Betriebsfeiern(n) bis die Hütte brennt!. Jörn Kolder
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Название: Betriebsfeiern(n) bis die Hütte brennt!

Автор: Jörn Kolder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737501064

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СКАЧАТЬ nicht mit und hielt sein Verhalten für absolut normal. Um sich gedanklich stimulieren zu können hatte er vor einige Jahren damit angefangen, sich mit unverdünntem Gin die nötigen Anreize zu holen. Friedhelm Richter war kein Trinker, aber er hatte seine Rituale. Den ersten Gin trank er nach dem Mittagessen, um danach einige Zeit zu Ruhen. Nach dem Abendbrot schenkte er sich den zweiten ein und vor dem Schlafengehen gab es den dritten. Richter schlief tief und fest, aber nie länger als sechs Stunden. Da er gegen 22 Uhr das Licht ausmachte war er gegen vier Uhr früh wieder munter. Von da an bis zum Frühstück lag er über allerlei nachdenkend wach und hatte in der letzten Zeit ganz brauchbare Ideen für den Ausflug gehabt. Das Problem war bloß, dass er bis zum Aufstehen alles schon wieder vergessen hatte.

      Eines Tages war er dann auf die Idee gekommen, seine Einfälle auf kleinen Karteikarten zu notieren. Das lief anfangs ganz gut, aber dann konnte sich Richter nicht mehr daran erinnern, wo er die Karteikarten abgelegt hatte. Auch seine Haushalthilfe wurde nicht fündig, da der verwirrte Mann die Zettel an den unmöglichsten Orten abgelegt hatte. Richter durchforstete jedes Mal sein Gehirn, aber leider ohne Ergebnis. Also genehmigte er sich von da an nach der Mittagspause einen weiteren Gin, der sein Erinnerungsvermögen auf Trab bringen sollte. Da er tatsächlich an einem Tag fündig wurde, schien das mit dem Gin eine gute Idee gewesen zu sein. Richter hatte sich auf der einzigen wieder entdeckten Karteikarte folgendes notiert:

      Einen Bus anmieten

      Hotelzimmer (Doppelzimmer für die Angestellten sowie seine Tochter und seinen Schwiegersohn) buchen

      Einzelzimmer für sich selbst und Gunter Kriegel buchen

      Buffet buchen

      Alleinunterhalter buchen

      Das war der Rahmen, den die Veranstaltung haben sollte. Friedhelm Richters Geisteskraft war noch einmal kurz aufgeflammt und er hatte erst zum Telefonbuch, und dann zum Hörer gegriffen und sich über die Preise informiert. Er musste mit 35 Personen kalkulieren, denn zu den 30 Angestellten kämen er selbst noch, sowie Bettina, Hubertus und Gunter Kriegel dazu. Man bot ihm ein paar Tage später folgendes an:

      Bus An- und -abreise für insgesamt 450 Euro

      16 Doppelzimmer und 2 Einzelzimmer für insgesamt 540 Euro

      Abend- sowie Frühstücksbuffet für insgesamt 550 Euro

      Alleinunterhalter für 350 Euro

      Das machte 1.890 Euro aber Friedhelm Richter wollte diesen Tag würdig begehen und nicht knausern. Er staunte ein wenig über die niedrigen Übernachtungskosten und die Preise für die Buffets aber dachte sich nichts weiter dabei. Getränke müssten extra bezahlt werden, aber man könne das Schwimmbad kostenlos nutzen. Jetzt musste er noch herausfinden, wie viele Leute der Firma an der Feier tatsächlich teilnehmen wollten und schrieb auf seiner alten Schreibmaschine folgendes:

      „Die KME wird 60 Jahr,

      ist das nicht wunderbar?

      Friedhelm Richter war der Mann,

      mit dem damals alles begann.

      Hat sich aus dem Dreck gezogen,

      aber niemals einen betrogen.

      Kaufmann sein heißt sich schinden,

      will man den Marktgegner überwinden.

      KME ist dies gelungen,

      darum wird heut‘ Abend auch gesungen.

      Wäre schön Sie kämen mit,

      dann wird der Abend sicher auch ein Hit.

      Lade Sie ganz herzlich ein,

      dazu mein Gast zu sein.

      Geht ganz klar aus meiner Tasche,

      auch die eine oder andere Flasche.

