beneidet. Auch sie konnte ihr Glück kaum fassen, als er sich tatsächlich für sie interessierte und ihr schon nach kurzer Zeit tatsächlich einen Antrag machte. Dass es nur das Erbe ihrer Eltern war, an dem er interessiert war, bemerkte sie zu spät. Das Elektrogeschäft im Zentrum von Gars am Inn war zwar nicht groß, warf aber genug ab, um neben dem Auskommen ihrer Eltern sie und fünf Mitarbeiter zu ernähren. Das genügte Werner. Schon einen Tag nach der Hochzeit zeigte er sein wahres Gesicht. Die geplante Hochzeitsreise nach Borkum hatte er ohne ihr Wissen einfach abgesagt. Anderen gegenüber hatte er das mit dem Unwohlsein seiner Frau erklärt und tönte überall groß, dass die Flitterwochen nachgeholt werden würden – ihr gegenüber hatte er eine Erklärung nicht für nötig erachtet. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie auf gepackten Koffern saß und Werner das Haus verließ, nachdem er ihr im Vorbeigehen mitteilte, dass aus den Flitterwochen nichts werden würde. Erst viel später erfuhr sie, dass er zu seiner damaligen Freundin gegangen war, deren Namen sie längst vergessen hatte. Werner war von da an nur noch unfreundlich und gemein zu ihr. Er demütigte sie, wo er nur konnte. Auch mit Beleidigungen hielt er sich nicht zurück. Anfangs muckte sie noch auf, aber darauf reagierte er allergisch. Wenn er mit Worten nicht weiterkam, schlug er auch gerne zu. Natürlich war er nur so zu ihr, wenn sie allein waren, denn nach außen war sie gezwungen, sein Gesicht zu wahren. Ihren Eltern konnte sie sich nicht anvertrauen. Sie waren beide überglücklich, dass ihr Töchterchen endlich unter der Haube war. Wie hätte sie die lieben Eltern enttäuschen können? Freunde hatte sie keine, dafür hatte ihr Mann gesorgt. Werner war überall beliebt, auch durch ihre Unterstützung, für die sie sich schämte. Er spielte den Geschäftsmann perfekt und schleimte sich bei ihren Eltern ein, bis sie ihm schon kurze Zeit später die Geschäftsführung übertrugen. Christl war zwar offiziell die Eigentümerin, aber das war Werner egal. Er war jetzt der Chef und das ließ er sich nicht von ihr nehmen. Es war ihm immer wichtig gewesen, dass er von allen gemocht wurde, obwohl viele ahnten, wie er wirklich war. Trotzdem war er durch sein charmantes, wortgewandtes und humorvolles Auftreten sehr angesehen und nicht wenige suchten seine Nähe. Er war auch durch ihre Mithilfe ein angesehener Bürger der kleinen Gemeinde Gars geworden, auch wenn er im Elektrogeschäft nach der Übergabe nicht wirklich viel tat. Dafür gab es die Angestellten und natürlich Christl, die sich um den Schriftkram kümmerte, während Werner nur Sprüche klopfte und das Leben genoss. Das beinhaltete auch ständige Affären, die er aus Rücksicht aufs Geschäft nur außerhalb der kleinen Heimatgemeinde hatte. Christl wusste nicht nur davon, sondern ihr Mann prahlte sogar vor ihr damit. Er war stolz darauf, welche Chancen er bei Frauen hatte. Sie hoffte immer darauf, dass sich sein Verhalten irgendwann bessern würde wenn er älter wäre, aber das war nicht so. Als Werner sechzig wurde, verkauften sie das Geschäft. Dadurch wurde das Zusammenleben mit ihm nicht leichter, sondern noch schlimmer. Die Beschimpfungen und Demütigungen nahmen zu. Und eines Abends war es ihr zu viel. Er kam angetrunken nach Hause und beschimpfte sie wegen einer Kleinigkeit. Dann zwang er sie, ihm ein Schnitzel zu braten, auch wenn es schon weit nach Mitternacht war. Das war nicht ungewöhnlich und sie fügte sie sich wie immer. Wenn sie das nicht täte, wurde er wütend und auch handgreiflich, darin war ihr Mann nicht zimperlich. Er befand, dass es sein gutes Recht als Ehemann war, sie zu schlagen. Das hatte sein Vater so gehandhabt und niemand hatte sich daran gestört. Christl tat, was von ihr verlangt wurde und war bemüht, keinen Fehler zu machen und ihn nicht zu reizen. Aber Werner hatte schlechte Laune. Er war stinksauer, dass er beim Kartenspielen verloren hatte und diesen Ärger ließ er an seiner Frau aus. Er mäkelte an ihr herum und machte sich über sie lustig. Die Beleidigungen steigerten sich. Christl beeilte sich und wollte ihm alles recht machen. Wenn er zufrieden war, hörte er vielleicht endlich auf und ließ sie in Ruhe. Aber heute war Werner mit nichts zufrieden. Sie legte das Schnitzel auf den Teller, stellte es ihm vor und wollte dann die Pfanne abspülen. Werner kritisierte an dem Schnitzel herum und warf es auf den Boden. Er schimpfte und zeterte. Dann trat er mit seinen Schuhen auf das Schnitzel und schob ihr es wütend zu.

