Eine Frau - Ihr Leben und was sie dafür opferte. Mirko Krumbach
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Название: Eine Frau - Ihr Leben und was sie dafür opferte

Автор: Mirko Krumbach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742770011

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СКАЧАТЬ verstand, mit gezielten Fragen Herr K. munter zum ständigen antworten zu zwingen. Endlich bekam er nun die Gelegenheit, sich in der Kunst der flüssigen Unterhaltung zu üben. Vor allem aber half es, von seiner unbeholfenen Art abzulenken und den wortkargen und unhöflichen Mann darzustellen. Er war jetzt in seinem Element und vergaß alles andere darüber vollkommen. So zum Beispiel, dass die schöne Fremde die Kunst des Redens so trefflich beherrschte, ohne etwas wirklich wichtiges über sich selber gesagt zu haben. Aber mit ihren ständigen Fragen zu seinen schriftstellerischen Arbeiten erfuhr sie alles, was sie über seine Person wissen wollte.

      Aber es sei angemerkt, vor allem ihre warme und herzliche Art machte es dem Befragten wesentlich leichter sich mitzuteilen. Sie wirkte an jedem gesprochen Wort interessiert und bei keinem Detail jemals gelangweilt. Ihre Ruhe und Geduld gab dem Sprecher genug Zeit sich erschöpfend mitzuteilen. Kurz gesagt, sie war eine unheimlich angenehme Zugbegleitung – und zudem gefällig anzuschauen. Trotz der mäßigen Geschwindigkeit dieses modernen Reisezugs, folgte schon bald darauf der erste planmäßige Aufenthalt an einer Bahnstation.

      Der Zug rollte behäbig an den Haltepunkt und blieb dann einfach stehen.

      Menschen eilten hernach aus allen Richtungen des Bahnhofs heran und drängelten sich an den Abteilfenstern des Zuges vorbei. Rollkoffer wurden über den Bahnsteig gezogen. Die kleinen Plastikrollen krächzten dabei über den aufgerauten Betonboden und waren schon von weitem nicht zu überhören. Eine ungemütliche Atmosphäre breitete sich überall aus. Wie aus dem Nichts entwickelte sich, innerhalb und außerhalb des Zuges ein hektisches Treiben. Einige Reisende zupften ihre Gepäckstücke zurecht und verließen zügig den Wagon. Neue Fahrgäste stiegen einfach hinzu. Hierzu wallte immer wieder unverständliches Stimmengewirr auf und dumpfe Geräusche von verstautem Gepäck waberten durch das enge Abteil. Flüche wurden ausgestoßen und zwischen polternden Gepäckstücken verabschiedeten sich einige Fahrgäste von ihrer Begleitung. Das ungleiche Pärchen ließ sich nicht von diesem Wirrwarr um sie herum irritieren und blieb weiterhin im angeregten Gespräch vertieft.

      Mit jedem gesprochenen Wort verging die Zeit sehr angenehm und das Verhältnis ,zwischen diesen sehr unterschiedlichen Charakteren, wurde immer vertrauter. Immer wieder bekam der verschlossene Mann den Eindruck, es sei seine Partnerin und diese aufreizende Dame wäre seit einer Ewigkeit mit ihm zusammen. Etwas geheimnisvolles in ihrer Art ließ ihn glauben, es sei niemals anders gewesen. Ob es ihr sanftes Lächeln war, dass eine familiäre herzliche Bindung vermuten ließ, oder ihre warme Stimme, die echtes Interesse an dem anderen signalisierte. Doch bei aller gefühlten Vertrautheit fehlte der Name – wenigstens der Vorname!

      Bisher hatte es ihn nicht gestört – aber mit zunehmender Vertrautheit verlangte es seiner Meinung nach der Anstand. Es interessiert ihn jetzt ungemein zu erfahren, welchen wohlklingenden Rufnamen ihre Eltern seiner Gesprächspartnerin einstmals gaben. Als zwischen den beiden unvermittelt eine kurze Redepause entstanden war, schien sich eine günstige Gelegenheit zu bieten. Beherzt nutzte der schüchterne Autor diese Sekunde und flink stellte er sich mit seinem Namen vor. Als er sie darauf hin nach ihrem Namen fragen wollte, warf sie nebenbei einen fahrigen Blick aus dem Fenster.

      „Die Station...ich muss hier aussteigen“, rief sie völlig entsetzt, aus heiterem Himmel aus.

      Herr K starrte völlig erschrocken in ihr Gesicht. Diese Reaktion kam für ihn vollkommen unerwartet. Mit einem flinken Satz erhob sie sich von ihrem Platz, raffte ihre spärliche Habe zusammen und warf ihm noch einen letzten freundlichen Blick zu. Als sie sich mit einem kurzen Abschiedsgruß von dem überraschten Autor trennte, saß dieser wie gelähmt auf seinem Sitz. Er hatte mit so einem übereilten Aufbruch kaum gerechnet. Doch er fasste sich schnell wieder und warf der Dame einen wehmütigen Blick nach, als sie durch den engen Gang zum Ausstieg strebte. Der Schaffner, der schon alles für die bevorstehende Weiterfahrt vorbereiten wollte, schaute ebenso entgeistert, wie verstört. Das fluchtartige Verlassen der Dame hatte diesen unermüdlichen Angestellten vollkommen überrascht – rechnete er doch nicht mehr mit einem verspäteten Passagier, der den Zug so eilig verlassen wollte. Doch er trat sofort höflich von der Tür weg und grüßte dazu in seiner freundlich Art.

