Hilferuf aus Griechenland. Irene Dorfner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hilferuf aus Griechenland - Irene Dorfner страница 3

Название: Hilferuf aus Griechenland

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783847679851

isbn:

СКАЧАТЬ über seine geliebte Schwäbische Alb zu wandern. Natürlich nur, wenn das Wetter auch mitspielte, denn die Vorhersagen waren nicht sehr berauschend. Er stellte seinen Wecker auf fünf Uhr.

      Er war schon vor dem Klingeln wach. Beschwingt sprang er aus dem Bett, zog sich an, nahm den gepackten Rucksack und verließ das Haus. Es war zwar stark bewölkt, aber es regnete nicht, was Leo vollauf genügte. Er fuhr los. Unterwegs holte er sich einen Kaffee und ein Croissant bei einem Bäcker, bei dem er sich schon früher mit Frühstück eingedeckt hatte und wo er auch sofort wiedererkannt und freundlich begrüßt wurde. Sie hatten ihn nicht vergessen. Mit einem guten Gefühl fuhr er schließlich über die Schwäbische Alb, öffnete trotz der Kälte das Fenster und sog die frische Luft tief ein. Ja, diese Luft gab es nur hier. Zielsicher steuerte er einen ganz bestimmten Parkplatz an, den er kurz nach sechs Uhr erreichte. Er sprang aus dem Wagen und sog die Luft nochmals tief ein. Endlich war er wieder hier!

      Es war noch nicht richtig hell, nur langsam erwachte die Natur. Außer ihm war niemand auf dem Parkplatz. Nachdem er sich die Wanderschuhe und die Jacke angezogen hatte, nahm er seinen Rucksack, schaltete sein Handy aus und lief los.

      Nach einer guten Stunde begann es zu nieseln, nach einer weiteren Stunde regnete es richtig, was aber Leos Laune keineswegs beeinflusste. Er setzte sich unter eine dichte Tanne, machte Brotzeit und schloss die Augen. Das Geräusch der Regentropfen, die Vögel, die trotzdem munter pfiffen, und natürlich die absolute Stille und Ruhe taten ihm unendlich gut. Dann hörte es auf zu regnen. Anstatt umzukehren, lief er weiter, das Wetter konnte ihm nichts anhaben.

      Erst am späten Nachmittag war er erschöpft, klatschnass und unendlich zufrieden wieder an seinem Wagen. Er wechselte die Kleidung und Schuhe, legte eine Led-Zeppelin-CD ein und fuhr zurück.

      Beim Einbiegen in die Einfeldstraße sah er Christine auf der Straße, die abermals ungeduldig zu warten schien. Er parkte und stieg aus.

      „Endlich. Was ist mit deinem Handy los? Seit Stunden versuchen wir, dich zu erreichen.“ Christine war stinksauer.

      „Das Handy schalte ich immer aus, wenn ich wandern gehe. Ist etwas passiert?“

      „Seit heute Mittag ruft immer wieder eine Frau auf dem Präsidium an, die dich unbedingt sprechen muss. Ursula sagt, es ist sehr dringend.“

      „Welche Frau? Wer will mich sprechen?“ Leo dachte an Viktoria und lächelte. Dann wurde er misstrauisch. Christine kannte alle Frauen in seinem Umfeld und hätte längst den Namen genannt, offensichtlich war es eine Fremde.

      „Jetzt steh nicht blöd da, ruf Ursula sofort an.“

      Leo wählte die Nummer seiner früheren Kollegin, die sich nach dem ersten Klingeln meldete.

      „Kußmaul!“, brüllte sie ins Telefon.

      „Hier ist Leo. Ich soll mich bei dir melden.“

      „Endlich! Deine Frau ruft seit Stunden an, sie muss dich dringend sprechen, sie klang verzweifelt. Sie hat mir eine Nummer gegeben, unter der sie zu erreichen ist. Nach der Vorwahl zu urteilen, ist sie im Ausland. Hast du was zu schreiben?“

      Seine Frau? Leo hatte sich bestimmt verhört.

      „Hast du gesagt, meine Frau möchte mich sprechen?“

      „Ja. Sie sagte, sie sei deine Frau. Ihr Name ist Kerstin.“

      Leo war sprachlos, denn seine geschiedene Frau hieß tatsächlich Kerstin. Was war hier los? Was wollte sie von ihm? Seit über sieben Jahren waren sie geschieden und er hatte seither nichts mehr von ihr gehört.

