Название: Der gebrochene Schwur
Автор: Мэри Элизабет Брэддон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754177310
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»Aber die Dame und der Herr sind hier, Sir; sie wollten warten bis Sie zurückkehrten, und besehen sich eben die Bilder im Speisesaal.«
»Sehen sich die Bilder an!«
Der Hauptmann nahm seinen Hut ab und wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirne.
»Wer sind die Leute, Claribel?« frug er, während seine Gemalin die Karten las.
»Nun, Arthur-, das ist doch seltsam, meine ich; es sind dieselben Leute, deren Namen wir heute im »Brightoner Tagblatt« lasen, Deine indischen Freunde Major und Mrs. Granville Barney.«
In diesem Augenblicke ward die eichene Thüre des Speisesaales von innen geöffnet, und ein lächelndes Gesicht blickte in die Halle.
»Es ist wirklich der liebe Junge selbst,« rief der Eigenthümer desselben im herzlichsten, freudigsten Tone, »so habe ich Dich endlich gefunden, schlauer, alter Fuchs! Habe Dich endlich erwischt, mein Lieber, wie? Alter, schlauer Fuchs, lieber Junge!«
Und Major Granville Barney brach in ein so anhaltendes, heiteres Gelächter aus, wie man es vielleicht nie von menschlichen Lungen gehört hatte. Er kam heraus in die Halle und schüttelte seinem »lieben Jungen« seinem »alten, schlauen Fuchs« wiederholt beide Hände. Man konnte sich über seine Freude an der Begegnung nicht täuschen; er lachte, er schüttelte sich, er wiederholte immer dasselbe in beinahe einfältiger Weise, Alles aus purer Fröhlichkeit.
Er war groß und stattlich, hatte ein frisches, gesundes Aussehen und blaue Augen, welche blitzten und funkelten vor freudigem Entzücken, und deren Lider sich so oft hoben und senkten, daß seine lichten Wimpern selbst im Sonnenscheine blinkten. Seine Zähne waren so weiß, daß sie beinahe eben so sehr leuchteten wie seine Augen, und seine Lippen so rosig und sein Teint so hell wie der einer Frau. Sein lichter, wohlgepflegter Bart und der dichte Wald blonder Haare, der sich um seine weiße Stirne lockte, hatten einen goldenen Schimmer.
Gekleidet war er mit einer gewissen Sorglosigkeit, die ihm aber ganz besonders gut ließ. Er trug ein grellfarbiges Seidentuch um den Hals, einen sammtenen Rock, eine gelbe Weste, eine Menge Schmuck und Zierrathe an seiner Uhrkette und werthvolle Ringe an seinen Fingern, kurz, er war vom Kopfe bis zu den Füßen eine glänzende, blendende Erscheinung, und wohin er sich wandte, schien es, als ob er Strahlen von Gold und Licht um sich werfe.
Der »schlaue, alte Fuchs,« bleich und düster, bewillkommte ihn einsilbig und stellte ihn seiner Gemalin vor. Der Major war entzückt.
»Ich hörte nichts von der Heirat des schlimmen Jungen. Können Sie es glauben, Mrs Walsingham,« sagte er, »der liebe Junge hielt es geheim, selbst vor seinen Freund-In in Calcutta; den Freunden, die ihn so herzlich liebten und hundert kleine Ansprüche an seine Zuneigung hatten, und ich erfuhr es heute durch Zufall im Hotel »zum Schiff« in Brighton. Soll ich Dir sagen wie es kam, Arthur? Mrs. Barney wollte ausfahren, ich stellte ihr vor, daß es in der Nähe Brighton’s nichts zu sehen gäbe, das wir nicht schon gesehen hätten; da Mrs. Barney aber immer noch darauf bestand, frug ich den Kellner nach den Schlössern in der Umgegend. Der Kellner schlug Lislewood-Park vor, gut! Welches Lislewood-Park? Nun das Schloß von Sir Rupert Lisle Baronet. Gut! Wir fahren hin, um Sir Rupert Lisle Baronet zu sehen, nicht vermuthend,« sagte der Major lächelnd und sich vor dem kleinen Knaben verbeugend, »daß Sir Rupert Lisle Baronet ein junger Gentleman in einem Sammtjäckchen sei. Wir kommen an und verlangen das Haus zu sehen. Man sagt, es werde nie gezeigt. Was, rufen wir enttäuscht aus, nie? Nie, erwiedern die Diener; Hauptmann Walsingham hat eine besondere Abneigung dagegen. Hauptmann Walsingham! Denke Dir meine Ueberraschung, mein Junge; denn wenn Du Dich erinnerst, als Du Calcutta verließest, warst Du keineswegs Herr von Lislewood-Park. Male Dir mein Entzücken, meine Glückseligkeit über meines Freundes Glückseligkeit, und reiche mir nochmals die Hand schlauer, alter Fuchs!!«
»Sei kein Narr, Major!« sagte der »schlaue, alte Fuchs« in Erwiederung dieser zärtlichen Anrede.
