Tödliche Vetternwirtschaft. Irene Dorfner
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Название: Tödliche Vetternwirtschaft

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783742748386

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СКАЧАТЬ wohnt, lebt nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens.“

      Auch Leo war vom Haus und der Umgebung nicht angetan und erinnerte ihn an die heruntergekommene Wohngegend in Mühldorf, wo sie in ihrem vorletzten Fall zu tun hatten.

      Sie suchten nach der richtigen Klingel, fanden sie rasch und mussten nur wenige Augenblicke warten, bis der Türöffner betätigt wurde. Zumindest der funktionierte noch. Das Treppenhaus war abgewohnt und schmuddelig. Die Wände waren teilweise verschmiert und vor dem dreckigen Fenster standen zwei vertrocknete Pflanzen inmitten einem Meer toter Fliegen. Dazu roch es im Treppenhaus nach verschiedenen Essensgerüchen, vermischt mit Zigarettenrauch.

      „Mit einem Eimer Farbe könnte man einiges machen,“ bemerkte Hans mit einem Kopfschütteln. Er verstand nicht, wie man mit diesen verschmierten, bemalten Wänden und diesem Dreck tagaus, tagein leben konnte. Er hätte längst einen Tag investiert und hätte die Wände gestrichen und gründlich sauber gemacht.

      Eine Frau Anfang 60 stand an der Wohnungstür und machte einen ordentlichen Eindruck. Die Kleidung war sauber, die Haare modern zurecht gemacht und die Fingernägel waren frisch manikürt.

      „Sie wünschen?“ fragte sie mit einem freundlichen Lächeln.

      „Kriminalpolizei Mühldorf. Mein Name ist Schwartz, das ist mein Kollege Hiebler. Wir hätten ein paar Fragen. Dürfen wir reinkommen?“

      „Kriminalpolizei? Ist etwas passiert?“ fragte sie erschrocken.

      „Aber nein, keine Sorge. Wir haben nur ein paar Fragen.“

      „Gott sei Dank! Ich dachte schon, es wäre einem meiner Kinder oder Enkel etwas zugestoßen. Kommen Sie herein, hier haben die Wände Ohren. Ich bin mir sicher, dass es längst die Runde macht, dass die Polizei bei mir ist. Jetzt werden die wildesten Gerüchte gestreut.“

      Sie führte die beiden in ein sauberes, helles Wohnzimmer, das zwar mit alten Möbeln bestückt, aber durchaus gemütlich war.

      „Wir sind hier wegen dem Tod Ihres Verwandten Gerald Haferstock.“

      „Verwandtschaft im eigentlichen Sinn ist das keine. Ich bin der Bastard der Familie Haferstock. Meine Mutter hatte ein außereheliches Verhältnis mit dem alten Karl Haferstock, das ist eine Ewigkeit her. Ich wurde von klein auf dazu erzogen, niemals Kontakt mit meinem leiblichen Vater oder dessen Familie aufzunehmen, woran ich mich auch immer stets gehalten habe. Ich habe mit der ehrwürdigen Familie Haferstock nichts zu tun und kann Ihnen zu Gerald nichts sagen. Natürlich wusste ich, wer er ist und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich mitbekommen habe, dass auch er hier in Töging wohnt. Die Welt ist wirklich sehr klein, glauben Sie mir. Wir sind uns hier im Ort ab und an über den Weg gelaufen. Ich weiß nicht, ob er überhaupt wusste, wer ich bin. Er hat mich immer freundlich gegrüßt und das war’s auch schon. Was ist mit seinem Tod? Starb er nicht durch Herzversagen? Zumindest erzählt man sich das.“

      Leo und Hans wollten nicht auf die Fragen eingehen.

      „Wie ist es mit Ihren Kindern? Hatten die Kontakt zu Gerald Haferstock?“

      „Das kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich wissen sie alle von der Beziehung zur Familie Haferstock. Wir haben unsere Kinder offen erzogen und immer alles besprochen.“

      „Wir haben gehört, dass Ihre Kinder von verschiedenen Vätern seien?“

      „Bestimmt hat das die alte Giftspritze Elisabeth behauptet. Das hätte ich mir ja denken können, dass sie überall gegen mich und meine Familie schießt, dabei setzt sie skrupellos die wildesten Gerüchte in die Welt. Das macht sie schon, seit ich denken kann. Ich muss Sie enttäuschen: Ich bin nicht so schlecht und asozial, wie mich meine liebe Halbschwester gerne sehen möchte. Wir sind eine durchschnittliche, bürgerliche Familie, man könnte uns fast als spießig bezeichnen. Keine Vorstrafen, keine Konflikte mit den Behörden, einfach nichts, was man uns ankreiden könnte. Meine Kinder haben ein- und denselben Vater und sind alle sehr gut geraten. Zwei meiner Kinder haben studiert, einer hat sich mit einem Malerbetrieb selbständig gemacht. Meine Jüngste, die Chantalle, ist Hausfrau und managt einen 5-Personen-Haushalt. Mein Mann war immer ehrlich und fleißig, er hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Leider hat er vor drei Jahren sterben müssen, Lungenkrebs.“

