Die Sümpfe. Gerhard Wolff
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Название: Die Sümpfe

Автор: Gerhard Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738051582

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СКАЧАТЬ macht seinen Scheiß selbst sauber, klar?“

      Die Arbeiter nickten.

      Da ging die Türe der Baracke auf.

      „Was ist denn hier los? Was macht ihr denn für einen Krach?“

      Wagner, der Schichtleiter der Firma, stand da und besah sich fassungslos die Szene.

      „Nichts, nichts!“, meinte Nicolai, zog sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Tisch hoch und setzte sich.

      „Das sehe ich!“

      Auch Kolos stand auf, hielt sich ein Taschentuch vor die blutige Nase und setzte sich an den Tisch. „Ja, alles in Ordnung!“, meinte er.

      „Das sehe ich!“, wiederholte Wagner. „Ihr wisst, dass ihr fliegt, wenn es Ärger gibt!“

      „Den Ärger gibt es erst, seit der da ist!“ Nicolai deutete auf Tom.

      Wagner sah ihn kritisch an. „Du schon wieder! Das habe ich mir gleich gedacht, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Für so was habe ich einen Riecher. Und bei dir riecht man den Ärger!“

      „Wenn Sie meinen?“

      „Ja, das meine ich!“, sagte Wagner böse. „Und ich meine, dass du jetzt schleunigst deinen Kram packst und verschwindest. Denn Typen, die einmal Ärger machen, die machen es immer wieder. Und wir wollen hier keinen Ärger!“

      „Ist OK!“, erwiderte Tom. „In den hier Schweinestall passe ich eh nicht!“

      Wagner sah ihn böse an. „Du kannst von Glück sagen, dass ich dich nicht wegen Körperverletzung anzeige, aber wir wollen hier keinen Ärger!“

      „Sie meinen, Sie wollen nicht, dass die Polizei mitbekommt, wie viele Arbeiter hier schwarz beschäftigt werden! Wahrscheinlich alle illegal ins Land geschleust und hier schwarz beschäftigt. Also Vorsicht mit Drohungen!“

      Wagner wusste, dass er Recht hatte. „Verschwinde, aber dalli!“ Wagner zischte ihn böse an und stürzte dann aus der Baracke.

      Tom ging schweigend zu seinem Spind und packte seine Sachen. Gleich darauf war er auf der Straße.

      20

      Tom schlich deprimiert durch die von grellen Schaufensterlichtern beleuchtete Stadt und überlegte, was er jetzt tun sollte.

      „Haste mal ´n Euro für mich?“

      Tom sah auf. Vor ihm saß einer von vielen Pennern, die noch die letzten Abendkunden abgreifen wollten. Er betrachtete den Mann genau. Lange, verzottelte, ungewaschene Haare, dicke Backen, überwuchert von einem Krausbart, verschwitzt, verdreckt, eklig, so wie auch die ganze löchrige, schmutzige, speckige Kleidung. Schmutz im Schmutz der Großstadt. Neben ihm saß ein ebenso dicker Mops, davor lag eine Mütze, die noch leer zu sein schien. „Oder er nimmt schnell alles wieder raus!“, wusste Tom.“

      „Hab selber nichts!“, meinte Tom und zog das Futter aus seinen Hosentaschen.

      „Irgendwo findest du schon noch was!“, meinte der Penner.

      „Ich weiß nicht mal, wo ich schlafen soll.“ Er überlegte. „Ist vielleicht in deiner Bleibe ein Plätzchen frei?“

      „Unten am Fluss, unter der Brücke. Da ist noch genügend Platz!“

      Tom dankte kopfschüttelnd für den Vorschlag, ging weiter und passierte die anderen Bettler.

      „Was für ein Schmutz!“, dachte er wieder, blieb stehen und betrachtete die Straße. Überall lag alles voller Papiertüten, Zigarettenschachteln, Kaugummis, Getränkebechern und so weiter. „Was für eine eklige Gegend!“ Die Waren aus den Hochglanzschaufenstern der Kaufhäuser spiegelten sich in den Pfützen auf dem Asphalt, denn es hatte geregnet. Tom musste an die grünen Wiesen seines Hofes denken. Und dann erinnerte er sich auch an den dummen, sturen, versoffenen Vater, der alles kaputt gemacht hatte.

      Er ging weiter. Plötzlich wurde eine Türe neben ihm aufgerissen, ein Mann sprang heraus und übergab sich direkt neben ihm. Das Erbrochene spritzte bis auf seine Schuhe. Er wandte sich angeekelt ab, konnte jedoch noch durch die zugleitende Eingangstür der Bar, aus der der Mann gekommen war, erkennen, wie drinnen der Alkohol wohl in Strömen floss.

      Tom stolperte weiter, wischte seine Schuhe an einer Litfaßsäule ab, nicht ohne von Passanten darauf angesprochen zu werden. „Einfach mal das dumme Maul halten!“, fuhr es ihm durch den Kopf, aber er schwieg, weil er wieder an seine grünen Felder denken musste.

      Er strauchelte weiter, erkannte, dass er das Rotlichtmilieu erreicht hatte.

      Ein Mann stand splitternackt in einem Schaufenster und hielt sich nur ein Feigenblatt vor sein Geschlechtsteil. Als Tom vorüberging, tat er das Feigenblatt weg.

      Tom fuhr erschrocken zurück.

      Da lachte der Mann schallend.

      Tom ging weiter. Ständig wurde er von Männern aufgefordert, mit hineinzukommen. Er war froh, als er endlich das Milieu hinter sich gelassen hatte. „Was für ein Schmutz!“, dachte er.

      Aber nun war er in einer der Vorstädte angekommen. Hier spendeten nur die Straßenlaternen fahles Licht. Er ging weiter, wusste nicht, was er tun sollte, schließlich kam er an einem Lokal vorbei, aus dem es gut roch. Er spürte großen Hunger. Er hatte noch nicht zu Abend gegessen. Er holte sein letztes Geld heraus und stellte fest, dass es für ein gutes Abendessen reichte. Dann ging er hinein.

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