Götzenbild. Dietrich Novak
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Название: Götzenbild

Автор: Dietrich Novak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Valerie Voss, LKA Berlin

isbn: 9783738083002

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СКАЧАТЬ dass man noch nicht einmal ihr Gesicht sah. Es hat ständig Streit zwischen den beiden gegeben. Jetzt verdient sie ihr Geld, indem sie anderen etwas aufschwatzt, das sie eigentlich nicht wollen … auch nicht gerade viel ehrenhafter … aber was soll man machen?«

      »Wo befindet sich dieses Callcenter? Ich meine, Neukölln ist groß«, sagte Lars.

      »In der Hermannstraße. Ich vergesse immer den Namen, warten Sie, ich habe eine Visitenkarte!« Hannelore Feist ging zur Flurgarderobe, griff in eine Schale, in der einige Karten und Flyer lagen, und reichte die bewusste Karte an Lars weiter.

      »Wie war das an dem Abend, wann haben Sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte?«, wollte Hinnerk wissen.

      »Recht bald. Nina hatte zwar Spätdienst, aber sie kam danach immer gleich nach Hause. Andernfalls hat sie uns angerufen. Mein Mann und ich haben die ganze Nacht gewartet und ständig versucht, Nina auf dem Handy zu erreichen, doch es war immer die Mailbox angeschaltet. In der Firma hieß es, sie habe das Büro pünktlich verlassen.«

      »Danke, wir werden im Anschluss gleich in die Firma fahren. Hatte Ihre Tochter einen Laptop?«

      »Ja, der steht in ihrem Zimmer.«

      »Den würden wir gerne mitnehmen. Womöglich kannte Nina den Täter und hat sich Mails mit ihm geschrieben.«

      »Das wäre schon möglich. Einen festen Partner hatte sie jedenfalls nicht, wie die meisten heute. Wie ist sie nur in den Park gekommen? Freiwillig ist sie bestimmt nicht dort hingegangen.«

      »Wir gehen davon aus, dass der Täter dort nur den Leichnam abgelegt hat. Fundort und Tatort sind nicht identisch«, erklärte Hinnerk.

      »Dann hat mein armes Kind die ganze Zeit dort gelegen, bis jemand sie fand?«

      »Wahrscheinlich nicht. Dort wäre man früher auf sie aufmerksam geworden. Der Täter muss sie zuvor in seiner Gewalt gehabt haben.«

      »Wie schrecklich …« Frau Feist kamen unwillkürlich die Tränen. »Dann hat er sie womöglich noch tagelang gequält, bis er sie erlöste?«, fragte sie mit erstickter Stimme.

      »In dieser Hinsicht kann ich sie trösten. Es sind keine äußeren Verletzungen wie Spuren von Gewalt festgestellt worden. Es war eher so …«

      »Ja? Sprechen Sie doch weiter!«

      »… als wollte der Täter den Körper möglichst unversehrt lassen.« Hinnerk verschwieg wohlweislich die Plastination, um der Mutter das Herz nicht noch schwerer zu machen.

      »Dann hätte er sie nicht umbringen dürfen. Eine Vergewaltigung wäre mit Sicherheit traumatisch gewesen, aber Nina wäre am Leben geblieben.«

      »Dem Täter ging es mit Sicherheit um etwas anderes …«, sagte Lars.

      »Ja, das war’s fürs Erste«, schnitt ihm Hinnerk das Wort ab. »Jetzt brauchen wir nur noch den Laptop. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns bei dieser Gelegenheit im Zimmer Ihrer Tochter umsehen?«

      »Nein, machen Sie nur Ihre Arbeit. Je eher Sie den Verbrecher finden, umso besser.«

      Obwohl Hinnerk und Lars gründlich nachsahen, gab es nichts Interessantes zu entdecken. Das Zimmer war gemütlich eingerichtet, und es lagen einige Frauenzeitschriften herum, aber keine Briefe oder Notizen. Am Kleiderschrank hing ein hübsches Minikleid, und ein Regal war randvoll mit hochhackigen Schuhen in allen Farben. Auf einer Konsole unter einem beleuchtbaren Spiegel standen diverse Kosmetikartikel und Parfüms. Ein ganz gewöhnliches Zimmer einer jungen Frau also.