      Gute Leute sind wie Kapital,

      und dazu zählen Sie allemal.“

      P. S.

      Dieser besondere Tag zählt bei Teilnahme für Sie als Arbeitszeit.

      Es gibt ein Schwimmbad im Hotel.“

      Friedhelm Richter setzte sich ein letztes Mal gegen den Widerstand seiner Tochter und seines Schwiegersohnes durch, die so eine Veranstaltung nicht wollten, aber seine Drohung, das Testament zu Gunsten eines Vereins für wohltätige Zwecke zu ändern, führte zu einer zähneknirschenden Zustimmung. Zu seiner großen Freude erfuhr er wenig später, dass alle Mitarbeiter teilnehmen wollten. Richter hatte jedoch vergessen die Mitarbeiter zu informieren, dass die Unterbringung für sie in Doppelzimmern erfolgen würde.

      Verknappt betrachtet war die KME Export-Import GmbH eine Art Maklerbüro, das sich auf die Beschaffung von Kleinserien oder gar Einzelstücken aus dem In- und Ausland spezialisiert hatte. Für die großen Unternehmen war es unwirtschaftlich, die Beschaffungsabteilung mit solchen Spezialfällen zu belasten, und deswegen nahm die KME als Mittler zwischen Verkäufern und Bedarfsträgern im Markt eine Nische ein. Es ging also darum zunächst die Nachfrage zu ermitteln, und dann nach passenden Angeboten zu suchen. Der Administrator der KME Peter Grundmann hatte auf der Homepage der Firma eine Eingabemaske erstellt, in die Interessenten die Waren oder das von Ihnen benötigte Teil anhand einer bestimmten Spezifikation eintragen konnten. Von da aus ging die Anfrage in eine Datenbank und wurde von dort portionsweise als Kopie des Datensatzes auf die PC der Bearbeiter für Beschaffung von Vertrieb übertragen. Zu diesem Zeitpunkt war der Originaldatensatz mit dem Vermerk „In Bearbeitung“ versehen worden. Wer welche Anfrage erhielt war eigentlich dadurch geregelt, dass die einzelnen Bearbeiter einem definierten Firmenstamm von Anbietern zu bearbeiten hatten. Das war auch aus dem Grunde sinnvoll, dass man sich über die Zeit hin gegenseitig kannte und eine E-Mail oder ein Telefonat manche Auftragsabwicklung beschleunigen konnte. Grundmann hatte dazu eine Analyse vorgenommen und die Firmen den Leuten so zugeordnet, dass eine einigermaßen gerechte Arbeitsverteilung erreicht werden konnte. Da man aber stets mit Krankheiten oder anders bedingten Ausfällen rechnen musste war früher noch von Richter festgelegt worden, dass jeder Mitarbeiter im Notfall einspringen musste und so auch einmal mehr als die üblichen Fälle zu bearbeiten hatte. Wenn Grundmann einmal Frust hatte oder mit einem der Leute aneinandergeraten war lag es allein in seiner talentierten Hand das System zu manipulieren, und den Betreffenden mit Aufträgen zu überfluten. Wenn sich die oder der Betroffene dann bei ihm beschwerten erzählte er ihnen einfach etwas von Wahrscheinlichkeitsrechnung, Stichproben und bimodalen Verteilungen oder den Axiomen von Kolmogorow. Allein diese Begriffe reichten aus, dass die Leute wieder abzogen. Jeder gab sich also demzufolge Mühe, nicht in die Schussbahn des Administrators zu geraten.

      Wenn der Mitarbeiter die Aufträge auf seinem PC sehen konnte prüfte er in einer wochenaktuellen Datenbank welcher Anbieter die Ware zu welchen Konditionen anbot. Einigen der Nachfrager war manchmal eher an einem schnellen Liefertermin als an einem günstigen Preis gelegen, so dass standardmäßig immer zwei Angebote per Mail an die Teile suchende Firma gingen. Diese waren je nach dem Warenwert dann schon mit einem bestimmten Gemeinkostenzuschlagssatz versehen, auf den dann noch der kalkulatorische Unternehmergewinn erhoben wurde. Das wurde im Angebot selbstredend nicht ausgewiesen. Gab es von dem Nachfrager eine Antwort konnte die Bestellung beim Anbieter ausgelöst werden. Von diesem ging wiederum ein Angebot bei der KME ein, welches zu bestätigen СКАЧАТЬ