Die gelbe Schlange. Edgar Wallace
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Название: Die gelbe Schlange

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181294

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СКАЧАТЬ und einmal nachgesehen, wie weit Clifford Lynne seine Verrücktheit treiben wollte. Bis jetzt wußte Joan nur vom Hörensagen, was in dem Landsitz vorging, und nun hatte sie Gelegenheit, sich persönlich nach dem Stand der Dinge umzusehen. Sie bog von der Landstraße ab und nahm den Weg nach Slaters Cottage. Aber weit kam sie nicht. Eine Gruppe von Männern war damit beschäftigt, den frisch angelegten Weg mit einer Teerlösung zu bestreichen. Drei schwerbeladene Lastwagen sperrten den Zugang zum Wohnhaus, das von Leuten wimmelte und sie an einen aufgestörten Ameisenhausen erinnerte. Der Baumeister des Ortes, den sie persönlich gut kannte, kam lächelnd auf sie zu.

      »Miß Joan, was denken Sie von all diesen Dingen? Es ist doch ein Unsinn, wenn man ein kleines Landhaus, das kaum hundert Pfund wert ist, für tausend Pfund repariert?«

      Sie konnte nur staunen. Während der Nacht waren das Dach und die Sparren abgedeckt worden, so daß nur das reine Skelett des Hauses übrigblieb.

      »Wir haben die Fußböden herausgenommen, die Rohrleitung ist heute morgen um vier Uhr fertig geworden«, sagte der Baumeister stolz. »Im Umkreis von zwanzig Meilen habe ich jeden verfügbaren Arbeiter angestellt.«

      »Aber warum in aller Welt macht Mr. Lynne das?« fragte sie.

      »Ach, Sie kennen ihn?« fragte der Mann erstaunt, während sie errötete. Sie konnte ihm doch unmöglich erklären, daß Slaters Cottage später einmal ihr Heim werden sollte (wie sie sich augenblicklich einbildete), und daß dieser exzentrische Bauherr ihr späterer Gatte sei.

      »Ja, ich kenne ihn«, sagte sie verlegen. »Er ist – ein Freund von mir.«

      »Oh!«

      Sichtlich nahm diese Entdeckung einen großen Teil der Zutraulichkeit des Baumeisters. Aber Joan konnte sich schon denken, was er hätte sagen wollen.

      Sie mußte herzlich lachen, als sie auf die Straße zurückkam. Dieser launenhafte Wiederaufbau von Slaters Cottage in einer solchen Geschwindigkeit war gerade das, was sie von Clifford Lynne erwartet hatte. Warum sie das tat, wußte sie selbst nicht. Aber es schien, als ob er gerade ihr sein innerstes Wesen gezeigt hätte, und sie die einzige in der Familie war, die ihn verstand.

      Sie hörte ein Trappeln von Pferdehufen hinter sich und bog seitlich aus.

      »Guten Morgen, Joan!« hörte sie seine tiefe, wohllautende Stimme.

      Erstaunt drehte sie sich um. Sie sah den Mann vor sich, mit dem sich ihre Gedanken eben so sehr beschäftigt hatten. Er ritt auf einem alten, zottigen Pony mit schläfrigen Augen. Das Pferd sah genau so zerzaust aus wie er selbst.

      »Wieviel Mühe muß es Sie gekostet haben, ein Pferd zu finden, das so gut zu Ihnen paßt! Auch habe ich Ihr Auto gesehen, das Ihrem sonstigen Stil so gut entspricht.«

      Clifford Lynne kniff die Augen zusammen, als ob er lachen wollte, aber man hörte keinen Laut. Sie hätte allerdings darauf geschworen, daß er sich innerlich vor Lachen schüttelte.

      »Sie sind gerade nicht sehr höflich«, sagte er, als er vom Pferde absprang, »und obendrein aggressiv! Aber wir wollen keinen Streit anfangen, bevor wir verheiratet sind. Wo haben Sie eigentlich mein Auto gesehen?«

       Auf diese Frage antwortete sie ihm nicht.

      »Warum mühen Sie sich ab, dieses schreckliche; alte Landhaus neu aufzubauen. Mr. Carter, der Baumeister, sagte, es würde Sie Tausende kosten.«

      Eine Weile sah er sie an, ohne zu sprechen, indem er mit seinem Barte spielte.

