Schneckenpost. K. D. Beyer
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Название: Schneckenpost

Автор: K. D. Beyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742703705

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СКАЧАТЬ an all die romantischen Phasen in ihrem Leben erinnert werden. Romantik hatte sie sich längst abgeschminkt.

      „Susi, was sind die wahren, echten, wichtigen Momente im Leben? Die Zeiten, in denen es einem gut geht, oder in denen es einem schlecht geht? Was ist Illusion, was ist Wahrheit, Wirklichkeit?“

      Susanne starrte Nora an. Dann murmelte sie, dass sie sich noch was zu essen und zu trinken holen wolle und stand auf.

      Als sie wieder zurück kam, fing Nora schon wieder an mit ihren lästigen Fragen, die keinen Platz in Susannes Leben hatten.

      „Und was ist echt? Sind die Träume echt, oder sind es die Zeiten zwischen den Träumen? Träume haben keinen Zusammenhang, die aktiven Zeiten schon … zumindest auf den ersten Blick. Aber was ist, wenn in Wirklichkeit nicht immer logisch das eine auf das andere folgen müsste: aufstehen, zur Arbeit gehen …!“

      „Nora, ich mache mir wirklich Sorgen um dich! Nimmst du eigentlich noch irgendwelche Medikamente? Was haben die im Krankenhaus nur mit dir gemacht?“

      Dann stutze sie.

      „Du nimmst doch nicht etwa Drogen?“

      Nora schüttelte verschmitzt den Kopf und begann zu kichern. Sie schien plötzlich alles lustig zu finden.

      Der Hund am Nachbartisch schaute irritiert herüber.

      Nora winkte ihm freundlich zu.

      „Ja, was bist du denn für einer? Schönes Tier, braves Tier …!“, sagte sie leise in die Richtung des Hundes. Dann wandte sie sich wieder ihrer Freundin zu.

      „Was würde ich nur ohne dich tun, Susi! Du hast recht! Wir sollten mal wieder tanzen gehen! Nur: Wo lassen die so alte Nilpferde wie uns noch rein?“

      „Vielleicht kommen Gudrun, Sylvia und Eva mit? Ich fahre!“

      Wie nicht anders zu erwarten, hatten die anderen jedoch längst etwas anderes vor und so machten sich Susanne und Nora alleine und ziemlich lustlos auf den Weg.

      Am Samstagabend, eine viertel Stunde nach dem verabredeten Zeitpunkt, klingelte Nora bei Susanne.

      Nora hatte sich zunächst stundenlang herausgeputzt, um sich dann doch gegen ihr viel zu enges, schwarzes Kleid und die hochhackigen Schuhe zu entschieden. In abgewetzten Jeans und in ihrem Lieblings-T-Shirt fühlte sie sich wesentlich wohler.

      Susanne war auch nicht besonders schick, zumindest hatte sie sich geschminkt. Auch auf ihren Schneidezähnen befand sich knallroter Lippenstift. Sie begrüßte Nora mit einem Glas Sekt und bat sie, noch kurz zu warten, weil sie angeblich noch ihre Haare zu Ende föhnen musste.

      Nora konnte, während sie wartete, einen kurzen Blick in Susannes Schlafzimmer werfen und musste beim Anblick der Kleiderberge schmunzeln, die auf dem Bett und dem Boden verstreut herumlagen. Nora genehmigte sich noch einen Schluck aus der Flasche und nahm sich vor, sich am nächsten Tag von all dem Plunder zu trennen, der heute Nachmittag ihrem wieseheichdarinaus-Test nicht stand gehalten hatte.

      In ihrem Kleiderschrank würde wieder sehr viel Platz sein.

      Gegen halb zehn rollten die beiden auf den Parkplatz vor der alten Fabrikhalle, in der die Ü40-Party steigen sollte.

      Einige Autos standen bereits da.

      „Hast du dich ganz sicher nicht im Datum vertan? Normalerweise ist samstags hier Disco ab 16!“

      „Hab‘ ich vorher noch gelesen! Heute ist eine Tanzfläche für das ältere Semester reserviert.“

      Entschlossen öffnete Nora ihre Autotür.

      Das Autofenster vom Auto nebenan wurde heruntergelassen und eine ältere Dame fragte schüchtern:

      „Wissen Sie, ob heute diese Party stattfindet …?“

      „Ja – soll stattfinden, laut Internet. Wir wissen nur noch nicht, wo der Eingang ist …!“

      Nora und Susanne stiegen aus und gingen zielstrebig auf den ersten Eingang zu. Auf dem gesamten Gelände, war nur Security zu sehen, die angeregt Fußballergebnisse diskutierten.

      Als Susanne und Nora sich näherten, schüttelten sie lachend den Kopf und riefen sie ihnen zu:

      „Eine Tür weiter, nach rechts …!“

      Susanna nickte und zog Nora mit sich, die stehen geblieben war und darüber nachdachte, ob dieser nächtliche Ausflug eine gute Idee war.

      „Komm wir schauen mal durchs Fenster …“

      An der Bar lungerte ein gelangweiltes Pärchen verloren herum und wartete auf den großen Ansturm.

      Bei diesem deprimierenden Anblick waren sich Nora und ihre Freundin endlich einig: hier half nur noch ein eleganter Rückzug. Nora spürte die Augen in den parkenden Autos, die alle auf die beiden Pioniere fokussiert waren.

      Kichernd schlenderten Susanne und Nora quer über den Parkplatz zum Auto zurück. Jetzt bemerkte auch Susanne, die lauernden Köpfe in den dunklen Autos, die darauf warteten, dass sich endlich jemand traut, hineinzugehen. Nora prustete los: „Was ist das nur für eine verrückte Welt! Es ist Party und keiner traut sich, hinzugehen!“

      Vergnügt fuhren die beiden zurück zu Susanne und machten es sich auf dem Sofa bequem. Nora sollte unbedingt Susannes neue Lieblingsserie mit ansehen. Tatsächlich wurde Nora von Susannes Begeisterung angesteckt und tauchte ein, in eine magische Welt voller Hexen und Cyborgs. Der gesamte Knabbervorrat auf dem Wohnzimmertisch wanderte in Noras Mund. Kurz bevor sie einschlief, boxte Nora Susanne mit dem Ellbogen in die Seite und kicherte:

      „Die sitzen bestimmt noch immer frierend in ihren Autos und warten, dass jemand rein geht! Nicht auszudenken, wenn der ideale Partner nur zwei Autos davon entfernt ist und sich die beiden dennoch nie begegnen werden …!“

      Susanne verdrehte die Augen und zischte schnell:

      „Pssssst! Is‘ nicht mein Problem! Pass‘ jetzt endlich mal auf, sonst muss ich dir gleich wieder alles erklären.“

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