Название: Im Zentrum der Wut
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783742731159
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„Was?“
„Wurde ich wegen meines T-Shirts heute besonders gründlich kontrolliert?“, wiederholte Leo.
„Nein, obwohl ich das echt hässlich finde. Sie müssen froh sein, dass Sie deshalb von Royalisten nicht eine in die Schnauze bekommen haben. Unsere Queen ist uns Briten heilig, auch wenn wir sie nicht alle mögen und viele von uns die Monarchie abschaffen wollen.“
„Warum dann?“
„Routinekontrolle, seit gestern besteht eine erhöhte Terrorwarnung.“
„Und ich sehe aus wie ein Terrorist?“
„Zum einen ist es verdächtig, dass Sie außer Ihrem Handgepäck nichts bei sich haben, das allein ist schon ungewöhnlich. Zum anderen ist es Ihr Erscheinungsbild.“
„Was ist damit? Ich sehe völlig normal aus!“
„In Ihren Augen mag das so sein und das nehme ich Ihnen sogar ab.“ Für Kevin Sparks war das Gespräch beendet, aber für Leo noch lange nicht. Er stand auf.
„Was soll an mir nicht stimmen?“, fragte er nun gekränkt. Er war es leid, dass jeder Dahergelaufene an ihm und seinem Outfit herummäkelte.
„Sie sehen aus, als wären Sie in den achtziger Jahren hängengeblieben. Die Jeans hat einen unmöglich altmodischen Schnitt, die Lederjacke ist mindestens zehn Jahre alt und Ihre Cowboystiefel haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Und wo, zum Henker, haben Sie eigentlich dieses potthässliche Bordcase gefunden? Auf dem Sperrmüll?“
Jetzt war Leo richtig sauer. Ja, das Bordcase war reine Geschmackssache. Es war aus hellblauem Kunstleder, auf dem sich alte Aufkleber befanden. Dieses Bordcase, das eigentlich keines war, war einwandfrei und gehörte früher seiner Mutter, die damit weit gereist war.
Noch bevor er etwas auf diese ungeheuerlichen Frechheiten erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Nicht zaghaft, sondern heftig.
Leo machte Anstalten, die Tür zu öffnen, aber Sparks hielt ihn zurück.
„Es ist bei einem Terroranschlag untersagt, die Tür zu öffnen“, sagte er bestimmt.
„Das ist ja lächerlich! Erstens wissen wir noch nicht, was wirklich passiert ist, weil wir hier sinnlos in diesem kleinen Kämmerlein sitzen, und zweiten…“
„Und zweitens?“
„Ach, leck mich!“ Leo hatte die Türklinke schon in der Hand, da bekam er von Sparks einen heftigen Schubs, der ihn fast zu Fall gebracht hätte.
„Wer ist da?“, rief Sparks laut, aber er bekam keine Antwort. „Hallo? Wer ist da?“, wiederholte er.
Anstelle einer Antwort klopfte es erneut.
Nun wurde Leo hellhörig, denn die Reaktion war nicht normal. Diesmal gab er Sparks einen heftigen Schubs, wodurch dieser hart auf den Boden fiel. Noch bevor Sparks realisieren konnte, was gerade passierte, gab es einen Schuss, gefolgt von einem zweiten.
Die beiden Männer sahen sich erschrocken an. Sie saßen in der Falle.
4.
Hans Hiebler reagierte sofort, als er kapierte, was ihm Christine Künstle gerade berichtete. Als sie ihn nicht erreichte, war sie zu ihm gefahren und hatte ihn quasi überfallen. Er nahm seinen Geldbeutel und den Autoschlüssel.
„Krohmer weiß Bescheid?“
„Nein, wie denn? Auch er hat sein Handy ausgeschaltet….“
„Gut.“ Hans wählte die Nummer seines Chefs Rudolf Krohmer, erreichte ihn aber nicht. Dann wählte er die Nummer von Krohmers Frau. „Es ist dringend, Luise, ich brauche den Chef.“ Krohmer hörte gespannt zu, auch der reagierte erschrocken. Warum hatte er gerade heute entgegen seiner Gewohnheit die Nachrichten nicht verfolgt? Sofort schaltete er den Fernseher ein. Die Bilder schockierten ihn.