      »Danke, dass wir uns umsehen durften«, sagte Lars. »Gegebenfalls kommen noch einmal die Kollegen von der KTU vorbei. Wenn Ihnen oder Ihrem Mann noch etwas Wichtiges einfällt, melden Sie sich bitte. Wo hält Ihr Mann sich eigentlich gerade auf?«

      »Er arbeitet, was denken Sie denn? Einer muss ja für den Unterhalt sorgen. Aber er könnte Ihnen bestimmt nichts anderes sagen.«

      »Gut. Wenn wir seine Aussage benötigen, kommen wir erneut auf Sie zu. Noch etwas, fuhr Ihre Tochter einen Pkw?«

      »Ja, haben Sie den nicht gefunden?«

      »Bisher leider nicht.«

      Hinnerk und Lars verabschiedeten sich mit dem Laptop unterm Arm. Als Frau Feist langsam die Tür hinter ihnen schloss, sahen sie noch, wie die Fassung der Mutter wie eine Maske von ihr abfiel. Anschließend hörte man lautes Weinen.

      »Jetzt lässt sie ihren Gefühlen freien Lauf«, sagte Lars. »Ich dachte schon, das passiert nicht mehr. Jeder geht wohl mit seiner Trauer anders um. Warum hast du mich eigentlich vorhin unterbrochen?«

      »Das liegt doch auf der Hand. Ich dachte, du würdest jeden Moment von den verschwundenen Beinen erzählen.«

      »Wofür hältst du mich? Ich wollte sagen, dass es manchen Tätern mehr darum geht, Macht auszuüben, als um das Töten an sich.«

      »Eben. Solche Insiderinformationen sind kaum für eine Mutter geeignet, die gerade den Tod ihrer Tochter beklagt.«

      »Tschuldigung … ich dachte nur … ach, ist ja egal.«

      Kapitel 2

      Das Callcenter sah aus wie so viele andere. Durch die halb hohen Glasscheiben konnte man Mitarbeiter in ihren Boxen sehen, die unaufhörlich in das Mikro ihres Headsets sprachen. Dabei lächelten sie abwechselnd oder verzogen arrogant das Gesicht. Vom Alter und Geschlecht her waren sie unterschiedlich. Es gab junge Männer und Frauen, aber auch reifere Semester, die ihre ganze Persönlichkeit einbrachten.

      Das junge Ding am Empfang setzte ihr schönstes Lächeln auf, als zwei so attraktive Männer eintraten. Sie trug die neueste Frisur, sofern man überhaupt von einer solchen sprechen konnte, und ihre Bluse war gerade so offenherzig, dass es nicht billig wirkte.

      »Wie kann ich den Herren behilflich sein?«, flötete sie.

      »Indem Sie jemanden rufen, der hier etwas zu sagen hat«, sagte Hinnerk barsch, woraufhin das Lächeln der Dame augenblicklich einfror.

      »Ich kann unseren Teamchef holen. In welcher Angelegenheit, bitte?«

      Hinnerk und Lars zeigten wortlos ihre Dienstausweise.

      »Oh«, machte die Brünette und trippelte los.

      Wenig später erschien ein aalglatter Jüngling, dessen Lächeln eingemeißelt zu sein schien.

      »Guten Tag, mein Name ist Möller, Sven Möller. Bitte folgen Sie mir doch in mein Büro«, sagte er und machte eine einladende Geste.

      Nachdem sie einen ebenfalls verglasten Gang entlang gegangen waren, erreichten sie einen nüchternen Raum mit bis zum Boden reichenden Fenstern und wenigen Designermöbeln. Hinnerk und Lars nahmen auf zwei Stühlen Platz, die schöner aussahen als sie bequem waren, der Teamchef lümmelte sich in seinen Chefsessel.

      »Es geht um ihre Mitarbeiterin Frau Feist.«

      »Ja, was ist mit ihr? Wenn sie noch mal auftaucht kann sie sich ihre Papiere holen. Unzuverlässige Mitarbeiter können wir im Team nicht gebrauchen.«

      »Sie СКАЧАТЬ