Название: Kasimir und Karoline
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783847613183
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Kasimir Natürlich hast du gelacht. Und das darfst du ja auch – du verdienst ja noch was und lebst bei deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein.
Stille.
Karoline Vielleicht sind wir zu schwer füreinander –
Kasimir Wie meinst du das jetzt?
Karoline Weil du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie – Schau, zum Beispiel zuvor – beim Zeppelin–
Kasimir Geh halt doch dein Maul mit dem Zeppelin!
Karoline Du sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um dich!
Kasimir Habe mich gerne! Ab.
4. Szene
Karoline sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem Eismann zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll. Schürzinger schleckt bereits die zweite Portion.
Karoline Was schauns mich denn so blöd an?
Schürzinger Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht.
Karoline Drum. Stille.
Schürzinger Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht.
Stille.
Karoline Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau.
Schürzinger Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau?
Karoline Schon dreimal.
Schürzinger Respekt!
Stille.
Karoline Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen.
Schürzinger Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schließlich vegetieren müssen. Verstehens mich?
Karoline Nein.
Schürzinger Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann läßt die Liebe nach, und zwar automatisch.
Karoline Also das glaub ich nicht!
Schürzinger Bestimmt!
Karoline Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm könnt ich mir schon vorstellen.
Schürzinger Ich nicht.
Stille.
Karoline Können Sie handlesen ?
Schürzinger Nein.
Karoline Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf?
Schürzinger Raten Sie doch mal.
Karoline Feinmechaniker?
Schürzinger Nein. Zuschneider.
Karoline Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!
Schürzinger Und warum denn nicht?
Karoline Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. Stille.
Schürzinger Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt.
Karoline Essen Sie auch gern Eis?
Schürzinger Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt.
Karoline Die einzige?
Schürzinger Ja.
Karoline Schad!
Schürzinger Wieso?
Karoline Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was.
5. Szene
Kasimir erscheint wieder und winkt Karoline zu sich heran, Karoline folgt ihm.
Kasimir Wer ist denn das, mit dem du dort sprichst?
Karoline Ein Bekannter von mir.
Kasimir Seit wann denn?
Karoline Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst du mir denn das nicht?
Kasimir Warum soll ich dir das nicht glauben?
Stille.
Karoline Was willst du? Stille.
Kasimir Wie hast du das zuvor gemeint, daß wir zwei zu schwer füreinander sind? Karoline schweigt boshaft. Soll das eventuell heißen, daß wir zwei eventuell nicht zueinander passen?
Karoline Eventuell.
Kasimir Also das soll dann eventuell heißen, daß wir uns eventuell trennen sollen – und daß du mit solchen Gedanken spielst?
Karoline So frag mich doch jetzt nicht!
Kasimir Und warum nicht, wenn man fragen darf?
Karoline Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich dir doch nichts Gescheites sagen!
Stille.
Kasimir So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich.
Karoline Was redest du denn da?
Kasimir Es ist schon so.
Karoline fixiert ihn: Wie?
Stille. СКАЧАТЬ