Die gefiederte Schlange. Edgar Wallace
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die gefiederte Schlange - Edgar Wallace страница 6

Название: Die gefiederte Schlange

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752946093

isbn:

СКАЧАТЬ und folgte ihr. Sie ahnte nicht, daß sie verfolgt wurde, bis sie sich an einer Ecke zufällig umdrehte und die dunkle Gestalt undeutlich durch den Nebel auf sich zukommen sah.

      Zuerst wollte sie davonlaufen, dann überlegte sie sich aber, daß es vielleicht nur ein ganz harmloser Spaziergänger sei, und wollte warten, bis er vorbei wäre. Doch plötzlich blieb die Gestalt stehen. Nur einen Augenblick konnte sie die Umrisse eines Mannes erkennen, dann war er im Nebel verschwunden. Gleich darauf wußte sie, warum er nicht weitergegangen war.

      Ein Polizist kam auf seinem Patrouillengang langsam auf sie zugeschlendert. Und die Beauftragten der gefiederten Schlange vermeiden Begegnungen mit der Polizei.

      4

      Böse Zungen sagten Mr. Leicester Crewe nach, daß er sich früher auf höchst verdächtige Weise sein Geld verdient hätte. Manche Leute erinnerten sich auch noch an die Zeit, wo er sich auf der Effektenbörse herumgetrieben hatte. Damals hieß er einfach Billy, hatte nur sehr wenig Geld, kannte sich dafür aber ausgezeichnet in Minenaktien aus.

      Mr. Crewe dachte an diese Zeit zurück ... Er sah sich mit einem düsteren Blick in der schönen Bibliothek seines Hauses um, das durch besondere Umstände sein Eigentum geworden war. Wie lange würde es ihm noch gehören? Hatte dieses unheimliche Schlangenbild irgendeine unheilvolle Vorbedeutung?

      Es war sechs Uhr abends. Kurz vorher war Daphne Olroyd von dem Besuch bei ihrem neuen Chef zurückgekehrt. Mr. Crewe wußte noch nichts von dem bevorstehenden Stellungswechsel seiner Sekretärin. Er war heute früh nach Hause gekommen, weil er noch eine sehr wichtige Verabredung hatte. Als er daran dachte, öffnete er den in die Wand eingebauten Tresor und nehme ein schmutziges Stück Papier heraus, auf dem einige ungelenk geschriebene Worte standen. Er überlas sie, faltete das Papier wieder zusammen und steckte es in die Westentasche. Der Diener kam herein, um im Kamin nachzulegen, und Mr. Crewe fragte ihn:

      »Ist der Mann noch nicht da?«

      »Nein, Sir.«

      Mr. Crewe zog nachdenklich die Stirn kraus.

      »Sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn er kommt. Ich möchte, daß Sie ihn im Auge behalten. Er ist ein entlassener Sträfling, ich kannte ihn früher mal – hm – bevor er ins Gefängnis kam.«

      »Sehr wohl, Sir.«

      Zehn Minuten verstrichen, dann schlug die kleine Uhr auf dem Kamin halb. Im gleichen Augenblick klopfte es, und der Diener kam mit einem kahlköpfigen kleinen Mann in abgerissenen Kleidern herein. Auffallend an dem Mann waren seine saubergeputzten alten Schuhe und die langen Narben, die sein unrasiertes Kinn verunzierten.

      »Hugg – Harry Hugg«, stellte er sich vor.

      Mr. Crewe winkte dem Diener, sich zu entfernen.

      »Vor zwei Monaten erhielt ich von Ihnen einen Brief«, begann er, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. »Ich antwortete damals nicht darauf, weil ich mich nicht auf den Mann besinnen konnte. Seitdem hat sich einiges ereignet ... Ich erinnere mich jetzt – Lane – war das nicht der Name?«

      Mr. Hugg nickte. Mit hängendem Kopf stand er in der Mitte des Zimmers. Anscheinend waren Mr. Crewe seine Stühle für diesen schmutzigen Menschen zu schade.

      »Lane – William Lane – kriegte sieben Jahre für Falschmünzerei ...«, murmelte der kleine Mann verlegen.

