Die Faust. Sven Elvestad
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Название: Die Faust

Автор: Sven Elvestad

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754182987

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СКАЧАТЬ Milchhändler und erfuhr dort, daß er tatsächlich einen Liter Milch geholt hat. Von da aus ist es nur wenige Schritte zu einem Kurzwarenhändler, bei dem er seine Schreibwaren und auch gleichzeitig seine Briefmarken zu kaufen pflegte. Aber da war er an jenem Abend nicht mehr. Er muß also verschwunden sein, während er, die Blechkanne in der Hand, auf dem Wege von dem Milchladen nach dem Kurzwarengeschäft war. Finden Sie das nicht seltsam?«

      »Allerdings. Und Sie haben die Milchkanne nicht wieder bekommen?«

      »Nein, Sie ist mit ihm verschwunden. – Glauben Sie nicht auch, daß Brandt tot ist?«

      »Nein,« antwortete Krag, »aufrichtig gestanden – das glaube ich nicht. Es muß ihm etwas zugestoßen sein, als er in das Geschäft gehen und Marken holen wollte.«

      »Was sollte ihm wohl zugestoßen sein? Es kann sich doch niemand an ihm vergriffen haben, da er selbst keiner Fliege etwas zuleide tat!« rief die Dame aus.

      Der Detektiv lächelte.

      »Das herauszufinden müssen Sie schon der Polizei überlassen«, sagte er. »Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre genauen und ausführlichen Mitteilungen, die von großem Wert für uns sind. Nun müssen wir aber auch der Höhle des Verschwundenen einen Besuch abstatten. Sie haben doch nichts dagegen?«

      »Nein, keineswegs. Alles ist unberührt in seinem Zimmer, von dem Stock bis auf das Papier, das er zu beschreiben pflegte.«

      *

      Eine Stunde später stand Krag in dem Zimmer, das Brandt auf so geheimnisvolle Weise vor wenigen Tagen verlassen hatte.

      Er begann sofort eine sorgfältige Untersuchung. Auf dem Tisch fand er nur ein paar unbeschriebene Blätter und ein Paket Kuverts. Er steckte das Löschpapier, das für alle Detektive so hochwillkommene Kopierblatt, zu sich. Dann durchsuchte er die Taschen der zurückgebliebenen Kleidungsstücke des Verschwundenen. Aber was er fand, war weiter nichts als die gewöhnlichen Kleinigkeiten: ein Tabaksbeutel – gefüllt mit einem außerordentlich feinen und teuren Tabak – ein Taschenspiegel usw. Dann machte er sich an Brandts Koffer. Auch hier war nichts von Interesse. Dort in der Ecke stand der Elfenbeinstock. Es war eine ungewöhnlich schöne Arbeit. Der Stock war sehr schwer. Krag schwang ihn durch die Luft und mußte unwillkürlich denken, was für eine vorzügliche Waffe das sei – einen besseren Knüppel konnte man sich nicht vorstellen. An dem Stock befand sich im übrigen kein Merkmal weiter als zwei auf einfache Art mit einem Messer eingeschnittene Kreuze.

       Was Krag besonders irritierte, war der Umstand, daß es ihm nicht gelang, auch nur auf ein einziges beschriebenes Stückchen Papier zu stoßen. Er muß ein sehr vorsichtiger Mann gewesen sein, dieser Brandt, dachte er. Er scheint all seine Papiere stets bei sich getragen zu haben.

      Aber in dem Augenblick, da er das Zimmer verlassen wollte, fiel sein Blick auf etwas Weißes, das unter einem Tischbein hervorlugte. Er beugte sich hinab und zog es vor.

      Es erwies sich als eine gefaltete Visitenkarte, die zwischen Fußboden und Tisch geklemmt worden war, damit dieser feststehe. Krag entfaltete die Karte. Endlich! Die Karte war beschrieben. Mit großen, dicken Buchstaben standen da nur zwei Worte:

      Die Faust.

      Darunter das Zeichen: zwei Kreuze, die genau denen auf dem Elfenbeinstock eingeschnittenen glichen.

      III.

