Название: Centratur I
Автор: Horst Neisser
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741883101
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„Es ist keine Last, sondern eine Hilfe. Du wirst an seinem Ruhme wachsen! Aber zunächst solltest du Griff und Scheide mit Lederbändern umwickeln, damit man nicht sofort sieht, was für einen Schatz du mit dir führst.“
Akandra überreichten die Älteren einen Bogen, dessen Pfeile auf eine bestimmte Distanz sicher trafen und ein Messer, dessen Schneide nichts widerstehen und das glühend heiß werden konnte. Auch diese Klinge war mit sonderbaren Zauberzeichen bedeckt. Das Messer hieß ‘Blutzoll’.
„Diese vier Gegenstände gehörten einst den Unsterblichen. Es gab eine Zeit, da wusste man überall auf der Erde von ihrer Existenz und rühmte die Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer. So mancher hätte sein Leben dafür gegeben, sie einmal in der Hand zu halten. Sie spielen in Sagen eine große Rolle. Doch schon lange glaubt man sie verloren und hat sie vergessen. Ihr könnt euch denken, dass diese Gaben sehr wertvoll sind und auf keinen Fall in die Hand der Feinde fallen dürfen. Aber mit Hilfe dieser Waffen habt ihr eine Chance, euer Ziel zu erreichen."
„Ich brauche keine Waffen“, sagte Marc trotzig. "Wenn ich niemandem etwas zu Leide tue, wird man auch mir nichts anhaben."
„Hast du deine Erlebnisse in Waldmar schon vergessen? Denkst du nicht mehr daran, wie uns die Orokòr gejagt und welche Angst wir ausgestanden haben?" Akandra war schon wieder wütend auf Marc. „Willst du endlich mit diesen Spinnereien aufhören?"
„Du wirst die Waffen benötigen“, sagte einer der Älteren schlichtend. „Und du wirst mit diesen Waffen töten, um nicht getötet zu werden."
„Ja“, bekräftigte die Grafentochter noch einmal, „was sein muss, wird getan!"
Zuletzt wurden die Erits noch mit Kleidern, die sie vor Hitze und Kälte schützen sollten, ausgerüstet. Die Muscheln verstauten die jungen Leute in weichen Umhängetaschen. Schwert und Hammer befestigte Marc an seinem Gürtel, während Akandra sich Bogen und Köcher um die Schultern hing. Das Messer verbarg sie unter ihrem Kleid am Oberschenkel. Dann waren sie bereit zum Aufbruch.
„Es fehlt noch etwas“, sagten die Älteren und führten die beiden über lange Wendeltreppen in noch tiefere Regionen der Unterwelt. Dort lagen in hohen Gewölben Schätze. Das Gold vieler Völker aus vielen Jahrtausenden war hier gestapelt und aufgehäuft. Aber nicht nur Gold und Silber wurden dort aufbewahrt, man sah auch Muscheln, Edelsteine und Münzen, die irgendwann einmal für ihre Besitzer sehr wertvoll gewesen waren. Mit diesen Schätzen hätte man alle Länder der Erde kaufen können. Fassungslos standen die Erits vor dem unermesslichen Reichtum.
„Nehmt euch was ihr braucht“, sagten die Älteren. „Aber bedenkt, wenn ihr zu viel davon mit euch herumschleppt, wird das Geld eine Last, die euch am Fortkommen hindert. Nehmt ihr aber zu wenig, so kann es sein, dass es euch gerade in dem Augenblick fehlt, in dem ihr es am nötigsten braucht. Wenn ihr zu große Münzen und zu wertvolle Stücke einpackt, dann fehlt euch etwas für kleine Belohnungen. Man kann nicht jeden Dienst, der einem erwiesen wird, mit einem Goldstück bezahlen, ohne dass sich dieses Ereignis wie ein Lauffeuer im ganzen Land herumspricht. Nehmt ihr aber zu viele geringe Geldstücke, dann tragt ihr eine schwere Last, und doch wird euer Reichtum bald aufgebraucht sein. Sich mit Schätzen richtig einzudecken, ist schwer. Überlegt und wählt gut!"
Die Erits füllten nach kurzer Beratung ihre Taschen nur mit funkelnden Goldstücken und einigen großen Silbermünzen, denn Akandra vertrat die Meinung, dass man das Geld unterwegs zurücklassen könnte, wenn es zu schwer würde, und Wechselgeld würde sich von selbst ansammeln. Aber, was man habe, das habe man. Später gebe es keine Möglichkeit mehr, die Vorräte zu ergänzen. Schädlicher wäre es, zu wenig mitzunehmen als zu viel. Sie kehrte sogar noch einmal zurück mit zwei Satteltaschen und füllte auch sie mit Gold.
„Ich hoffe, dass eure Überlegungen richtig sind, und das Geld für euch nicht zu einer gefährlichen Last wird“, bemerkten die Älteren warnend.
Endlich war alles gerichtet und zum Aufbruch bereit. Das Herz wurde den jungen Leuten schwer, und sie stellten die Frage, wie sie wieder nach oben kämen. Der Gedanke an die lange Treppe schreckte sie.
„Nur ein Weg führt in unsere Welt hinein, aber viele hinaus. Die Treppe bleibt euch erspart."
Die Älteren reihten sich noch einmal zu einer Prozession auf. Voraus gingen die Frauen, dann kamen Marc und Akandra, am Ende folgten die Männer. Es wurde kein Wort gesprochen, bis sie endlich zu einem langen Gang kamen. Er war dunkel und schien tief in das Unergründliche zu führen. Zwei Ponys von der Art, die Erits gerne reiten, standen dort. Sie waren gesattelt und scharrten ungeduldig mit den Hufen.
Die Abenteurer knieten nieder, und die Älteren gaben ihnen ihren Segen. Dann kam der Abschied mit Küssen und vielen guten Wünschen. Alle hatten Tränen in den Augen. Vater und Mutter blieben zurück, während die Kinder in die Welt zogen. Die jungen Leute kletterten auf die Rücken der Ponys und trabten los. Im Gang leuchtete ein schwaches Licht, das sie begleitete, bis sie das Tageslicht wiedersahen. Marc und Akandra ritten sieben Tage. Der Gang war breit und gerade und stieg stetig an. Hin und wieder rasteten sie, schliefen und aßen von den Vorräten, die sie in den Satteltaschen fanden. Auch Heu für die Pferde war vorhanden. In Abständen rann Wasser die steinernen Tunnelwände herab, von dem sie tranken. Am achten Tag sahen sie weit vor sich einen Lichtschimmer und gaben den Pferden die Sporen. Im Galopp jagten sie auf das Ende des Ganges zu. Dann standen sie im blendenden Licht der Sonne.
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