      Aus irgendeiner Richtung, über den langen Bahnsteig hinweg, ertönte das Signal einer Pfeife. Eine unmissverständliche Mitteilung an den Lokführer zur Weiterfahrt. Kurz darauf schloss sich auch schon, mit einem leisen Zischen, die letzte Tür des Wagons. Unmittelbar darauf rollte der Zug mit unsichtbarer Kraft langsam voran.

      Traurig schaute Herr K. auf den Bahnsteig hinaus. Personen und verschiedene Gegenstände zogen in langsamer Fahrt an seinem Fenster vorbei. Unbekannte Menschen liefen zum Ausgang. Andere Zeitgenossen waren in Gespräche vertieft, oder standen nur einfach in der Gegend herum.

      Plötzlich tauchte die schöne Fremde noch ein letztes Mal vor ihm auf. Angestrengt suchend schaute diese den Bahnsteig auf und ab, so als würde sie an der Station von jemandem abholt. Für einen kurzen Augenblick streifte ihr Blick den Wagon und das Fenster hinter dem Herr K. saß und traurig hindurch sah. Er wollte ihr ein letztes Handzeichen zum Gruß zuwerfen, doch er ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen. So hielt er sie nur mit seinen Augen fest und kostete jede Sekunde ihrer wundervollen Erscheinung aus. Gerne hätte er dort gestanden und bräsig mit ihr gemeinsam in der Mittagswärme gewartet. Sie blieb an ihrem Punkt stehen und schaute weiter suchend auf und ab. Der Zug bog in eine leichte Linkskurve ein und nach und nach rückte alles zurückliegende aus seinem Sichtfeld und wurde immer undeutlicher.

      Einen kleinen Wimpernschlag später war auch sie auf einmal völlig aus seinem Blickfeld entschwunden – und damit auch aus seinem Leben!

      Nach dieser zufälligen Begegnung

      Der moderne Intercity - Express zog sich mühsam aus dem Bahnhof heraus – immer weiter, mit gemäßigter Geschwindigkeit, in Richtung seines endgültigen Reiseziels.

      Im Nu hatte den Autor wieder eine innere Leere ergriffen. Diese sehr vertraute Empfindung, welche bisher sein treuer Begleiter war, hatte niemals zuvor in ihm einen Zustand ernsthafter Bedrückung, oder schmerzhafter Belästigung hervorgerufen. Doch als die attraktive Fremde sich immer weiter von ihm entfernte, in jenem Augenblick als sie auf dem Bahnsteig unerreichbar war, löste es eine eine ungekannte Niedergeschlagenheit aus. Ihm wurde unheimlich und sehr seltsam zumute, als hätte er sich vor wenigen Minuten schweren Herzens von einem vertrauten, sehr geliebten Menschen trennen müssen. Schwermütige Gedanken lagen wie Bleigewichte auf seiner zarten Seele. Der Körper ruhte hierbei in völliger Teilnahmslosigkeit auf dem Platz.

      Die Frau, deren Namen Herr K. noch nicht einmal kannte, war einfach so aus seinem Blickfeld verschwunden, aber immer noch in dessen Gedächtnis lebhaft präsent.

      Im Kopf schritt er jede einzelne Szene, jede Einzelheit, jede Geste dieser Begegnung, genau ab. Es verblieb noch genug Zeit sich die letzten neunzig Minuten Gespräch, mit der Dame, genau ins Gedächtnis zurück zurufen. Die lebendige Vorstellung erfrischte sein Herz und aus dieser Freude erwuchs ein herrliches Gefühl, in dem fahrenden Zug endlich angekommen zu sein. Doch es dauerte nicht lang und schon hatte ihn seine Betrübtheit erneut eingeholt und er machte sich nun wieder große Vorwürfe.

      „Wie konnte mir diese Person ohne Namen je so nah kommen, sodass ich ab dem Augenblick der Trennung das Bedürfnis verspürte der Fremden unbedingt folgen zu wollen. Ja, sogar ihren Namen, der bis vor wenigen Stunden noch völlig belanglos für mich war, wollte ich jetzt in Erfahrung bringen. Obwohl ich bei Antritt der Reise froh war ungestört und alleine diese Fahrt machen zu können, vermisste ich ihre Gesellschaft“! Er begann sich zu quälen und bittere Vorwürfe über die grandiose Unfähigkeit geißelten sein Hirn.

      „Jeder Kilometer der mich dieser Zug von ihr wegbringt, jede Sekunde die tatenlos verstreicht, ohne ein Wort mit ihr gesprochen zu haben, ohne СКАЧАТЬ