      Der Detektiv war strahlender Laune, weil er endlich etwas Geschriebenes in dem Zimmer des geheimnisvollen Fremden gefunden hatte. Er war fast sicher, daß Brandt diese Karte geschrieben hatte. Nur das Wort »Die Faust« stand darauf und dann die beiden Kreuze – von derselben Art wie die auf dem Spazierstock. Asbjörn Krag steckte die Karte in die Tasche, er wollte die genaue Untersuchung für später aufschieben.

      Ehe er ging, erteilte er der Wirtin die strenge Anweisung, das Zimmer zu verschließen und unter keinen Umständen irgendeinen Unberechtigten hineinzulassen. Dann nahm er den Elfenbeinstock und verließ das Haus.

      Er hatte kaum hundert Schritte durch die lebhafte Straße getan, die in der hellen Frühlingssonne strahlte, als er sich fest am Arm erfaßt fühlte. Der Detektiv wandte sich rasch um und entdeckte nun, daß es ein Schutzmann war, der ihn gepackt hatte und nun starr vor Staunen dastand. Schnell ließ er ihn los und grüßte.

      »O ... Verzeihung ...« stammelte er. »Ich irrte mich. Der Stock war es, der mich veranlaßte ... Sie wissen ... unsere Order ...«

      Asbjörn Krag lächelte.

      »Es ist gut«, sagte er. »Ja, ich habe den Stock selbst gefunden.«

      Und vergnügt ging er weiter die Straße hinunter. Die Polizei hatte all ihren Beamten den Befehl erteilt, genau acht zu geben auf einen großen Mann mit einem Elfenbeinstock. Und so hatte der hier patrouillierende Schutzmann ihn sofort festnehmen wollen, als er den Stock in seiner Hand gewahrte – daß es Asbjörn Krag selbst sein könne, hatte er nicht erwartet.

      Der Detektiv blieb vor einem kleinen Laden stehen. Ja, das mußte die Milchhandlung sein. Er trat ein.

      Die Madame hinter dem Ladentisch wußte sofort, worüber er Aufklärung haben wollte, als er den Namen Brandt nannte.

      »Ich weiß noch alles ganz genau,« sagte sie, »es ist die merkwürdigste Geschichte, die ich je erlebt habe. Er kam ab und zu her, dieser Herr Brandt, und kaufte Milch oder Selter, wenn das Mädchen nicht zu Hause war, um ihm die Sachen zu holen. Er war immer sehr still und verschlossen. Was ich ihn auch fragte, er antwortete nie so recht. Als er das letzte Mal hier war, benahm er sich genau wie sonst immer. Er bat um ein Liter Milch, und als ich ihn beim Einmessen der Milch etwas fragte, antwortete er kaum. Er bekam seine Milch und ging still hinaus. Seitdem ist er ja verschwunden, wie man sagt. Er war ein merkwürdiger Mensch.«

      Krag betrachtete die Umgebung. Er befand sich in einem gewöhnlichen kleinen Milchladen. Ein großes Fenster, in dem ein paar Teller mit Kuchen und Bonbons ausgestellt waren, ging auf die Straße hinaus. Er fragte:

      »Hielt sich an jenem Abend, da er zum letztenmal bei Ihnen war, noch jemand zugleich mit ihm hier im Laden auf?«

      »Nein, er war ganz allein anwesend.«

      »Und es war etwa acht Uhr?

      »Ja, so ungefähr. Ich erinnere mich, daß ich mich schon fertig machte, um den Laden zu verlassen. Um viertel neun pflegt mich meine Schwester abzulösen.«

      »Wie ich sehe, steht unmittelbar vor Ihrem Hause eine Laterne«, sagte Krag und wies auf die Straße.

      »Ja, dadurch ist unser Laden abends außerordentlich hell beleuchtet.«

      »Man sieht also auch von hier drinnen im Dunkeln genau, wer draußen vorübergeht, nicht wahr?«

      »Ja, das ist nicht schwer.«

      »Haben Sie vielleicht beobachtet, daß Brandt draußen jemandem begegnete, als er Ihren Laden verließ?«

      »Nein, darauf habe ich nicht geachtet. Aber er kam noch einmal zurück.«

      »Kam zurück...?«

      »Ja. Als er mit seiner Milch auf der Schwelle stand, drehte er sich plötzlich um und fragte, ob ich Briefmarken hätte. Das mußte ich verneinen, da wir nie welche verkaufen.«

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