Don Quijote. Miguel de Cervantes
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Читать онлайн книгу Don Quijote - Miguel de Cervantes страница 10

Название: Don Quijote

Автор: Miguel de Cervantes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175439

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СКАЧАТЬ sagen werden.«

      »Nicht fließt von ihr, niederträchtiges Hundegezücht«, antwortete Don Quijote von Zorn entflammt, »nicht fließt von ihr, sag ich, was ihr da saget, sondern Ambra und Moschus auf Wangen weich wie Baumwollflocken, und sie ist weder scheel noch bucklig, sondern gerader als eine Spindel vom Guadarrama-Gebirg. Ihr aber sollt die ungeheure Lästerung büßen, die ihr gegen eine solche Schönheit ausgestoßen, wie die meiner Herrin ist.

      Und dies sagend, stürzte er mit eingelegtem Speer auf den Sprecher los, mit solcher Wut und solchem Ingrimm, daß, wenn das gute Glück es nicht gefügt hätte, daß Rosinante auf halbem Weg strauchelte und fiel, es dem verwegenen Kaufmann übel ergangen wäre.

      Rosinante stürzte, und sein Herr kugelte ein gutes Stück Weges weit über das Feld hin; er wollte sich wieder aufrichten und vermochte es nimmer; solche Hindernis und Beschwer verursachten ihm Speer, Tartsche, Sporen und Helm, nebst dem Gewicht der uralten Rüstung. Und während er sich abarbeitete, um aufzukommen, und nicht konnte, rief er in einem fort: »Fliehet nicht, feiges Volk, elendes Volk; bedenket, daß nicht durch meine Schuld, sondern die meines Pferdes ich hingestreckt hier liege.«

      Einer von den mitreisenden Maultierjungen – der gewiß nicht sehr wohlgesinnt war! – konnte, als er den armen Gestürzten solch hochmütige Reden führen hörte, es nicht länger ertragen, ohne ihm die Antwort auf die Rippen zu geben. Er eilte auf ihn zu und ergriff den Speer, und nachdem er ihn in Stücke zerbrochen, begann er mit einem dieser Stücke unsrem Don Quijote so viele Prügel zu geben, daß, ungeachtet und trotz seiner Rüstung, er ihn wie Weizen im Mühltrichter zermahlte. Seine Herren riefen ihm zu, er solle ihn nicht so arg prügeln, er solle von ihm ablassen; aber der Junge war einmal im Zug und wollte das Spiel nicht aufgeben, bis er den ganzen Rest seines Zornes auf die Karte gesetzt; er machte sich an die übrigen Bruchstücke des Speeres und zerbrach sie vollends auf dem gestürzten Jammermann, der bei dem ganzen Ungewitter von Prügeln, das auf ihn regnete, den Mund keinen Augenblick schloß und Drohungen ausstieß gegen Himmel und Erde und gegen die Wegelagerer, denn für das hielt er sie.

      Der Junge ward endlich müde, und die Kaufleute verfolgten ihre Straße und nahmen für den ganzen Weg Stoff zum Plaudern über den armen Prügelhelden mit. Dieser, sobald er sich allein sah, versuchte aufs neue, ob er sich aufrichten könnte; allein wenn er es nicht konnte, da er gesund und wohlbehalten, wie sollte er es jetzt tun, zerdroschen und schier in Stücke zerschlagen? Und dennoch hielt er sich beglückt, denn es bedünkte ihn, es sei dies ein Mißgeschick, wie es der Beruf fahrender Ritter mit sich bringe, und er schrieb es gänzlich der Schuld seines Rosses zu. Und bei alledem wurde es ihm nicht möglich, sich aufzurichten, so zerbleut war er am ganzen Leibe.

      5. Kapitel

      Wo die Erzählung vom Mißgeschick unseres Ritters fortgesetzt wird

      Da er nun sah, daß er sich schlechterdings nicht regen konnte, verfiel er darauf, zu seinem gewöhnlichen Hilfsmittel seine Zuflucht zu nehmen, nämlich an irgendeinen Vorgang aus seinen Büchern zu denken; und seine Torheit brachte ihm jenen mit Baldovinos und dem Markgrafen von Mantua ins Gedächtnis, als Carloto den ersteren verwundet im Waldgebirge liegenließ; eine Geschichte, die die Kinder auswendig wissen, die Jünglinge nicht vergessen haben, die Greise hochhalten und sogar glauben und die bei alledem um nichts wahrer ist als die Wunder Mohammeds. Diese also dünkte ihm auf den Fall, in dem er sich befand, genau zu passen; und so begann er mit Gebärden großen Schmerzes sich auf dem Boden zu wälzen und schwach aufatmend dasselbe zu sprechen, was, wie berichtet wird, der verwundete Ritter vom Walde sprach:

      O wo bist du, meine Herrin,

       Daß dich fühllos läßt mein Schmerz?

       Wohl magst du’s nicht wissen, oder

       Falsch und treulos war dein Herz.