      „Bist du noch dran? Hast du etwas zu schreiben?“

      Ursula Kußmaul wurde ungeduldig. Se hatte noch eine Vernehmung vor sich, die sich bis weit in die Nacht ziehen würde.

      Leo ging ins Haus, Christine folgte ihm. Aus seiner Jackentasche nahm er einen Kugelschreiber und ein Stück Papier. Das war sein Kontoauszug, aber das war jetzt gleichgültig.

      „Gib mir die Nummer.“

      Leo notierte sich die Nummer und war sich nicht ganz sicher, ob er auch richtig verstand. Er fragte mehrfach nach, aber Ursula bestätigte. Er bedankte sich, starrte lange auf den Zettel und sah dann Christine an, die neben ihm stand.

      „Sieh dir die Nummer an. Die Vorwahl 0030 – das ist in Griechenland. Wenn das wirklich meine Exfrau ist, was zum Teufel will sie von mir?“

      „Vielleicht braucht sie deine Hilfe. Worauf wartest du? Ruf an, dann wirst du es erfahren.“

      Christine machte keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen, als Leo die Nummer wählte. Es brauchte lange, bis sich endlich eine Frau meldete. Leo erkannte sie sofort an der Stimme: Das war Kerstin, die ihm vor über sieben Jahren das Herz gebrochen hatte. Sie war auch der Grund, warum er sich von Karlsruhe nach Ulm versetzen ließ, denn er wollte ihr und ihrem neuen Partner auf keinen Fall über den Weg laufen.

      „Ich bin es, Leo.“

      Er wartete ab, überließ es ihr, zu sprechen.

      „Endlich! Ich habe so sehr auf deinen Anruf gewartet. Ich brauche dringend deine Hilfe, Leo.“

      Sie klang sehr verzweifelt und Leos Magen zog sich zusammen.

      „Was ist passiert?“

      „Mein Sohn Marcel ist verschwunden und ich weiß nicht, was ich machen soll.“

      Leo konnte sie sehr schlecht verstehen, denn sie sprach sehr leise, schluchzte und weinte. Die Tatsache, dass sie einen Sohn hatte, war für ihn neu und schockierte ihn. Warum, wusste er selbst nicht.

      „Bitte beruhige dich und erzähl ausführlich. Fang von vorn an.“

      „Wir sind mehrmals im Jahr in Griechenland auf der Insel Kos, mein Mann Anton hat hier schon seit vielen Jahren ein Haus und ein Boot. Seit gestern Vormittag ist mein Sohn verschwunden. Er spielte am Strand mit anderen Kindern, während ich ein Buch las und ihn immer im Auge hatte. Auf einmal war er weg, spurlos verschwunden. Die anderen Kinder sagten, er wollte die Frisbeescheibe holen – und kam nicht mehr wieder. Natürlich habe ich sofort die Polizei informiert, aber ich habe nicht das Gefühl, dass die wirklich etwas unternehmen. Sie haben mich nur vertröstet, nicht einmal Daten notiert.“

      Leo verstand nicht, wie er dabei helfen könnte und was sie von ihm wollte.

      „Hier stimmt was nicht, Leo. Ich habe ein sehr ungutes Gefühl. Meinen Mann kann ich nicht erreichen. Er fuhr gestern mit dem Boot geschäftlich in die Türkei. Bitte hilf mir, Leo. Du bist doch Polizist und weißt, was man in so einem Fall macht. Ich möchte meinen Sohn zurück und bitte dich inständig, ich flehe dich an, mir zu helfen.“

      „Kerstin hör mir zu. Es tut mir sehr leid, dass dein Sohn verschwunden ist und was du durchmachen musst. Ich würde dir wirklich gerne helfen. Ich habe in Griechenland keinerlei Befugnisse und wüsste nicht, wie ich dir helfen könnte. Vor allem verstehe ich nicht, warum du gerade mich um Hilfe bittest.“

      „Weil Marcel dein Sohn ist, Leo.“

      3.

      Die Worte seiner Exfrau hallten in seinem Kopf. Er hatte einen Sohn, von dem er СКАЧАТЬ