      »Falschmünzerei?«

      »Hat Banknoten gefälscht, und die Polente erwischte ihn dabei. Er bekam sieben Jahre – war seine erste Straftat. Ein ruhiger Mensch – wir lagen beide in demselben Flügel in Dartmoor. Merkwürdigerweise war er die ganze Zeit, die er absitzen mußte, niemals krank oder traurig. Wir waren beide an demselben Tag ins Gefängnis gekommen ich wurde wegen Einbruch verknackt – und kamen zur gleichen Zeit wieder raus.«

      »Hat er mal meinen Namen erwähnt?«

      Hugg schüttelte den Kopf.

      »Nein, Sir, niemals. Wir gingen dann beide nach London: Ich hatte Verwandte in Reading, und ich sagte, er solle mitkommen, denn er hatte kein Zuhause. In Reading erfuhr ich, daß meine Verwandten fortgezogen waren, und wir wanderten weiter auf der Landstraße nach Newbury. Er starb in Thatcham – fiel tot um auf der Straße.«

      Er kramte ein Stück Papier aus der Tasche, nach dem Mr. Crewe hastig griff. Es war ein amtliches Dokument, das den Tod William Lanes bestätigte.

      »Was ganz Merkwürdiges sagte er, kurz bevor er starb: ›Harry, wenn mir was zustoßen sollte, dann geh zu Mr. Leicester Crewe und sage ihm, er soll nicht die gefiederte Schlange vergessen!‹«

      »Die gefiederte Schlange?« Crewe atmete schwer. »Sind Sie sich auch ganz sicher?«

      Harry Hugg nickte.

      »Ja, ganz bestimmt – und er sagte ja auch weiter nichts.«

      Niemals vorher hatte Crewe sich mit Schlangen beschäftigt, weder gefiederten noch ungefiederten. Nervös ging er im Zimmer auf und ab – es bestand also eine gewisse Verbindung zwischen dem toten William Lane und der phantastischen Warnung ...

      »Ist dieser Lane auch wirklich tot?« unterbrach Mr. Crewe plötzlich das Schweigen. »Wissen Sie das ganz bestimmt ...? Sie kannten ihn doch?«

      »Kannten ihn!« entgegnete Hugg verächtlich. »So gut wie ich meine rechte Hand kenne. Ich war bei ihm, bis sie ihn begraben hatten.«

      »Hat er irgendwelche Verwandte?«

      Hugg schüttelte den Kopf.

      »Ich glaube nicht. Als er tot war, hat mich diese Sache mit der gefiederten Schlange mächtig beunruhigt. Er war so ernst, als er mir das auftrug – eigentlich gar nicht wie 'n Verrückter ...«

      Mr. Crewe ging unablässig im Zimmer auf und ab. Diese Karten waren also kein Scherz! Der Überfall auf Ella hatte seine tiefe und unheimliche Bedeutung. Angenommen, Lane wäre noch am Leben – gegen wen würde er etwas unternehmen? Doch nur gegen Ella, Paula Staines, Joe Farmer und ihn selbst! Ungeduldig zuckte er die Schultern und sah den früheren Sträfling mißtrauisch an.

      »Hat er sonst wirklich nichts gesagt? Hat er nicht Ihnen und Ihren Freunden noch allerhand über mich vorgeflunkert? Hören Sie zu, Hugg – ich werde Ihnen ein hübsches Sümmchen geben, wenn Sie mir die Wahrheit sagen!«

      Aber Huggs Gesicht blieb ausdruckslos; er schüttelte nur den Kopf.

      »Aber Sir, was sollte er denn auch von 'nem Gentleman wie Ihnen erzählen? Übrigens war auch er ein gebildeter Mann, nicht so einer wie ich und die andern – er hätte zu unsereinem gar nichts gesagt.«

      Crewe zog seine Brieftasche heraus und ließ nachlässig einige Banknoten durch die Finger gleiten.

      »Was würden Sie zu hundert Pfund sagen?«

      Hugg lächelte schmerzlich.

      »Das wäre die Rettung für mich – aber ich kann Ihnen wirklich nichts sagen, obgleich ich's gern täte.«

      Leicester nahm zwei Noten und reichte sie dem Mann. Er fühlte, daß er die Wahrheit sagte – daß Lane tot war. Aber was hatte es mit der gefiederten Schlange auf sich?

СКАЧАТЬ