      Und solchergestalt fuhr er in der Romanze fort, bis zu jenen Versen, die da lauten:

      Mantuas edler Markgraf, du mein

       Ohm und angestammter Herr!

      Und das Schicksal wollte, daß, wie er an diesen Vers gelangte, gerade ein Bauer aus seinem eignen Orte, sein Nachbar, vorüberkam, der eine Last Weizen in die Mühle gebracht hatte. Als dieser den Mann dort hingestreckt liegen sah, näherte er sich ihm und fragte ihn, wer er sei und was ihm denn weh tue, daß er so trübselig jammere. Ohne Zweifel meinte Don Quijote, jener sei der Markgraf von Mantua, sein Oheim, und so antwortete er ihm nichts andres, als daß er in seiner Romanze dort fortfuhr, wo er ihm Bericht über sein Unglück gab und über die Liebeswerbung des Kaisersohnes bei seiner Gemahlin, alles in derselben Weise, wie die Romanze es singt.

      Der Bauer stand verwundert da, als er das unsinnige Zeug hörte; er nahm ihm das Visier ab, das von den Prügeln schon in Stücke geschlagen war, reinigte ihm das Gesicht, das er voll Staubes hatte, und kaum hatte er es gereinigt, so erkannte er ihn und sprach zu ihm: »Herr Quijano« – denn so mußte er wohl geheißen haben, als er noch seinen Verstand hatte und noch nicht vom friedlichen Junker zum fahrenden Ritter befördert war –, »wer hat Euer Edlen solchermaßen zugerichtet?«

      Allein auf alles, was er ihn fragte, fuhr der Junker nur mit seiner Romanze fort.

      Da der gute Kerl das sah, nahm er ihm, so gut er konnte, den Koller und das Schulterblech ab, um zu sehen, ob er eine Wunde an sich trage; aber er sah weder Blut noch irgendein Wundenmal. Er brachte es fertig, ihn vom Boden aufzurichten, und mit nicht geringer Mühe hob er ihn auf seinen Esel, weil ihm dies bequemer zum Reiten dünkte. Er las die Waffen bis auf die letzten Lanzensplitter zusammen und band sie fest auf Rosinante; den nahm er am Zügel und den Esel am Halfter und wanderte nach seinem Dorfe, sehr nachdenklich darüber, daß er derlei Ungereimtheiten von Don Quijote zu hören bekam.

      Nicht minder nachdenklich zog dieser dahin, der, weil ganz zerdroschen und zerschlagen, sich nicht recht auf dem Esel zu halten vermochte und von Zeit zu Zeit Seufzer zum Himmel schickte; dergestalt, daß er aufs neue den Bauern zur Frage veranlaßte, er möge ihm doch sagen, was ihm weh tue. Und es schien nicht anders, als ob der Teufel selbst die auf seine jetzigen Umstände passenden Geschichten ihm ins Gedächtnis brächte; denn in diesem Augenblick vergaß er des Baldovinos, und es fiel ihm der Mohr Abindarráez ein, als der Vogt von Antequera, Rodrigo von Narváez, ihn gefangennahm und ihn zur Haft nach seiner Vogtei führte. So geschah’s, daß, als der Bauer ihn abermals fragte, wie er sich befinde und was ihm weh tue, er ihm mit den nämlichen Ausdrücken und Reden antwortete, die der gefangene Abencerraje dem Rodrigo von Narváez sagte, ganz in derselben Weise, wie er es in der Geschichte der Diana von Jorge von Montemayor gelesen hatte, wo es geschrieben steht, und er wendete sie so passend an, daß der Bauer des Teufels werden wollte, ein so endloses Gewebe von Albernheiten zu hören. Aus alledem ward dem Bauer klar, daß sein Nachbar verrückt sei, und er eilte, ins Dorf zu kommen, um des Überdrusses loszuwerden, den ihm Don Quijote mit seinem langen Gerede verursachte.

      Zum Schlusse fügte der Ritter bei: »Es wisse Euer Gnaden, Herr Rodrigo von Narváez, daß diese schöne Jarifa, von der ich gesprochen, jetzt die reizende Dulcinea von Toboso ist, für welche ich die ruhmreichsten Rittertaten getan habe, tue und tun werde, die man in der Welt gesehen hat, jetzt vielleicht sehen mag und künftig sehen wird.«

      Darauf antwortete der Bauer: »Bedenke doch Euer Gnaden, Herr Junker, bei meiner armen Seele, daß ich weder Don Rodrigo von Narváez noch der Markgraf von Mantua bin, sondern Pedro Alonzo, Euer Ortsnachbar, und daß Euer Gnaden weder Baldovinos noch Abindarráez sind, sondern der ehrsame Junker Herr Quijano.«

      »Ich weiß, wer ich bin«, sagte Don Quijote, »und weiß, daß ich nicht nur jeder der gedachten Helden sein kann, sondern auch sämtliche Pairs von Frankreich und selbst all die neun СКАЧАТЬ