      »Ich habe mir das so schön ausgedacht«, sagte er. »Ich bin nämlich etwas exzentrisch veranlagt. Wenn man so lange in einem heißen Klima lebt, ist es leicht möglich, daß der Verstand etwas darunter leidet. Ich habe eine Menge solcher Menschen kennengelernt. Auch finde ich es recht romantisch«, sagte er belustigt. »Ich habe mir gedacht, man müßte auch einige Kletterrosen und Geißblatt ans Haus pflanzen und dann einen schönen Gemüsegarten anlegen! Hühner gehörten auch hierher – ach, sagen Sie mir doch, haben Sie Hühner gerne?« fragte er so unschuldig wie möglich. »Wissen Sie, schwarze Dorkings oder weiße Wyandottes oder irgendeine andere Sorte. Oder mögen Sie Enten lieber?«

      Sie hatten das Ende der Straße erreicht. Das zottige Pony war gehorsam gefolgt.

      »Der alte Bray war so darauf versessen, daß Sie eine aus unserer Familie heiraten sollten, stimmt das?«

      Diese Frage kam ihm so plötzlich und unerwartet, daß er einen Augenblick ganz verdutzt war.

      »Warum fragen Sie eigentlich? Wenn Sie es durchaus wissen wollen – ja«, sagte er.

      »Und Sie hatten Mr. Bray sehr gerne?«

      Er nickte.

      »Sehen Sie, ich lebte so lange mit ihm zusammen, und er war wirklich ein zu netter, alter Kerl. Wie ich die Cholera hatte, pflegte er mich persönlich, und hätte ich ihn damals nicht gehabt, so wäre ich abgekratzt, wie man so zu sagen pflegt. Ich hatte ihn wirklich gern.«

       »Sie hatten ihn so gern,« sagte sie herausfordernd, »daß, als er Sie darum bat, nach England zu gehen und eine seiner Verwandten zu heiraten, Sie ihm das feierlich versprachen –«

      »Das habe ich nicht direkt getan«, unterbrach er sie. »Ich habe kein Versprechen für lange Zeit auf mich genommen. Aber, um Ihnen einmal die Wahrheit zu sagen, ich dachte, er wäre verrückt.«

      »Aber Sie haben es ihm doch versprochen«, sagte sie hartnäckig. »Und soll ich Ihnen sagen, was Sie ihm noch dazu versprochen haben?«

      Er schwieg.

      »Sie verpflichteten sich dem armen Joe Bray gegenüber, daß Sie nichts sagen würden, was die junge Dame, die Sie heiraten sollten, abstoßen und seine Pläne durchkreuzen könnte!«

      Für einen kurzen Augenblick war der Mann mit dem langen Bart vollständig verwirrt.

      »Hellseherei habe ich nie gern gehabt, das sieht der Hexerei zu ähnlich. Ich kenne nämlich eine alte Frau oben im Lande in der Nähe von Kung-chang-fu, die –«

      »Weichen Sie mir nicht aus, Mr. Lynne. Also Sie versprachen Mr. Bray, daß, wenn sich in der Verwandtschaft eine junge Dame finden würde, die Sie heiraten könnten, Sie nichts sagen würden, um sie abzustoßen, und keine Abneigung gegen diese Heirat zeigen würden.«

      Er kraute sich den Bart.

      »Schon gut, es ist ja möglich, daß Sie recht haben«, gestand er. »Aber ich habe nichts gesagt«, fügte er schnell hinzu. »Habe ich Ihnen vielleicht gesagt, daß ich ein Hagestolz bin und die Ehe nicht leiden kann? Habe ich Ihnen etwa erzählt, daß der alte Joe Bray mir damit mein Leben verdorben hat? Bin ich etwa vor Ihnen auf die Knie gefallen und habe Sie gebeten, mir einen Korb zu geben? Sagen Sie doch selbst, Joan Bray!«

      Sie schüttelte den Kopf, und das Lachen in ihren Augen teilte sich ihren Lippen mit.

      »Also Sie haben mir gar nichts gesagt! Aber Sie haben sich selbst zu einem Popanz herausstaffiert –«

      »Und entsetzlich abstoßend gemacht?« fragte er hoffnungsfreudig.

      Aber sie schüttelte wieder den Kopf.

      »Oh, doch nicht so ganz. Ich werde Sie heiraten. Ich vermute, daß Sie das verstanden haben?«

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