      „Heb das auf!“ Mit lautem Lachen sah er zu, wie Christl sich bückte und das Schnitzel aufhob.

      „Iss es!“, befahl er ihr.

      „Ich möchte nicht.“

      „Du sollst es essen!“, wiederholte er, wobei seine Stimme sehr bedrohlich klang. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als in das Schnitzel zu beißen. Werner beobachtete sie. „Reste gab man früher auch den Schweinen und du bist unser Schwein. Los, runterschlucken! – So ist es brav. Und jetzt noch einen Bissen. Gut so!“ Werner lachte. Christl wurde schlecht, aber sie wollte das vor ihrem Mann nicht zeigen, also riss sie sich zusammen.

      „Bring mir ein Bier!“, schrie er, nachdem er sich an den Qualen seiner Frau sattgesehen hatte. Christl war kotzübel und die Bissen des Fleischstückes wanderten bedrohlich nach oben. Aber sie wollte sich nicht übergeben und riss sich zusammen. Sie stellte die Bierflasche auf den Tisch und öffnete den Kronkorken mit zitternden Händen. Wie lange sie den Inhalt ihres Magens noch zurückhalten konnte?

      „Du bist ein Schwein und zu nichts zu gebrauchen!“, schrie er und setzte die Flasche an. „Sieh dich doch an, du hässliche Krähe! Wenn ich dich nicht genommen hätte, wärst du jetzt eine alte Jungfer. Ich weiß nicht, warum ich mir das angetan habe! Du ekelst mich an! Ich muss deinen Anblick zum Glück nicht mehr lange ertragen, ich habe eigene Pläne, in die du nicht passt.“

      Christl hörte nicht zu. Sie nahm die Pfanne und wollte nach dem Schwamm greifen, zögerte aber. Werner trank und fand weitere Beleidigungen, die alle sehr fies waren. Vor allem hatte er sich an dem Schimpfwort Schwein festgefressen und wiederholte es wieder und wieder. Sie umklammerte die Pfanne, drehte sich um schlug mit voller Kraft zu. Werner sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, dann schlug sie wieder und wieder zu. Die Demütigungen der vielen Jahre schienen sich in diesen Schlägen zu entladen. Werner knallte mit dem Kopf auf den Tisch. Die Augen waren weit aufgerissen. Vorsichtig prüfte Christl seinen Puls – Werner war tot. Es war endlich still. Christl rannte zur Toilette und übergab sich. Dann ging sie zurück in die Küche, spülte die Pfanne ab, räumte den Tisch ab und ging ins Bett. Was mit Werner passieren sollte? Sie wusste es nicht, morgen war auch noch ein Tag.

      Mit einem Kaffee in der Hand starrte sie am nächsten Morgen ihren Mann an, der noch genau so dalag, wie sie ihn heute Nacht verlassen hatte. Jetzt musste sie überlegen, was sie mit ihm machen wollte. Einfach die Polizei rufen und alles zugeben? Nein, das wäre zu einfach. Werner war schließlich selbst schuld daran und sie wollte nicht für ihn ins Gefängnis gehen. Aber was sollte sie dann mit dem Leichnam machen? Zunächst musste er raus aus der Küche, denn sie wollte sich seinem Anblick nicht länger aussetzen als nötig. Also brachte sie ihn in sein Büro, das der Großkotz brauchte, obwohl die Firma schon vor fast einem Jahr verkauft war und er sowieso kaum dafür gearbeitet hatte. Sie verschloss die Tür und war vorerst zufrieden. Sie hatte ihre Ruhe und musste dieses Ekel nicht mehr ansehen. Dass das nicht lange gutging, war ihr klar, aber noch drängte die Zeit nicht. Sie genoss die Ruhe und den Frieden, fühlte sich gelöst und frei. Erst Tage später hatte sie eine Lösung für ihr Problem gefunden: Das Schuster-Haus! Die alte Reserl war seit zwei Jahren tot und Erben gab es keine. Das Haus stand schon lange leer. Bis es irgendjemanden gab, der das Haus übernahm, hatte sie sicher eine andere Lösung für ihren Werner gefunden.

      Das alles schoss Christl durch den Kopf, als sie den Kontoauszug studierte. Seit Werner nicht mehr am Leben war, verwaltete sie das Geld und konnte damit tun und lassen was sie wollte. Da sie selbst keine eigene Rente СКАЧАТЬ