»Und der liebe Junge hat nicht einmal nach meiner armen Ada gefragt, die da drinnen Sir Rupert Lisle’s Rubens über dem Kamine angähnt.« sagte der Major, nach der halb geöffneten Saalthüre deutend, »welcher, unter uns Mrs. Walsingham (und ohne die Ehrerbietung vor dem Baronet bei Seite zu setzen, der zum strengen Kritiker noch zu jung ist), nichts mehr noch weniger als eine Copie ist! Ja, sagte der Major, Arthur Walsingham anblickend, ja, Arthur, lieber Junge, eine Copie; und ich glaube den Enkel des Mannes genau zu kennen, der sie gemacht, ein kleiner Bursche in Antwerpen, ein Jude, Mrs. Walsingham, aber ein Genie. Die Rubenssche Farbenmischung ist ein Erbstück der Familie, und jeder geschickte Bilderhändler kann Ihnen sagen, woran einer aus der Sippschaft gearbeitet.«
Der Hauptmann blickte düster auf seine bestaubten Stiefel, und schien kein Interesse zu haben für die künstlerische Befähigung des Antwerpener Juden.
Major Barney sah sich mit einem strahlenden Lächeln um, als ob er auf eine gute Antwort warte, doch der Hauptmann blickte nicht auf.
»Arthur,« sagte der ältere Officier, mit seiner weißen beringten Hand seinen glänzenden Schnurrbart zupfend, »mein Lieber, Du empfängst mich, als ob ich ein Häscher wäre, und frägst gar nicht nach der armen Ada!«
»Ach ja!« erwiederte der Hauptmann; »wie befindet sich Mrs. Barney?«
»Mrs. Barney!« rief der Major mit vorwurfsvollem Tone; »und vor zwei Jahren, liebe Mrs Walsingham, hieß es immer, Arthur und Ada unter den lieben Kindern. Doch nun komm’, Hauptmann, und sehe Dir Deine alte Freundin an. Mrs. Walsingham, meine Frau wird entzückt über Sie sein und Sie eben so über meine Frau. Beide jung, beide außerordentlich liebenswürdig,« setzte er hinzu, sich gegen Claribel vorbeugend. »Eine lauter Leben, die Andere ganz Ruhe. Ada!« rief er, seine Stimme erhebend.
»Ja, Lieber.«
Es waren nur drei Silben; aber Töne des süßesten Zaubers, die mit melodischem Klang in’s Herz drangen, als wäre dasselbe eine Harfe, deren zarteste Saite erst jetzt berührt würde; eine Stimme, wunderbar schön. Mrs. Barney erschien unter der Thüre des Speisesaales, und stand auf der Schwelle wie ein Bild im eigenen Rahmen. Ein grüner Sammtvorhang, der auf einer Seite herabhing, unterstützte noch die Illusion; von dem großen Fenster fiel das Licht gerade auf sie herab, und die Strahlen der Sonne schienen sich aus der lieblichen Erscheinung zu concentriren und den übrigen Raum im Schatten zu lassen, so daß selbst der Major nicht mehr glänzte. Sie war reich gekleidet in silbergraue Seide mit violetten Fransen und Bändern, ein großer, schwarzer Spitzenshawl umhüllte sie gleich einer Draperie, und fiel von der einen Schulter in künstlichen Falten auf die Schleppe des Kleides herab; sie hatte den Hut abgenommen, und ihr dunkelbraunes Haar fiel in natürlichen Locken auf ihren Nacken; es war nicht befestigt wie bei Andern, sondern schien nur von der Stirne zurückgeworfen und in Ringeln aufgelöst da und dort niederzuwallen. Ihr Gesicht war vollkommen orientalisch, mit kleiner Adlernase, großen, schwarzen, mandelförmigen Augen, halb verschleiert durch lange, dunkle Wimpern; frischrothe, schwellende Lippen und einen blaßolivenfarbigen Teint. Diesen herrlichen Zügen und Farben war der noch weit lieblichere, beinahe kindliche Ausdruck beigefügt, der mehr als Alles die Herzen gewann. Ihre Feinde, unfähig ihre Reize zu verleugnen, nannten sie eine Jüdin, und sagten damit Alles, was sie konnten. Einige Minuten stand sie so in derselben Stellung, unbeweglich gleich einer Statue; es schien, als sei sie gewohnt zu warten, bis die Ueberraschung und Bewunderung, durch ihre Erscheinung hervorgerufen, sich gelegt habe; dann streckte sie eine kleine zart geformte Hand dem Hauptmanne entgegen, der sie angestarrt hatte, als erblickte auch er sie zum ersten Male.
»Hauptmann Walsingham, haben Sie Calcutta vergessen ?«
»Calcutta СКАЧАТЬ