Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ noch zu rechter Zeit, daß es nicht höflich sei, so viele Fragen zu stellen; überdies wußte ich ja, daß ich mit der Zeit wohl alles erfahren würde.

      »Ich bin so froh« – fuhr sie fort, als sie sich mir gegenüber setzte und die Katze auf ihren Schoß nahm, »ich bin so froh, daß Sie gekommen sind. Jetzt wird das Leben hier mit einer Gefährtin ganz angenehm sein. Nun, es ist auch wohl zu allen Zeiten angenehm, denn Thornfield ist ein prächtiger alter Herrensitz; während der letzten Jahre ist es allerdings ein wenig vernachlässigt worden, aber immerhin ist es ein stattlicher Ort; aber Sie wissen wohl, selbst in dem schönsten Hause fühlt man sich zur Winterszeit unglücklich, wenn man ganz allein ist. Ich sage allein – Leah ist gewiß ein liebes Mädchen, und John und sein Weib sind anständige, brave Leute; aber sehen Sie, es sind doch immer nur Dienstboten und man kann nicht mit ihnen wie mit seinesgleichen verkehren; man muß sie sich immer zehn Schritte vom Leibe halten aus Furcht, seine Autorität zu verlieren. Sie können mir glauben, im letzten Winter – er war sehr strenge, wenn Sie sich erinnern können, und wenn es nicht schneite, tobte der Wind und es regnete – kam vom November bis zum Februar nicht eine lebende Seele in dies Haus, mit Ausnahme des Schlächters und des Postboten; und ich wurde wahrhaftig ganz melancholisch, wie ich so Abend für Abend allein dasaß. Allerdings mußte Leah mir zuweilen vorlesen, aber ich fürchte, daß das arme Mädchen von dieser Aufgabe nicht sonderlich entzückt war; sie kam sich dabei wohl wie eine Gefangene vor. Im Frühling und Sommer ging es dann natürlich besser. Sonnenschein und lange Tage machen einen so großen Unterschied. Und nun zu Anfang dieses Herbstes kam die kleine Adele Varens mit ihrer Wärterin; ein Kind bringt sofort Leben ins Haus, und jetzt, da auch Sie hier sind, werden wir am Ende gar noch ganz lustig und vergnügt werden.«

      Als ich die würdige alte Dame so plaudern hörte, schlug mein Herz ihr warm entgegen; ich zog meinen Stuhl näher an den ihren und sprach den aufrichtigen Wunsch aus, daß meine Gesellschaft sich wirklich als so angenehm für sie erweisen möge, als sie erwartete.

      »Heute Abend will ich Sie aber nicht lange wach halten,« sagte sie; »es ist jetzt Schlag zwölf Uhr, und Sie sind den ganzen Tag unterwegs gewesen; Sie müssen ja todmüde sein. Sobald Ihre Füße ordentlich erwärmt sind, will ich Ihnen Ihr Schlafzimmer zeigen. Ich habe das Gemach, welches an das meine stößt, für Sie herrichten lassen; es ist nur ein kleines Zimmer, aber ich meinte, daß es Ihnen lieber sein würde, als eins der großen Vorderzimmer; allerdings haben diese prächtigere Möbeln, aber sie sind so düster und einsam; ich könnte niemals darin schlafen.«

      Ich dankte ihr für ihre rücksichtsvolle Wahl, und da ich mich von der langen Reise wirklich ermüdet fühlte, zeigte ich mich bereit, mich auf mein Zimmer zurückzuziehen. Sie nahm ihr Licht, und ich folgte ihr auf den Korridor hinaus. Zuerst ging sie, um sich zu überzeugen, ob die große Haustür auch wirklich verschlossen sei; nachdem sie den Schlüssel aus dem Schlosse gezogen, führte sie mich die Treppe hinauf. Stufen und Geländersäulen waren von Eichenholz; das Treppenfenster war hoch und vergittert; sowohl dieses, wie die lange Galerie, auf welche die Schlafzimmertüren hinausgingen, sahen aus als gehörten sie zu einer Kirche und nicht zu einem Hause. Eine feuchte, dumpfige Luft wie in einem Gewölbe herrschte auf der Treppe, wie in der Galerie, – eine Luft, die den Gedanken an trostlos öde Räume und düstere Einsamkeit wachrief, – und ich war froh, als ich endlich in mein Zimmer trat und fand, daß es von kleinen Dimensionen und in gewöhnlich modernem Stil möbliert sei.

      Als Mrs. Fairfax mir eine herzliche Gutenacht gewünscht, und ich meine Tür sorgsam verschlossen hatte, sah ich mich mit Muße um; der Anblick meines behaglichen, kleinen Zimmers löschte bis zu einem gewissen Grade den Eindruck aus, welchen die weite Halle, die düstere, große Treppe und jene lange, kalte Galerie auf mich gemacht hatten, und endlich kam es mir zum Bewußtsein, daß ich mich nach ein paar Tagen körperlicher Ermüdung und geistiger Erregung nun endlich in einem sicheren Hafen befinden würde. Der Impuls der Dankbarkeit schwellte mein Herz, ich kniete neben meinem Bette nieder und sandte ein inniges Dankgebet zu dem empor, dem ich Dank schuldete; und bevor ich mich wieder erhob, vergaß ich nicht, weitere Hilfe für meinen Pfad zu erflehen, und um die Gabe zu bitten, mich der Güte wert machen zu können, welche mir in so reichem Maße zu teil wurde, bevor ich sie noch hatte verdienen können. In dieser Nacht lag ich auf keinem Dornenlager; mein einsames Zimmer war von Ruhe und Frieden erfüllt. Zugleich müde und zufrieden, schlief ich bald und fest ein. Als ich erwachte, war es bereits heller Tag.