„Ich fliege nach London und versuche dort, ihm zu helfen“, sagte Hans fest entschlossen.
„Was wollen Sie dort ausrichtigen? Überstürzen Sie nichts, Hiebler. Sie werden keinen Flug bekommen, die Flughäfen sind sicher alle dicht.“
„Machen Sie sich darüber keine Sorgen, ich werde einen Flug bekommen. Versuchen Sie, sich ein Bild über die Lage in Heathrow zu verschaffen und informieren Sie Leo.“ Er gab Krohmer die Nummer des Engländers. „Leos Handy ist zu jeder vollen und die von Sparks zu jeder halben Stunde eingeschaltet. Drücken Sie uns die Daumen!“
„Mach ich! Melden Sie sich bei mir, sobald Sie einen Flug haben, verstanden?“
„Alles klar, Chef.“
Krohmer schaltete den Fernseher ein und notierte alle wichtigen Punkte. Er verstand den Kollegen Hiebler, er an seiner Stelle hätte auch so gehandelt.
Hans lief zum Wagen, während er versuchte, einen Flug nach London zu bekommen. Christine ignorierte er einfach. Die war stinksauer und konnte nur seinem Wagen hinterhersehen. Sie stieg in ihren und fuhr davon. Für sie war klar, was sie jetzt tun musste. Sie rief Tante Gerda an, die neben dem Telefon wartete.
„Dein unverschämter Neffe hat mich einfach stehen lassen. Kannst du mir einen Gefallen tun, Gerda? Kannst du versuchen, einen Flug nach London für mich zu buchen? Die Fluggesellschaft und der Preis sind völlig egal. Buche einfach den nächstbesten Flug nach London.“
„Ich werde es versuchen“, sagte Tante Gerda.
„Prima. Ich fahre direkt zum Flughafen, ich habe alles bei mir, was ich brauche. Bitte ruf mich an, wenn du einen Flug für mich buchen konntest.“
Tante Gerda war verzweifelt. Sie nahm ihren Laptop und rief die entsprechenden Seiten auf.
Hans ging es ähnlich wie seiner Tante, wobei seine Suche während der Fahrt sehr viel komplizierter war. Er musste die entsprechenden Nummern der Airlines, die ihm einfielen, mithilfe seines Handys herausfinden und gleichzeitig auf den Verkehr achten. Er rief eine Fluggesellschaft nach der anderen an, aber niemand konnte oder wollte ihm helfen. Es war nicht mehr weit bis zum Flughafen, die Zeit drängte. Obwohl es Sonntagabend war, rief er auch alle Reisebüros an, die er fand. Was sollte er sonst tun?
Hans war am Flughafen angekommen und stellte seinen Wagen ab. Rückblickend war er sehr froh darüber, dass die Fahrt reibungslos verlaufen war und nichts passiert war, auch wenn es ihm nicht gelang, einen Platz in einer Maschine nach London zu buchen. Sofort ging er von einem Schalter zum nächsten und hatte bei einer Airline endlich Glück. Es gab tatsächlich einen Platz in einer Maschine nach London-Stansted, die um einundzwanzig Uhr dreißig startete. Stansted war zwar von Heathrow weit entfernt, aber die Strecke konnte er mit einem Mietwagen bewältigen. Der Ticketpreis war horrend, um nicht zu sagen, völlig unverschämt. Da er kein Gepäck bei sich hatte, konnte er sich zumindest die völlig überhöhten Kosten dafür sparen. Dass es keine freie Bordverpflegung gab, interessierte ihn hingegen herzlich wenig. Die lustlose Dame am Schalter wurde auch nicht freundlicher, als er noch einen Mietwagen dazu buchte. Sie gab ihm wortlos die Kreditkarte zurück und sah ihn dabei noch nicht einmal an. Normalerweise würde sich Hans darüber ärgern, aber momentan war er СКАЧАТЬ