      „Das tut mir sehr leid Frau Wagenführ. Würden Sie bitte die Adressen Ihrer Kinder aufschreiben?“

      „Gerne. Obwohl ich nicht verstehe, was das alles soll. Aber Sie machen auch nur Ihre Arbeit.“

      Frau Wagenführ notierte mit Druckbuchstaben von allen vier Kindern Namen und Anschriften und übergab Hans den Zettel.

      „Dann war es das fürs Erste. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

      „Ach, das war doch nichts. Ich hätte gerne mehr geholfen, aber die Familie Haferstock ist für mich und meine Familie nicht existent.“

      „Eine Frage habe ich noch: Warum wohnen Sie hier in dieser Wohnung, in diesem Haus? Verstehen Sie mich nicht falsch, aber eigentlich passen Sie hier in diese Wohngegend irgendwie nicht rein.“

      „Ich verstehe, was Sie meinen. Es stimmt schon, dass diese Siedlung in den letzten Jahren einen sehr schlechten Ruf bekommen hat. Daran ist die jeweilige Hausverwaltung, die sehr häufig wechselt, nicht ganz unschuldig, schließlich wird in diesen Häusern kaum mehr etwas gemacht. Als mein Mann noch gesund war und unser Freund und Nachbar Lothar hier noch gewohnt hat, haben sich die beiden immer bemüht, alles sauber und ordentlich zu halten. Aber das ging die letzten Jahre nicht mehr, die Krankheit hat meinem großen, starken Mann den Boden unter den Füßen entzogen. Er konnte nicht mehr. Und Lothars Frau ist gestorben, worauf er zu seiner Tochter nach Hamburg gezogen ist. Seitdem verkommt alles zusehends. Wir haben hier einen stetigen Mieterwechsel, die meisten bleiben nur vorübergehend und es ist ihnen vollkommen egal, in welchem Zustand sie die Wohnung, den Keller und das Treppenhaus hinterlassen. Oft werfen sie ihren Müll einfach auf die Straße. Natürlich beschwere ich mich regelmäßig bei der Hausverwaltung, aber entweder wollen die nicht oder sie können nicht. Und was soll ich alleine da machen? Ich könnte natürlich meine Kinder bitten, mir zu helfen. Aber die haben ihr eigenes Leben und ich möchte sie nicht damit belasten. Außerdem ist das ein Fass ohne Boden. Manchmal habe ich auch die Nase voll und würde lieber heute als morgen wegziehen. Aber ich wohne schon seit fast 40 Jahren hier. Als ich mit meinem Mann damals hier eingezogen bin, waren diese Wohnungen topmodern und nagelneu. Meine Kinder sind hier aufgewachsen und wir haben hier sehr viel erlebt. Ich habe die schönste Zeit meines Lebens hier verbracht. Und es leben noch ein paar Freunde in der Nähe. Abgesehen davon, dass an dieser Wohnung und an dem Haus viele Erinnerungen hängen, kenne ich mich in der Gegend sehr gut aus. Ich habe kein Auto, noch nicht mal einen Führerschein, dafür war nie Geld übrig. Ich habe hier alles, was ich brauche und fühle mich im Grunde genommen wohl.“ Das klang nicht sehr überzeugend und man spürte, dass Frau Wagenführ sehr unter der Wohnsituation litt. „Es gehen Gerüchte um, dass diese Wohnblöcke abgerissen werden sollen und neue, moderne Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Aber wie soll ich die Miete dafür aufbringen? Um den günstigen Preis wie hier bekomme ich bestimmt keine Wohnung. Meine Rente ist nicht hoch. Wir haben damals den Fehler gemacht und haben uns meine Rente auszahlen lassen, dafür haben wir uns das Wohnzimmer gekauft. Hoffentlich ist das alles nur ein Gerücht.“ Sie lächelte gequält und ärgerte sich darüber, mit welchem Gerede sie die Polizisten belästigte, die sich bestimmt nicht dafür interessierten und besseres zu tun hatten, als sich ihre Probleme anzuhören.

      Das Haus von Gerald Haferstock war zwei Kilometer entfernt am anderen Ende Tögings im Ortsteil Waldfrieden. Durch die üppige Gartenbepflanzung war das Grundstück sehr gut eingewachsen und das Haus war vor neugierigen Blicken zum größten СКАЧАТЬ