      In dem Sonnenschein, welcher durch die hellblauen Zitzfenstervorhänge fiel, erschien mir mein Zimmer so freundlich und gemütlich; ich wurde fast mutig bei dem Anblick der tapezierten Wände und des teppichbelegten Fußbodens, welche den buntfarbigen Kalkwänden und nackten Holzböden in Lowood so unähnlich waren. Äußerlichkeiten üben einen so großen Einfluß auf die Jugend. Mir war, als müsse jetzt eine schönere Lebensära für mich anbrechen, eine Ära, welche neben ihren Dornen und Mühseligkeiten auch ihre Blüten und Freuden haben würde. All meine Seelenkräfte schienen durch die Ortsveränderung, durch das neue Feld, welches sich für meine Hoffnungen öffnete, wieder lebendig geworden. Ich könnte nicht genau definieren, was sie erwarteten, aber es war eben etwas freudiges: nicht vielleicht gerade für einen bestimmten Tag oder Monat, sondern für irgend eine unbestimmte Zeit in der Zukunft.

      Ich erhob mich. Mit großer Sorgfalt kleidete ich mich an. Wenn ich auch gezwungen war, einfach zu sein – ich hatte kein einziges Kleidungsstück, welches nicht in der einfachsten Weise gemacht wäre – so hatte ich doch von Natur das größte Verlangen, sauber und nett auszusehen. Es war durchaus nicht meine Gewohnheit, achtlos in Bezug auf mein Äußeres oder unbekümmert um den Eindruck zu sein, welchen ich hervorbrachte, – im Gegenteil, ich wünschte stets, so hübsch wie möglich zu sein und so sehr zu gefallen, wie mein gänzlicher Mangel an Schönheit es gestattete. Wie oft bedauerte ich, nicht hübscher zu sein! Wie innig wünschte ich, rosige Wangen, eine gerade Nase und einen kleinen Kirschenmund zu besitzen; ich hätte schlank und stattlich, von imposanter Figur sein mögen; ich empfand es wie ein Unglück, so klein und bleich zu sein, so unregelmäßige, markierte Züge zu haben. Aber weshalb hatte ich diese Wünsche, dies Verlangen? Dieses Bedauern? Das wäre schwierig gewesen zu sagen. Damals hätte ich selbst mir keine klare Rechenschaft darüber geben können. Indessen hatte ich einen Grund, und einen logischen, natürlichen noch dazu. – Als ich jedoch mein Haar sehr sorgsam gekämmt und mein schwarzes Kleid angezogen hatte, welches trotz seiner Quäkerhaftigkeit das Verdienst hatte, aufs genauste zu passen, – als ich eine reine, weiße Halskrause umgebunden, glaubte ich sauber und respektabel genug auszusehen, um vor Mrs. Fairfax erscheinen zu können. Von meiner Schülerin hoffte ich, daß sie wenigstens nicht mit Widerwillen vor mir zurückschrecken werde. Nachdem ich das Fenster geöffnet und gesehen hatte, daß ich auf dem Toilettentische alles sauber und ordentlich zurückließ, wagte ich mich hinaus.

      Nachdem ich die lange, mit Teppichen bedeckte Galerie entlang gegangen war, stieg ich die glänzend blanke Eichentreppe hinunter; dann kam ich in die Halle; hier stand ich eine Minute still; ich betrachtete einige Kupferstiche an den Wänden, – noch heute erinnere ich mich derselben, das eine stellte einen finster aussehenden Mann in einem Küraß dar; das andere eine Dame mit gepuderten Haaren und einem Perlhalsband – eine Bronzelampe, welche von der Decke herabhing, eine große, alte Wanduhr, deren Gehäuse aus Eichenholz seltsam geschnitzt und durch die Zeit schwarz und blank wie Ebenholz geworden war. Alles erschien mir sehr stattlich und imposant – aber ich war ja auch so wenig an Glanz und Pracht gewöhnt. Die Tür der Halle, welche halb aus Glas war, stand offen; ich überschritt die Schwelle. Es war ein herrlicher Herbstmorgen; die Sonne schien klar auf herbstlich gefärbtes Laub und noch immer frische Felder herab; ich ging auf den freien Platz hinaus und betrachtete die Front des Herrenhauses. Es war drei Stockwerke hoch, von großen, obgleich nicht überwältigenden Proportionen, der Herrensitz eines Gentleman, nicht die feste Burg eines Edelmannes; Zinnen auf dem Dache gaben dem Hause ein pittoreskes Aussehen. Die graue Front hob sich hübsch von dem Hintergrunde eines Krähengenistes, dessen krächzende Bewohner jetzt flügge waren; sie flogen über den Grasplatz und den Park, um sich auf einer großen Weide niederzulassen, von welcher erstere durch einen eingesunkenen Zaun getrennt waren; auf dieser Wiese stand eine lange Reihe СКАЧАТЬ